Übungsfragen und-Lösungen-Geschichtsdidaktik Lernzettel PDF

Title Übungsfragen und-Lösungen-Geschichtsdidaktik Lernzettel
Course Lektürekurs. Geschichtsdidaktik. Basisliteratur
Institution Universität Osnabrück
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Zusammenfassung der Übungsaufgaben aus der Vorlesung...


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Geschichtsdidaktik: Schwerpunkt: historisches Denken und Geschichtstheorie Transfer zu „GD als Wissenschaft“, „Geschichtskultur“ und „Geschichtsunterricht“ Fragetyp 1: deklaratives Wissen („Erklären Sie bitte den Begriff Geschichtsbewusstsein.“) Fragetyp 2: Beispielebene („Können Sie bitte mit einem Beispiel demonstrieren, wie ein geschichtsbewusster Mensch denkt?“) Fragetyp 3: Transfer („Welche Verbindungen sehen Sie zwischen historischem Denken und der Geschichtskultur?“

Übungsfragen: Themenblock 1 Historisches Denken Frage 1: Was ist Historisches Denken eigentlich? Historisches Denken ist ein Denkprozess, der aus den vier Teiloperationen Umgang mit historischen Fragen, mit historischen Sachverhalten, mit historischen Sachurteilen und mit historischen Werturteilen besteht. Er ereignet sich auf der individuellen Ebene im Kopf eines jeden Einzelnen, findet aber gerahmt von der Gesellschaft statt. Modelle historischen Denkens nach Jeismann/Weymar: Analyse: Erschließung eines historischen Sachverhalts auf Basis von Quellen Sachurteil: Einordnung des historischen Sachverhalts in einen historischen Zusammenhang Werturteil: Bewertung des historischen Sachverhalts mit gegenwärtigen Maßstäben. Frage 2: Was meint der Umgang mit historischen Fragen? Historische Fragen sind gegenwärtige Fragen an die Vergangenheit, zu deren Beantwortung eine historische Denkleistung nötig ist (Umgang mit historischen Fragen, mit historischen Sachverhalten, mit historischen Sachurteilen, mit historischen Werturteilen); historische Fragen regen also historisches Denken an. Operationen: Bei der Synthese einer historischen Frage nehme ich zunächst eine Zeitdifferenz wahr, dann stelle ich eine historische Frage, die eine historische Sinnbildung als Ganzes oder eine ihrer Teiloperationen (Umgang mit historischen Fragen, mit historischen Sachverhalten, mit historischen Sachurteilen, mit historischen Werturteilen) anregt und äußere dann Vermutungen. Bei der Analyse einer historischen Frage prüfe ich eine vorliegende historische Frage, indem ich sie identifiziere und ihren Stellenwert für eine historische Sinnbildung erkenne.

Wissen: deklaratives Wissen Definition: Wissen um historische Daten, Zahlen, Fakten Personen und Ereignisse (zur Hypothesenbildung) sowie um gegenwärtige Interessen und Orientierungsbedürfnisse; Wissen um einzelne methodische Schritte der Bildung einer historischen Frage; Wissen um die Relevanz metakognitiver Operationen wie Planung, Monitoring (Selbstüberwachung) und Reflexion. prozedurales Wissen Definition: Wissen darum, wie historische Daten, Zahlen, Fakten Personen und Ereignisse und gegenwärtige Interessen und Orientierungsbedürfnisse sowie die einzelnen methodischen Schritte der Bildung einer historischen Frage zueinander in Beziehung gesetzt werden können, um historische Sachverhalte zu bilden bzw. zu analysieren. metakognitives Wissen Definition: Wissen darum, wie die methodisch regulierte Synthese und Analyse historischer Fragen metakognitiv durchdrungen werden. Bsp. Urs: Urs findet ein Foto auf dem Dachboden und erkennt, dass das Foto zeitdifferent ist, also, dass auf dem Foto Vergangenheit zu sehen ist, beispielsweise anhand der Kleidung, der Frisuren etc. Er stellt sich daraufhin historische Fragen zu diesem Bild und stellt Vermutungen an. Frage 3: Was meint der Umgang mit historischen Sachverhalten? Ein historischer Sachverhalt ist die Vorstellung von einem geschichtlichen Ereignis oder einem geschichtlichen Zustand, die etwas qualitativ anderes sind als die Gegenwart. Mithilfe einer historischen Sachverhaltsanalyse wird sich auf Basis von multiperspektivischen Quellen und Darstellungen, die immer unvollständig sind und sich widersprechen können, ein Sachverhalt erschlossen. Wichtig ist, dass einem bewusst sein muss, dass der Historische Sachverhalt selbst nicht betrachtet werden kann, sondern nur die Quellen, die uns überliefert worden sind und dass unsere Begriffe, die wir verwenden, häufig Deutungen, Wertungen und Interpretationen enthalten. (Bsp. 30.01.1933: Machtergreifung, Putsch, Revolution“?) Sachverhaltsnennung: Zum Zeitpunkt t1 ereignete sich x, dann erst zum Zeitpunkt t2 ereignete sich y. Zwischen den beiden historischen Sachverhalten gab es einen Wandel, eine Entwicklung, eine Veränderung. Bei der Synthese eines historischen Sachverhaltes: Bildung einer Vorstellung von einem geschichtlichen Ereignis oder geschichtlichen Zustand, die etwas qualitativ anderes sind als die Gegenwart; Basis: Quellen und nachgeordnet historische Darstellungen. Darunter fallen auch die folgenden Aussagen: Typ „Relation“ (x verhielt sich zu y); Typ „Zuordnung“ (x war Teil von y oder: x gehörte zu y); Typ „Analogie“ (x verhielt sich zu y wie a zu b); Typ „Vergleich“ (x war so ähnlich wie y); Typ „Verbreitung“ (x ist im Raum y ein verbreitetes Phänomen gewesen).

Bei der Analyse eines historischen Sachverhaltes: Prüfung einer Vorstellung von einem geschichtlichen Ereignis oder geschichtlichen Zustand auf empirische Triftigkeit; Basis: Quellen und nachgeordnet historische Darstellungen. Wissen deklaratives Wissen Definition: Wissen um historische Daten, Zahlen, Fakten Personen und Ereignisse; Wissen um einzelne methodische Schritte der Quellenkritik; Wissen um die Relevanz metakognitiver Operationen wie Planung, Monitoring (Selbstüberwachung) und Reflexion. prozedurales Wissen Definition: Wissen darum, wie historische Daten, Zahlen, Fakten Personen auf der Basis von Quellen sowie die einzelnen methodischen Schritte der Quellenkritik zueinander in Beziehung gesetzt werden können, um historische Sachverhalte zu bilden bzw. zu analysieren. metakognitives Wissen Definition: Wissen darum, wie die methodisch regulierte Synthese und Analyse historischer Sachverhalte metakognitiv durchdrungen werden. Triftigkeit/Plausibilität: Wahrheitskriterium: empirische Trifitigkeit/Plausibilität („Ist die HSV-Aussage durch Quellen belegbar?“) Bsp. Urs: Urs befragt seinen Vater, der auf dem Foto war und seine Oma, die als Zeitzeugin/ Quelle dient und erhält Informationen zu seinen Fragen. Frage 4: Was meint der Umgang mit historischen Sachurteilen? Ein historisches Sachurteil ist die bedeutungsvolle Deutung eines historischen Sachverhaltes durch die Konstruktion eines historischen Wirkungszusammenhangs, also die Herstellung eines bedeutungsvollen Zusammenhangs zwischen einem Sachverhalt und anderen Sachverhalten, also der historische Sachverhalt 1 war die Ursache von dem historischen Sachverhalt 2/ weil x passiert ist, konnte y geschehen. Der bedeutungsvolle Zusammenhang zwischen den Sachverhalten muss durch Theorien begründet und plausibel gemacht werden, denn er ist nicht 1 zu 1 aus der Vergangenheit oder den Quellen ablesbar. (theoretische Triftigkeiten/Plausibilitäten) Bei der Synthese eines historischen Sachverhaltes: Bedeutungszuweisung an einen historischen Sachverhalt durch Bildung eines historischen Zusammenhangs. Ein Zusammenhang kann auf unterschiedliche Weise hergestellt werden – z.B. durch Aussagen vom Typ „Finalität“ (x lief auf y hinaus), Typ „Instrumentalität“ (x war Mittel, um y zu erreichen); Typ „Intentionalität“ (x wollte y); Typ „Kausalität“ (x war die Folge von y oder: y war der Grund von x); Typ „Nutzen“ (x nutzte y); Typ „Bedingtheit/Freiheit“ (x tat y, wollte aber z tun); Typ „Exempel“ (x ist ein Beispiel für die Regel oder Theorie y). Bei der Analyse eines historischen Sachverhaltes: Erkennen der Modi von Relationen zwischen historischen Sachverhalten und historischen Zusammenhängen in Sachurteilen.

Wissen deklaratives Wissen Definition: Wissen um historische Zusammenhänge; Wissen um einzelne methodische Schritte der Sachurteilsbildung bzw. -analyse; Wissen um die Relevanz metakognitiver Operationen wie Planung, Monitoring (Selbstüberwachung) und Reflexion. prozedurales Wissen Definition: Wissen darum, wie historische Zusammenhänge sowie die einzelnen methodischen Schritte der Sachurteilsbildung ineinandergreifen, um historische Sachurteile zu bilden bzw. zu analysieren. metakognitives Wissen Definition: Wissen darum, wie die methodisch regulierte Synthese und Analyse historischer Sachurteile metakognitiv durchdrungen werden. Triftigkeit/Plausibilität: theoretische Trifitigkeit/Plausibilität („Ist die Bedeutungszuweisung durch Theorien abgesichert?“) Bsp. Urs: Urs fragt sich, warum Adrina überhaupt in der Schweiz war, wie die Situation in Italien war und warum Adrina mit ihrer Familie in die Schweiz auswandern musste. (Ursache-Wirkungs-Zusammenhang) Bsp. 2: Also: Bedeutungszuweisung könnte so aussehen, dass man einem HSV (z.B. der Spaltung der Arbeiterbewegung in SPD, USPD und Kommunisten) den Status zuweist, Ursache eines anderen HSV (z.B. der nationalsozialistischen Machtübernahme) gewesen zu sein. Diese fällt – salopp gesagt – nicht vom Himmel, sondern ist ein mehr oder weniger plausibles Konstrukt, das man theoretisch absichern muss. Die Annahme, dass eine gespaltene Arbeiterbewegung ursächlich gewesen sein könnte, legt politiktheoretische Annahmen zugrunde. Wenn man die nationalsozialistische Machtübernahme hingegen alternativ oder zusätzlich mit der charismatischen Wirkung Hitlers begründet, legt man dagegen massen /psychologische Theorien zugrunde. Frage 5: Was meint der Umgang mit historischen Werturteilen? Die Stellungnahme oder Bewertung eines historischen Sachverhaltes oder einem historischen Sachurteil aus der gegenwärtigen Perspektive auf Basis gegenwärtiger Normen und Orientierungsbedürfnisse. Ein Entwurf von Handlungsmöglichkeiten aus der Vergangenheit für die Gegenwart und Zukunft. Aus der Gegenwart wird ein historischer Sachverhalt mit Verweis auf ein historisches Sachurteil bewertet. Synthese eines historischen Werturteils: Bewertung eines historischen Sachverhalts oder eines historischen Sachurteils unter Verwendung gegenwärtiger normativer Begriffe und Wertsysteme mit Offenlegung und Reflexion der Wertmaßstäbe; Aussage zur Gegenwartsrelevanz.

Analyse eines historischen Werturteils: Erkennen der normativen Begriffe und Wertsysteme in historischen Werturteilen und Abwägen ihres Wahrheits- und Richtigkeitsanspruchs und Reflexion der Zeit- und Standortgebundenheit von Wertungen (= Prüfung auf normative Triftigkeit); Abwägen mit kontroversen Wertungen. Wissen deklaratives Wissen Definition: Wissen um gegenwärtige Normen und Orientierungsbedürfnisse; Wissen um einzelne methodische Schritte der Werturteilsbildung bzw. -analyse; Wissen um die Relevanz metakognitiver Operationen wie Planung, Monitoring (Selbstüberwachung) und Reflexion. prozedurales Wissen Definition: Wissen darum, wie gegenwärtige Normen und Orientierungsbedürfnisse sowie die einzelnen methodischen Schritte der Werturteilsbildung ineinandergreifen, um historische Werturteile zu bilden bzw. zu analysieren. metakognitives Wissen Definition: Wissen darum, wie die methodisch regulierte Synthese und Analyse historischer Werturteile metakognitiv durchdrungen werden. Triftigkeit/Plausibilität: normative Trifitigkeit/Plausibilität („Ist die Wertung durch anerkannte Werte und Normen abgesichert?“) Bsp. Urs: Urs findet das Verhalten seiner Oma super, weil sich damals viele nicht so verhalten hätten. Außerdem bezieht er das damalige Geschehen auf die Gegenwart und überlegt sich, wie er sich in solch einer Situation verhalten würde. Bsp. 2: Es geht um zwei Denkleistungen, die zumindest theoretisch recht gut zu unterscheiden sind; einmal um die Bewertung eines HSV (z.B. „Hitler war ein grausamer und brutaler Mörder.“): Hier werden HSV an gegenwärtigen (!) Maßstäben gemessen. Zum andern können HSV oder HSU auch als Orientierung für gegenwärtiges Handeln herangezogen werden (z.B. „Die Sparpolitik Brünings hat gezeigt, wie sich Gesellschaft verändern kann. Heute sollten wir deshalb vorsichtig mit rigorosen Sparvorschlägen umgehen.“): Hier geht es eher darum, gegenwärtiges Handeln mit Verweisen auf HSV und HSU abzusichern; deshalb spricht man von „historischer Orientierung“. Frage 6: Was meint der Umgang mit historischem Erzählen? Historisches Erzählen ist eine eigene, integrale Denkleistung, die die anderen vier Denkleistungen, also der Umgang mit historischen Fragen, mit historischen Sachverhalten, mit historischen Sachurteilen und mit historischen Werturteilen, einschließt. Historisches Erzählen ist eine Sinnbildung über Zeiterfahrung, eine Formel von Rüsen. Das heißt, dass ein Individuum eine Zeitdifferenzerfahrung macht, also erkennt, dass die Dinge in der Vergangenheit anders waren als heute in der Gegenwart. Aus dieser Zeitdifferenzerfahrung resultiert dann ein

Orientierungsbedürfnis: Wenn unsere jetzige Gegenwart anders wird als die Vergangenheit, dann wird die Zukunft auch anders. Wie soll ich handeln? Eine Möglichkeit ist, sich der Vergangenheit zuzuwenden (Quellen und Darstellungen), Wandel/Veränderung zu sehen (historische Sachanalyse), zu erklären (historisches Sachurteil), um daraus Sinn/Orientierung zu gewinnen (historisches Werturteil). Wissen deklaratives Wissen Definition: Wissen um historische Sachverhalte, Sachurteile und Werturteile, Sinnfragen und leitende Ideen; Wissen um einzelne methodische Schritte der Bildung einer historischen Narration; Wissen um die Relevanz metakognitiver Operationen wie Planung, Monitoring (Selbstüberwachung) und Reflexion. prozedurales Wissen Definition: Wissen darum, wie historische Sachverhalte, Sachurteile und Werturteile, Sinnfragen und leitende Ideen sowie die einzelnen methodischen Schritte der Bildung einer historischen Narration zueinander in Beziehung gesetzt werden können, um historische Sachverhalte zu bilden bzw. zu analysieren. metakognitives Wissen Definition: Wissen darum, wie die methodisch regulierte Synthese und Analyse historischer Narrationen metakognitiv durchdrungen wird. Triftigkeit/Plausibilität: narrative Triftigkeit/Plausibilität (Rüsen 2013) Bsp. Es geht darum, dass die Auseinandersetzung mit Vergangenheit absichtsvoll geschieht und in der Gegenwart etwas bewirken möchte. Deshalb macht es keinen Sinn, einfach zu sagen „Am 30.1.1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt.“ Stellen Sie sich deshalb vor, wie jemand mit Vergangenheit (z.B. der Weltwirtschaftskrise von 1929/30) argumentieren würde, um deutlich zu machen, dass die Finanzpolitik der Europäischen Kommission falsch ist, wenn man Frieden in Europa bewahren möchte. Und wichtig: „Historisches Erzählen“ meint nicht, dass jemand etwas erzählt, nachdem er gedacht hat, sondern „Historisches Erzählen“ meint einen Denkstil, eine Artz zu denken. Frage 7: Erklären Synthese und Analyse? Was meinen die Begriffe Re- und DeKonstruktion? Wir haben in der Vorlesung dazu eine Tabelle angeguckt. Auf der linken Seite finden sich die fünf Denkleistungen: Umgang mit historischen Fragen, historischen Sachverhalten, historischen Sachurteilen, historischen Werturteilen und mit historischem Erzählen. Diese werden dann noch einmal in die Synthese/ Re-Konstruktion, also ich mache etwas selber, und in die Analyse/ DeKonstruktion aufgeteilt, also andere Denkleistungen prüfen. Bei der Synthese beim Umgang mit historischen Fragen stelle ich eine historische Frage, bei der Analyse prüfe ich historische Fragen.

Bei der Synthese beim Umgang mit historischen Sachverhalten erschließe ich einen historischen Sachverhalt, bei der Analyse prüfe ich einen vorliegenden historischen Sachverhalt. Bei der Synthese beim Umgang mit historischen Sachurteilen bilde ich ein historisches Sachurteil, bei der Analyse prüfe ich ein vorliegendes historisches Sachurteil. Bei der Synthese beim Umgang mit historischen Werturteilen bilde ich ein historisches Werturteil, bei der Analyse prüfe ich ein vorliegendes historisches Werturteil. Bei der Synthese beim Umgang mit historischem Erzählen konstruiere ich eine historische Erzählung, bei der Analyse prüfe ich eine vorliegende historische Erzählung. Frage 8: Was meint Analyse – Sachurteil – Werturteil nach Jeismann? Karl-Ernst Jeismann entwickelte 1978 ein Modell historischen Denkens mit drei Teiloperationen: Analyse, Sachurteil und Wertung/Werturteil. Frage 9: Was meint Erfahrung – Deutung und Orientierung nach Rüsen? Rüsens Theorie aus den Jahren 1994/2013 sagt aus, dass ein Individuum eine Zeitdifferenzerfahrung macht. Das heißt, dass Dinge in der Vergangenheit anders waren als heute bzw. Dinge heute anders sind, als sie es in der Vergangenheit waren. Aus dieser Differenzerfahrung resultiert ein Orientierungsbedürfnis. Wenn die Gegenwart anders ist als die Vergangenheit, dann wird die Zukunft auch anders als die Gegenwart. Wie soll ich handeln? Eine Möglichkeit ist es, sich der Vergangenheit mithilfe von Quellen und Darstellungen zuzuwenden, Wandel und Veränderungen zu sehen (Erfahrung), zu erklären (Deutung), um daraus Sinn/Orientierung zu gewinnen (Orientierung). Rüsens Theorie geht über die Theorie Jeismanns hinaus, aber beide Theorien ähneln sich. t1…t3 stehen für Wandel und Veränderung. Was ist in der Zeit zwischen den Zeitpunkten t1 …t3 passiert? Wie können wir einen solchen Wandel erklären? Wenn wir bestimmte Veränderungen/Wandel erklären können, hoffen wir, uns anhand dieses Wissens orientieren zu können. Man muss den Wandel/Entwicklung/Veränderung erklären, um Sachverhalt 1 und Sachverhalt 2 in Verbindung zu setzten. Beispiel: Ich mache eine Zeitdifferenzerfahrung, erkenne also dass die Dinge in der Vergangenheit anders waren als heute. Früher wurden die Häuser aus Holz gebaut, heute werden sie aus Stein gebaut. Aus dieser Differenzerfahrung resultiert ein Orientierungsbedürfnis. Wenn die Häuser in der Vergangenheit anders gebaut wurden, als in der Gegenwart, dann werden sie in der Zukunft auch anders gebaut. Mit Hilfe von Quellen und Darstellungen versuche ich zu erklären, dass A B und B C

verursacht hat. Ich versuche, den Wandel/ die Entwicklung von den Häusern aus Holz zu den Häusern aus Stein zu erklären. Aus dieser Deutung gewinne ich dann eine Orientierung/ einen Sinn für die Zukunft, wie können beispielsweise noch stabilere oder energiesparendere Häuser gebaut werden? Frage 10: Beschreibe das FuER Modell „Förderung und Entwicklung reflektierten und selbstreflexiven Geschichtsbewusstseins“ Frage 11: Beschreibe das Modell „Components of historical reasonings“ Frage 12: Beschreibe das Modell „The Big Six Historical Thinking Concepts“ Frage 13: Was ist historisches Wissen? Historisches Wissen und historisches Denken stehen in einem Zusammenhang. Beide Komponenten haben ein Interdependenzverhältnis. Historisches Wissen ist zugleich Voraussetzung und Resultat historischen Denkens. Ich muss etwas wissen, um denken zu können und wenn ich denke, dann weiß ich. Nach Gilbert Ryle gibt es gibt drei Typen von Wissen: deklaratives, prozedurales und metakognitives Wissen. Frage 14: Was ist deklaratives historisches Wissen? Deklaratives Wissen ist das Wissen um historische Sachverhalte, also Namen, Daten, Begriffe etc., der Zuwachs von Wissen. Beispiel: Ich weiß, was im Sommer und Herbst 1989 passierte. Ich weiß, was eine Sachurteilsbildung ist. Frage 15: Was ist prozedurales historisches Wissen? Prozedurales Wissen ist das Wissen um historische Denkprozesse, je nach Theorie also das Wissen um historische Sachverhalte, historische Sachurteile, historische Werturteile. Wie werden Sachverhalte konstruiert, wie werden Sachurteile gebildet? Es gibt eine zunehmende Prozeduralisierung des Wissens, also eine Automatisierung der Prozesse. Beispiel: Ich weiß, wie ich einen historischen Sachverhalt aus dem Jahr 1989 erschließen kann oder eine Triftigkeitsprüfung beim Sachverhalt erschließen kann. Stimmt das, was ich dort gelesen habe oder bereits weiß, wirklich? Beispiel: Ich weiß, wie man eine Sachurteilsbildung macht. (Wenn ich ein Sachurteil bilde, arbeite ich prozedural) Meint nicht, dass man Sachurteile kennt, sondern, dass man weiß, wie man Sachurteile bildet/ wie man Wissen aus Sachverhalten zieht. Frage 16: Was ist metakognitives historisches Wissen?

Metakognitives Wissen ist das Wissen um die Relevanz deklarativen und prozeduralen Wissens, das Wissen um eigene Denkprozesse. Beispiel: Ich weiß, warum und wie ich selber historisch denke. Ich weiß, dass ich historische Vorurteile habe und subjektiv beurteile. Ich überlege, warum ich denke so sehe, wie ich sie sehe, warum ich so arbeite, wie ich arbeite. Frage 17: Was meint die Graduierung der drei Wissenstypen? Die drei Wissenstypen könn...


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