Kognition II - Gedächtnis PDF

Title Kognition II - Gedächtnis
Course Allg. Psychologie - Kognition II
Institution Technische Universität Chemnitz
Pages 12
File Size 1 MB
File Type PDF
Total Downloads 19
Total Views 161

Summary

Kognition II - Gedächtnis | SS 2017...


Description

Kognition II – Gedächtnis Gedächtnisprozesse:   

Encoding/ Enkodieren (Einspeichern) Storage/ Speicherung (Aufbewahren) Retrieval/ Abruf

Mehrspeichermodelle:

Modales Gedächtnismodell (Atkinson&Shiffrin):

 Langzeitgedächtnis kann nur über Kurzzeitgedächtnis aktiviert werden  Kurzzeitgedächtnis sorgt für Output Sensorisches Register: Ikonischer Speicher: visuell Echoischer Speicher: auditiv

Experiment von Sperling: Vorgabe von max. 3 x 4 Buchstaben (sehr kurz, 100 ms), Erinnern möglichst vieler Buchstaben (Ganzberichtsverfahren) oder Angabe einer zu reproduzierenden Zeile (Teilberichtsverfahren) UV 1: Anzahl dargebotener Buchstaben UV 2: Ganz-vs. Teilberichtsverfahren AV: Anzahl erinnerter Buchstaben

Ganzberichtsverfahren  Welche Buchstaben haben Sie gesehen? Durchschnittlich 4,5 Buchstaben korrekt genannt Teilberichtsverfahren  Geben Sie die Buchstaben der gekennzeichneten Zeile an bzw die roten Buchstaben Durchschnittlich alle 4 Buchstaben korrekt genannt!

 Ganzwiedergabe stagniert bei 4,5 Buchstaben, während Teilwiedergabe viel besser funktioniert

 dargebotenes Material ist kurzzeitig fast vollständig verfügbar  Annahme eines kurzzeitigen visuellen Speichers mit großer Kapazität Kurzzeitgedächtnis bzw. Arbeitsgedächtnis: Das Kurzzeitgedächtnis (KZG) ist ein „temporäres“ Gedächtnis, das Material bereits mit geringem Lernaufwand für eine begrenzte Zeit speichern kann. Teilweise auch gesehen als aktivierter Teil des Langzeitgedächtnisses oder Fokus der Aufmerksamkeit Gedächtnisspanne: 



Miller’s Magical Number 7: begrenztes Auflösungsvermögen des Organismus (zB Unterscheiden von Tonhöhen) liegt bei etwa 7 Einheiten + Kurzzeitgedächtnis hat begrenzte Speicherkapazität von ca 7 Items (Chunks)  ist aber nur Zufall

Bit: Maßeinheit für Informationsgehalt; 1 Bit ist die Informationsmenge, die benötigt wird, um sich zwischen 2 gleichwahrscheinlichen Alternativen zu entscheiden Konstante Obergrenze der Diskriminierbarkeit von Reizen: 2,5 Bit



Chunks: bedeutungshaltige Einheiten (zB Wörter) sind entscheidend, nicht die Anzahl der Bits Chunks hängen vom Wissen der Person ab (zB Erkennen eines bestimmten Datums) Je größer die Chunks, desto mehr Wissen kann man sich merken

Serielle Positionskurven – primacy- und recency-Effekte: UVs: Itemposition, Listenlänge, Darbietungsrate AV: Häufigkeit der Wiedergabe

recency-Effekt bleibt stabil, aber primacy-Effekt wird kleiner, je mehr Items es gibt

UVs: Itemposition, Ablenkung oder sofortige Wiedergabe

 bei Ablenkung verschwindet recency-Effekt, denn durch Ablenkung verschwinden die Wörter aus dem Kurzzeitgedächtnis  Serielle Positionseffekte gelten als Evidenz für das Kurzzeitgedächtnis als eigenständiges Gedächtnissystem Suche im Kurzzeitgedächtnis – das Sternberg-Paradigma: Speicherung eines Memory Sets: beliebige Zahlenkombination, zB 3957 Präsentation eines Testreizes: zB 2 Ist Testreiz im Memory Set enthalten? Ja oder nein Entscheidende AV: Reaktionszeit Entscheidende UV: Größe des Memory Sets

 3 Hypothesen: 

Parallele Suche: Kein Effekt der Anzahl der Items im Memory Set



Serielle Suche: Bis zur Identifikation des Testreizes Schnellere Reaktionszeiten für Ja- als für Nein-Antworten Unterschied wächst proportional mit Zahl der Items im Memory Set



Erschöpfende Suche (Exhausitve): Kein Unterschied zwischen Ja- und Nein-Antworten Reaktionszeiten wachsen mit Zahl der Items im Memory Set

 Befunde sprechen für erschöpfende Suche Das Arbeitsgedächtnis nach Baddeley: Das Arbeitsgedächtnis ist ein System für Verarbeitung und Speicherung von Informationen und die Koordination der dafür erforderlichen Ressourcen (entspricht Kurzzeitgedächtnis)

Komponenten (Modell 2000):



Zentrale Exekutive:



Phonologische Schleife:

 Belege: -Phonologischer Ähnlichkeitseffekt: je ähnlicher Worte, desto schwerer zu merken, wegen Verwechslungsgefahr -Wortlängeneffekt: man kann sich weniger lange als kurze Wörter merken, weil die Wiederholung der langen länger dauert -Irrelevante Sprache reduziert Leistung für visuell-präsentierte Informationen: Sprache im Hintergrund stört Lernvorgang, weil man das Verstehen nicht unterdrücken kann (hat obligatorisch Zugang zum Speicher) -artikulatorische Suppression: selbst wenn man sinnlose Wörter hört, fällt es schwer andere Wörter zu lernen, weil die Schleife mit auditiven Infomationen belegt ist 

Visuell-räumlicher Speicher:



Episodischer Speicher:

Langzeitgedächtnis: Das Langzeitgedächtnis ist der dauerhafte Bestand des Wissens und der erworbenen Fertigkeiten einer Person. Prozess: encoding – storage – retrieval Methoden: Freies Erinnern (free recall), Erinnern mit Hinweisreizen (cued recall), Wiedererkennen (recognition)  explizites vs implizites Gedächtnis/Erinnern (implizites Erinnern: zB Priming) Wortergänzung = implizit, freie Reproduktion = explizit  Amnestiker können nicht explizit erinnern, aber implizit  explizites und implizites Gedächtnis können unabhängig voneinander funktionieren

Episodisches Gedächtnis: Alle Gedächtniselemente für die eine individuelle Raum-Zeit-Koordinate vorhanden ist (z.B. autobiographische Elemente) Semantisches Gedächtnis: Gedächtnisinhalte ohne Raum-Zeit-Koordinate (Begriffe, Fakten, quasi deklaratives Wissen) Prozedurales Gedächtnis:

Wissen „wie“, Wissen über das Ausführen von Aufgaben (s. Skript 1)

Repräsentation von Wissen im Langzeitgedächtnis: Verbale Informationen: Wahrnehmungs- oder bedeutungsmäßige Repräsentation? Experiment von Wanner: Es werden Sätze gelernt und dann 4 ähnliche Sätze vorgegeben. Veränderungen der Bedeutung werden viel häufiger bemerkt als stilistische Änderungen. Experiment von Anderson: Es wird ein Text gelesen und dann Sätze vorgegeben, die darin vorkamen oder nicht. Die Bedeutung wird dabei viel besser/länger erinnert als Details wie der Satzbau.  Man merkt sich nicht den wahrgenommenen Text, sondern dessen Bedeutung! Visuelle Informationen: Experiment von Shepard & Metzler: Mentale Rotation

Sind die Objekte gleich?  Je weiter man das Objekt drehen muss (große Winkeldisparität), umso länger braucht man für die mentale Rotation (2 oder 3 Dimensionen ist egal) Experiment von Mandler & Ritchey: Gedächtnis für visuelle Informationen

Welches Bild entspricht dem vorher gelernten?  Änderungen in der Bedeutung (zB Landkarte = Geografieunterricht, Landschaft = Kunstunterricht) fallen eher auf als unwichtige Details (zB Muster der Hose)  auch hier bleibt Bedeutung im Gedächtnis, nicht das wahrgenommene Bild Verbale und visuelle Informationen:  werden unterschiedlich verarbeitet

Experiment von Santa: Inhalt des vorgegebenen Reizes sollte gemerkt werden. Prüfreize hatten gleichen oder anderen Inhalt und gleiche (dreieckige) oder lineare Konfiguration.

Wörter werden in linearer Konfiguration besser erkannt, Figuren nicht  verbale und visuelle Informationen werden unterschiedlich repräsentiert und verarbeitet

Propositionale Repräsentationen: Propositionen sind die kleinsten Einheiten, die wahr oder falsch sein können. Modalitätsunabhängig: Hypothetische Einheiten, die sprachlich aber auch vorstellungsmäßig ausgedrückt werden können 

Darstellung als Netzwerk:



Darstellung als Liste: Struktur:

Für Propositionen spricht: 

Bei gleicher Zahl von Wörtern ist ein Text mit mehr Propositionen schwerer zu verstehen.



Oberflächenmerkmale (aktiv, passiv) werden schlechter behalten als die Bedeutung eines Textes.

Allerdings sind Textverständnis und –gedächtnis stark erfahrungs- bzwerwartungsgeleitet, man gibt sein eigenes Hintergrundwissen dazu

Semantische Netzwerke:  Ordnen begriffliches Wissen Darstellung von Konzepten und ihren Verbindungen durch gerichtete Graphen Knoten: Objekte

Kanten: Relationen zwischen Objekten (Is-a-Kante: Klassenzugehörigkeit; Has-a-part-Kante: Teil-Ganzes-Relationen)

Hierarchische Organisation mit Merkmalen an „höchster“ plausibler Stelle (Vererbung von Eigenschaften)

 Antwortzeiten auf Fragen müssten von Distanz der Begriffe im Netzwerk abhängen (zB Ist Amsel ein Vogel?), Häufigkeit der Erfahrung hat jedoch Effekt Probleme (Collins & Quillian): 

Typische Beispiele gehen schneller



Effekte widersprechen der Hierarchie (Huhn ist Tier vs Huhn ist Vogel)



Unterschiede zwischen richtigen Nein-Antworten (Wal ist Pflanze vs Wal ist Fisch)

Schemata:  strukturelle Repräsentation von Informationsbündeln durch Slots (i.d.R.

Eigenschaftsdimensionen) und Values (Ausprägung der Dimensionen)

Wert-Typen (Frames): 

Aktuelle Werte: die tatsächliche Eigenschaftsausprägung (z. B. Holz)



Bereich (range): gibt den Bereich an, aus dem zulässige Werte stammen müssen (z.B. zwischen zehn und 1000 Quadratmetern)



Default values (Standardvoreinstellungen): „typische“ Werte, die als wahrscheinlich anzunehmen sind



Prozeduren (if-needed): Verfahrensschritte, die eingesetzt werden können, um benötige Werte zu ermitteln

Ereignisschemata (Scripts):

Typischer Ablauf eines Ereignisses, zB Restaurantbesuch (Bower, Black und Turner)

Verkörperte Kognition: Embodied cognition betont den Anteil motorischer Aktivitäten bei kognitiven Prozessen Theorie der dualen Kodierung (Paivio): Repräsentation im Gedächtnis beruht auf getrennten verbalen (Wörter) und imaginalen (perzeptuelle oder sensomotorische Information) Kodierungssystemen, die im Austausch miteinander stehen  Multimodalhypothese Im Gegensatz dazu Amodalhypothese: Kodierung ist modalitätsunabhängig Zusammenfassung:

Ein Gedächtnis oder mehrere? – Levels-of-processing-Ansatz (Craik & Lockhart):  es gibt nur ein Gedächtnis mit mehreren Verarbeitungsebenen: visuell – phonologisch – semantisch Das Ausmaß der Verarbeitung bestimmt die Verarbeitungstiefe (welche Ebene) und damit auch die Erinnerungsleistung (zB semantisch verarbeitete Information wird am Besten behalten)

Experiment: die Wörter werden je nach Aufgabenstellung unterschiedlich tief verarbeitet

AV1: Antwortzeit Die Antwortzeit ist bei jaAntworten kürzer, aber unterscheidet sich zwischen den Verarbeitungsebenen kaum

AV2: Behaltensleistung – erinnerte Wörter Je tiefer die Verarbeitung, desto besser werden die Wörter erinnert

Probleme der Verarbeitungstiefe: Keine von Behaltensleistung unabhängige Definition von Verarbeitungstiefe Kompatibilität von Encoding und Retrieval als kritischer Faktor Komplexe Suchprozesse beim Erinnern...


Similar Free PDFs