Dürrenmatt - Romulus der Große PDF

Title Dürrenmatt - Romulus der Große
Course Staatsexamenskolloquium Deutsch NDL
Institution Universität Konstanz
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Summary

Zusammenfassung Vorbereitung Staatsexamen Lehramt Deutsch
Schwerpunkt: Literatur nach 1850
Wintersemester 20/21...


Description

Friedrich Dürrenmatt - Romulus der Große   

Komödie 1948/49 Ds drittes Stück

Historischer Hintergrund 





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Während des 4. und 5. Jh. n. Chr. verfiel die Macht des Römischen Reiches allmählich o nachdem sie unter den Kaisern Trajan (reg. 98-117 n. Chr.) und Hadrian (reg. 117-138) ihren Höhepunkt erreicht hatte Ein Grund für diesen politischen und wirtschaftlichen Niedergang: o die wiederholten Angriffe kriegerischer germanischer Stämme aus dem Norden, die im Zuge der Völkerwanderung die Grenzen des Reiches berannten und nur mit Mühle zurückgeschlagen werden konnten Nach und nach erlahmten die Widerstandkraf und der Wille des Römischen Reiches, sich diesem Ansturm zu widersetzen und immer mehr germanische Stämme würden ins Reich eingelassen o Resultat: Langsame Überfremdung von Armee und Reich Bereits in der ersten Hälfe des 4. Jh. hatte Kaiser Konstantin der Große (reg 306-337) Konstantinopel als neue (zweite) Hauptstadt des Reiches gegründet Beim Tode Kaiser Theodosius‘ I. im Jahre 395 wurde das Reich in ein weströmischen (unter seinem Sohn Honorius) und ein oströmisches (unter seinen Sohn Arkadios) geteilt o Während sich das oströmische Reich bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 erfolgreich behauptete, zerfiel das weströmische unter den Angriffen germanischer Völkerschafen Rom selbst wurde 410 zum ersten Mal von den Westgoten unter ihrem König Alarich (um 370-410) erobert und geplündert Spanien und Gallien – etwa das Gebiet des heutigen Frankreich – wurden bald darauf von Wandalen überrannt, die unter ihrem König Geiserich (428-47) in den nordafrikanischen Provinzen Roms ein Reich begründeten o Von dort aus setzten sie im Jahre 455 nach Süditalien über und marschierten auf Rom zu, das sie eroberten und plünderten o Nur mit Mühe gelang dem Papst Leos I., des Großen (440-461), sie zumindest von der völligen Zerstörung Roms abzuhalten Etwa zur selben Zeit brachen die Hunnen unter ihrem König Attila (gest. 453) von den unteren Donau auf und stießen in ihren Eroberungszügen durch Germanien und Norditalien vor o Ihr Andringen konnte 451 zum Halt gebracht werden Das römische Kaisertum war inzwischen mit dem Reich in eine schwere Krise geraten o Das Prinzip der Erblichkeit des Kaisertitels wurde nun aufgegeben und eine Reihe von meist nur kurze Zeit regierenden Kaisern folgte Genau dies war der Fall bei Romulus Augustus !

o Sein Vater Orestes stammte aus Pannonien, einer römischen Provinz o Als seine Heimat von den Hunnen erobert wurde, begab er sich um 450 in die Dienste Attilas, dessen Sekretär er wurde und in dessen Auftrag er mehrfach in diplomatischer Mission nach Konstantinopel geschickt wurde o Nach dem Tode Attilas und der Eroberung Pannoniens durch die Ostgoten nahm er weströmische Dienste an und stieg infolge seiner Fähigkeiten schnell zum Feldherrn auf o Kaiser Julius Nepos (reg. 474-475), der von Ostrom unterstützt wurde, verlieh ihm den begehrten Titel „patricius“ o Es gelang ihm, die zumeist germanischen Truppen zum Aufruhr gegen Julius Nepos anzustacheln und dazu zu bewegen, im Jahre 475 seinen fünfzehnjährigen Sohn Romulus als Kaiser des Westens anzuerkennen o Doch er selbst sollte Opfer dieser ihn zunächst unterstützenden Truppen werden, die darauf bestanden, dass ein Drittel aller Ländereien Italiens unter sie verteilen würden o Orestes wies dieses Ansinnen zurück und spielte damit seinem Rivalen Odoaker, einem germanischen Heerführer aus dem Volk der Skiren, der Mitglied der kaiserlichen Leibwache in Ravenna war, die Macht in die Hände o Odoaker gewann die Gunst der Truppen dadurch, dass er ihnen die Erfüllung all ihrer Forderungen versprach o Orestes musste sich mit seinen Getreuen nach Pavia zurückziehen, das sofort belagert wurde o Die Stadt fiel und Orestes wurde 476 auf Befehl Odoakers enthauptet o Sein Sohn Romulus, dessen Hof sich in Ravenna befand, war damit der Gnade Odoakers ausgeliefert, der auf Ravenna zumarschierte o Dort angekommen setze er Romulus ab und wies ihm die berühme Villa des Lukull bei Neapel als Wohnsicht zu, nebst einer jährlichen Pension von 6000 Solidi o Hier lebte Romulus mit seiner Mutter bis zu seinem Tod, dessen Datum nicht bekannt ist o erst nachträgliche wurde sein Name von den Soldaten in die bespöttelnde Form „Augustulus“, „Kaiserlein“, geändert o Mit der Absetzung Romulus‘ durch Odoaker war nach Ansicht vieler Schulhistoriker das Römische Reich als politisch-historische Einheit am Ende  Andere weisen darauf hin, dass Romulus nie in Wirklichkeit der rechtmäßige Kaiser des Westens war, sondern Julius Nepos, der bis zu seiner Ermordung im Jahre 480 von Ostrom als solcher anerkannt wurde o Auch wurde das Jahr 476 nicht als gravierender Einschnitt angesehen  Die Verwaltung funktionierte weiterhin, und es schien, als habe lediglich ein Machtwechsel von Orestes, der de facto regierte, zu Odoaker stattgefunden, der sich von seinen Truppen zum König ausrufen und von dem oströmischen Kaiser Zeno dem Isaurier (reg. 474-491) schließlich den Titel „patricius“ verleihen ließ



o Der römische Senat erkannte den oströmischen Kaiser als einzigen Kaiser an und damit dessen Oberherrschaft über Italien o Odoaker war der erste germanische König, der mit Umsicht und Erfolg Italien regierte und zwar weiterhin mit römischen Verwaltungsinstitutionen o Doch: Er wurde von dem ostgotischen König Theoderich (471-526), der mit seinem Volk im Auftrag des oströmischen Kaisers Zeno nach Italien geschickt worden war, wiederholt geschlagen (489/490) und bei Ravenna eingeschlossen o Nach zweieinhaltjähriger Belagerung übergab er im März 493 die Stand unter der Bedingung, dass beide Könige gemeinsam herrschen sollten, wurde aber nach zehn Tagen von Theoderich eigenhändig ermordet o Nach dieser Mordtat sollte Theoderich eine Generation lang (bis 526) über Italien, Sizilien, Dalmatien und einen Teil regieren, als Stellvertreter des oströmischen Kaisers und als König der Goten Oströmische Kaiser war während der Dramenhandlung der schon erwähnte Zeno der Isaurier, der aus der Landschaft Isaurien im kleinasiatischen Taurus-Gebirge stammte o Er war der Nachfolger Kaiser Leos I. (reg 457-474) o 475 wurde Zeno durch den Gegenkaiser Basiliskos vertrieben, der auf Betreiben der intriganten Schwiegermutter Zenos als Gegenkaiser eingesetzt worden war o Zeno floh in die Berge Isauriens, nicht nach Italien o Da sich Basiliskos als Herrscher nicht bewährte, war Zeno bereits 477 wieder im Besitz der Herrschaft

Literarische Anregungen 



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D weist in seiner Anmerkung darauf hin, dass ihn August Strindbergs (1849-1912) Novelle „Attila“ zu seinem Stück inspiriert habe o Idee: Den letzten Kaiser Westroms, Romulus Augustulus, ein fünfzehnjähriges Unschuldslamm, in ein mehr als fünfzigjährigen Landesverräter auf dem Tron zu verwandeln, der sein Reich den Germanen ausliefert, weil er nicht mehr an das Recht des römischen Imperiums glaubt, sich zu verteidigen In einzelnen Motiven lassen sich Ähnlichkeiten zu zwei Dramen Frank Wedekinds (1868-1914) ausmachen o Im ersten Teil seines „Lulu-Tragödie“ („Der Erdgeist“, 1895) verstecken sich die Akteure vor Lulus Mann, Dr. Schön, hinter Vorhängen und einem Kaminschirm und unter dem Tisch, ähnlich wie die Kaisermörder im 3. Akt o In seinem Drama „Hidalla“ („Carl Hermann, der Zwergriese“) (1904/1905) will Hetmann den Märtyrertod sterben, um seinen Ideen zum Durchbruch zu verhelfen, wird aber von einem seiner Anhänger daran gehindert Die nächtliche Szene im Schlafzimmer parodiert die Ermordung des Cäsar in Shakespeares „Julius Cäsar“ Walter Bossard hat den weströmischen Kaiser Honorius als eigentliches Vorbild für Romulus identifiziert

o Es ist nicht Romulus, der letzte weströmische Kaiser, der als Hühnerzüchter in die Geschichte eingegangen ist o Auch nicht Romulus, der erste König und ebenso wenig Augustus, der erste Kaiser o Es ist Honorius, der erste weströmische Kaiser nach der Reichsteilung, dessen Lieblingshuhn nach historischer Überlieferung „Roma“ geheißen haben soll o Flavius Honorius lebte von 384-423  Er war der jüngere Sohn Theodosius‘ I, des letzten gesamtrömischen Kaisers und übernahm in dessen Todesjahr 395 die Herrschaft über das westliche Reich  Von ihm erzählt Prokop von Kaisareia, der Geschichtsschreiber Justinians I., im 6. Jh. n. Chr. folgende unrühmliche Anekdote: Ihm wurde berichtet, dass Rom zugrunde gegangen sein und er dachte, dass sein Huhn gestorben war. Als ein Eunuch dies hörte, klärte er auf, dass es sich um Rom handelt und Honorius atmet erleichtert auf. So unwissend war dieser Kaiser.  Hauptquelle für die Dramaturgie von D ist Honorius‘ private Hühnerleidenschaft, die in der Darstellung Prokops alles politische Kalkül dieses Kaisers radikal verdrängt o „Romulus der Große“ ist insofern in einem weitergehenden Sinn eine „historische Komödie“, als man bisher annahm  Die dramaturgische Grundidee (der Kaiser als Landesverräter) und ein zentrales komödiantisches Motiv (der Kaiser als Hühnerzüchter) sind ihm historischen Stoff vorgebildet

Ungeschichtliche historische Komödie 





Die Gattungsbezeichnung „Komödie“ verwendet D erstmals für sein Stück „Romulus der Große“ o Max Frisch: Nicht dass D die Leute zum Lachen bringt, rechtfertigt diese Bezeichnung, sondern worüber er sie zum Lachen bringt: Wir lachen über den Untergang eines Imperiums Eigenes Modell o skeptisches, auf die Mündigkeit des Individuums setzendes Misch-Theater, das Authentizität nicht in empirischer Faktizität sucht, sondern im Infragestellen scheinbar abgesicherter Positionen Absage an die Form der Lehrstücke o korrespondiert mit dem Verzicht auf mimetisches Nachbilden historischer oder zeitgenössischer Wirklichkeiten o An deren Stelle setzte D eine mit Stereotypen, Schemata und kabarettistischen Einschlägen arbeitende Realität o Aus deren Verzerrung gewinnt der Zuschauer den geistigen Freiraum, um zu seinen selbst gefundenen Einsichten und Erkenntnisse zu gelangen

















„Romulus der Große“ steht noch im Schatten des Zweiten Weltkrieges o Hier wird durchexerziert, wie Geschichte verlaufen könnte, wenn kein Täter an den Schalthebeln der Macht sitzt, sondern einer, der aus Reflexion zum Nicht-Täter wird Es ist ein Geschichtsdrama gegen jegliche Erfahrung  An die Stelle der realen Geschichte wird das Konstrukt ihrer Möglichkeit gesetzt Die Komödie entwirft das Portrait eines bewusst passiven Herrschers, der sich dem Handeln verweigert und so den Frieden garantiert o Sein Mut besteht in der befremdlich wirkenden Praxis von Humanität o Das Hühnerzüchten ist eine unpolitisch friedliche Tätigkeit und führt jedes pathetische Heroentum ad absurdum o Der Landesverrats erweist sich als ein pazifistisches Modell, das nicht mehr haltbare Imperium zu liquidieren o Dennoch: Romulus und Odoaker erscheinen als gescheiterte Politiker Warum ist das Stück eine Komödie? o Weil es die Sinnlosigkeit des Weltgeschehens entlarvt o Weil es die Ohnmacht des Einzelnen schonungslos, aber mit einer irritierendlachenden Nonchalance (Ungezwungenheit) demonstriert Es illustriert Ds Haltung:  Der Bühnendichter könne der gegenwärtigen Weltgeschichte nicht mehr mit der Tragödie, nur noch mit der Komödie beikommen Würde die Weltgeschichte anders verlaufen, wenn alle „ernsten“ Helden abdankten? o Hätte sie bereits in der Antike einen anderen Verlauf nehmen können? o Könnte dieses Abdanken für zukünftiges Handeln ein Modell werden? o D: Die Weltgeschichte ist bisher in zunehmenden Maß von „Weltmetzgern“ veranstaltet worden o Romulus als erdachtes Gegenmodell, eine in die Geschichtswirklichkeit zurückprojizierte Fiktion Zum ersten Mal schuf D mit dieser spielerischen Komödie eine Gegenwelt, einen Gegenentwurf zur realexistierenden Welt o Die Gegenwelt wird keineswegs ernsthaft inszeniert o Mit komödiantischer Lust wird ernsthafte Politik und Geschichte auf die Schippe genommen D versucht sich an der Komödie, weil sie die einzige Form ist, das Chaos, das unsere Welt ist, in eine ästhetische Form zu bringen

Verschiedene Fassungen  

Kein anderer Text hat D so häufig einer Revision unterzogen wie die erste Komödie „Romulus der Große“ Der Text liegt in fünf verschiedenen Fassungen vor o 1) Fassung des Basler Uraufführung (1956)







o 2) Fassung von 1957, uraufgeführt im Schauspielhaus Zürich, veröffentlicht 1957  Seit der Fassung von 1957 erhielt Romulus in Gestalt des Odoaker einen ebenbürtigen Gegenspieler o 3) Fassung von 1961, veröffentlicht 1961 o 4) Fassung von 1963, bearbeitet für das Theater Paris, veröffentlicht 1964 o 5) Neufassung von 1980, die im Wesentlichen auf der zweiten und vierten Fassung beruht  definitive Fassung Die jeweiligen Veränderungen betreffen v.a. den IV. Akt o Die Fassung der Uraufführung zeigt Romulus als planvoll Handelnden, als Politiker des Friedens o Hier dominiert eine Komik, die in den späteren Fassungen seit 1957 durch Anflüge einer persönlichen Tragik des Scheiterns eines nun nicht mehr so gradlinig handelnden Kaisers gebrochen erscheint o Die Überarbeitungen reflektieren die immer konsequentere Übertragung der theoretischen Schrifen zum Theater auf den Text, die sich in der sukzessiven Entwertung des individuellen Handlungsspielraums ausdrückt o So verändert sich das Stück in seinen fünf Fassungen vom utopischen Gegenentwurf einer Politik der Menschlichkeit zur resignativen Satire, deren letzter Befund nur die Machtlosigkeit des Einzelnen angesichts der Willkür weltpolitische sein kann  Es tritt die schlimmstmögliche Wendung ein  Romulus, nachdem all seine Pläne gescheitert sind, nachdem er sein Volk geopfert hat, darf nicht sterben – sein Kalkül hat sich gegen ihn gewendet  Einsicht in die Unmöglichkeit einer Einflussnahme des Einzelnen auf weltgeschichtliche Zusammenhänge Der immer wieder veränderte Schluss des Stücks bezeugt, dass Ds Denken zunehmend vom Pessimismus geprägt wurde o Erste Fassung: Romulus ist Landesverräter o Zweite Fassung: Romulus ist ein mutiger Mensch o Dritte und vierte Fassung: Romulus ist ein Narr o Fünfte Fassung: Romulus resigniert Wo die ersten Fassungen noch auf Verständigung setzen und eine Möglichkeit aufweisen, wie dem circulus vitiosus von Gewalt, Hass und nationalem Egoismus zu entkommen sei, leugnet die Neufassung von 1957 diese Möglichkeit und lässt allenfalls einen Hoffnungsschimmer einer sich in ihrer Absurdität verfangenen Welt und Geschichte

Die Einheit von Zeit, Ort und Handlung 

D hält sich weitgehend an die drei aristotelischen Einheiten

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Möglicher Grund: Mit der so strikten Einhaltung der Einheiten einen komischen Effekt erzielen Einheit der Zeit: o Es geht genau 24 Stunden o Vom einen Frühstück zum anderen Frühstück Einheit des Ortes: o D hätte durchaus Szenen im Lager der Germanen, andere im Lager der Römer spielen lassen können o Aber: Es gibt nur einen einzigen Spielraum: Die Villa des Kaisers Romulus in Campanien Zeit und Raum verweisen demnach auf eine kreisförmige Anlage des Stückes o Die Handlung, die dazwischen liegt, schwindet auf ein Minimum und scheint nichts bewirkt oder grundlegend verändert zu haben o Man kann dem geschichtlichen Fatum nicht entrinnen Den Raum lässt D auch zum Mitspieler werden o Denn am Raum und seiner Gestaltung lässt sich der Untergang des Römischen Reiches ablesen Die Einhaltung von Raum und Zeit bedingt auch die Konzentration auf die Figur des Romulus als Zentralgestalt des Stückes o Auf sie hin bewegen sich alle einzelnen Handlungen und von ihr gehen sie aus o Romulus führt die gänzliche Verweigerung der Aktion vor, um so den sinnlosen Heroismus ins Leere laufen zu lassen; er hält die Welt aus, wie sie ist, um sie, so paradox es erscheinen mag, zu ändern

Figuren 

Tullius Rotundus o Innenminister o verunsichert angesichts der für ihn ungewohnten Lage, in der sich das Römische Reich befindet o Er beklagt sich, dass sein Amt wohl sei, in der Residenz zu sitzen und eine Hiobsbotschaft, um die andere entgegennehmen zu müssen und nicht helfen zu können  Er meint, dass dieses Schicksal das Schlimmste sei, was einem Politiker widerfahren könnte  Aber: Er unternimmt nichts gegen dieses Schicksal  Allenfalls plant er die Flucht und die planmäßige Vernichtung der wertvollen Dokumente römischer Regierungskunst, die nicht den Germanen in die Hände kommen dürfen o Sein Aktionismus ist blind, meist nur verbal und angetrieben von eigener Feigheit und eigenem Sicherheitsbedürfnis o Wie weinerlich und ungeschickt er ist, zeigt sich, wenn er sich, um Romulus zu töten, aber lauthals aufschreit, als ihm Romulus auf seine Finger tritt







o Seine Ideen sind völlig überflüssig Mares o Kriegsminister o Wie Tullius Rotundus plant auch Mares nur, ohne den geringsten Erfolg zu zeitigen o Er ist nicht mutig und überlegt, sondern feige und ängstlich  Das passt nicht zu seinem Amt o Seine Aktionen, Rom zu retten, sind lächerlich, wenn er etwa sein Schwert schwing und ruft „Ich werde Rom retten!“ o Er plant die total Mobilmachung in einem Augenblick, wo selbst die Letzten der kaiserlichen Leibwache geflüchtet sind o Auch er lebt in Verkennung der Wirklichkeit, indem er sich durch Einreden ablenkt („Wir können gar nicht verlieren“ und sich selbst zu beruhigen versucht Zeno o Auch er gehört zu den Figuren, die das Kabinett von Jammerlappen und fast bis ins Groteske verzerrten lächerlichen Figuren bereichern o feige und überängstlich, der Situation keineswegs gewachsen o selbst unfähig zu handeln, lässt er für sich die Anderen agieren o Er ist emigrierter oströmischer Kaiser, von seiner Schwiegermutter Verina, die sich mit den Germanen verbündet hat, vertrieben o Er wäre gern Privatmann o Er ist stets auf der Flucht o Als er sieht, dass ihm Romulus nicht genügen Schutz gewährt, plant er sogleich, zum Kaiser von Abessinien sich abzusetzen, um dort um Asyl zu bitten  Ihm geht es nur um die Rettung seiner eigenen Haut o Seine Aufforderung an Romulus, sich vor der Geschichte zu verantworten, ist lediglich hohle Phrase o Auch hinter den Formeln, dass man die Gefahr der Germanen für die Welt und gegen sie kämpfen müsse, ist hohles Gerede Cäsar Rupf o verkörpert den modernen Geschäfsmann, der mit seiner Energie einen Gegensatz zur ansonsten alles beherrschenden Lethargie der Szene bildet o Seine Sprache wirkt einmal sehr konzentriert, dann wieder sehr hektisch o In allem, was er sagt, betreibt er seine eigene Public Relation (PR)  Sentimentalitäten kennt er nicht o Sein Denken, Handeln, Sprechen ist nur von seinem Geschäfssinn geprägt  Er denkt und handelt eiskalt, nüchtern o Patriotismus ist ihm eine lästige Haltung  Hauptsache ist für ihn, was für seine Dienste als Gegendienst herausspringt o Sein Selbstbewusstsein und seine Selbstsicherheit leitet er aus seinem Vermögen ab







o Mitmenschliche Beziehungen definieren sich für ihn ausschließlich durch das Geld  Er will die Beziehung mit Rea aus reiner Kalkulation o Alle Menschen sind ihm käuflich  Er ist verblüfft, als Romulus sich gegen seine Pläne erfolgreich sperrt Ämilian o verarmter Patrizier o Humanist und Pazifist o Er ist zu den Germanen gegangen, weil er den Frieden liebt und weil er sie mit den Römern versöhnen wollte  Aber: Die Germanen nahmen ihn gefangen und schändeten ihn  Er verließ sein Gefängnis, indem er die Soldaten tötete, die ihn bewachten  So erreichte er sein Vaterland, sah unterwegs die zerstörten Städte o Nun klagt er Romulus an, sein Reich verraten und hingerichtet zu haben  Er fühlt sich als römischer Offizier entehrt und ist sich selbst zum Gespenst geworden o Trotz aller Erfahrung bleibt er Patriot  Er zwingt Rea aus diesem Patriotismus heraus, die Ehe mit Rupf einzugehen  Er vertritt also keine plausible, ethisch fundierte Alternative zur Anschauung des Kaisers Julia o Romulus und Julia = klassisch zerstrittenes Ehepaar o Julia überni...


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