Der Manierismus PDF

Title Der Manierismus
Author Zsuzsanna Aszodi
Course Einführung Epoche II (1500-2000)
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
Pages 3
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Summary

Mitschrift der Vorlesung "Manierismus" - Manierismus als Antikenrezeption, als Krisenerscheinung, als Paragone und als Naturreflexion - die wichtigsten Merkmale, historischen Zusammenhänge und Beispiele mit anschließender kurzer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte...


Description

3. Vorlesung am 30.4.2015

Manierismus WDH:

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Hochrenaissance: bewusstes Entscheiden und Positionieren der Künstler Unterscheidung von Entwicklungskategorien vgl.: Armhaltung bei Michelangelo vs. Bronzino: Michelangelo: Ignudo der Sixtinischen Decke (1508-12) Bronzino: Herzog Cosimo I. als Orpheus (um 1537/39) Anlehnung an Torso Belvedere: dessen prominenteste Ansicht soll wieder aufgerufen werden, Erinnerung an Vorbild als zentral Auch in NL Bezug auf Michelangelo Hendrick Goltzius: Venus und Cupido mit Satyr (1616) = Bezug auf M’s Venus bzw. „Skulpturen der Neuen Sakristei“ (1526-33, S. Lorenzo, Florenz)

MANIERISMUS Ausgangspunkt/ Vorgeschichte - Problematik der nach Michelangelo Geborenen („Spätgeborenen“) (s. Grabmal Michelangelos in S. Croce, Florenz, 1564-1575) - dessen Ausdruck von 2. Hälfte des 16. - 18. Jh. Im Manierismus in Kunst und KG-Schreibung - ähnliche Problematik der Künstler-Positionierung auch nach Raffael und Dürer (als nordalpine Künstler) Dürer vgl.: Hans Hoffmann: „Hase“ (um 1585)/ Georg Vischer: „Christus und die Ehebrecherin“ (1637) Raffael vgl.: Federico Zuccari oder Antiveduto della Grammatica (?): „Der hl. Lukas malt die Madonna“ (um 1593) Manierismus als „KRISE UND VERFALL“ - 2. Hälfte des 16. Jh. Als „Krisenphänomen: Zerfall, Unsicherheit, Verfall - statt NaturnachahmungStil, reine Künstlichkeit und künstlerische Virtuosität BSP: Michelangelo: „Jüngstes Gericht“ (Sixtinische Kapelle) Krisendiagnostik zur Übertreffung vorheriger Werke BSP: Vasari: „Belagerung von Pisa“, Palazzo Vecchio Florenz, Salone dei Cinquecento (um 1570) anatomische Verdrehungen - Krise und Verfall auch im 19. Jh. ! Grenze zum Wahnsinn vgl.: Ernst Ludwig Kirchner: „Potsdamer Platz“ expressives Thema Krieg bereits bei El Greco: „Das fünfte Siegel der Apokalypse“ (1608-14)  Moderne Kunst „als Verfallsphase“, vgl.: Paul Ligeti: „Der Weg aus dem Chaos. Eine Deutung des Weltgeschehens aus dem Rhythmus der Kunstentwicklung“ (München 1931) KRITIK DER NACHAHMUNG/ ANTIKENREZEPTION - u.a. bei Guillaume de La Perrière:“ La Morosophie“ (Lyon 1553): (zeigt Homer in einen Brunnen pinkeln, nebenstehende Figuren trinken aus dem Brunnen = nehmen, verinnerlichen „Wissen“ in sich Aufnahme/“Eintrinkung“ einer Quelle nicht mehr positiv bewertet (s. auch: Georgette de Montenay: „Emblèmes ou devises chrestiennes“ 1567/1571) - auch religiöse Kritik (Reformation) und Kritik an kath. Bilderkult (Bildkritik als fundamentaler Einschnitt) maximale Verirrung dieses Bilderkultes bei Michelangelos „Jüngstes Gericht“ - aber: durch Ablehnung vom Bilderkult: Verunsicherung, wie nachfolgende christliche Bilder aussehen sollen Versuche christliche Bilder unter der Bedingung der Kritik darzustellen und mit Unsicherheit umzugehen Produktion christl. Kunst als Herausforderung 1.) Tintoretto: „Hochzeit von Kanaan“ (1561, S. Maria della Salute, Venedig) kunstvolle Anordnung lässt zentrale Handlungen, Personen „verschwinden“ meditative Betrachtung der Bildes 2.) Lucas Cranach: „Gesetz und Gnade“ (1530)

Entwurf eines „Denkbildes“: theolog. Programm soll eindeutig dargestellt werden mittels Allegorien, Symbolen + Druckgrafik (neues Medium) als religiöses Propagandainstrument 3.) Pieter Aertsen: „Stillleben mit Christus, Marta und Magdalena“ (1552) Maria und Christus im Durchblick (nicht so zentral) Sinnlichkeit der Welt (essen, trinken) Reflexion darüber, dass Malerei die Sinne verführt (=Kritik der kath. Kirche) viel wichtiger: Erkennen vom tieferen Sinn + kritische Auseinandersetzung 4.) Santi di Tito: „Vision des Hl. Thomas von Aquin“ ( 1593) Verlebendigung durch Heraustreten der Personen (angeschnittene Personen, etc.)  Kunst als meditativer Zweck/ Anregung zum Nachdenken + Weitere Strategie: Zurücknahme, Reduktion vgl.: Scipione Pulzone: „Beweinung“ (1593): einfache, verständliche Darst. der wichtigsten Figuren, ohne Verkomplizierung

Manierismus als Wettstreit (PARAGONE) und Variation 1.) Piazza della Signoria, Florenz - Skulpturenprogramm: David (Michelangelo), Herkules und Cacus (Bandinelli), Perseus und Medusa (Cellini, Bronze freiere Beweglichkeit im vgl. zu Marmor) - Skulpturen agieren im Raumgefüge - Aufstellungssituation gibt Rückschluss über Künstlerintention (Übertreffen des Anderen, vgl. Cellini: Versteinerung aller anderen Figuren zu Marmor) 2.) Agnolo Bronzino: „Der Zwerg Morgante „(1553) - Widerspruch zum Schönheitsideal “Witzcharakter“ (Bronzino bedient aber auch Idealbild, s.: „Idealbildnis des Andrea Doria“ 1530) - simultane Darst. durch Abbildung des Zwerges von vorne und hinten - hier: Wettstreit zwischen künstl. Medien Rundumansichtigkeit von Skulptur muss erst umschritten werden Malerei kann alle Seiten simultan darstellen, Zeit einfangen/sparen - vgl. auch: Giambologna: „Morgante auf einem Meerwese“ (1582) und Valerio Cioli: „Morgante auf einer Schildkröte im Boboli-Garten“ (1564) - Eulenmotiv: Eule lockt Vögel an Verweis auf das Thema der Anlockung, in Falle tappen/Fangen 3.) Giovanni G. Savoldo: „Bildnis des Gaston de Foix“ (1527/30) Motiv der Simultanität durch Spiegel, Rüstung “alles ist eine Verzerrung der Wirklichkeit“ 4.) Daniele da Volterra Sixtinische Kapelle als Anknüpfungspunkt

Manierismus als Reflexion über Natur und Kunst -

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Wettstreit führt zur Intensivierung + verstärktes Interesse an Natur lebensgroße Darstellung des Hofzwerges Morgante Tierdarstellungen exakte Naturwiedergabe vgl.: Giambologna: „Truthahn“ (1567) Interesse an Ungewöhnlichem, an Grenzphänomenen Natur als unendlich, welches sich immer neu erfindet vgl. Flugblatt eines Monsters Interesse am Verhältnis von Kunst, Natur, Künstlichkeit Entstehung von Kunst-/Wunder-/Sammlungskammern vgl.: „Studiolo von Francesco I.“, Florenz, Palazzo Vecchio (1570)

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Sammlungsobjekte hinter als Gemälde getarnten Türen: fließender Übergang von Gemälden zu Naturobjekten Einfangen von gesamten Wissensspektrum und menschl. Kunstfertigkeit Verbindung von Kunst und Natur auch bei Michelangelos „Sklaven“ (1520/25) unvollendete Figuren als Einbauten in künstliche Grotte des Boboli-Gartens Figuren befreien sich auch Marmor = Formprozess der Natur (wie Stalagmiten, etc.) Neuinterpretation von Kunstformen

Konsequenzen des Wettstreits für das 16. Jh.

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Goltzius zieht diese mit dem „Marienleben“ (1593/94) 3 Bilder, jedoch untersch. Konzeption/Stile Bezug auf untersch. Künstler (u.a. Dürer, Lucas van Leyden, Jacopo Bassano), jedoch keine exakte Kopien, nur stilistische Vorbilder! jeder Stil für eine Szene passend  G beherrscht alle Stile der KG, hat aber keinen Anspruch den eigenen Stil zu zeigen, da er bereits alles kann was je beherrscht wurde Zusammenfassend - M als Begriffserfassung des 18. Jh., nicht als Verfallskunst - Zeitgleich zur Reformation/Ggreformation intensives Nachdenken, um eine Lösung zu finden Auseinandersetzung führt zum Wettstreit, endet Bewältugungsform

bei

Goltzius

künstlerische...


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