Konsum in der DDR PDF

Title Konsum in der DDR
Author Julia Kramer
Course Geschichte
Institution Universität Paderborn
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Hausarbeit...


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KONSUM IN DER DDR

Julia Kramer

0

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung

-2

2. Konsum in der DDR

-4

2.1 Versorgungslage in der DDR

-4

2.2 Die Rolle des Schwarzmarktes

-7

2.3 DDR als Mangelgesellschaft?

-9

3. Schluss

- 10

4. Quellenverzeichnis

- 11

5. Literaturverzeichnis

- 11

1

1. Einleitung „Unser Tisch soll mit dem Besten gedeckt werden, was die Natur zu bieten hat: hochwertige Fleisch- und Milchprodukte. Edelgemüse und beste Obstsorten, früheste Erdbeeren und Tomaten zu einer Zeit, da sie auf unseren Feldern noch nicht reifen. Weintrauben im Winter, nicht nur zur Zeit der großen Schwemme. Als Sozialisten sind wir uns darüber klar, dass im sozialistischen Lager bis 1965 ein Überfluss an Lebensmitteln erreicht werden soll. Was da auf den Handel zukommt, diese immer mächtiger anschwellende Woge von Lebens- und Genussmitteln aus aller Herren Länder, von Kleidern und Schuhen, von wundervollen neuwertigen Stoffen, von Küchen- und Waschmaschinen, Autos, von Kunstgewerbe und Schmuck, von Fotoapparaten und Sportgeräten.“1 Sehr utopisch beschrieb Walter Ulbricht 1961 seine Pläne für die Marktwirtschaft und Versorgungslage der DDR, ohne auf jegliche Anstöße für die Umsetzung dieser zu geben. Es sind keinerlei Niederschriften zu finden, was Walter Ulbricht nach 1961 an der Versorgungslage verändert haben soll und so bleiben die Fragen offen, ob er jemals vorhatte, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Was veränderte sich an der DDRGesellschaft und welche Auswirkungen hatten diese Veränderungen nicht nur auf die Marktwirtschaft und Versorgungslage der DDR, sondern auf jeden einzelnen DDRBürger? Eine Fülle an Fragen, die diese Hausarbeit im Kern zu beantworten versucht: Wie hat sich die DDR-Gesellschaft ab dem 1960er Jahren verändert? Trifft Ulbricht´s Zitat zu oder kann es widerlegt werden? Kann man bei der DDR von einer Mangelgesellschaft sprechen und wenn ja, für welchen Zeitrahmen trifft dies zu? Durch die Erläuterung der Versorgungslage in der DDR und die Rolle des Schwarzmarktes soll ein Fundament geschaffen werden, mit dessen Hilfe die noch offenen Fragen im Ansatz beantwortet werden sollen. Ina Merkel´s Werk „Im Widerspruch zum Ideal: Konsumpolitik in der DDR“ 2 bildet die Grundlage dieser Hausarbeit, weil die Autorin sehr schlüssig und anschaulich die Lage in der DDR beschreibt. Desweiteren war auch Hartmut Berghoff´s Aufsatz „Konsumregulierung in Deutschland des 20. Jahrhunderts“2 sehr nützlich, denn der Autor nicht nur die Wurzeln 1

König, Ewald: Walter Ulbrichts Träume vom Paradies. DIE MAUER. DIE MENSCHEN UND DIE

MITTE EUROPAS (19) – Berliner Notizen eines Wiener Korrespondenten, in: EurActiv.de [http://www.euractiv.de/druck-version/artikel/walter-ulbrichts-traume-vom-paradies-002208], 09.10.2009. Eingesehen am 18.03.2013. 2

Die exakten Titel finden sich im Literaturverzeichnis.

2

und die Entstehung der Konsumgesellschaft der DDR beschreibt, sondern weitere Forschungsansätze und Standpunkte von anderen Autoren anreist und so einen groben Überblick zur Forschungssituation in diesem Themenbereich bis 1995 verschafft. Detlef Pollack

hingegen

beschäftigt

sich

in

seinem

Aufsatz

„Die

konstitutive

Widersprüchlichkeit der DDR. Oder: War die DDR- Gesellschaft homogen?“ nicht nur mit der Homogenisierung der DDR-Gesellschaft, sondern vor allem mit der Frage, „inwieweit sich das individuelle Verhalten der DDR-Bürger aus den repressiven gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen herleiten lässt“3, was die Rolle der DDR-Bürger bei Änderungen und Auswirkungen der Marktwirtschaft hervorhebt. Neben der oben genannten Literatur waren die Werke von Anette Kaminski, Willi A. Boelcke und M. Zierenberger4 eine hilfreiche Ergänzung und Grundlage für die hier aufgeführten Beispiele.

3

Pollack, Detlef: Die konstitutive Widersprüchlichkeit der DDR. Oder: War die DDR- Gesellschaft

homogen? In: Geschichte und Gesellschaft, 24 (1998), S. 110. 4

Die exakten Tital finden sich im Literaturverzeichnis.

3

2. Konsum in der DDR Um die Entwicklung des Tausch- und Schwarzmarktes in der DDR in der Nachkriegszeit verstehen zu können, ist es wichtig, sich mit der Versorgungslage der Nachkriegszeit zu beschäftigen.

2.1 Versorgungslage in den 1960er Jahren Ohne sich mit der Thematik beschäftigt zu haben, wird jeder Mensch mit der Nachkriegszeit eine extreme Unterversorgung der Bevölkerung assoziieren. Ina Merkel beschreibt in ihrem Aufsatz „Im Widerspruch zum Ideal: Konsumpolitik in der DDR“ insgesamt drei Perioden, aus denen die DDR- Konsumkultur bestanden hat. Die erste Periode ist die Nachkriegszeit, die zweite waren die sechziger Jahre und die dritte waren die siebziger und achziger Jahre, wobei uns nur die ersten beiden Perioden in dem Zusammenhang interessieren und die dritte zur allgemeinen Vollständigkeit nur kurz angerissen wird. Die erste Periode war die der Nachkriegszeit und bestand im Grunde von einer großen Hungers- und Bedürfnisbefriedigungsnot, Ina Merkel spricht auch von einer „Bedarfsdeckungsgesellschaft“5 und beschreibt damit ein Leben der Bürger unterhalb des Existenzminimums. Durch direkte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von 1945 bis 1958 war ein Mangel aufgetreten – nicht nur an Lebensmitteln, Kleidung – sondern ein allgemeiner Mangel an allem, was ein Mensch zum Leben und ein Staat zum existieren braucht. Lebensmittel wurden nach „Bedürfniskriterien“5 zugeteilt, was nicht nur durch die kargen Lebensmittel sondern auch durch die Politiger als gerecht empfunden wurde, so dass es ein „Bild von sozialer Gerechtigkeit“5 vermitteln sollte und Aufstände im Keim unterdrücken sollten. „Am 15. Mai 1945 betrug die von den Sowjets für Normalverbraucher (V) gebilligte tägliche Lebensmittelration, gestützt auf die noch in der Stadt vorhandenen Vorräte, angeblich 1550 Kalorien = 300g Brot, 15g Zucker, 20g Fleisch, 7g Fett, 400g Kartoffeln u.a.“6, so beschreibt Willi A. Bolchert die Versorgung in der direkten Nachkriegszeit. Zum Vergleich sollte ein gesunder Mann mittleren Alters normalerweise bis zu 2900 Kalorien (unter der Berücksichtigung von Bewegung und ggf. Sport) zu sich nehmen, eine Frau gleichen Alters etwa 2300 Kalorien7, somit befanden sich die Nährwerte 1945 5

Merkel, Ina: Im Widerspruch zum Ideal. Konsumpolitik in der DDR, in: Die Konsumgesellschaft in

Deutschland 1890 – 1990. Ein Handbuch, hrg. V. Heinz- Gerhard Haupt und Claudius Torp, S. 290. 5 6

Boelche, Willi A.: Der Schwarzmarkt 1945 – 48. Vom Überleben nach dem Kriege, Braunschweig 1986, S. 38f. 7 http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=28994, eingesehen am 01.08.2013.

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ungefähr bei 60% von dem, was von Ärzten ermpfohlen wird. Desweiteren muss außerdem berücksichtigt werden, dass durch den Krieg alle finanziellen Ressourcen aufgebraucht waren und mit fortschreitender Zeit schritt auch der Mangel der Lebensmittel fort: Das Bild im Folgenden zeigt die Tagesration des deutschen Normalverbrauchers in der Nachkriegszeit wenige Monate oder Jahre nach dem Jahre 1945, die nur aus 421 Gramm bestand, darunter 350 g Brot, 4 g Käse, 10 g Fleisch, 5 g Fett, 4 g Kaffee- Ersatz, 16 g Zucker und 32 g Nährmittel 8. Unklar ist außerdem, ob und in welcher Art es Unterschiede zwischen den Geschlechtern, dem Alter und den Klassen bei der Lebensmittelvergabe und der Einordnung in die verschiedenen Bedürfniskriterien gab und welche Auswirkungen diese nicht nur auf das Miteinander, sondern auch auf die Gesellschaft hatten.

Tagesration des deutschen Normalverbrauchers in der Nachkriegszeit8

Aber nicht nur Hungersnöte und das Leben am Existenzminimum, es gab außerdem Probleme bei der Unterkunft und der Bekleidung. Der Staat legte Bedürfniskriterien fest, nach denen die Lebensmittel und Bekleidung zugeteilt wurden, ohne diese zu Begründen oder zu Erklären.. Im Jahre 1958 forderte Walter Ulbricht ein Leben im „Überschuss“ und verprach der Bevölkerung der DDR einen Aufschwung von utopischen Ausmaßen. 8

Boelche, Willi A.: Der Schwarzmarkt 1945 – 48. Vom Überleben nach dem Kriege, Braunschweig 1986,

S. 43.

5

Ein Aufschwung stellte sich in den frühen 1960er Jahren auch ein, nicht nur durch neue Ladenketten wie die Staatliche Handelsorganisaion und ein normiertes Festpreissystem, sondern vor allem durch wachsenden Wohlstand der Bevölkerung. Gründe für den wachesenden Wohlstand und die Zweite Periode, die Ina Merkel als „Nachholende Bedürfnisbefriedigung“ bezeichnet9, waren der wirtschaftliche Aufschwung und die scheinbar überwundene Nachkriegszeit. Nicht nur „Bediene dich selbst“- Läden wiesen einen Unterschied zur Nachkriegszeit auf, sondern auch eine neue Definition des Grundbedarfs: Was früher zu den Luxusgütern gehörte, war zu Beginn der 60er Jahre Grundbedarfsmittel und für alle Bevölkerungsschichten zugänglich und bezahlbar. Plötzlich waren Kühlschränke und Waschmaschinen erschwinglich und gehörten zu jedem Haushalt9. Die steigenden Löhne führten jedoch auch zu Problemen: Das Geld war da, jedoch mangelte es an Waren, was dazu führte, dass Luxusgüter immer teuer wurden und kaum zu bekommen waren. So kostete ein Kleinwagen plötzlich das dreifache und man musste Monate, wenn nicht sogar Jahre, auf der Warteliste stehen, bis man diesen dann bekam.10 Die Wirtschaft der DDR wurde immer mehr zur Planwirtschaft und durch den Bau der Berliner Mauer 1961 wurde zudem der Vergleich zur BRD erschwert, was wieder die Preisbildung der einzelnen Waren beeinflusste und eine Art Konkurrenzkampf bzw Wetteifern zuließ: Da die BRD abgegrenzt und weit entfertnt schien, lockten die Versprechen die DDR- Bürger, die was Neues und Innovatives haben wollten11, das westliche Konsummodell übte also eine unwiderstehliche Attrativität auf die DDRBürger aus. Die Mangelgesellschaft der Nachkriegszeit entwickelt sich immer weiter in Richtung

Konsumgesellschaft,

wobei

das

Phänomen

der

übermäßigen

Bedürfnisbefriedigung nicht von der Hand zu weisen ist: Dadurch, dass die Bevölkerung sich nun die Lebensmittel leisten konnte und diese nicht wie zuvor durch Bedürfniskriterien festgelegt wuden, begann in den 60er Jahren die Zeit der Bedürfnisnachholung. Alles, was vorher kaum bezahlbar und in sehr geringen Mengen vorhanden war, wurde jetzt im Überfluss gekauft und konsumiert. Die Produkte, die aus der BRD über die Grenze gebraucht wurden, waren nicht nur sehr rar, sondern extrem gefragt, was wiederum den Preis der Ware in die Höhe trieb, unabhängig davon, ob diese den auch wert war. 9

Ebenda S. 291.

10

Ebenda S. 292.

11

Berghoff, Hartmut: Konsumregulierung im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Forschungsansätze und

Leitfragen, in: Konsumpolitik. Die Regulierung des privaten Verbrauchs im 20. Jahrhundert. Göttingen 1999, S. 9.

6

Dennoch stellt sich die Frage, woher die Menschen, trotz des Warenmangels in einigen Branchen, ihre Waren bezogen haben, sowohl in der Nachkriegszeit als auch in den 1960er Jahren.

2.2 Die Rolle des Schwarzmarktes „Den Schmuck hat man als Butter aufgegessen, die Meißner Tassen trägt man jetzt als Schuh. So wächst dem Eigner, was er einst besessen, von Grund auf umgewandelt wieder zu.“12 Dieser Reim wurde 1948 im Münchener Merkur abgedruckt und beschreibt genau die Situation, in denen sich die Menschen in der Nachkriegszeit befunden haben: Was an Bedarf durch die Tagesrationen und Sonderrationen nicht zugetragen wurde, wurde ertauscht mit stark überteuertem Wert. Wem es an Geld fehlte, der versetzte jegliches Hab und Gut, um sich etwas mehr zu essen leisten zu können, um den Grundbedarf zu stillen. Durch einen Tauschmarkt nahm der heute bekannte Schwarzmarkt seinen Beginn und bestand vor allem in der Nachkriegszeit darin, dass Waren und Lebensmittel von gleichem Wert getauscht wurden. Je höher die Nachfrage war, umso mehr wurde für die jeweilige Ware verlangt, was beim uns bekannten Schwarmarkt nicht viel anders war.

Schwarzmarktpreise in Berlin, Stand 31.01.194913

Die obrige Tabelle gibt einen sehr guten Einblick in die Schwarzmarktpreise im Jahre 1949, wobei die Preise im Vergleich zu Ost und West stehen: Während 50g einer weißen Schrippe in der BRD nur 25 Pfennige kostet, so liegt der Preis in der DDR beim Vierfachen für dieselbe Ware. Und ähnlich verhält es sich mit anderen Waren: Es wird in der DDR ein Preis gezahlt, der bis zu fünffach so hoch ist als in der BRD. 113 g

12

Ebenda, S. 122.

13

Ebenda, S. 219.

7

englischer Schokolade kosten in der DDR 2,5 mal soviel wie in der BRD, für 500 g geräucherten Speck verlangt man sogar das Fünffache. Nicht nur die Preise stiegen in die Höhe, sondern auch die Dreistigkeit der Händler: Er wurde alles genauscht, wonach eine Nachfrage bestand. Auch die Orte, an denen getauscht und gehandelt wurde, wurden immer offensichtlicher. Während man in der Nachkriegszeit meist im geheimen, im Hinterstübchen oder Keller eines Ladens, weitere Ware erwerben konnte, so wurde in den 1960er Jahren offensichtlich auf der Straße oder an öffentlichen Versammlungsplätzen unter den Blicken der Behörden getauscht, die, wenn sie eine Bestechung in irgendeiner Form erhielten, dezent über das Handelsgeschäft hinweg schauten.

Schuhe gegen Lebensmittel. Szene auf einem Hamburger Schwarmarkt.14

Es wurde in aller Öffentlichkeit, wenndoch insgeheim, getauscht und gehandelt und Szenen wie auf Seite 6 „Schuhe gegen Lebensmittel. Szene auf einem Hamburger Schwarzmarkt“ gab es tagtäglich an jeder Ecke. 14

Ebenda, S.89.

8

Auch die Regierung und Politik profitierten vom Schwarzmarkt und ließen diesen zu, da sie selbst den Mangel an Ware keine Abhilfe schaffen konnten und durch den Schwarzmarkt eine Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung erlangten.

2.3 DDR als Mangelgesellschaft? Es ist noch die Frage zu klären, ob man und inwiefern man von der DDR als Mangelgesellschaft sprechen kann. Betrachte man nun die Versorgungslage der Nachkriegszeit und der 1960er Jahre in der DDR, so kann man in zweierlei Hinsicht von einer Mangelgesellschaft sprechen: Zum einen handelte es sich in der Nachkriegszeit um eine Mangelgesellschaft, da zu der Zeit nicht einmal der Grundbedarf der Lebens- und Existenzsicherung gegeben war und die Menschen am Existenzminimum lebten. Es mangelte nicht nur an Bekleidung, Arbeitsstellen, Wohnungen und Unterkünften, sondern vor allem an Lebensmitteln. Der Mangel an Grundversorgung machte die DDR in der Nachkriegszeit zu einer extremen Mangelgesellschaft. Sehen wir uns nun die zweite Option an, so sprechen wir von der DDR als Mangelgesellschaft in den 1960er Jahren: In diesem Fall haben wir hierbei das Gegenteilbeispiel zur Nachkriegszeit. Frühere Luxusgüter gehören von nun an zur Grundversorgung und die Menschen haben genug Geld um so gut wie all ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Dennoch findet sich auch zu dieser Zeit ein Mangel, nämlich der Mangel an Ware. Durch steigende Einkommen können sich immer mehr Bevölkerungsmitglieder mehr leisten, wodurch eine hohe Nachfrage nach Luxus- und Importgütern entsteht und somit ein Warenmangel. Ein weiterer Unteraspekt wäre wohl die Attrativität des Konsummodells der BRD: Der Reiz des Neuen, Fremden und vielleicht auch Verbotenen verleitet die DDR-Bürger immer stärker, so dass zum Beipiel nach dem Fall der Berliner Mauer unzählige DDR-Bürger zu allererst westliche Geschäfte aufsuchten, um ihr „Sucht nach dem Neuen“ zu befriedigen15. Zusammenfassend lässt sich auf dem Argumentationshintergrund sagen, dass man in beiderlei Hinsicht von einer Mangelgesellschaft sprechen kann, wobei man die Einflüsse zu berücksichtigen hat, unter denen es zu den Mängeln gekommen ist. Im ersten Fall wären es wirtschaftliche Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, also nicht gezielt vom Menschen erschaffen. Im zweiten Fall jedoch entsteht die Mangelgesellschaft durch den

15

Berghoff, ebenda S. 9f.

9

Mangel an Ware, also sprechen wir hier von einem gezielt erschaffenem Mangel durch den Menschen.

3. Schluss Abschließend lässt sich zum Thema „Konsum in der DDR“ und zu Walter Ulbrichts Zitat von Seite 2 sagen, dass Ulbricht sehr utopisch gedacht hat. Er hat Pläne gemacht, ohne sich mit der Materie und den Problemen gezielt auseinander zu setzen und diesen Abhilfe zu schaffen. Er berücksichtigte nicht nur die finanzielle Lage der DDR nicht, sondern auch nicht die Bedürfnisse und Wünsche der einzelnen DDR-Bürger. Das Zitat lässt sich im Grunde als eine Art Wunschdenken seitens Ulbrichts einstufen, denn auch 1961 hätte dieser schon wissen müssen, dass er ein utopisches Versprechen gab – eine Art Versprechen, die sich oftmals im Wahlkampf wiederfinden und am Ende nur minimal, wenn überhaupt, umgesetzt werden. Außerdem lässt sich anhand dieser Arbeit erkennen, dass der Konsum der DDR durch die Gegenüberstellung der ersten Beiden Perioden nach Ina Merkel, sich stark verändert und entwickelt hat und welche gravierende Rolle der Mensch selber beim Konsum trägt. Dass der Reiz des Neuen und des Unerreichbaren viel höher ist, als der Reiz irgendwelche Luxusgüter besitzen zu wollen. Natürlich sind die erste und die zweite Periode nach Ina Merkel im Grunde Gegensätze: Während die Bürger unter der ersten Periode und den Folgen des Krieges leiden und fast schon menschenunwürdig leben, so tritt in der zweiten Periode der genaue Gegensatz ein und die Menschen leben im Überfluss, holen nach, was ihnen vorher nicht vergönnt war und genießen den wirtschaftlichen Aufschwung, wobei zu bemerken ist, dass die Bedürfnisbefriedigung der DDR-Bürger die vollends erreicht werden kann. Desweiteren ist der Schwarzmarkt in der DDR ein sehr großes und interessantes Thema, zu dem es leider sehr wenig Forschungsliteratur gibt, wodurch viele Fragen offen und ungeklärt beleiben und sich diese Arbeit grundlegend auf die Frage bezogen hat, wie ob Konsumverhalten der DDR-Bürger und die Versorgungslage der DDR in den 1960er Jahren auf eine Mangelgesellschaft schließen lassen.

4. Quellenverzeichnis

10

Boelche, Willi A.: Der Schwarzmarkt 1945 – 48. Vom Überleben nach dem Kriege, Braunschweig 1986, S. 43, 89, 122, 219.

König, Ewald: Walter Ulbrichts Träume vom Paradies. DIE MAUER. DIE MENSCHEN UND DIE MITTE EUROPAS (19) – Berliner Notizen eines Wiener Korrespondenten, in: EurActiv.de [http://www.euractiv.de/druck-version/artikel/walter-ulbrichts-traume-vomparadies-002208], 09.10.2009. Eingesehen am 18.03.2013.

Pollack, Detlef: Die konstitutive Widersprüchlichkeit der DDR. Oder: War die DDRGesellschaft homogen? In: Geschichte und Gesellschaft, 24 (1998), S. 110.

5. Literaturverzeichnis Berghoff, Hartmut (Hg.): Konsumpolitik: Die Regulierung des privaten Verbrauchs im 20. Jahrhundert. Göttingen 1999. Boelche, Willi A.: Der Schwarzmarkt 1945 – 48. Vom Überleben nach dem Kriege, Braunschweig 1986. Kaminsky, Anette: Wohlstand, Schönheit, Glück. Kleine Konsumgeschichte der DDR. München 2001. Merkel, Ina: Im Widerspruch zum Ideal. Konsumpolitik in der DDR, in: Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890 – 1990. Ein Handbuch, hrg. V. Heinz- Gerhard Haupt und Claudius Torp, S. 289 – 304. Minte, Horst: Konsum- und Arbeitsinteressen des privaten Haushalts. Bochum 1978.

11

Pollack, Detlef: Die konstitutive Widersprüchlichkeit der DDR. Oder: War die DDRGesellschaft homogen? In: Geschichte und Gesellschaft, 24 (1998), S. 110 – 131. Schmidt, Hans-Walter: Schaufenster im Osten. Anmerkung zur Konsumkultur der DDR. In: Deutschland Archiv. Zeitschrift für das vereinigte Deutschland, 27 (1994...


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