Title | Lernzettel - Meinen |
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Author | Wendy van Gelder |
Course | Einführung in die Germanistik |
Institution | Universität Koblenz-Landau |
Pages | 42 |
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Meinen...
Einführung in die Germanistik – Meinen (Literaturwissenschaften) 1. Zum Gegenstand: Was ist Literatur? - Eine erste Standortbestimmung Was ist Literatur?
Literatur: Etymologisch lat. „literatura“ von „littera“ (Buchstabe) litteratura bedeutete ursprünglich alles Geschriebene Grundeinsicht: Texte bestehen aus Zeichen, nicht aus Dingen!
Fiktionalität Verhältnis von (literarischen) Texten zur (realen) Welt Texte drücken keine ‚Wahrheiten‘ über etwas der realen Welt aus (≠ Zeitungsbericht, Bericht über Erlebnisse, etc.) Texte handeln von Erfindungen (nicht-existierende Dinge/Menschen) Sind nicht an eine feste Raum-Zeit-Dimension gebunden und damit nicht im außerliterarischen Raum überprüfbar. Dennoch: Fiktion kann über reale Welt sprechen, sogar ‚tiefere Wahrheiten‘ artikulieren (gleichwohl: Fiktion nicht wahrheitsfähig) Literatur ist nie mit der Wirklichkeit identisch – Text vs. beobachtbare Realität, sie kann aber Wirklichkeit mit sprachlichen Mitteln versuchen abzubilden, und zwar bestenfalls so, wie die Realität sein könnte (vgl. Mimesis-Begriff) Literatur als Beobachtung ‚zweiter Ordnung‘ Realitätsverdopplung (Elena Esposito) Literatur als Mimesis (Aristoteles/Platon) = Nachbildung der Welt im Sinne der Modellierung eines Ausschnittes (es geht hierbei weniger um Wahrheit als solche als vielmehr um die Wahrscheinlichkeit und Stimmigkeit) Literatur als Imitatio (Horaz) = Nachahmung von vorbildhaft anerkannter Mustertexte oder Textmuster Versuch einer Definition: weite (alles schriftlich Veröffentlichte) und enge Definition (z.B. fiktionale Literatur) „‚Literatur‘ kann als deskriptives oder klassifikatorisches Konzept relativ wertneutral verwendet werden, kann aber auch als Wertbegriff dienen, der Grenzen zwischen Literatur und Nicht-Literatur als solche zwischen wertvollen und weniger wertvollen Texten festsetzt.“ (Simone Winko, Fotis Jannidis und Gerhard Lauer: Grenzen der Literatur: zu Begriff und Phänomen des Literarischen. Berlin und New York: de Gruyter 2009, S. 17)
Konzept oder Wertbegriff: Wovon sprechen wir, wenn wir von Literatur sprechen?
‚Literatur‘ als Wertungsbegriff
weitere Unterteilung möglich: Höhenkamm- und Unterhaltungsliteratur [‚U- und E-Literatur‘]
Poetizität
Literatur verfügt über eine ästhetische Formung/Poetizität (Poesiehaftigkeit). Grundannahme: Ein literarisches Werk wird erst aufgrund seiner sprachlichen Struktur, d.h. seiner formalen Gestaltung, zu einem Kunstwerk (wie auch immer die aussehen mag). Aus dieser Auffassung folgt, dass sich die spezifischen Kennzeichen der poetischen Struktur objektiv beschreiben bzw. analysieren lassen. Roman Jakobson: Poetische Funktion als „Einstellung auf die Nachricht als solche, die Zentrierung auf die Nachricht um ihrer selbst willen“. (Roman Jakobson: Linguistik und Poetik. In: Ders.: Poetik. Ausgewählte Aufsätze 1921-1971. Hrsg. von Elmar Holenstein und Tarcisius Schelbert. Frankfurt/M. 1979. S. 83-121, hier: S. 108.)
Was ist Literatur? Zurück zur Anfangsfrage 1
Literatur zeichnet sich aus durch Deutungsoffenheit bzw. Polyvalenz bzw. Bedeutungsvielfalt bzw. Überstrukturiertheit „Die Tragödie ist die Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe, in anziehend geformter Sprache, dass jede Form solcher Rede in gesonderten Teilen erscheint und dass gehandelt und nicht berichtet wird und dass mit Hilfe von Jammern [eleos] und Schaudern [phobos] eine Reinigung [katharsis] von eben derartigen Affekten herbeigeführt wird.“ Aristoteles: Poetik. Griechisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Manfred Fuhrmann. Stuttgart 1991, S. 19.
Literatur kann/muss eine Funktion aufweisen Zum Beispiel: Aristoteles in Poetik: Katharsis als Reinigung oder Läuterung der Affekte Verknüpfung Poetik mit Politik Funktion nicht Katharsis des Lesenden, sondern gesellschaftliche Glückseligkeit (eudaimonia) Zum Beispiel: Erkenntnis Wunscherfüllung (=> vergl. Sigmund Freud) Verhandlung von Subjektivität Kommunikation als grundlegende menschliche Eigenschaft – Basis allen Miteinanders Hochliteratur als komplexeste Form der Kommunikation daher auch: besonders hohes Niveau der Sprachbeherrschung kann an der Literatur studiert und evtl. erlernt werden Zum Beispiel: Literatur als „Simulationstechnik“ (Dieter Wellershoff) kritisches Potential von Literatur: denkt das Unmögliche (= Nicht-Reale); spiegelt potentielle Realitäten kritisch; bildet Gegen-Diskurse; artikuliert produktive Zweifel; führt den Konstruktionscharakter von Realität vor ‚Welt‘ ist ein Ergebnis von Konstruktions- und Interpretationsarbeit. Literarische Texte problematisieren und radikalisieren das Verhältnis von Mensch und Umwelt. Objektivität gibt es nicht, aber eine intersubjektive Verständigung über Sinnzuschreibungen (also auch über die Interpretation literarischer Texte). Die Bewertung eines Textes als Literatur unterliegt (wandelbaren) historischen und gesellschaftlichen Konventionen – Literatur ist das, was die Gesellschaft als Literatur behandelt und wahrnimmt. Daher: Mögliche erweiterte Fragestellung: Nicht die Frage nach der Eigenschaft/Kriterien literarischer Texte steht im Vordergrund, sondern die Frage, welche Eigenschaft muss eine Kommunikationssituation haben, damit ein Leser einen Text als Dichtung zu einer bestimmten Zeit unter einer bestimmten historischen/politischen/sozialen Perspektive wahrnimmt, bzw. wahrnehmen kann.
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2. Literatur – Wissenschaft – Literaturwissenschaft – Literaturdidaktik 2.1 Was ist Wissenschaft eigentlich?
Eine mögliche Antwort: „W.[issenschaft], die rationale, operable und lehrbare Gesamtdarstellung aller Einzelerkenntnisse eines definierbaren Gegenstandsbereichs mit dem Ziel steter Wissensvermehrung, -erweiterung und -korrektur. Einzelwissenschaften werden durch ihren Gegenstandsbereich definiert. Dementsprechend muss man Natur- und Geisteswissenschaften unterscheiden. W. wird abgegrenzt von Mythos, Kunst und Religion, Meinen und Glauben. Neben der theoretischen Erklärung von Wirklichkeitszusammenhängen gelten die empirische Bestätigung einer wissenschaftlichen Theorie und die prinzipielle Reproduzierbarkeit der Ergebnisse als grundlegende Kriterien für strenge Wissenschaftlichkeit.“ (Martina Thom: Wissen. in: Sandkühler, Hans Jörg (Hrsg.): Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften. Bd. 4, R – Z. Hamburg: Meiner 1990, S. 903 – 911, hier: S. 903.)
Zum Gegenstand: „Einzelwissenschaften werden durch ihren Gegenstandsbereich definiert.“ Wovon wird Wissenschaft abgegrenzt? „Wissenschaft wird abgegrenzt von Mythos, Kunst und Religion, Meinen und Glauben.“ Vorgehen: „Neben der theoretischen Erklärung von Wirklichkeitszusammenhängen gelten die empirische Bestätigung einer wissenschaftlichen Theorie und die prinzipielle Reproduzierbarkeit der Ergebnisse als grundlegende Kriterien für strenge Wissenschaftlichkeit.“ Ziel: „W.[issenschaft], die rationale, operable und lehrbare Gesamtdarstellung aller Einzelerkenntnisse eines definierbaren Gegenstandsbereichs mit dem Ziel steter Wissensvermehrung, -erweiterung und -korrektur.“
Wissenschaftliche Arbeit besteht darin, dass begründetes, überprüfbares, irrtumsfreies, nachvollziehbares Wissen zu generieren. Natur- und Geisteswissenschaften - Was ist Wissenschaft? Differenz Naturwissenschaft – Geisteswissenschaft: Wilhelm Dilthey: Erklären (NW) vs. Verstehen (GW) „Nur was der Geist geschaffen hat, versteht er.“ Verstehen als hermeneutische Methode Karl Popper: empirische Wissenschaften unterliegen Falsifizierbarkeit; GW als metaphysische Aussagen (≠ falsifizierbar) Thomas Kuhn: endgültige Falsifizierung auch in NW unmöglich, auch NW unterliegen wechselnden Paradigmata Paul Feyerabend: Methodische Standards (etwa Falsifizierbarkeit) weniger wichtig Kreativität durch ‚anarchistische Erkenntnistheorie‘ (Against Method) Abgrenzung NW und GW über Methode nicht möglich Richard Rorty: Alle Aussagen (NW und GW) haben denselben Status Begriff Wahrheit (NW) nicht haltbar, alles Fiktionen Karl Popper: Trennung NW und GW wird aufgehoben: „Schließlich ist die Wissenschaft ein Teil der Literatur; und wissenschaftliche Arbeit ist eine menschliche Tätigkeit wie das Bauen eines Domes. Sicher gibt es in der heutigen Wissenschaft zu viel Spezialisierung und Professionalismus, wodurch sie unmenschlich wird; doch das gilt leider von der heutigen Geschichtswissenschaft oder Psychologie fast im gleichen Maße wie für die Naturwissenschaften. [...] Es ist lange Mode gewesen und nachgerade langweilig geworden, auf dem Unterschied zwischen Geistes- und Naturwissenschaften (Popper: Logik der Forschung, S. 206.) herumzureiten”
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2.2 Bereiche der Literaturwissenschaft
Die Literaturwissenschaft erschließt die deutschsprachige Literatur unter systematischen wie historischen Aspekten (Poetik, Rhetorik, Stilistik, Gattungs-, Formen- und Stoffgeschichte, Epochengliederungen). Wir befassen uns mit Literatur in unterschiedlichen Medien unter literatur- und kulturhistorischen, literaturtheoretischen, textanalytischen und vergleichenden Perspektiven. Im Bereich der Neueren deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Arbeitsgebiete sind: Literaturtheorie Literaturgeschichte Interpretation und Analyse Literaturkritik
Literaturtheorie
Befasst sich mit grundlegenden und allgemeinen Fragestellungen Entwickelt globalere Systeme und rückt damit in die Nähe der Ästhetik und der Philosophie Nach Harris ist es das Ziel der Literaturtheorie Literatur zu definieren, ihren Wert zu bestimmen und den psychologischen, ästhetischen und literarischen Effekten und Wirkungen nachzugehen
Literaturgeschichte
Die historische Aufarbeitung von Literatur Betrachtung der ‚Literaturereignisse‘ linear, als eine evolutionäre oder eine dialektische Abfolge Systematisierung literarischer Phänomene zu Gruppen und Gliederung in Perioden (Teilzeiträume) Robert Jauß fordert, dass die Literaturgeschichte diachron und synchron sowie historisch-kritisch vorgehen sollte
Interpretation
Zentrale Aufgabe der literaturwissenschaftlichen Praxis Jürgen Schütte: „Interpretation ist eine Inszenierung der eigenen Lese-Erfahrung. Sie versieht die Lese-Erfahrung und die kritische Stellungnahme mit Begründungen, fragt nach den Ursachen der literarischen Wirkung. Das ist ein Arbeitsprozess, in dem der Vorgang des Verstehens – und mit ihm der gelesene Text – methodisch rekonstruiert werden.
Literaturkritik
Arten und Kriterien literarische Wertung (Fragen nach dem Wertesystem) Teil des Literaturbetriebes und zugleich Teil der ‚öffentlichen Meinung‘ Durch Informationen, Wertungen und Deutungsangebote fördern sie eine Einordnung in das etablierte Literatursystem
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2.3 Literaturdidaktik „Lehre vom Lehren und Lernen“
Literaturdidaktik. (Bogdal): „Die Literaturdidaktik bewegt sich (…) in einem Spannungsfeld von Literaturwissenschaft, Schule sowie Bildungs- und Lerntheorien.“ (12) "Die besondere Leistung der Literaturdidaktik besteht darin, in der der systematischen, reflektieren Vermittlung von Literatur, in der Arbeit am kulturellen Gedächtnis und im Erhalt elaborierter Fähigkeiten im Umgang mit komplexen ästhetischen Gebilden." (23) „Aufgabe der Literaturdidaktik ist die wissenschaftliche Erschließung von Literatur, Gattung, Medium, Literaturgeschichte und interpretative Verfahren für Vermittlungsprozesse in Lehr- und Lernkontexten in der Schule, aber auch in außerschulischen Einrichtungen, die sich mit der Vermittlung von Literatur befassen.“ S. Ehlers: Einführung in die Literaturdidaktik
Beschäftigt sich mit der Erschließung des kulturellen Handlungsfeldes Literatur in Bezug auf vergangene, gegenwärtige und zukünftige Lehr-Lernsituationen. Die Didaktik ist nach K. M. Bogdal angesiedelt im Spannungsfeld von Fachwissenschaft, Schule und Bildungssowie Lerntheorie.
Teilbereiche der Literaturdidaktik
Geschichte des Literaturunterrichts Bildungsziele und Kompetenzen Textverstehen Lesen, literarisches Lesen Literarische Sozialisation Gattungsdidaktik, Didaktik der Literaturgeschichte… Methoden des Literaturunterrichts…
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3. Literarische Wertung, Kanon und Kanonisierung Was ist ‚gute‘ Literatur und wer entscheidet darüber, was ‚gute‘ Literatur ist? 3.1 Literarische Wertung Was ist Literatur? „‚Literatur‘ kann als deskriptives oder klassifikatorisches Konzept relativ wertneutral verwendet werden, kann aber auch als Wertbegriff dienen, der Grenzen zwischen Literatur und Nicht-Literatur als solche zwischen wertvollen und weniger wertvollen Texten festsetzt.“ (Simone Winko, Fotis Jannidis und Gerhard Lauer: Grenzen der Literatur: zu Begriff und Phänomen des Literarischen. Berlin und New York: de Gruyter 2009, S. 17)
ANSCHLUSS ERSTE VORLESUNG: LITERATURBEGRIFF
Voraussetzung literarischer Wertung Literarische Wertung setzt voraus, dass es Unterschiede gibt und diese (wissenschaftlich) zu erfassen und zu beschreiben sind. Wertung ≠ subjektives, irrationales Geschmacksurteil (vgl. zweite Vorlesung zur Wissenschaftlichkeit) ANSCHLUSS ZWEITE VORLESUNG: WISSENSCHAFTLICHKEIT
Wie können wir Wertungen vornehmen? Was ist Literatur?
Fiktion Literatur zeichnet sich aus durch Deutungsoffenheit Polyvalenz, Bedeutungsvielfalt, Überstrukturiertheit Literatur kann/muss eine Funktion haben Literatur verfügt über eine ästhetische Formung Poetizität … Kriterien zur Wertung von Literatur?
Vorläufiges Fazit: 1. Bewertungen beruhen auf der Annahme, dass es einen Unterschied zwischen Trivial- und Unterhaltungsliteratur und Höhenkammliteratur gibt 2. Kriterien für Literatur sind nicht zugleich Bewertungskriterien, um einen literarischen Text zu bewerten. 3. Dennoch können aus diesen Kriterien Bewertungsmuster abstrahiert werden und/oder Graduierungen: z.B. Poetizität Grad an Originalität und Innovation/Funktion Dimensionen/Grad der Funktion des literarischen Textes
Kanon Kanon, m. [gr. = Maßstab, Richtschnur, ursprüngl. Rohr], Zusammenfassung der für ein bestimmtes Sachgebiet verbindl. Werke (Regeln, Gesetze usw.) z.B. die ‚kanon.’ (verbindl.) Texte des ATs und NTs im Ggs. Zu den Apokryphen. – Im literar. Bereich von dem Philologen D. Ruhnken (1723-98) eingeführt für die Auswahl der für eine bestimmte Zeit jeweils als wesentl., normsetzend, zeitüberdauernd, d.h. ‚klassisch’ erachteten künstler. Werke, deren Kenntnis für eine gewisse Bildungsstufe vorausgesetzt wird (z.B. in Lehrplänen). …
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3.2 Literarische Techniken Textbegriff und Techniken. Ausgangsbasis unserer Übelegungen
weiter (alles Geschriebene) und enger (fiktionale Texte) Literaturbegriff weitere Unterteilung in Höhenkamm- und Trivial- oder Unterhaltungsliteratur literarische Texte haben keinen ‚Referenten‘, sie sind daher (je nach Terminologie): deutungsoffen / polyvalent / überstrukturiert
Textbegriff und Techniken
Zentrale Stilmittel sind Symbole (bildhafte Zeichen) Metaphern (sprachliche Bilder) formelhafte Symbole und Metaphern z.B. Naturphänomene (Wetter, Jahreszeiten…) Zahlen (Glückszahlen: 3, 4, 6, 7, 9, 12, Unglückszahlen: 5, 11, 13 …) Dichotomien (Gegensätze) gliedern den Text (z.B. oben – unten, alt – jung …) Texte arbeiten mit Vorausdeutungen und symbolischen Verknüpfungen
Motiv, Stoff und Thema
Thema: bezeichnet, worum es in einem Text ganz allgemein geht Stoff: Handlungsmuster, das auch andere (frühere) Texte aufweisen, z.B. die durch eine Familienfehle unglückliche Liebe von Romeo und Julia Motiv: Teil eines Stoffes, z.B. der gemeinsame Liebestod bei Romeo und Julia Zug: kleinste Einheit, Teil eines Motivs, z.B. Selbstmord durch Vergiften bei Romeo und Julia
Rhetorik und Stilistik
rhetorische Figuren: Elemente der Redekunst Stilmittel / Stilistik (von stilus = Schreibstift, Schreibart) beide Begriffe werden heute in der allgemeineren Verwendung synonym gebraucht Liste der Stilmittel und rhetorischen Figuren: vgl. das Lehrbuch von Stefan Neuhaus für die Klausur sollten Sie die Bedeutung erkennen können
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3.3 Literaturkritik Was ist Literaturkritik? „Literaturkritik ist jede Art kommentierende, urteilende, denunzierende, werbende, auch klassifizierend-orientierte Äußerung über Literatur, d.h. was jeweils als ‚Literatur‘ gilt“ (Herbert Jaumann, Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft)
Abgrenzungen
Literaturkritik ist eine Äußerung über Literatur in den Massenmedien, daher ist z.B. der Aktualitätsbezug wichtig Unterscheidung Literaturkritik – Literaturwissenschaft gibt es so nur in deutschsprachigen Ländern (der Begriff literary criticism z.B. schließt beides ein) Unterscheidung professionelle Literaturkritik / Laienkritik (v.a. im Internet, hier v.a. als Kundenbewertungen/Lesetipps oder als wissenschaftliche Rezension)
Kritik als Beruf. Die Professionelle Kritik
Voraussetzungen historisches und systematisches Wissen über Literatur Kontextwissen i.d.R. geisteswiss. Hochschulstudium Berufsfelder Redakteure freiberufliche Kritiker Kritik als Nebenberuf (z.B. Bibliothekare) Literaturwissenschaftler*innen als Kritiker
Wichtige Rahmenbedingungen
Literaturkritik folgt Konventionen Literaturkritiker wollen Aufmerksamkeit sie bewegen sich in einem Markt und innerhalb von Beziehungsnetzwerken Sie sind gate-keeper und sorgen für Orientierung in einer unüberschaubaren Fülle von Neuerscheinungen
Aufgaben der Literaturkritik
orientieren informieren kritisieren unterhalten
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4. Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten Wissenschaftliches Arbeiten. Praktiken Praktiken a. b. c. d.
Bücherkunde / Textsorten Recherchieren Zitieren Exzerpieren
Bücherkunde Bücherkunde I – Ausgaben literarischer Texte Leseausgabe Studienausgabe Werkausgabe (ausgewählte Werke/gesammelte Werke) Historisch-kritische Ausgabe Bücherkunde II - Fachliteratur Monographie (Tagungs-)Sammelband Studienbuch (Lehrbuch) Fachzeitschriften Handbuch Beispiele Fachzeitschriften Der Deutschunterricht Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Didaktik Deutsch Aptum. Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur Gesprächsforschung. Online Zeitschrift zur verbalen Interaktion ide – Information zur Deutschdidaktik. Zeitschrift für den Deutschunterricht in Wissenschaft und Schule Muttersprache. Vierteljahresschrift für deutsche Sprache Poetica. Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft Praxis Deutsch Text + Kritik. Zeitschrift für Literatur Bücherkunde III – FACHWISSENSCHAFTLICHE Hilfsmittel Lexika Rezensionen Bibliographien Beispiele: Literaturwissenschaftliche Lexika Kindlers Neues Literaturlexikon • Nach Verfassern geordnete Zusammenfassung und Besprechung von literarischen Texten; mehr als 18.000 Beiträge Das Kritische Lexikon zur Deutschsprachigen Gegenwartsliteratur • Information über ca. 700 SchriftstellerInnen, deren Texte nach 1945 entstanden sind Literaturlexikon Walther Killy • Bio-bibliographische Artikel zu allen wichtigen deutschsprachigen Autoren vom Mittelalter bis in die Gegenwart Lexikon der Weltliteratur 9
•
11.000 Artikel zu den wichtigsten Autoren und anonymen Werken aller Zeiten und Völker sowie rund 4800 Kurzinterpretationen
Beispiele: Rezensionen im Netz
querelles-net Rezensionszeitschrift für Frauen- und Geschlechterforschung www.perlentaucher.de/ www.perlentaucher.de/suche www.lirez.de/ www.iaslonline.de/ www.berlinerliteraturkritik.de/
Beispiele: Bibli...