Die Gattung Märchen erschließen PDF

Title Die Gattung Märchen erschließen
Course Literatur- und Mediendidaktik
Institution Universität Augsburg
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VHB Zusammenfassung vom 2ten Thema...


Description

Aufbauseminar Literatur- und Mediendidaktik Die Gattung Märchen erschließen

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Märchen = fiktionale, kürzere Prosaerzählung, die auf einen als volkstümlich angesehenen Motivkatalog zurückgreif Volksmärchen = romantische Volkspoesie (Gebrüder Grimm) Medienwechsel von der Mündlichkeit zur Schriflichkeit mit der Etablierung des Grimmschen Buchmärchens Volksmärchen:  Anonyme Urheberschaf (mündliche Überlieferung)  Hohes Alter bzw. Ahistorizität  Reichhaltige Variation bestimmter Stereotypen  Fester Katalog an Motiven Motiv = kleinste bedeutungsvolle Einheit in einem literarischen Text (intratextuell, intertextuell):  Typen-/Figuren-Motive: der Sonderling, die Elfe  Raum-Motive: das verwunschene Schloss, die geheimnisvolle Höhle  Zeit-Motive: der frische Morgen, der Herbst  Ding-Motive: der Schlüssel, der Ring  Leitmotiv = wenn Motiv im Text wiederholt und planmäßig als Bedeutungsträger aufrit Inhalts- und Strukturmerkmale eines Volksmärchens (nach Max Lüthi):  Eindimensionalität  Flächenhafigkeit  Abstrakter Stil  Isolation und Allverbundenheit  Sublimation und Welthaltigkeit Nicht zu vergessen:  Vorkommen von Volksmärchen auch in außereuropäischen Kulturkreisen  Kunstmärchen existieren neben Volksmärchen (z.B. Nußknacker, Mäusekönig…)  Existieren von zahlreichen medialen Aktualisierungen der Grimmschen Märchen  Medienverbund

Die Etablierung des Volksmärchens als Buchmärchen in der Romantik -

Kinder- und Hausmärchen (Jacob und Wilhelm Grimm)  2 Bänder 1812 und 1815  1819 neue Auflage  Bis 1857 fünf weitere Auflagen  Große Auflage mit 211 Erzählungen, Kleine Auflage mit 50 Erzählunngen  Von philologischer Bedeutung  Keine hohe Dichtkunst, keine Bildungsprogramme der Aufklärung und der Klassik  durch Romantiker wurde die Volkspoesie buchfähig (salonfähig)  Volksmärchen wurden "Buchmärchen“ und „Lesemärchen“  Volksmärchen wurden Literatur  Änderungen in erzählerischer und stilistischer Art durch die Brüder Grimm:  Tilgung von Taboiertem (sexuelle Anspielungen)  Harmonisierung von sozialer Gegensätze (soziale Konflikte, propagierten bürgerlichen Moralvorstellungen)  Bevorzugung der Hochsprache (nicht Mundart)  Trägermedium Erzähler wird durch Papier bzw. Buch ersetzt (Mündlichkeit  Schriflichkeit, Stimme  Schriftext)  Das Grimmsche Buch- und Lesemärchen ist heute weitgehend Form und Norm für das Märchen schlechthin

Merkmale eines Volksmärchens nach Max Lüthi -

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Eindimensionalität:  Keine Trennung der diesseitigen Alltagswelt und der jenseitigen Wunderwelt  Das Natürliche und das Übernatürliche existieren in einer Dimension  Sie liegen auf ein und derselben Wirklichkeitsebene (Märchenfiguren staunen oder grübeln nicht darüber nach)  z.B. Harry Poter Flächenhafigkeit:  Fehlen jeglicher „Tiefengliederung“  Figuren ohne Körperlichkeit, ohne Innenwelt, ohne Umwelt  Fehlen einer Beziehung zur Vorwelt, Nachwelt und zur Zeit überhaupt Abstrakter Stil:  Handlung auf das Notwendige reduziert  Figuren, Dinge und Schauplätze sind nur bekannt, nicht geschildert (der Prinz, Schlösser, Wald)  Metallisiert und mineralisiert  steinern, eisern, gläsern, golden  Klares, zielstrebiges Nacheinander der Handlung (klare Linie)  Dominierend: Motiv der Wanderung  Abstraktion durch:  Formelhafe Wendungen (es war einmal…)  Stereotypische Handlungsmotive (die dreifache Bewährung)  Zahlensymboliken (drei, sieben, zwölf) Isolation und Allverbundenheit:  Isolation = Das Märchen isoliert die Menschen, die Dinge, die Episoden und jede Figur ist sich selbst ebenso fremd, wie es die einzelnen Figuren einander sind  Märchenfiguren haben keine emotionalen oder sozialen Bindungen (Familie, Arbeitsplatz, Familie)  Figuren können jederzeit + problemlos alles zurücklassen

Allverbundenheit:  Alles hängt zusammen, Geschick des Helden wird gelenkt, gefügt  Figuren müssen sich nie erst kennenlernen (wissen über Wanderschaf/Suche Bescheid)  Blick genügt zum Verlieben/Heiraten Sublimation und Welthaltigkeit:  Welthaltigkeit = Aufgreifen zentraler Grundfragen menschlichen Zusammenlebens: Hochzeit, Armut, Verwaisung, Verwitwung, Kinderlosigkeit, Kindesaussetzung, Bruderzwist, Geschwister-, Freundes- und Dienertreue  Magische Motive = das Jenseits, übernatürliche Wesen, Verwünschung und Erlösung  Sublimation: Erhöhung, Verfeinerung  Grundfragen menschlichen Zusammenlebens werden nicht im Sinne eines sozialen Realismus analysiert, sondern sublimentiert  Märchen ist keine Problemliteratur  Denn: Dinge wie Personen verlieren ihre individuelle Wesensart und werden zu schwerelosen, transparenten Figuren 

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