Title | Kapitel 36 |
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Course | Grundlagen der Volkswirtschaftslehre |
Institution | Universität Mannheim |
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VWL Kapitel 36: Phillips-Kurve: Der (kurzfristige) Trade-off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit
Geschichte der Phillipskurve
1958 publizierte Phillips seine Arbeit zeigte, dass Wachstumsrate der Löhne bei niedriger Arbeitslosigkeit hoch war und umgekehrt In Folgezeit Ersetzung Steigerung der Nominallöhne durch Inflation Diese Beziehung bezeichnet man als Phillipskurve
Arbeitslosigkeit und Inflation: kurzfristig
Wir können die Phillipskurve innerhalb des AS-AD Modells erklären Expansive Geld- und Fiskalpolitik verringern Arbeitslosigkeit, beschleunigen aber gleichzeitig Wachstum des Preisniveaus und somit der Inflation Restriktive Geld und Fiskalpolitik erhöhen die Arbeitslosigkeit, verringern aber gleichzeitig das Wachstum des Preisniveaus und der Inflation
Die Moderne Phillipskurve
Dann folgte nach 1973 der Ölpreisschock mit Hoher Arbeitslosigkeit, Hoher Inflation „Stagflation“ (Kombi theoretisch unmöglich) Die Stagflation führte zu einer Neuformulierung der Phillipskurve Behält trade-off zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation bei, nur in kurzen Frist Die Moderne Phillipskurve beinhaltet die folgenden Neuerungen Inflationserwartungen (πe) • Angebotsschocks (ν) Natürliche Arbeitslosenrate (uN) Moderne Phillipskurve
Natürliche Arbeitslosenrate und Okun‘s Gesetz
Athur Okun entdeckte empirische Beziehung zwischen Outputlücke (Y-YN) und Abweichung der Arbeitslosenrate von der natürlichen Arbeitslosenrate (u-uN)
Outputlücke von ca. 2% entspricht Abweichung der Arbeitslosigkeit von 1% gegenüber der natürlichen Arbeitslosenrate So möglich Inflation und Arbeitslosigkeit über AS-AD Modell zu verbinden
Die Lucas-Kritik
Betont Wichtigkeit von Erwartungen und Erwartungsbildung in ökonomischen Modellen Haushalte und Firmen bilden Erwartungen über Zukunft, die heutige Entscheidung beeinflussen Zusätzlich wies Lucas darauf hin, dass sich die Erwartungen der Haushalte und Firmen in Reaktion auf Geld- oder Fiskalpolitik ändern können Neue Struktur der Wirtschaft, neue Erwartungen Es ist also essentiell (veränderbare) Erwartungen in die makroökonomische Theorie einzubeziehen
Die kurzfristige Phillipskurve
gezeigt, dass es kurzfristig im AS-AD Modell möglich ist vom langfristigen Output abzuweichen von der natürlichen Arbeitslosigkeit abzuweichen Somit auch moderne Version der Phillipskurve einen kurzfristigen trade-off zulässt trade-off aber nur konstant solange Inflationserwartungen unverändert bleiben Änderungen der Inflationserwartungen verschieben kurzfristige Phillipskurve
Langfristige Phillipskurve
gesehen, dass Ökonomie in langen Frist YN produziert (unabhängig von Preisen) also muss Arbeitslosenrate langfristig gleich der natürlichen Arbeitslosenrate sein bedeutet, dass die langfristige Phillipskurve vertikal verlaufen muss Annahme: Keine Angebotsschocks (ν=0) Kurzfristige PCSR schneidet langfristige PCLR im Punkt
Erwartungen und Phillipskurve
Erwartete Inflationsrate (π hoch e) drückt von Bevölkerung erwartete Preissteigerung aus Kurzfristig kann die aktuelle von der erwarteten Inflationsrate abweichen kann die Arbeitslosenrate von der natürlichen Arbeitslosenrate abweichen Langfristig passen sich Erwartungen an u = u hoch N ,weil (Y=Y hoch N) π = π hoch e Erwartungsänderungen führen zur Verschiebung der kurzfristigen Phillipskurve Beispiel: kommt es längere Zeit zu hoher Inflation, steigen die Inflationserwartungen Kurzfristige Phillipskurve (PKSR) verschiebt sich nach rechts (schneidet PCLR immer bei π = πe)
Hält die hohe Inflation langfristig an, kommt es typischerweise zu schnellen Anpassung: Ausnutzung des trade-off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit immer schwerer Hohe Inflation und normale bzw. sogar hohe Arbeitslosigkeit
Beispiel: Disinflatorische Geldpolitik
Ziel: Volkswirtschaft zu einem Gleichgewicht mit niedrigeren Inflationsrate führen Linksverschiebung der kurzfristigen Phillipskurve Abwägung zw. Kosten kurzfristig höherer Arbeitslosigkeit und langfristigen Kosten hoher Inflation Disinflatorische Geldpolitik Anfang der 1980er war sehr erfolgreich Zwei Szenarien: Adaptive Erwartungen erwartete Inflationsrate in nächsten Periode = Inflationsrate gegenwärtigen Periode Rationale Erwartungen
Disinflatorische Geldpolitik mit adaptiven Erwartungen
Die Zentralbank senkt Inflationsrate mit kontraktiver Geldpolitik Output fällt, Arbeitslosigkeit steigt Inflationserwartungen passen sich an Output steigt, Arbeitslosigkeit fällt bis weiteres langfristiges GG erreicht Die Inflationsrate nun permanent niedriger!
Disinflatorische Geldpolitik mit rationalen Erwartungen
Unter adaptiven Erwartungen verhalten sich Haushalte und Firmen sehr mechanistisch + können systematisch Fehler machen Seit den 80er Jahren verwenden ökonomische Modell rationale Erwartungen Haushalte, Firmen machen keine systematischen Fehler Haushalte, Firmen kennen Struktur der Volkswirtschaft Wenn sich diese Struktur verändert, verändern sich auch die Erwartungen Mit glaubwürdig angekündigten disinflationären Geldpolitik können unter rationalen Erwartungen volkswirtschaftliche Kosten vermieden werden, weil Haushalte und Firmen sofort ihre Erwartungen revidieren
Kosten der Disinflation: Empirie (Resultate von empirischen Studien)
Disinflation USA (82-85) tiefe Rezession, aber Erwartung höhere Kosten Schnelle Disinflation (“cold turkey”) normalerweise niedrigere Kosten (nicht konsistent mit adaptiven Erwartungen) Marktwirtschaftliche Länder haben weniger Kosten (höhere Flexibilität von Preisen und Löhnen) Keine eindeutige Aussage für eine der beiden Theorien
Zusammenfassung Kurzfristige Phillipskurve beschreibt negativen Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote Durch Manipulation der aggregierten Nachfrage können Politiker kurzfristig Positionen auf der Phillipskurve wählen – mehr Inflation und weniger Arbeitslosigkeit oder umgekehrt „trade off“ zw. Inflation und Arbeitslosigkeit existiert lediglich kurzfristig Lucas-Kritik führte zur Modellierung (rationaler) Erwartungsbildung in ökonomischen Modellen Okun‘s Gesetz beschreibt (inverse) Beziehung zwischen Abweichungen der Arbeitslosenrate von natürlichen Arbeitslosenrate und der Outputlücke Langfristige Phillipskurve vertikal über der natürlichen Arbeitslosenquote Wenn Zentralbank zur Dämpfung der Inflation die Geldmenge verringert, bewegt sich die Wirtschaft entlang der kurzfristigen Phillipskurve Verursacht vorübergehend erhöhte Arbeitslosigkeit Kosten der Disinflation hängen davon ab, wie schnell sich Inflationserwartungen anpassen...