Lernzettel George Herbert Mead - ME, I und SELF 1 PDF

Title Lernzettel George Herbert Mead - ME, I und SELF 1
Course Soziologische Theorie
Institution Universität Kassel
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Lernzettel zu George Herbert Mead der Vorlesung Soziologische Theorien WS 17/18...


Description

George Herbert Mead – The Self, Me and I 

In Abgrenzung zum deutschen Idealismus versteht Mead – inspiriert von der Evolutionstheorie Darwins – das Bewusstsein des Menschen als evolutionäres Produkt der Auseinandersetzung des Organismus mit seiner Umwelt  Nicht als Gabe, die dem Menschen in die Wiege gelegt wäre  Dabei setzt man das zu Erklärende bereits voraus



Laut Mead entsteht die Identität durch drei Medien: durch Sprache, Spiel (play) und Wettkampf (game)

Sprache bei der Persönlichkeitsentwicklung: 

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Grundstein für Ausbildung der Sprache liegt in der Fähigkeit der Menschen durch die körperliche Ausstattung mit einem Zentralnervensysteme in der Lage zu sein, Handlungen und Reaktionen verzögert auszuführen Ermöglicht es die Folgen des eigenen Verhaltens abzuwägen und Kombinationsmöglichkeiten aufzuzeigen Die Folgen und Kombinationsmöglichkeiten können nur bewusst werden, wenn er Symbole kennt Diese erfordern das Vorhandensein einer bestimmten Gesellschaft Somit ist eine Gesellschaft von interagierenden Individuen nötig um diese Symbole zu erschaffen und eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit zu generieren  Mead nennt zur Veranschaulichung das Beispiel der Bärenfährte. Das Individuum erkennt die Fährte als solche und gibt diese Erkenntnis an die Gruppe weiter. Fortan weiß jeder dieser Individuen, dass ein Pfotenabdruck dieser Form auf einen Bären hinweist und kann dementsprechend handeln Diesen Vorgang nennt Mead „Symbolisation“ Deutlich wird daraus, welche Funktion die Sprache in diesem Prozess hat  Bestehend aus Lauten ermöglicht sie zum einen die Kommunikation und die Selbstwahrnehmung des Individuums, zum anderen ist sie jedoch eine Aneinanderreihung vieler Symbole, über deren Bedeutung es einen Konsens in der Gesellschaft geben muss  Der Laut, das Symbol, muss in den anderen Individuen dieselbe Reaktion auslösen wie in ihm selbst  Ist dies gegeben spricht Mead von einem „signifikanten Symbol“  Die Individuen können damit die Reaktionen ihrer Handlungspartner einschätzen und es ergibt sich folglich ein gemeinsames, gesellschaftliches Handeln An dieser Stelle entsteht ebenfalls was Mead „taking the role oft the other“ nennt:  Der wechselseitig Handelnde kann sein Verhalten anhand der signifikanten Symbole für sich selbst zum Objekt machen  Er betrachtet sich selbst aus der Sicht des anderen und kann reflektieren, welche Reaktion sein Verhalten im Gegenüber auslösen wird - er kann sich selbst wahrnehmen und als Objekt sehen

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Deutlich wird an der Stelle die Bedeutung der Gesellschaf  Nur durch die Gesellschaft, die lt. Mead aus Wechselwirkungen zwischen Individuen besteht, erlernt der Mensch aus ursprünglichen Lauten die Sprache als signifikantes Symbol Der Denkprozess (die nach innen verlegte Übermittlung von Gesten), der dem Kommunikationsprozess vorausgeht, findet grundsätzlich mit Symbolen statt – wir verbinden Wörter mit Objekten Dabei müssen (wie eben angesprochen) diese Symbole beim Denkenden und beim Anderen die gleiche Reaktion hervorrufen, damit Kommunikation gelingt  Dies bedingt, dass unsere Symbole Allgemeinbegriffe sind Es gilt zu beachten, dass es Situationen gibt, in denen man in der eigenen Identität nicht die gleiche Reaktion auslöst wie beim Anderen Die Grundlage zur Entwicklung und Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit ist somit die Übereinkunft in Bezug auf gemeinsame signifikante Symbole und der damit verbundenen Möglichkeit, sich selbst aus der Sicht des anderen zu sehen Weiterhin können so gesellschaftliche Werte und Normen vermittelt werden  Die externe gesellschaftliche Situation kann an das Individuum weitergegeben und verinnerlicht werden – die Basis für eine Sozialisation ist gelegt Den Begriff Rollenübernahme führt Mead im Verlauf seiner Theorie noch weiter aus und verdeutlich ihn – insbesondere in den Überlegungen zu der Persönlichkeitsstruktur des I und Me, sowie den Entwicklungsphasen des play und game spielt die Antizipation des Verhaltens anderer eine große Rolle

Die Entwicklungsphasen play und game 

Mit den beiden Entwicklungsphasen des play und game, des kindlichen Spiels und des organisierten Spiels (auch Wettkampf) stellt Mead den Prozess der Objektwerdung und Persönlichkeitsentwicklung dar



Bei der kindlichen Rollenübernahme erfährt sich das Kind allmählich als soziales Objekt  In der Phase des play sind erste Züge der Wahrnehmung als eben solches Objekt zu erkennen



Soziales Objekt wird das Individuum letztlich jedoch erst in der Phase des game, nämlich ausschließlich durch die Interaktion mit anderen



Beginnend mit der Phase des Spieles, dem play, übt das Kind zunächst die Rollenübernahme  Das Kind versetzt sich hier in mehrere Rollen, kann aber jeweils nur eine Rolle gleichzeitig spielen  Bsp: Spiel mit dem Kaufmannsladen – Kind erst Kunde, dann Verkäufer, dann wieder Kunde ..  Es imitiert viele verschiedene Rollen und übt damit Verhaltensantizipation, die für die Bildung der Identität nötig ist  In dieser Entwicklungsphase bezieht sich das Kind also lediglich auf das Verhalten einer bestimmten anderen Person 2



Um aber in einer gesellschaftlichen bzw. sozialen Gruppe handlungsfähig zu werden muss es die Rollen anderer beteiligten Individuen kennen und einordnen können  Diese Stufe nennt Mead game  In dieser Wettkampfsituation muss das Kind das Verhalten aller anderen verinnerlicht haben und wissen, wie es selbst handeln soll  Es muss sich damit am sog. „verallgemeinerten Anderen“ orientieren  Bsp: Baseballspiel – ein Spieler könne nur dann handeln, wenn er die Regeln, Aufgaben und Handlungen aller Mitspieler und somit auch seine eigene Rolle kenne  Gleichzeitig müssen aber auch alle anderen Spieler dies mit seinem Verhalten tun können, damit das Baseballspiel überhaupt möglich ist



Der „verallgemeinerte Andere“ oder „generalisierte Andere“ stellt nicht nur das Regelsystem innerhalb eines Wettkampfes dar, sondern im Großen und Ganzen die gesamte Gesellschaft mit ihren Werten und Normen  Durch die Orientierung an diesem Anderen kommt es zu einer sozialen Strukturierung des Selbst



Das Individuum erhält seine Identität ausschließlich durch die Interaktion mit anderen – nur durch die Orientierung an anderen Mitgliedern einer soz. Gruppe ist das Individuum in der Lage dazu, sich als solches wahrzunehmen  So kann aus der Identität des Einzelnen auf gesellschaftliche Verhaltensmuster und die Identität aller anderen Gruppenmitglieder geschlossen werden

Die Identität und das Subjektive 

Mead unterscheidet Identität von Bewusstsein



Bewusstsein im Sinne von Denken oder reflexiver Intelligenz ist nur für das Individuum selbst zugänglich, es hat einen subjektiven Charakter und beschreibt die Art, wie ein Organismus handelt



Identität hingegen ist eine Struktur, die sich aus dem gesellschaftlichen Verhalten entwickelt und nicht aus der subjektiven Erfahrung des Organismus  Die hier gemeinte Identität entwickelt sich durch die Übermittlung von Gesten in das Verhalten des Einzelnen



Identität und Bewusstsein sind phasenweise nur dem Einzelnen zugänglich, können aber (z.B. durch das Aufstellen einer Theorie) veröffentlicht werden



Eine Gemeinschaft entwickelt sich lt. Mead weiter, wenn eine wechselseitige Beeinflussung zw. Den Individuen stattfindet – wenn die Reaktion der Gemeinschaft auf den Einzelnen institutionalisiert wird, also die Gemeinschaft gegenüber dem Einzelnen gleich handelt 3



Jeder steht also in einem Dialog mit der Gemeinschaft – kann antworten und die Normen der Gemeinschaft verbessern wollen (Bsp: Jemand steht vor Gericht und rechtfertigt seine Tat vor dem Publikum)



Mead unterscheidet Bewusstsein von Selbstbewusstsein (Identitätsbewusstsein)  Bewusstsein ist Erfahrung [kognitives Phänomen] – Selbstbewusstsein die Erkenntnis einer Identität als Objekt [emotionales Phänomen]  Durch das Erfühlen der Handlung des anderen ggü. sich selbst entsteht ein Selbstbewusstsein, mit dem der einzelne Organismus in seinen Umweltsbereich eintritt  Dieses Selbstbewusstsein löst Handlungen im Individuum aus, die es auch in anderen auslöst und es entwickelt damit insoweit eine Identität, als es die Haltung anderer einnehmen und sich selbst gegenüber so wie gegenüber anderen handeln kann  Selbstbewusst, identitätsbewusst sein heißt im Grunde: dank der gesellschaftlichen Beziehungen zu anderen für seine eigene Identität zum Objekt zu werden

Das Selbst und seine strukturellen Bestandteile – I, Me, Self und Mind 

Die Sprache bildet die Grundlage für die Entstehung der Identität und für eine funktionierende Gesellschaft



Diese Identität – das SELF – ist demnach nicht von Beginn des menschlichen Lebens vorhanden, sondern muss zunächst durch Erfahrungs- und Entwicklungsprozesse gebildet und vermittelt werden



Mead teilt das Selbst in zwei Bestandteile auf: Er spricht von I und ME  Das I ist die Reaktion des Organismus auf die Haltung anderer  Das ME ist die organisierte Gruppe von Haltungen anderer, die man selbst einnimmt  Die Haltungen der anderen bildet das organisierte ME und man reagiert darauf als ein I  „Das [I] ist die Reaktion des Organismus auf die Haltung anderer; das [me] ist die organisierte Gruppe von Haltungen anderer, die man selbst einnimmt. Die Haltung der anderen bilden das organisierte [me] und man reagiert darauf als ein [I]“ (Mead 1968, S.218)



Nicht nur die Individuen stehen in einer Wechselwirkung miteinander, sondern ebenso die Bestandteile der Identität des Individuums



Unter dem I versteht Mead im Wesentlichen die Kreativität und Spontanität im Menschen, sowie die biologisch veranlagten Triebe  Das I ist vollständig subjektiv bestimmt und beinhaltet die Reaktion auf das ME  Die Reaktion des I auf das ME bildet den Teil des Handelns, der im Inneren des Individuums abläuft

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 Es reagiert auf die Haltung der anderen, die ich als ME wahrnehme, reflektiert und sortiert sie und handelt letztendlich dementsprechend  Das I ist gleichzeitig auch das Individuelle im Menschen, das Subjektive – so dient es auch zur Selbstbehauptung dieser Besonderheiten 

Das ME enthält alle Werte und Normen der Gesellschaft, die Erfüllung dieser Regeln liegt jedoch am I  So wird das I nicht nur durch das ME zurechtgewiesen, sondern kann auch die Gesellschaft anhand seiner individuellen Reaktion verändern



Im ME werden die Haltungen der anderen und das Bild, das die anderen vom Individuum haben, eingeschlossen



Die Erwarten, die die anderen an die Person haben, sind ebenfalls im ME Erfasst



Geprägt wird das ME durch die Gesellschaft und gibt damit dem I seine Form – es ist der objektive Teil des Selbst



Durch unterschiedliche soziale Kreise gerät das Individuum an viele verschieden Bezugspersonen, die jeweils andere Erwartungen haben und so ein jeweils differentes Bild des Individuums erschaffen  Alle diese MEs müssen daraufhin vom I verarbeitet werden, sodass sie ein einheitliches Selbstbild des Individuums ergeben  Es müssen folglich viele verschiedene Rollen übernommen, Verhalten antizipiert und miteinander vereinbart werden



Ist die Verbindung der verschiedenen Elemente des ME mit dem I zu einer Einheit geglückt, so kann laut Mead von einem SELF gesprochen werden



Das SELF stellt die Wechselwirkungen zwischen I und ME dar  Es ist festzuhalten, dass die Entstehung des SELF einen Prozess darstellt, der nur durch die Erfahrung der anderer Mitglieder der Gesellschaft möglich ist  Das Selbst entwickelt sich durch die Interaktion fortlaufend weiter und kann somit nicht als festes Konstrukt, sondern vielmehr als immerwährende Ausdifferenzierung der Haltungen der anderen, der gesellschaftlichen Normen und Vorgaben, mit dem I gesehen werden

Zusammenfassung: Mead nennt diese Phase der Reflexion das ME. Im ME sieht man sich aus der Perspektive des (generalisierten) Anderen. Das Handeln ist durch die eigene Reaktion auf das ME geprägt, durch die verinnerlichten Erwartungen der Anderen. Jene Phase des Handelns, der Reaktion des Subjekts auf die Hereinnahme der Haltungen des (generalisierten) Anderen nennt Mead I. I und ME erzeugen das SELF (Selbst, Identität). Die Identität bildet sich individualbiographisch durch das Durchleben des Kindes zweier Spielphasen: PLAY und GAME. In diesen lernt das Kind die Haltung anderer zu übernehmen, sein Verhalten nach deren Erwartungen abzustimmen. Zunächst im freien und naiven Spiel mit sich selbst (PLAY), dann im organisierten Wettkampf mit vielen Anderen (GAME). Das Kind übt eine Selbstkontrolle auf sich aus und unterliegt damit der sozialen Kontrolle der Gemeinschaften, denen es angehört und nach denen sich die 5

soziale Struktur der Identität (ME) ausgebildet hat. Die unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Gruppen zu koordinieren, das heißt, verschiedene verinnerlichte Gruppenhaltungen zu synthetisieren, also die Einheit der Differenz von MEs herzustellen, ist eine der Aufgaben der Identität. Aber auch durch den Kontakt zu verschiedenen Müttern, Lehrern oder einfacher gesagt, gesellschaftlichen Gruppen, lernt das Individuum seine und andere Haltungen kennen und organisieren. Diese Rollenübernahme lässt sich global ausweiten (i.S.v. Menschenrechten, Gesetze, etc.). Der Individuationsprozess eines Menschen – also der Weg auf dem der einzelne seine Identität ausbildet – steht also in einem engen Zusammenhang und in Wechselwirkung mit der Gesellschaft und der Kultur, in der dieser Mensch lebt. Individuation ist kein abgegrenzter und subjektiver Prozess sondern steht, verändert und bildet sich in der Interaktion mit Gesellschaftsmitgliedern. Individualität verkörpert sowohl das „I“, als auch den „generalisierten Anderen“, den der Mensch im Sozialisationsprozess zu einem Teil seiner selbst werden lässt und schließlich zu seiner Identität („self“) findet.

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