Kapitel 10 Wortbildungstyp Derivation PDF

Title Kapitel 10 Wortbildungstyp Derivation
Author Susanne Hübsch
Course Grammatische Analyse Gegenwartssprache
Institution Otto-Friedrich Universität Bamberg
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Wortbildungstyp Derivation...


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Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft Kapitel 10: Wortbildung: Derivation Zusammenfassung zur Examensvorbereitung

10. Wortbildungstyp: Derivation

10.1 Explizite Derivation Explizite Derivation: Ableitung mit Hilfe eines Wortbildungsaffixes Ein Derivat besteht aus: Basis + Wortbildungsmorphem Grundmorphem (grün)

Gebildetes Wort (abnutzbar-)

Derivat/ Ableitung: Wortbildung, bei der aus einer Basis mit Hilfe eines Wortbildungsmorphems ein neues Wort gebildet wird. 10.1.1 Präfix-, Suffix-, Zirkumfixbildung Der Wortbildungstyp heißt Derivation . Präfixbildung: Wortbildungsmorphem tritt vorn an die Basis Bsp. dumpfig, abnutzbar Bsp. un-klug, ver-blühen, Miss-ernte Es handelt sich um eine Modifikation (= Ableitung ohne Wortartwechsel), da sich die Bedeutung nicht verändert, genauso wenig wie die Wortart. Das Wort wird lediglich spezifiziert. Suffixbildung: Wortbildungsmorphem tritt hinten an die Basis Bsp. grün-lich, Schwanger-schaft, Prüf-ling Bei der Suffigierung tritt entweder eine Modifikation oder Transposition (= Ableitung mit Wortart- &/ oder Bezeichnungsklassenwechsel) ein. Bsp. für Modifikation: wohn(en)  Wohnung Bamberg (Ort)  Bamberger (Person) beweg(en)  Bewegung

Zirkumfixbildung: Prä- & Suffix treten gleichzeitig an Basis. Wird auch kombinierte Ableitung genannt. Durch das Anhaften der Affixe kommt es zur Transposition. Verben kommen selten vor (be-erdi-g-en  unter die Erde bringen) Bsp. Ge-dräng-e, ge-blühm-t, be-ring-t Übersicht über wichtigste Arten der Modifikation & Transposition siehe S. 111 (Bergmann, Pauly & Stricker, 2010)

10.1.2 Präfigierung von Verben Präfixverben: Verb, bei dem ein Präfix an die Bais angetreten ist, das auch in flektierter Form mit der Basis verbunden bleibt Bsp. be-stehen, ver-mögen, er-warten Partikelpräfixverben: Verb, bei dem ein frei vorkommendes, aber in der Flexion nicht abtrennbares Wort an die Basis angetreten ist. Der Akzent liegt dabei auf der Basis. Bsp. unter-nehmen, über-blicken Partikelverben: Verb, bei dem ein frei vorkommendes & in der Flexion abtrennbares Wort an die Basis angetreten ist. Der Akzent liegt auf dem ersten Bestandteil. Bsp. wieder-herstellen, ein-fallen, zurück-bringen

10.1.3 Zusammenbildung Zusammenbildung: Sonderfall der Derivation, bei der eine Wortgruppe die Ableitungsbasis darstellt. Bsp. braunäugig aus braun(e) Aug(en) + -ig Schriftsteller aus Schrift stell(en) + -er Zum Bereich der Zusammenbildungen können auch Bildungen wie Schwarzhörer, Autofahrer gezählt werden. Eine Ableitung von den verbalen Fügungen schwarz hören & Auto fahren liegt aus semantischen Gründen näher als eine formal mögliche Herleitung von den Substantiven Hörer & Fahrer.

10.2 Implizite Derivation Implizite Derivation: Überführung eines Wortes in eine andere Wortart ohne Affix, aber mit einer Veränderung der Ausdrucksseite durch Kürzung der Basis & ggf. der Aufnahme des ablautenden Vokals starker Verben. Der Standardfall der impliziten Derivation ist die Bildung von Substantiven durch starke Verben, die ihren Ablaut des Stammvokals an das Derivat weitergeben. Bsp. greif(en)  Griff werf(en)  Wurf Find(en)  Fund Konversion: Überführung eines Wortes in eine andere Wortart ohne Veränderung der Ausdrucksseite. Man unterscheidet zwei Arten der Konversion: o Morphologische Konversion: Konversion, bei der ein Wortstamm durch eine einfache Umkategorisierung mit Wechsel der Flexionskategorie, aber ohne vokalische Veränderung in eine andere Wortart überführt wird. Auch Stammkonversion genannt. Bsp. raub(en)  Raub heute  das Heute nichts  das Nichts kühl  kühl(en) o Syntaktische/ reguläre Konversion: Konversion, bei der ein Wort ohne Affix & ohne Veränderung der Ausdrucksseite (also unter Beibehaltung der Flexive der Basis) in eine andere Wortart überführt wird. Bsp. fortschwingen  das Fortschwingen rufen  das Rufen treffen  das Treffen o Konversion von Wortgruppen (Zusammenrückung): lange Weile  Langeweile hohe Priester  Hohepriester vergiss mein nicht  Vergissmeinnicht (Anmerkung: Kremer nimmt Zusammenrückung zu Konversion dazu; Bergmann & Stricker zählen Zusammenrückung zu Komposition)

10.3 Lehnwortbildung Entlehnung: Übernahme eines Wortes oder einer Wortbildung aus einer anderen Sprache. Bsp. Kontinent, Monument, Tram Im Deutschen gibt es große Fülle an Bildungen mit Lehnelementen, bei denen ein heimisches Wortbildungsmorphem an eine entlehnte Basis tritt. Bsp. realist-isch, deklinier-bar Seltener existieren Bildungen, bei denen die Basis heimisch & das Wortbildungsmorphem entlehnt ist. Bsp. Bummel-ant, Schwul-ität An der Lehnwortbildung sind häufig Morpheme beteiligt, die wie die Grundmorpheme lexikalische Bedeutung haben, allerdings ausschließlich in gebundener Form vorkommen. Bsp. Bio- in Bioladen, Biogemüse Hydro- in Hydrokultur, Hydrogel Sie werden als Konfixe (= Morphem, das lexikalische Bedeutung hat, aber nicht selbstständig vorkommt) bezeichnet & können an der Bildung von Komposita oder Derivationen beteiligt sein. 10.4 Wortfamilien Wortfamilie: auf synchroner Ebene die Gesamtheit der mit dem gleichen Grundmorphem gebildeten Wörter. Morphologische Strukturen bestimmen nicht nur den Wortaufbau, sondern auch die Wortschatzgliederung in synchroner & diachroner Hinsicht. (Übersicht siehe Bergmann & Stricker 2010, S. 117)

10.5 Vorgehensweise bei der Wortbildungsanalyse zu Derivation/ Konversion 1) Wortart: Flexionsform & morphologische Mittel (Flexionspräfix, -suffix, Umlaut, Ablaut) 2) Wortakzent 3) Paraphrase a) Wortbildungsbedeutung b) Kontextbedeutung evtl. lexikalische Bedeutung(-sbestandteile)

4) Wortbildungstyp (explizite/ implizite Derivation, syntaktische/ morphl. Konversion) Morphologische Mittel (Affixe, Umlaut, Ablaut...) Ausgangswortart/ Basis & Endwortart bestimmen Semantik /Transposition oder Modifikation) 5) Binäre Segmentierung gemäß der Wortbildungsparaphrase Morphemklassifikation (Analysebeispiele siehe Bergmann & Stricker 2010, S.118ff.)

10.6 Zusätzlich: Paraphrasenbildung bei Derivaten o Paraphrase muss Ausgangswortart & Wortart des Endprodukts enthalten. Zudem muss semantische Veränderung berücksichtigt werden, die das morphologische Mittel herbeiführt. o Präfixbildungen: da Wortart nicht wechselt, sind sie eher unproblematisch Bsp. Unlust > WBP: keine/ fehlende Lust (un- modifiziert Basis Lust als Ausdruck der Negation) o Suffixbildung: bei einer Transposition muss mit Hilfswörtern gearbeitet werden 

Bei Substantiven sind das: Personen (Lehrer = Person, die lehrt), Vorgang/ Prozess (Prüfung = Vorgang, bei dem geprüft wird), Ergebnis (Einladung = Ergebnis, wenn man jmd. Eingeladen hat), Mittel/ Werkzeug (Bohrer = Werkzeug, mit man bohrt), Eigenschaft (Schönheit = Eigenschaft, schön zu sein), Ort (Druckerei = Ort, an dem gedruckt wird)



Bei Adjektivbildungen kann man Adjektive wie möglich, fähig, imstande heranziehen (waschbar = möglich, gewaschen zu werden) oder Partizipien verwenden (brauchbar = zu brauchen seiend; modisch = der Mode entsprechend)

o Präfigierte Verben: ihre Bildungen sind zwar strukturell durchsichtig (d.h. man erkennt einzelne Morpheme), sie sind aber semantisch nicht transparent Bsp. besuchen (= zu einem bestimmten Ort gehen, um eine Person zu treffen): semantisch demotiviert, die Bildung ist also lexikalisiert Diesen Umstand gibt man in einer zusätzlichen Paraphrase, der Kontextparaphrase (= zur Umschreibung lexikalisierter Basen) DOCH verbale Wortbildung nicht vorschnell als lexikalisiert abhandeln...


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