Kommunikationsmodelle fragen Ausarbeitung PDF

Title Kommunikationsmodelle fragen Ausarbeitung
Course Theorien und Methoden der Literatur- und Kulturwissenschaften
Institution Universität Wien
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Ausarbeitung Prüfungsfragen zu Kommunikation...


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UE Theorien und Methoden der Literatur- und Kulturwissenschaften (Ao. Univ.-Prof. Dr. Arno Dusini)

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Prüfungsfragen WS 2018: Kommunikationsmodelle 1) Welche Möglichkeiten eröffnet Saussures Unterscheidung zwischen »Signifiant« und »Signifié« allgemein der Zeichentheorie? Das Zeichenmodell von Saussure ist dyadisch, d.h. das sprachliche Zeichen besteht aus zwei Seiten: 1) die Seite des Lautbildes (besser: der Materialität des Zeichens): signifiant/„Signifikant“ 2) die Vorstellung (besser: des mentalen Konzepts, das sich einstellt, wenn man das Zeichen hört oder liest): signifié /„Signifikat“ Antireferentialität: „Das sprachliche Zeichen vereinigt in sich nicht einen Namen und eine Sache, sondern eine Vorstellung und ein Lautbild.“ (Saussure 1967)

Die Aufteilung des Zeichens nach de Saussure in “Signifé” und “Signifiant“ hatte grundlegende Auswirkungen auf die weitere Entwicklung in der Zeichentheorie.

Auch wenn die dyadische Natur der Zeichentheorie von de Saussure in nachfolgenden Modellen zumeist durch dreiteilige (vgl. Peirce; Symbol, Icon, Index) oder auch vierteilige (vgl. Victoria Welby) Modelle ersetzt wurde, stellten diese eine Evolution und Fortführung der Gedankengänge de Saussures dar, weshalb man annehmen kann, dass diese tiefere Analyse ohne dessen Beitrag kaum möglich gewesen wäre. Im Besonderen die Einführung der Begriffe “Synchronie” und “Diachronie” haben dazu geführt, dass die zu untersuchenden Gebiete der Sprachwissenschaften besser eingegrenzt und methodisch systematisiert werden konnten. •

Unterscheidung von ›Synchronie‹ und ›Diachronie‹: Ein Sprachsystem läßt sich einerseits in seiner gleichzeitigen Ordnung, andererseits in seinem historischen Wandel betrachten.

Auch das Kommunikationsmodell von Roman Jakobson (1960), sowie die semiologischen Systeme von Roland Barthes leben von den weiterführenden Gedankengängen, die aus Saussures Überlegungen hervorgehen.

Außerdem sah Saussure die Zeichen des weiteren als relationale Einheiten an, deren Bedeutung nur durch Differenz zu anderen Zeichen entsteht und nicht den Dingen und Sachverhalten der Realität anhaftet. • • • •

Saussure beginnt seine Erörterung der Natur des sprachlichen Zeichens mit dem Problem der Referenz. Das heißt er problematisiert die Beziehungen von ›Worten‹ und ›Dingen‹, von Zeichen und ›Objekt‹. Saussure bestreitet, daß eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Sprache von der Annahme ausgehen kann, daß es vor den Worten fertige Vorstellungen gibt, denen man einfach nur Worte zuordnen muß. Saussure weist die Annahme zurück, »daß die Verbindung, welche den Namen mit der Sache verknüpft, eine ganz einfache Operation sei, was nicht im entferntesten richtig ist.« ›Worte‹ und ›Vorstellungen‹ sind gleichzeitig gegeben, in komplizierten Operationen. Dies ist nicht nur für die Sprach-, sondern auch für die Literaturwissenschaft der wichtigste Grundsatz.

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2) Nennen, definieren und ordnen Sie die Komponenten und Funktionen in Roman Jakobsons Kommunikationsmodell und formulieren Sie die drei Grundsätze ihres Zusammenspiels. Kontext Botschaft Adressant -----------------------------------------------Adressat

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Die grundsätzlichen Komponenten im Kommunikationsmodell von Jakobson:

Die Botschaft stellt den eigentlichen Inhalt der Kommunikation dar. o Der Adressant ist der Sender der Botschaft. o Der Adressat ist der Empfänger der Botschaft. Code o Der Kontext, von Jakobson auch als “Referent” bezeichnet, stellt die Voraussetzung dafür da, dass Inhalte vermittelt werden können; dafür muss dieser Kontext für den Adressaten verständlich sein. Der Kontakt stellt den Kanal dar, über welchen die Kommunikation erfolgt, in Anlehnung an die Nachrichtentechnik auch physikalischer Kanal genannt. Der Code, welcher ganz oder teilweise dem Adressanten und dem Adressaten gemein sein muss, ist eine Ansammlung von Regeln und Beschränkungen die die Bedeutung und Interpretation der Zeichen verändern.

Kontakt

o

Aufbauend auf dem dreigliedrigen Organon-Modell der Sprache von Karl Bühler (1934) Roman Jakobsons 1960 vorgelegtes Modell sieht grundlegend sechs unabdingbare Komponenten der Kommunikation, »factors«, vor und weist diesen Komponenten eine je spezifische »function« zu, die in jedem Äußerungsakt seine jeweilige Komponente als bedeutungsrelevant ins Spiel bringt.

o

Die Funktionen, welche man im Kommunikationsmodell vorfindet, sind die folgenden: o Die referentielle Funktion, welche sich am Kontext orientiert (“Die Erde ist rund”) o Die emotive oder expressive Funktion, welche auf den Adressanten, also den Absender, zentriert ist („Aua!“) o Die konative Funktion, welche sich am Adressaten orientiert und ihren reinsten grammatikalischen Ausdruck im Imperativ und Vokativ wiederfindet (“Trink!”) o Die phatische Funktion, welche darauf bedacht ist, den Kontakt aufrechtzuerhalten oder zu testen (“Können Sie mich hören?”) o Die metasprachliche Funktion, welche sich auf den Code selbst konzentriert (“Was meinen Sie mit ‘Pharao’?”) o Die poetische Funktion, welche sich auf die Botschaft selbst konzentriert (“Joan und Margery” statt “Margery und Joan")

Ausdrucksfunktion; expressive, emotive Funktion (Emotivfunktion); Selbstkundgabe, Haltung zum Gesprochenen Mit der Ausdrucksfunktion ist gemeint, dass durch die Sprache etwas vom Sender selbst zum Ausdruck kommt und er etwas über seine Person kundgibt. Dies kann unbewusst oder bewusst geschehen. Appellfunktion, konative, appellative Funktion, Appellseite, Orientierung auf Empfänger Bezogen auf den Empfänger hat die Sprache ein Moment des Appells: der Sprecher versucht, den Empfänger zu beeinflussen – durch Aufforderung, Bitte, Befehl, Wunsch etc.

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Phatische Funktion, Beziehungsseite, Orientierung auf den Kontakt Die phatische Funktion ist die Funktion des „Kontakthaltens bzw. Herstellen, Verlängern oder Unterbrechen eines sprachlichen Kontaktes“[3], bei Jakobson nach Pelz die „Kanal“-bezogene Funktion, die dazu dient, „zu prüfen, ob das Kontaktmedium in Ordnung sei“.[4] Metasprachliche Funktion, Orientierung auf Kode Mit der metasprachlichen Funktion (Jakobson) wird die Funktion der Sprache über Sprache zu reden benannt. „Die Sprache kann als Metasprache für alle anderen Informations- und Vermittlungssysteme funktionieren, aber zugleich ist sie auch die Metasprache für sich selbst, d.h. für die Sprache selbst.“[5] Die metasprachliche Funktion soll nur bei der menschlichen Sprache möglich sein.[6] Poetische Funktion, Ausrichtung auf Mitteilung Die poetische Funktion ist bei Roman Jakobson die Funktion der Sprache, die „in ihrer formalen Erscheinung zu einer Art besonderer Information wird.“[7]. Sie dominiert beim Kunstwerk und ist wichtig in der Werbung. Die poetische Funktion ist für die Literaturwissenschaft naturgemäß besonders interessant. Sie "projiziert das Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination."[8] Poetische Sprache zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass sie Konnotationen (assoziierte Wortbedeutungen) nutzt und dadurch Polysemie (Mehrdeutigkeit) schafft. Die poetische Sprache ist autofunktional, durch die Dominanz der sprachlichen Form über den Inhalt lenkt der literarische Text die Aufmerksamkeit des Lesers/Hörers auf sich selbst.

Nach Wikipedia:      

der Kontext, von Jakobson auch referent genannt, der Voraussetzung dafür ist, dass die Kommunikation eine referentielle Funktion entfalten, nämlich Inhalte vermitteln kann; die Botschaft, die in ihrer poetischen Funktion selbst zum Thema werden kann; der Sender, über dessen Haltung zum Gesagten die emotive Funktion Auskunft gibt; der Empfänger, an den die Botschaft über ihre konative Funktion eine Aufforderung senden kann; der Kontakt, in Anlehnung an die Nachrichtentechnik auch physikalischer Kanal genannt, der durch die phatische Funktion der Botschaft aufrechterhalten wird; der Code, dessen wechselseitige Verständlichkeit in der metalingualen Funktion der Botschaft zum Thema wird.

Jeder sprachlichen Äußerung liegen alle diese sechs sprachlichen Funktionen zugrunde. Die Verschiedenheit von Äußerungen ergibt sich daraus, daß sie diese Funktionen jeweils anders gewichten. Literatur zeichnet sich dadurch aus, daß die poetische Funktion deutlich akzentuiert ist. Dies geschieht, indem ›Resonanzen‹ in der Abfolge von Worten oder Zeichen hervorgebracht werden, etwa in der Weise des Reims. Die drei Grundsätze des Zusammenspiels der Komponenten und Funktionen sind:  Hierarchisch geordnet  dynamisch

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flexibel

Kontext (referentielle Funktion) Botschaft (poetische Dunktion Adressant -----------------------------------------------Adressat (emotive Funktion) Kontakt

c) Erklären Sie Roland Barthes’ Analysemodell ideologischer Aussagen.

Roland Barthes erweitert die von de Saussure geprägten Begriffe “Signifikant” und “Signifikat” um einen weiteren Begriff, nämlich jenen des “Zeichens” (“Signe”), “das die assoziative Gesamtheit der ersten beiden Termini ist.” (Barthes: Mythen des Alltags, S. 90) Dieser Definition folgend kann dieses Zeichen, oder eben der “Mythos”, wie Barthes dies nennt, gegenüber der “langue”, nach de Saussure, nur ein sekundäres semiotisches System sein. Hierbei unterscheidet er zwischen dem Sinn eines Zeichens und dessen Bedeutung, ersteres ist erfassbar auf der primären semiotischen Ebene, während die Bedeutung sich erst auf eben dieser sekundären Ebene (konative erkennen lässt. Funktion) Hierbei muss erwähnt werden, dass nach Barthes das Zeichen auf der (phatische ersten Ebene deskriptiver Natur ist (also die ihm inhärente Eigenschaft Funktion) beschreibt), während es auf der zweiten Ebene zum mythischen Zeichen wird, wobei das Signifikat an Detailhaftigkeit und Korrektheit Code verliert und damit das Zeichen sinnentleert und zur reinen Form macht. Durch dieses Verfahren verliert das Zeichen seinen Kontext (metalingua und seine Geschichte. Die konkrete Geschichtlichkeit wird im Mythos le Funktion) durch eine unbestimmte, unbegrenzte Assoziationskette ersetzt: dem Geschichtlichen wird durch das Verfahren der Mythisierung der Anschein der unabänderlichen Naturhaftigkeit gegeben....


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