Kapitel 3 Affekt UND Anreizmotivation PDF

Title Kapitel 3 Affekt UND Anreizmotivation
Course Differentielle Psychologie I
Institution Universität Trier
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Summary

Zusammenfassung der Vorlesung. Dabei wurden sowohl das Buch als auch die Folien und die Hinweise der Professorin genutzt....


Description

AFFEKT UND ANREIZMOTIVATION 1) Einführung – Definitionen 1.1 Affekte: - Zeigen Bedürfnisschicksale an - Positiver Affekt: Ein Bedürfnis wurde befriedigt - Negativer Affekt: Ein Bedürfnis wurde frustriert 1.2 Bedürfnisse: - Subkognitive und subaffektive Melder für Ist-Sollwert Diskrepanzen und steuern Verhaltensroutinen  Regelkreise: Der Ist-Wert wird durch bedürfnisspezifische Fühler registriert (im Hypothalamus nachgewiesen) registriert, sodass bei Abweichungen zwischen dem Ist- und dem Sollwert Gegenmaßnahmen ergriffen werden können  Wenn ein Bedürfnis befriedigt ist, wird der sich ergebende positive Affekt auf das Objekt konditioniert (mit dem befriedigenden Objekt assoziiert) 1.3 Anreize: - Das Objekt, auf dass der sich ergebende positive Affekt aus der Bedürfnisbefriedigung konditioniert hat wird zum Anreiz - Spezifische Anreize (Vorlieben, Abneigungen) werden durch positive (Belohnungs-) und negative (Bestrafungs-) Erfahrungen erlernt 1.4 Zusammenhang nochmal:

1.5 Zusammenhang Emotion und Affekt - Der Begriff Emotion wird meist umfassender als der Affektbegriff verwendet (geht über die Zweiteilung von positivem und negativem Affekt hinaus) und bezeichnet ein großes Spektrum von differenzierten Gefühlen, die auch bewusste oder unbewusste kognitive Interpretationen enthalten

2) Intrinsische Motivation: Anreizzentrierung oder Bedürfniskongruenz 2.1 Cameron et al. (2001): Primäre Wirkung von Belohnung ist Verstärkung – Nicht Abschwächung (Korrumpierung) – des Verhaltens  Stimmt, solange keine höheren Ebenen der Motivation an der Verhaltenssteuerung beteiligt sind (5. Motive, 6. Denken/Fühlen, 7. Selbststeuerung)

 Immer wenn Verhalten überwiegend durch die Anreizmotivation bestimmt wird, sollten auch die positiven Auswirkungen von Belohnungen überwiegen 2.2 Deci & Ryan (2000): Belohnungen können jedoch als Kontrolle empfunden werden und Bedürfnisse nach Autonomie und Selbstkongruenz von Tätigkeiten anregen, die extrinsische Anreize übersteigen.  Korrumpierungseffekt tritt besonders dann auf, wenn Versuchsteilnehmer sich durch die Belohnung kontrolliert fühlen  Sobald Belohnung das Gefühl auslöst, kontrolliert zu werden, wird eine andere Ebene der Motivationsvermittlung aktiviert  Wenn die Fremdkontrolle das Bedürfnis nach freiheitlicher Selbstbestimmung verletzt (Bedürfnis nach Autonomie)  Positive Form extrinsischer Motivation mündet in Korrumpierung intrinsischer Motivation  Folge: Selbstkompatibilitätsprüfung  „Wenn hier jemand etwas Bestimmtes von mir will, ist es an der Zeit zu prüfen, ob ich selbst das überhaupt will“  Verhalten nicht hinreichend selbstkongruent  Abwertung des Anreizes

3) Geschichte: Freuds Triebtheorie 3.1 Libido – allgemeine physische Energie, die sich an ein Objekt heften kann (Objektbesetzung) -

Grundlegende Annahme: Der Organismus sucht Objekte auf, die mit Libido besetzt sind, um einen Triebzustand zu reduzieren

   

Trieb als Grenzbegriff zischen Affekten und Organischem (Energie) beinhaltet: Einen Drang (motorisches Moment) Ein Ziel (Aufhebung des inneren Reizzustandes: Triebreduktion) Ein Objekt (aufgrund individueller Lerngeschichte ausgewählt zur Triebreduktion) Eine Quelle (z.B. reduzierter Blutzuckerspiegel als Grundlage für Hunger – Somatische Grundlage des Triebes)

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Triebbefriedigung löst positiven Affekt aus, mit dem dann das Objekt, dessen Beschaffung die Triebreduktion ermöglicht hatte, „besetzt“ wird Frustration der Triebbefriedigung löst negativen Affekt aus, der analog eine feste Verbindung mit Objekten eingehen kann, die Triebbefriedigung vereiteln

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 Kann man experimentell belegen, dass Triebe im Alltag Verhalten steuern? 3.2 Psychopathologie des Alltagslebens Freud begründete seinen motivationalen Determinismus durch die vielen Fehlleistungen, die Menschen im Alltag passieren  „Zufällige Versprecher verraten unbewusste Wünsche“  Versprecher im Alltag treten häufiger auf, wenn durch das Vertauschen der Anfangsbuchstaben zweier Wörter ein Wort entsteht, dass zwar nicht bewusst beabsichtigt ist, aber doch zu einem unbewussten Bedürfnis passen könnte -

- Experiment Motley (1985):  Aufgabe: Reihe von Wortpaaren, die bei raschem Lesen leicht die erwähnte Verwechslung der Anfangsbuchstaben auslösen kann, lesen in verschiedenen Versuchsbedingungen

1. Bedingung: Angst (vor einem Stromschlag) angeregt 2. Bedingung: Sexuelle oder erotische Bedürfnisse (durch aufreizende Versuchsleiterin) angeregt 3. Bedingung: Kontrollbedingung – Kein Bedürfnis angeregt

- Ergebnis:  Bei den jeweiligen Bedingungen Fehler beim schnellen Ablesen der Wortliste gemacht, die einen semantischen Bezug zu entweder der Angst oder dem sexuellen Bedürfnis hatten

4) Geschichte: Lewins Topologie des Lebensraums 4.1 Definition Motivation nach Lewin – Topologie Gesamtheit der Kräfte, die Menschen zur Lokomotion, das heißt zur Bewegung im (subjektiven) Raum, veranlassen Bediente sich der Topologie (nichteuklidische Geometrie), die psychologische Prozesse abbilden kann  Entfernung zwischen zwei Objekten ist durch die Anzahl der Grenzen bestimmt, die zwischen diesen Objekten liegen  Handlungsschritte werden im topologischen Raum durch Barrieren dargestellt, die es zu überwinden gilt  Die nötige Motivation zur Handlung ist also abhängig von der Anzahl der Handlungsschritte, die auszuführen sind (psychologisch kürzester Weg, wenn auch physikalisch länger) -

Beispiel: Welcher Weg ist für die Person P (in Bereich A) zum Ziel (in Bereich D) am kürzesten?

4.2 Experimenteller Beleg – Jeder Handlungsschritt ist eine Barriere Klapp & Erwin (1976): Beleg für die Hypothese, dass jeder Handlungsschritt eine Barriere darstellt:  Die Reaktionszeit bis zum Beginn der ersten Reaktion in einer Folge von Handlungsschritten ist umso länger, je mehr Handlungsschritte insgesamt geplant sind

 Hilfreiche Information zur Lösung eines Paradox beim Zeigarnik-Effekt (1927): Postulat:  Unerledigte Absichten werden 9 Mal so gut erinnert, wie erledigte Absichten Inkonsistenz:  In späteren Untersuchungen wurde dieser Effekt nur noch bei Misserfolgsängstlichen oder bei Depressiven gefunden, positiv gestimmte Versuchspersonen konnten sogar erledigte Absichten besser erinnern als unerledigte Erklärung mit Hilfe des Johnson et al. Experiment (1983):  Gedächtnis für Absichten eher aktiviert, wenn Schwierigkeiten oder Frustration überwunden werden müssen (der positive Affekt gedämpft ist wie bei Depressiven)  Gerade dann wichtig, unerledigte Absichten im Gedächtnis aktiv zu halten, weil Ausführung ja schwierig  Man bildet hingegen keine Absichten, wenn man eine Handlung aufgrund einer positiven Stimmung sofort ausführt

4.3 Unerledigte Absichten und positiver Affekt:

 Positiver Affekt typisch für Situationen ohne besondere Schwierigkeiten bei der Ausführung von Handlungen  Absichten können einfach ausgeführt werden und das Absichtsgedächtnis wird gar nicht benötigt  So erklärbar, dass positiv gestimmte Menschen unerledigte Absichten genauso gut erinnern wie erledigte Absichten 4.4 Das Behalten unerledigte Absichten genauer – Kuhl & Goschke (1994) (kommt nicht so ausführlich im Buch vor)

 Das explizite Behalten unerledigter Absichten fördert nicht unbedingt deren Umsetzung

4.5 Ambivalenzkonflikt zwischen Aufsuchen und Meiden -

Lewin erweiterte seine Theorie zu einer feldtheoretischen Konzeption:

 Psychologische Kräfte werden durch Vektoren im Lebensraum dargestellt  Ein Ort positiver Valenz: Durch Vektor beschrieben, der vom Ort der Person im subjektiven Raum auf den Ort des Objekts gerichtet ist, das einen positiven Aufforderungscharakter hat  Ein Ort negativer Valenz: Durch Schar von Vektoren beschrieben, die von dem Objekt wegzeigen  Die motivationale Richtung ist maximal unbestimmt (Bspw. maximale Unbestimmtheit der Vermeidungsrichtung)

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Darstellung eines Ambivalenzkonflikts in der vektoriellen Darstellungsform:

 Objekt G in der Mitte für Person P gleichzeitig positiv und negativ  Feldkräfte weisen sowohl auf das Objekt zu als auch von dem Objekt weg  Ambivalenzkonflikt zwischen Aufsuchen und Meiden

 Person P geht bis zum Ort N, an dem sich die aufsuchenden und meidenden Kräfte aufheben  Da Meidungsgradient steiler ist als Aufsuchungsgradient: N in gewisser Distanz zu G und nicht direkt daneben beispielsweise -

Beispiel: Ein Kind wird von der Brandung angezogen bis zum Punkt P. Bei einem ersten Sichtkontakt mit den Wellen kommt eine Meidungsmotivation hinzu. Von nun an macht das Kind oszillierende Annäherungs- und Entfernungsbewegungen um die Linie gleichstarker Aufsuchungs- und Meidungskräfte. Könnte es sich von allen Seiten beispielsweise nähern, würde es das Ziel von allen Richtungen aus im Kreis von N umkreisen.

5) Gray: Belohnungs- und Bestrafungsaffekte -

Positive und negative Affekte und die mit ihnen verbundenen Belohnungs- und Bestrafungsaffekte seien wichtiger für die Erklärung von Persönlichkeitsunterschieden als Eysencks Erregungsniveau

 Basisdimensionen der Persönlichkeit nicht mehr Extraversion und Neurotizismus, sondern Impulsivität (Verhaltensbahnung durch Belohnungssensibiliät) und Ängstlichkeit  Extraversion: Hoch impulsiv, niedrig ängstlich  Neurotizismus: Hoch impulsiv, hoch ängstlich



6) Anreizmotivation: Bahnung und Hemmung des Verhaltens 6.1 Wentura et al. (2000) Aufsuchungs- und Vermeidungsverhalten ist  messbar, selbst wenn das Verhalten nur symbolisch angedeutet wird  so basal, dass es sogar schon das Erkennen von Wörtern beeinflusst Trotz der notwendigen Unterscheidung zwischen Affekt (Positiver Affekt PA und Negativer Affekt NA) und Motivation (Aufsuchung vs. Vermeidung) gibt es Belege für die intuitive Zuordnung:  Reaktionszeiten für Aufsuchungsbewegungen (Tastendruck, der das jeweils gezeigte Wort auf dem Bildschirm vergrößerte) bei positiven Wörtern kürzer als bei negativen Wörtern  Reaktionszeiten für Vermeidungsbewegungen (Loslassen einer Taste, die das Wort verkleinerte) bei negativen Wörtern länger als bei positiven Wörtern

6.1.1 Persönliche Motive moderieren das Verhalten noch stärker: Puca et al. (2006)  Personen mit Furcht vor Zurückweisung, Misserfolg oder Ohnmacht führten Vermeidungsbewegungen (Hebel wegdrücken) kraftvoller aus als Aufsuchungsbewegungen (Hebel heranziehen)

6.2 Aufsuchen - Das Belohnungssystem wird durch Dopamin aktiviert Reize in der Umgebung, die neuartig sind, keine Angst auslösen oder aufgrund früherer Erfahrungen Belohnungswert besitzen, erhöhen die Aktivität im Belohnungssystem (vor allem mediales Vorderhirnbündel und der Nucleus accumbens)  Gemeinsame an diesen Teilsystemen: Können durch bestimmte Transmittersubstanz aktiviert werden  Dopamin  Tragen so zur Bahnung lokomotorischer (Bewegungssteuernder) Funktionen bei -

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  



Tierexperiment (Phillips et al. 1989): Durch Selbstreizung und zusätzlich durch Injektion eines Dopamin-Agonisten (Kokain) in den Nucleus accumbens wurde lokomotisches Verhalten intensiviert Mesolimbisches System scheint besonders an Entstehung von Anreizmotivation beteiligt Während der Selbstreizungsphasen stieg die DAKonzentration im Nucleus Accumbens rapide an Während der Selbstreizungsphasen stieg parallel auch die Rate des Tastendrückens an (instrumentelles Verhalten zur elektrischen Selbststimulation) Nach der Kokain-Injektion stieg die DA-Konzentration im Nucleus accumbens UND die Reaktionsrate

6.2.1 Aufsuchen – Sucht und dopaminerge Substanzen -

Belohnungswirkung von Dopamin für verschiedene Motivationsquellen nachgewiesen, aber auch für verbreitete Drogen und Aktivitäten mit Suchtpotenzial

Dopaminerge Drogen (Kokain, Heroin, Ekstasy) aktivieren das mesolimbische Belohnungssystem  Stimulieren die Verhaltensbahnung direkt, auch ohne angenehme sensorische Empfindungen oder höhere Ebenen der Motivation (Sinn, Werterleben)  Eine Wirkung, die durch höhere Funktionen wie Sinnstiftung, Selbstkonfrontation und aktive Auseinandersetzung erreicht wird, wirkt dauerhaft, weil sie den Affekt nachhaltig in relativierende und bewältigungsaktive Strukturen einbindet -

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Morphium, Opium und Endorphine wirken über das stress- und schmerzreduzierende System

 Verhaltensbahnende Wirkung (Beschaffungsdrang) dauert an, auch ohne dass Droge noch Lust bereitet  Vergleiche anreizunabhängige Verhaltenssteuerung durch „Gewohnheiten“ (nigrostriatales System, Basalganglien)

6.2.2 Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer gegen Depression und andere Störungen Wieso kann verhaltenshemmende Substanz gegen Depression helfen? Paradoxe Wirkung von Psychopharmaka: Jede Störung des Gelichgewichts löst einen gegenregulatorischen Prozess aus  Antidepressiva wirken nicht sofort, sondern mit einer Verzögerung von mehreren Wochen -

- Gegenregulation bei den als Serotonin-Agonisten wirkenden Antidepressiva:  Wenn Serotonin-Spiegel steigt, nimmt die Dichte der Serotoninrezeptoren allmählich ab, um an den Synapsen das gleiche Niveau zu halten

- Kann man Serotonin selbst freisetzen?  Wenn Patienten in ihrer Selbstwahrnehmung/Selbstbehauptung gehemmt sind, wird Serotonin möglicherweise für diese „Selbst“- Hemmung verbraucht  Bei vielen Störungen fehlt Serotonin dann woanders (z.B im Hypothalamus zur Hemmung des Appetits, um „Fressanfälle“ von Bulimikern zu zügeln)

6.2.3 Anreizmotivation -

Verhalten kann ohne Anreize gelernt werden, wird aber oft erst gezeigt, wenn passender Anreiz vorhanden

1) Anreize sind externe Quellen der Verhaltenskontrolle: Subjektiver Anreiz nicht gleich objektiver Anreiz Anreiz: Externe Quelle der Verhaltenskontrolle, deren Wirkung durch die Antizipation verstärkender Verhaltensfolgen erklärt wird - Entscheidend: Subjektiver Nutzen eines Anreizes  Steigt nicht linear, sondern folgt der psychophysischen Funktion nach Fechner  Im Bereich schwacher objektiver Anreize (man hat 5 Euro) steigt der subjektive Wert realtiv steil mit wachsendem objektiven Wert an (von 5 Euro auf 10 Euro bedeutet einen erheblichen Zuwachs)  Im Bereich höherer Ausprägungen des objektiven Werts/Anreizes nimmt der subjektive Zuwachs allmählich ab (von 50 Euro, die man schon hat, auf 60 Euro bedeutet nicht mehr so viel Zuwachs an subjektivem Wert) -

2) Anreizwirkungen sind abhängig von der Zeit bis zum Erreichen des Anreizes Der positive Anreiz ist eine exponentielle Funktion der Nähe zum Ziel, eine Kurve, die mit zunehmender Nähe zum Ziel immer steiler ansteigt - Phänomen der Präferenzumkehr:  Bei zeitlich entfernten Anreizen kann man sich für den zeitlich weiter entfernten, attraktiveren von zwei Anreizen entscheiden (A2)  Intervall t1  Präferenz kann sich umkehren, wenn der erwartete Zeitpunkt der Zielerreichung näher rückt (A1)  Intervall t2 -

3) Anreizwirkungen sind abhängig vom aktuellen Bezugsrahmen -

Beispiele für den aktuellen Bezugsrahmen: Anreize, die man bislang erhalten hat

Experiment Sheppert & McNulty: Im Bereich der Leistungsmotivation treten Kontrastierungseffekte in Form von Selbstbewertungsstandards auf - Fragen Studierende danach, welche Zensur sie aufgrund ihrer bisherigen Erfahrung erwarten  Zufriedenheit bei unerwartet schlechten Zensuren schlechter (Note 1 erwartet und 3 bekommen) und bei unerwartet guten Noten besser (Note 3 erwartet und Note 1 bekommen) als die Zufriedenheit mit denselben Noten, wenn sie den Erwartungen entsprechen (Note 1 erwartet und auch bekommen) -

7) Vermeiden 7.1 Neurobiologisch andere Mechanismen als bei der Aufsuchungsmotivation  Im Unterschied zur dopaminergen Vermittlung von Belohnungswirkungen werden Bestrafungseffekte an anderen Wirkorten und durch andere Wirkstoffe beeinflusst -

An der Konditionierung negativer Affekte sind vor allem die beiden Mandelkerne (Amygdalae) beteiligt (LeDoux, 2000)

- Bestrafungseffekte sind durch cholinerge Wirkstoffe (Acetylcholin) vermittelt (Gray, 1987)  Globale Verhaltenshemmung und stressvermittelte Symptome (z.B Magengeschwüre) = Hilflosigkeitssymptome, die durch das Bestrafungssystem vermittelt werden = Daran ist die cholinerge (das heißt die durch den Transmitter Acetylcholin vermittelte) Ansteuerung des Hippocampus über das mediale Septum beteiligt  Ganz andere Strukturen als das jene, die an Belohnungswirkungen beteiligt sind

7.2 Funktionsmerkmale des Bestrafungssystems - An den Auswirkungen von Belohnung und Bestrafung sind unterschiedliche Systeme beteiligt:  Wenn das unerlaubte Öffnen einer Schublade mit Süßigkeiten (attraktives Objekt) bestraft wird  wirkt Bestrafung oft nur, wenn relativ stark erlebbar = Eltern in der Nähe  Bestrafung verliert Wirkung rasch wieder, wenn räumliche oder zeitliche Distanz zur Bestrafungsquelle zunimmt  Folgerung: Wirkung negativen Affekts geht schneller verloren als die Wirkung positiven Affekts – Asymmetrie von Belohnungs- und Bestrafungswirkungen 7.2.1 Theoretisches (Konflikt-)Modell – Miller (1959), angelehnt an Lewin (1935, 1938): Annahmen:  Die Stärke der Vermeidungsmotivation wächst bei Annäherung an ein ambivalentes Ziel (das sowohl positive als auch negative Affekte auslöst) schneller als die Stärke er Aufsuchungsmotivation  Aufsuchungs- und Meidungsgradienten schneiden sich also in einer kritischen Entfernung zum Ziel N  Dort sind beide Tendenzen gleich stark = Punkt des maximalen Ambivalenzkonflikts  Annäherung kommt zum Stillstand  Belohnungssystem hat eine niedrigere Schwelle, das heißt es springt bereits bei kleineren Intensitäten an, als das Bestrafungssystem  Außerdem höhere Steigung des Vermeidungsgradienten: Mit der Annäherung ans Ziel steigt die Vermeidungsmotivation erheblich rascher als die Annäherungsmotivation  Die Sensibilität für negative Anreize ist also höher als für positive  Aufmerksamkeitsbonus für negative Anreize auf der unbewussten Stufe der Informationsverarbeitung: Nur vage Reize können erkannt werden, aber Furchtreaktionen ausgelöst werden, da die dazu notwendigen Hirnstrukturen aktiviert, wenn furchtauslösende Bilder sehr kurz und maskiert gezeigt werden (Morris, Öhman und Dolan 1998)

7.2.2 Experimentelle Bestätigung der Funktionsunterschiede zwischen Belohnungs- und Bestrafungssystem bei Ratten – Brown 1948 Aufbau:

 Die Annäherungsintensität von Ratten wurde gemessen, die je nach Bedingung am Zielort Futter (Belohnungsbedingung) oder einen Stromschlag (Bestrafungsbedingung) erhielten

Befunde:

Interpretation:

7.3 Bestrafungswirkungen: Intelligente Bewältigung durch die rechte Hemisphäre? Linke Hemisphäre: -

Aufsuchen: Eindeutiges Ziel – Dem Belohnungssystem ist eine eindeutige Richtung durch das aufzusuchende Reizobjekt vorgegeben Kognitive Verarbeitung die der Verhaltensbahnung dient wird auf ein Ziel hin ausgerichtet  Linke Hemisphäre (LH) bei positivem Affekt dient zielgerichteter Reduktion der natürlichen Vielfalt (z.B. Bank ist zum Sitzen (nicht fürs Geld)  Gesamtheit der rechtshemisphärisch simultan verfügbaren Infos wird in der LH auf die wenigen Infos reduziert, die auf dem Weg zum aktuellen ziel relevant sind – Davidson (1993) dokumentierte Aktivierung der präfrontalen Regionen der linken Hemisphäre durch positiven Affekt = Reduktion auf das jeweils anstehende Verhalten bzw. Ziel

Rechte Hemisphäre: Meiden: Bewegungsrichtung und Bewegungsform sind offen – Vielfalt von Abwehrmechanismen bei Bestrafungen/Vermeidungsmotivation - Komplexere (ganzheitlich-parallele) Verarbeitungscharakteristik der rechten Hemisphäre  höherer Verrechnungsbedarf bei intelligenten Vermeidungsoperationen  ermöglicht Auswahl des „besten“ (Flucht-) Weges, da alle Infos gleichzeitig berücksichtigt werden können  RH Aktivierung bei negativem Affekt/ bei Vorliegen einer Vermeidungsmotivation(Davidson, 1993) signalisiert Bewältigungsversuche  RH nicht nur ausschließlich auf Verarbeitun...


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