Der Gütermarkt in der kurzen Frist PDF

Title Der Gütermarkt in der kurzen Frist
Author Ceyda Ertürk
Course Angewandte Makroökonomie
Institution Hochschule Darmstadt
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Summary

Zusammenfassung Gütermarkt ...


Description

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt

Definition: Wenn Ökonomen sich mit jährlichen Änderungen der Wirtschaftsaktivität befassen, konzentrieren sie sich auf die Wechselbeziehung zwischen Nachfrage, Produktion und Einkommen  Änderungen der Nachfrage führen zu Anpassungen der Produktion  Anpassungen der Produktion lösen Veränderungen des Einkommens aus.  Veränderungen des Einkommens rufen wiederum Änderungen der Nachfrage hervor. Ökonomische Modelle •Kurze Frist (Nachfrage bestimmt Produktion) •Mittlere Frist (Produktionspotential bestimmt Produktion) •Lange Frist (es geht um das Wachstum des Produktionspotenzials)

Gütermarktmodell in der kurzen Frist • Benötigt werden: gesamtwirtschaftliche Nachfrage und gesamtwirtschaftliches Angebot • dazu: erneuter Blick auf die Verwendungsseite der VGR (gesamtwirtschaftliche Nachfrage):

Der Konsum C Konsumentscheidungen hängen von vielen Faktoren ab. Der wichtigste Faktor ist jedoch mit Sicherheit das Einkommen oder, noch genauer, das verfügbare Einkommen. Das verfügbare Einkommen ist das Einkommen, über das der Haushalt verfügen kann, nachdem er Transferleistungen vom Staat erhalten und Steuern und Abgaben gezahlt hat. Wenn das verfügbare Einkommen steigt, kaufen die Haushalte mehr Güter, wenn es fällt, kaufen sie weniger Güter. C bezeichnet den Konsum und Y v das verfügbare Einkommen. Wir können die Beziehung zwischen C und Yv ausdrücken. C= C(Yv) (+) Die Gleichung beschreibt auf formale Art und Weise, dass der Konsum C eine Funktion des verfügbaren Einkommens Y v ist. Die Funktion C(Yv) wird Konsumfunktion genannt. Das Pluszeichen unter Y v zeigt, dass der Konsum zunimmt, wenn das verfügbare Einkommen steigt.

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt



Oft ist es nützlich, eine Funktion näher zu spezialisieren. Im konkreten Fall ist es sinnvoll anzunehmen, dass die Beziehung zwischen Konsum und verfügbarem Einkommen durch eine lineare Funktion beschrieben wird: C= c0+c1Yv Der Parameter c1 ist die Konsumneigung (c1 wird präziser als marginale Konsumneigung bezeichnet, aber aus Gründen der Einfachheit lassen wir den Zusatz marginal weg). Dieser Parameter beschreibt den Effekt, den ein zusätzlicher € verfügbares Einkommen auf den Konsum hat. Wenn c 1 etwa den Wert 0,6 annimmt, bedeutet dies, dass ein zusätzlicher € mehr verfügbaren Einkommens den Konsum um 1€ * 0,6 = 60 Cents erhöht. Konsumausgaben der Haushalte (Waren, Dienstleistungen, die von

Verbrauchern gekauft werden) 

Der Parameter c0 ist leicht zu interpretieren. Er beschreibt, wie viel konsumiert würde, wenn das verfügbare Einkommen im betrachteten Jahr 0 wäre. Wenn Y v in der oben genannten Gleichung den Wert 0 annimmt, dann gilt C= c o

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Als nächstes definieren wird das verfügbare Einkommen. Es ist gegeben als: Yv = Y – T Y bezeichnet dabei das Einkommen. Hinter der Variable T verbergen sich die gezahlten Steuern sowie Abgaben an den Staat (wie Sozialbeiträge, Gebühren) abzüglich der erhaltenen Transferleistungen. Wenn wir Y v in die Gleichung einsetzen erhalten wir: C= c0 + c1 (Y-T) Die Gleichung sagt uns, dass der Konsum C eine Funktion des Einkommens Y und der Steuern T ist. Ein höheres Einkommen erhöht den Konsum. Höhere Steuern zu einem geringeren Konsum.

Die Investition I Kauf neuer Kapitalgüter, z.B. Maschinen, Gebäude, Häuser) •Die Investitionen I werden als exogen behandelt I=I •Diese Annahme ist nicht unproblematisch, da sie nicht der Realität entspricht (Wenn der Absatz/die Produktion (= Einkommen) steigt, benötigen Unternehmen üblicherweise zusätzliche Maschinen und erhöhen ihre Investitionen

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt •ABER: Diese Annahme hält das Modell einfach! und wir werden später, beim Aufheben dieser Annahme, sehen, dass wichtige Erkenntnisse des Modells weiterhin gültig bleiben!

Die Staatsausgaben G Konsumausgaben des Staates (Kauf von Waren, Dienstleistungen durch staatlicher Sektor – Bund, Länder) nicht enthalten: Zahlungen für Gesundheitswesen, Sozialversicherungen • Die Staatsausgaben G und die Steuern T werden ebenfalls als exogen behandelt •Guter Grund: •Entscheidungen über die Höhe von Steuern und Staatsausgaben bezeichnet man als Fiskalpolitik •gleichzeitig ist eine Analyse fiskalpolitischer Maßnahmen Aufgabe der Makroökonomie •folglich müssen G und T als exogen behandelt werden; andernfalls wäre diese Analyse nicht möglich

Der Multiplikatoreffekt • Jede Veränderung der autonomen Ausgaben, sei es durch eine Veränderung des autonomen Konsums, der Investitionen, der Staatsausgaben oder der Steuern wird eine Veränderung der Produktion bewirken, die die Veränderung der autonomen Ausgaben übersteigt. • Beispiel: Erhöhung der Staatsausgaben um 1 Mrd Euro; c = 0,6 1 • Höhe des Multiplikators: 1 / (1 – 0,6) = 2,5 • Bei einer Erhöhung der Staatsausgaben um 1 Mrd Euro wird die Produktion um 2,5 * 1 Mrd Euro = 2,5 Mrd Euro zunehmen. Wie kommt es zum Multiplikatoreffekt? •Nachfrageanstieg, z.B. durch einen Anstieg der Staatsausgaben, führt zunächst zu einem Anstieg der Produktion in gleicher Höhe sowie einem korrespondierenden Einkommensanstieg. •Dieser Einkommensanstieg induziert einen weiteren Anstieg der des Konsums, damit der Nachfrage, der Produktion, des Einkommens usw. („nächste Runde“) •Diese Zweitrunden-, Drittrundeneffekte usw. fallen allerdings kleiner aus als der Erstrundeneffekt •Im Endergebnis ist der Anstieg der Produktion und der Einkommen weit größer als die ursprüngliche Ausweitung der Staatsausgaben und zwar um den Faktor, der dem Multiplikator entspricht.

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt •Der Multiplikator ist umso größer je größer die Konsumneigung c ist. 1 •In der Realität liegt die Konsumneigung c heute in Deutschland bei etwa 0,68; d.h. 1 der Multiplikator beträgt 3,125. Damit führt eine Erhöhung der Ausgaben um 1 Euro zu einem Anstieg der gleichgewichtigen Produktion um 3,125.

Dauer des Anpassungsprozesses Wann wird z. B. nach einer Staatsausgabenerhöhung das neue Gleichgewicht erreicht?  Wir gehen zu unserem Beispiel zurück. Nehmen wir an, dass c0 um eine Milliarde € ansteigt. Wir wissen, dass dadurch die Produktion um eine Millarde €, multipliziert mit dem Multiplikator 1/(1-c1) steigen wird. Aber wie lange wird es dauern, bis sie dieses neue, höhere Niveau erreicht hat. 

Modell: Unter den Annahmen, die wir bisher getroffen haben, heißt die Antwort: sofort! Bei der Formulierung der Gleichgewichtsbedingungen haben wir angenommen, dass die Produktion immer gleich der Nachfrage ist. Die Produktion reagiert unverzüglich auf die Nachfrage Bei der Formulierung der Konsumfunktion haben wir angenommen, dass der Konsum unverzüglich auf das verfügbare Einkommen reagiert. Unter diesen beiden Annahmen bewegt sich die VWL unverzüglich von Punkt A auf A‘.



Der Anstieg der Nachfrage führt zu einem sofortigen Anstieg der Produktion und der damit verbundenen Einkommensanstieg führt zu einem sofortigen nachfrageanstieg. Die sofortige Anpassung erscheint nicht plausible.



Realistisch: Beobachtet ein Unternehmen einen Nachfrageanstieg, wird es wahrscheinlich erstmal abwarten, bevor es sein Produktionsniveau anpasst. In der Zwischenzeit greift es auf die Lagerbestände zurück, um die Nachfrage zu befriedigen. Auch ein Arbeiter, der eine Lohnerhöhung bekommt, wird sein Konsum wahrscheinlich nicht sofort anpassen.

Investition ist gleich der Ersparnis - ein alternativer Ansatz auf das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Das Gütermarktgleichgewicht wurde bisher beschrieben als Gleichheit von Produktion und Nachfrage Ein alternativer, aber äquivalenter Ansatz zeigt, dass im Gütermarktgleichgewicht auch eine Gleichheit von Investitionen und Ersparnis vorliegt Die private Ersparnis der Konsumenten (S) entspricht der Differenz zwischen verfügbarem Einkommen und Konsum

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt 







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Beginnen wir mit einem Blick auf die Ersparnis. Per Definition entspricht die Private Ersparnis der Konsumenten (S) der Differenz zwischen verfügbarem Einkommen und Konsum: S= Yv – C Wenn wir die Definition des verfügbaren Einkommens einsetzen, ergibt sich die private Ersparnis als Einkommen abzüglich Steuern und Konsum. S= Y – T – C Gehen wir zurück zur Gleichung für das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt. Die Produktion muss der Nachfrage entsprechen, also der Summe aus Konsum, Investition und Staatsausgaben: Y= C + I + G Ziehen wir nun die Steuern (T) von beiden Seiten ab und bringen den Konsum auf die andere Seite: Y–T–C=I+G–T Die linke Seite ist aber nichts anderes als die private Ersparnis (S) also S=I+G–T Somit erhalten wir: I = S + (T – G)

Der Ausdruck auf der linken Seite bezeichnet die Investitionen. Auf der rechten Seite stehen zum einen die private Ersparnis, zum anderen die Ersparnis des Staates. (Die Differenz zwischen Steuern und Staatsausgaben) Sind die Steuern höher als die Staatsausgaben, erzielt der Staat einen Budgetüberschuss – seine Ersparnis ist dann positiv. Sind die Steuern dagegen niedriger als die Staatsausgaben, ergibt sich ein Budgetdefizit – der Staat hat dann eine negative Ersparnis; Er muss am Kapitalmarkt Kredit aufnehmen. Die Gleichung der Investition und Ersparnis liefert uns einen 2 Weg zum Verständnis des Gleichgewichtes auf dem Gütermarkt. Sie besagt, dass der Gütermarkt nur dann im Gleichgewicht sein kann, wenn Investition und Ersparnis gleich sind. Diese Überlegung erklärt, warum die Bedingung für ein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt als IS-Gleichung bezeichnet wird. Dies steht für Investition gleich Ersparnis. Die Nachfrage der Unternehmen nach Investitionen muss genau dem entsprechen, was private Haushalte und Staat zusammen bereit sind zu sparen. Zusammenfassend: Es gibt 2 äquivalente Methoden, um die Gleichgewichtsbedingung auf dem Gütermarkt zu formulieren: Produktion = Nachfrage Investition = Ersparnis Das Ergebnis ist das gleiche, (wie bei Produktion = Nachfrage) aber die Ableitung liefert uns neue Einsichten in die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge.  Wir müssen zunächst beachten, dass Konsum- und Sparentscheidungen ein und dasselbe sind. Sobald der Haushalt bei gegebenem verfügbarem Einkommen seinen Konsumplan festgelegt hat, ist über die Budgetbeschränkungen auch die Ersparnis

Angewandte Makroökonomik Der Gütermarkt festgelegt. So wie wir das Konsumverhalten spezifiziert haben, ergibt sich die Ersparnis als: S= Y – T –C S= Y –T –c0 – c1 (Y – T) Durch Umformung erhalten wir: S= -c0 + (1-c1) (Y-T)  Genauso wie wir c1 als Konsumneigung interpretierten. Können wir 81-c1) als Sparneigung bezeichnen. Die Sparneigung gibt uns an, wie viel die Konsumenten bereit sind, von einer zusätzlichen Einheit Einkommen zu sparen. Für die Konsumneigung haben wir angenommen: 0 < c 1 < 1. Damit liegt auch die Sparneigung (1-c1) zwischen 0 und 1. Private Ersparnis steigt zwar mit dem verfügbaren Einkommen, aber nur im Umfang 1 – c1 < 1  Im Gleichgewicht müssen wir Investitionen und die Summe aus privater Ersparnis und Ersparnis des Staates gleich sein. Wenn wir für die private Ersparnis einsetzen ergibt sich: I = -c0 + (1 – c1) (Y – T) + (T – G) Aufgelöst nach dem Einkommen erhalten wir:

Die Gleichung ist exakt derselbe Ausdruck wie Gleichung aus (Produktion=Nachfrage).....


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