Methoden und Instrumente der Sozialen Arbeit II PDF

Title Methoden und Instrumente der Sozialen Arbeit II
Course Methoden und Instrumente II
Institution IU Internationale Hochschule
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Methoden und Instrumente der Sozialen Arbeit II

Lektion 1 - Seniorenarbeit und Altenhilfe Seit den 1980er-Jahren ist in der Sozialen Arbeit eine verstärkte Beschäftigung mit dieser Zielgruppe zu verzeichnen. Auslöser: der demografische Wandel, durch welchen alte Menschen mehr und mehr in den Fokus kultureller und sozialer Angebote rücken Vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten: • Entwicklung von Freizeit- und Kulturangebote im Rahmen der offenen Altenarbeit à dienen nicht nur der Beschäftigung, sondern auch der psychischen Gesundheit der Zielgruppe (Funktions- und Rollenverlust) à Die Kinder sind längst erwachsen und selbstständig und nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben kann schnell das Gefühl von „Nutzlosigkeit“, Leere und Einsamkeit entstehen. Problemlösung: aktiver Lebenswandel, der durch entsprechende Angebote gefördert wird, kann gezielt entgegenwirken à Unterstützung die neue Lebensphase positiv und aktiv zu gestalten/ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen

Kooperation: Altenpflegern, Psychologen und Ärzten

Methode - Rekonstruktive Sozialpädagogik à Gehört zu den Konzepten der Lebensweltorientierung In Einzel- sowie Gruppengesprächen spielt immer wieder die Biografie eine große Rolle à Mit zunehmenden Alter verspüren Menschen den Wunsch, ihr Leben bewusst zu reflektieren.

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Durch Erzählanregungen und gezielte Kommentare fördern die Interviewer den Erzählfluss der Interviewten. Im ersten Teil soll keinerlei Bewertung oder Argumentation und auch kein Nachfragen erfolgen, sondern lediglich die Erzählung der Interviewten in Gang gebracht bzw. gehalten werden. Im zweiten Teil können dann auch Fragen gestellt werden, wenn beispielsweise Erläuterungen oder Details fehlen, um einen Sachverhalt zu verstehen. Der dritte Teil des Interviews erlaubt auch argumentatives Nachfragen, z. B.: „Warum sind Sie denn damals nicht zu Ihrer Ex-Frau gegangen und haben ihr die Wahrheit gesagt?“ à Das Ziel dieses Verfahrens ist die Entstehung eines biografischen Textes, der Rückschlüsse auf das individuelle Wirklichkeitserleben des Interviewten und seinen Blick auf seine Lebensgeschichte erlaubt. Regeln für die biografisch-narrative Gesprächsführung (Reinard Völzke) à Narratives Interview à qualitative Forschung

Der Ansatz der Rekonstruktiven Sozialpädagogik ist für die Praxis der Sozialen Arbeit grundsätzlich nützlich, da er vorschnelle Kategorisierungen, Ursachenzuschreibungen und Urteile verbietet und betont, dass Klienten Situationen gänzlich anders wahrnehmen und bewerten können als Sozialpädagogen. Gleichwohl ist die Erarbeitung der praktischen Anwendung Rekonstruktiver Sozialpädagogik noch wenig ausgereift. So fehlen Überlegungen dazu, in welchen Situationen entsprechende Verfahren sinnvoll sind. Auch die Entwicklung von Techniken zur Analyse und Auswertung der im narrativen Interview entstandenen Texte steht noch aus. Somit ist unklar, was genau Sozialpädagogen mit den jeweiligen Texten anfangen und wie sie die gewünschten Einsichten über die Wirklichkeitskonstruktion ihrer Klienten aus den Texten erzielen. 2

Außerdem müssen auch die Grenzen der Methode im Blick behalten werden: Sie liefert im Rahmen der Anamnese und Diagnose eines Falles wertvolle Unterstützung und hilft damit, eine solide Grundlage für die Auswahl geeigneter Methoden zu schaffen; für das konkrete Handeln bedarf es dann aber weiterer Methoden.

Methode - Klientenzentrierte Beratung

Der amerikanische Psychologe Carl Rogers entwickelte das Konzept der klientenzentrierten Gesprächsführung bzw. Beratung in den 1940er-Jahren. Er setzt voraus, dass jeder Mensch eine „Vervollkommnungstendenz“ besitzt und daher selbst am besten dazu fähig sind, die eigenen Probleme zu lösen. Dieses Menschenbild entspringt Rogers humanistischer Grundeinstellung. Konflikte und psychische Störungen entstehen laut Rogers aus einer Inkongruenz (Diskrepanz) zwischen dem Selbstkonzept (Selbstbild) und dem Erleben eines Menschen. Die klientenzentrierte Beratung soll einen Reifungsprozess der Anpassung von Ideal- und Selbstbild ermöglichen. Sozialpädagogen kommt nach diesem Verständnis die Aufgabe zu, durch gezielte Gesprächsführung folgende Entwicklungen zu fördern: • Selbstakzeptanz, • Identifizierung von Problemursachen, • Entdecken von Veränderungspotenzialen, •

Treffen von Entscheidungen.

Damit diese Entwicklungen stattfinden können, müssen Sozialpädagogen laut Rogers als Gesprächspartner eine bestimmte Haltung entwickeln, die von folgenden Merkmalen gekennzeichnet ist: • • •

Akzeptanz (bedingungslose Wertschätzung, Annahme und Ermutigung), Empathie (verständnisvolles Einfühlen in die Gefühle und Wahrnehmung der Klienten), Kongruenz (Echtheit – Sozialpädagogen agieren nicht nur als Fachkraft, sondern zeigen sich authentisch als Individuum und äußern offen ihre Gedanken, was auch Konfrontationen beinhalten kann). 3

Diese Haltung soll die Klienten darin fördern, sich selbst gegenüber zunehmend akzeptierend, empathisch und authentisch zu sein. Außerdem wird eine vertrauensvolle, emotional warme Situation geschaffen, in welcher die Klienten sich öffnen und den Mut finden können, sich mit ihren Ängsten und teils verdrängten Problemen aufrichtig und intensiv zu befassen. Der dadurch angestoßene Entwicklungsprozess wird in folgenden Phasen beschrieben: •

Klienten wagen es noch nicht sich zu öffnen und nehmen Konflikte nicht deutlich wahr.



Konflikte werden erkannt, aber verharmlost und es wird keine eigene Verantwortung dafür anerkannt. Gefühle, die durch den Konflikt ausgelöst werden, werden nicht akzeptiert und verdrängt. Gefühle werden zunehmend akzeptiert und starre Konstrukte lockern sich allmählich.

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Emotionen treten offen zutage. Gefühle und Konflikte werden endgültig akzeptiert und Veränderungsbereitschaft ist vorhanden.



Die Selbst-Akzeptanz ist nun sehr ausgeprägt; die Klienten lassen auch bisher unbekannte Gefühle zu und sind bereit, neue Wirklichkeitsdeutungen zu entwickeln.

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Lektion 2 – Krankenhaus Im Krankenhaus sind Sozialarbeiter meist im Sozialen Dienst tätig. Dabei begleiten und beraten sie Patienten aller Altersgruppen und deren Angehörige bei allen psychosozialen Angelegenheiten, die sich aus der Erkrankung ergeben – beispielsweise schulische Probleme, Anträge für finanzielle Hilfe, familiäre Konflikte etc.

Methode – Case Managment Eine Methode, die in diesem Rahmen häufig angewandt wird, ist das Case Management. Dabei koordinieren und steuern Sozialarbeiter alle Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen, die für den jeweiligen Fall stattfinden. Dabei sollen sie die Hilfen planen, vernetzen und evaluieren. Wenngleich die möglichst effiziente Unterstützung der Hilfesuchenden im Vordergrund steht, ist Case Management, je nach Einsatzfeld, auch oft mit Kontrolle verbunden. Dies ist beispielsweise im Case Management von Arbeitslosen der Fall, wo auch Sanktionen verhängt werden.

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Lektion 3 – Strafgefangenenarbeit und Justiz

Befähigung der Gefangenen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen

à Aufgaben im Vollzug • • • • •

à Aufgaben bei der Entlassung

Reduzierung von Vollzugsschäden Freizeitangebote Schulische & berufliche Angebote Kooperationen Vollzugslockerungen

Methode/Verfahren – Mediation

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Ablauf der Mediation

Letztlich kann die Mediation als erfolgversprechende Methode bewertet werden, da durch die Eigenverantwortung in der Konfliktlösung die Autonomie der Beteiligten gefördert wird, Gerichte entlastet werden und erste Untersuchungen zeigen, dass Vereinbarungen aus Mediationen als haltbarer und zufriedenstellender erlebt wurden als gerichtliche Beschlüsse

Konzept (Methode) - Sozialpädagogische Beratung Ab Mitte der 1970er-Jahre wurde zunehmend Kritik gegenüber der immer stärker werdenden Therapeutisierung der Sozialen Arbeit laut. „Beratung“ erfolgte oft als leicht verkürzte, vereinfachte, „abgespeckte“ Therapieform. Die Beratung durch Sozialpädagogen basierte in der Regel auf tiefenpsychologischen oder klientenzentrierten therapeutischen Ansätzen. Als Gegenentwurf dazu bemühten sich Anne Frommann, Dieter Schramm und Hans Thiersch, die Besonderheiten sozialpädagogischer Beratung herauszuarbeiten. Beratung ist nach Thiersch grundsätzlich durch drei Merkmale gekennzeichnet: Spezifische Rollenbeziehung: Ein Beteiligter soll aus der Interaktion einen Nutzen ziehen, während der andere zur Veränderung beitragen soll. In der professionellen Beratung sind die Rollen fest verteilt, während in der alltäglichen Beratung (unter Freunden, Nachbarn, Verwandten etc.) die Rollen auch wechseln können. • Beratung erfolgt mit dem Mittel der Sprache, also verbal.





Beratung bearbeitet nur Situationen, in welchen die Hilfesuchenden noch in der Lage sind, die erarbeiteten Lösungen aktiv umzusetzen.

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Sozialpädagogische Beratung zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Festlegung des Kompetenzbereichs – sehr viel unklarer als bei therapeutischen Richtungen; oft wird der Kompetenzbereich lediglich durch Zuständigkeiten für bestimmte Sozialräume, z. B. Stadtteile oder Zielgruppen wie Jugendliche, ansatzweise eingegrenzt. • Allzuständigkeit: Sozialpädagogische Beratung bezieht sich auf alle denkbaren Fragen und Probleme des sozialen Lebens. Ihre Zuständigkeit ist sehr viel breiter als die therapeutischen Angebote, weshalb auch die Wahl der methodischen Ansätze und Techniken flexibler erfolgt. Sozialpädagogische Beratung bedient sich nicht einer bestimmten Technik, sondern geht „eklektizistisch“ vor: Je nach Beratungsanlass werden passende und erfolgversprechende Vorgehensweisen gewählt. • Vielfalt der Adressaten und Beratungsformen: Die Allzuständigkeit verhindert auch eine Festlegung auf bestimmte Settings und Adressatengruppen. • Spezifische Handlungsintention: Sozialpädagogische Beratung orientiert sich stark am Alltag der Betroffenen à verweist auf die Lebensweltorientierung, welche ebenfalls auf Thiersch zurückgeht. Dieser Ansatz betont die notwendige Orientierung Sozialer Arbeit am Alltag der Klienten. Alltag wird dabei verstanden als „Schnittpunkt gesellschaftlicher Strukturen und individueller Biografie“. •

Sozialpädagogische Beratung betont außerdem ein besonderes Maß an Transparenz und Beteiligung der Klienten sowie an Lokalisierung als der Verflechtung von Beratung mit dem Alltag zum Zwecke der Niedrigschwelligkeit – Beratung soll also dort angeboten werden, wo die Zielgruppe sich ohnehin aufhält, und dadurch leicht zugänglich sein. Wie bereits erwähnt, erfolgt die Auswahl der Handlungsformen eklektizistisch: „Nicht die Methode bestimmt den Verlauf der Beratung, sondern das Problem, der Gegenstand, die Lebensumstände bestimmen die Vorgehensweise“. Spezifische Grundregeln für die Umsetzung sozialpädagogischer Beratung. • Diagnose im Rahmen gemeinsamen Handelns, da nur auf diese Weise eine realistische Einschätzung des Problems und der Ressourcen der Klienten möglich ist; • Unterstützung, auch durch „Umstrukturierung der Situation“ (Identifizierung von Ressourcen, z. B. finanzielle Hilfen, Veränderung der sozialen Umgebung durch Schulwechsel, Umzug o. ä.); Konfrontation der Klienten durch die Sozialpädagogen, wenn diesen Selbsttäuschungen der Klienten auffallen; • neben verbal erzeugten Einsichten auch Training der erstrebten Veränderungen; • Einbezug alltäglicher Kontexte (z. B. bestimmte Gruppen). •

Die Spezifizierung der Besonderheiten sozialpädagogischer Beratung ist ein sinnvoller Ansatz und damit sehr positiv. Kritisch anzumerken ist, dass im Rahmen dieser Entwicklung teilweise Sozialpädagogik mit Beratung gleichgesetzt wurde, was eine Verkürzung der Aufgabenfelder Sozialer Arbeit bedeutet. Außerdem handelt es sich bei der sozialpädagogischen Beratung eher um ein übergeordnetes Konzept als um eine Methode und es fehlt, wie die Ausführungen zum Eklektizismus gezeigt haben, eine methodische Konkretisierung dieses Konzeptes.!! ! 10

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à In der Strafgefangenarbeit und Justiz übernehmen Sozialarbeiter vielfältige Aufgaben. Sie begleiten Gefangene während der Aufnahme, des Vollzugs und der Entlassung. Dabei versuchen sie, mit Freizeitangeboten und psychosozialen Unterstützungsformen Haftschäden vorzubeugen. Mediation ist eine Methode, die beispielsweise bei Konflikten von Häftlingen untereinander oder zwischen Häftlingen und Angehörigen bzw. Außenstehenden Anwendung finden kann. Oft können Streitigkeiten auch mit Mediation gelöst werden, wodurch eine juristische Klärung nicht mehr notwendig ist. Sozialpädagogen übernehmen in der Mediation die Rolle eines Verhandlungsführers, der darauf achtet, dass beide Seiten Gehör erhalten, und mit Gesprächsregeln und strukturierenden Interventionen versucht, die Konfliktparteien dabei zu unterstützen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Mediatoren sind dabei nur für den Verlauf, nicht für das Ergebnis der Verhandlung zuständig. Sozialpädagogische Beratung ist ein spezifischer Beratungsansatz, welcher sich vor allem am Alltag (der Lebenswelt) der Klienten orientiert. Dabei verfolgt der Ansatz nicht eine bestimmte Methode, sondern wählt die Methoden anhand der Bedürfnisse des jeweiligen Falles aus.

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Lektion 4 – Forensik Der Begriff der Forensik kann folgendermaßen definiert werden: „Der Begriff stammt vom lat. forum: Marktplatz, Forum (Plural: Foren). Im antiken Rom wurden Gerichtsverfahren, Untersuchungen, Urteilsverkündungen sowie der Strafvollzug öffentlich auf dem Marktplatz durchgeführt. Unter Forensik werden heute jene Arbeitsgebiete zusammengefasst, in denen systematisch kriminelle Handlungen identifiziert, analysiert bzw. rekonstruiert werden“.

Vorgehen – Prävention

„Während Therapie und Organisationsberatung dadurch charakterisiert sind, dass sie ein bestehendes Problem oder eine bestehende Krise bezeichnen, erfolgt die Problembezeichnung bei der Prävention nicht in erster Linie in Richtung Vergangenheit, sondern in Richtung Zukunft. Das hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Beratung: Während sich die Beratungssysteme in Therapie und Organisationsberatung auf Probleme beziehen können, die durch die Patienten respektive die Rat suchenden Organisationen formuliert werden, so sind Präventionssysteme an Problemdefinitionen und damit auch an Problemgeschichten gebunden, die nicht in erster Linie durch die Beratenen, sondern durch die Gesellschaft (via Massenmedien) konstruiert werden“. 12

Dabei kann zwischen drei verschiedenen Ansätzen und auch Zeitperspektiven von Prävention differenziert werden (vgl. Bundesministerium für Gesundheit 2015): Primäre Prävention: Diese Maßnahmen richten sich an die gesamte Bevölkerung und versuchen, durch die Förderung bestimmter Verhaltensweisen (beispielsweise gesunde Ernährung, Bewegung) das Auftreten bestimmter Probleme (beispielsweise Übergewicht) zu verhindern. Auch Gewaltprävention oder Aufklärungsprojekte in Schulen gehören zur primären Prävention. Sekundäre Prävention: Dieser Begriff meint die Früherkennung von Erkrankungen, um so eine möglichst frühe und erfolgversprechende Therapie einleiten zu können. In der Sozialen Arbeit bezieht sich sekundäre Prävention auf potenziell gefährdete Zielgruppen wie Arbeitslose, Jugendliche in Problemvierteln oder auch Trauernde. Durch Unterstützung in belastenden und gefährdenden Situationen soll verhindert werden, dass die Belastungen sich zu starken und dauerhaften Krisen entwickeln und ihre Folgen möglichst geringgehalten werden. Tertiäre Prävention: Diese Form der Prävention beabsichtigt, die Verschlimmerung bereits vorhandener Krisen oder Krankheiten zu vermeiden. Das, was primäre und sekundäre Prävention zu verhindern beabsichtigen, ist also bereits geschehen und der Schaden soll nun so weit wie möglich begrenzt werden. Außerdem kann unterschieden werden zwischen Verhältnisprävention, welche durch die Verbesserung von Lebensbedingungen das Auftreten von Problemen zu verhindern versucht und Verhaltensprävention, welche auf die Veränderung von gefährdendem oder problematischem Verhalten zielt. Besonders verbreitet ist aktuell letztere.

Abschreckende Informationen, beispielsweise durch Bilder zu Folgen von Suchtmitteln wie Raucherlungen durch Tabakkonsum oder Hautproblemen durch Crystal Meth oder durch die Vermittlung sachlicher Informationen. Suchtprävention durch Risikoalternativen: Das Ziel dieses Ansatzes ist nicht unbedingt die absolute Abstinenz, sondern zunächst der verantwortungsvolle Umgang mit gefährlichen Substanzen und die Heranführung der gefährdeten Zielgruppe an alternative Tätigkeiten, welche die Bedürfnisse, die 13

hinter dem Drogenkonsum stehen, auf weniger schädigende Weise erfüllen. Dies kann durch attraktive sportliche oder erlebnispädagogische Angebote geschehen. Gesundheits- und Entwicklungsförderung: Durch die allgemeine Förderung von Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit, Handlungskompetenzen und persönlichkeitsbildende Angebote sollen Menschen so gestärkt werden, dass sie von sich aus Drogen ablehnen. Schadensminimierung: Dieser Ansatz steht beispielsweise hinter der akzeptanzorientierten Drogenarbeit, welche nicht auf Entzug und Enthaltsamkeit besteht, sondern die Wünsche und Verhaltensweisen der Süchtigen akzeptiert und innerhalb dieser Grenzen versucht, den Schaden, der durch die Sucht entsteht, zu begrenzen – u. a. durch „Fixerstuben“, welche Heroinsüchtige mit einem Dach über den Kopf und sauberem Spritzbesteck versorgen. Grundsätzlich erscheint der Gedanke, Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und Krisen durch rechtzeitiges vorbeugendes Handeln zu verhindern, sinnvoll. Dennoch kann eine zu starke Betonung von Prävention in der Sozialen Arbeit kritisch betrachtet werden. So betrachtet Prävention stets in erster Linie die Verhinderung negativer Ereignisse anstelle der Ermöglichung positiver Geschehnisse oder anders ausgedrückt: „Mit der Präventionslogik gerät die Zukunft unter Verdacht“. Doch nicht nur die Zukunft, sondern auch die Zielgruppen, an welche die präventiven Angebote sich richten, geraten damit unter einen generellen Verdacht: „Nicht die Adressatinnen und Adressaten der Kinder- und Jugendhilfe werden in dieser Perspektive vor Risiken und Gefahren geschützt, vielmehr gilt es, präventiv den von ihnen ausgehenden Gefahren und Risiken für andere entgegen zu wirken“. Dies begünstigt eine Defizitorientierung und kann außerdem dazu führen, dass – gerade aufgrund der Dominanz von verhaltensorientierter Prävention – Probleme stets der individuellen Verantwortung zugeschrieben werden und dadurch von strukturellen sozialpolitischen Mängeln abgelenkt wird.

Soziale Netzwerkarbeit Definition nach Galuske:! „[…] ein sozialpädagogisches Handlungsmodell, das aufbauend auf Methoden und Befunden der sozialen Netzwerkforschung durch die Analyse, Nutzung, Gestaltung und Ausweitung des Beziehungsgeflechts der Klienten zu Personen, Gruppen und Institutionen auf eine Optimierung ihrer Unterstützungsnetzwerke und damit auf die Stärkung ihrer Selbsthilfepotenziale abzielt und sich zu diesem Zweck unterschiedlichster Techniken der Analyse von und Einflussnahme auf Klientennetzwerke bedient“. 14

Funktionen der sozialen Netzwerke à Analyse, Nutzung, Gestaltung & Ausweitung von Netzwerken Ziele der sozialen Netzwerke • die Erhaltung von Netzwerken, • die Erweiterung von Netzwerken (quantitativ, durch Aufbau neuer Beziehungen), • die Redefinition von Netzwerken durch Vertiefung (qualitative Erweiterung, z. B. durch intensivere Pflege der Beziehung zu bestimmten Personen), • „Sanierung“ von Netzwerken (starke Veränderungen, z. B. durch Beendigung von Kontakten), • Stärkung des Umfelds eines sozialen Netzwerks Netzwerke können mit Blick auf unterschiedliche Aspekte analysiert werden: • • • • •

Gegenstand: Ein bestimmter Inhalt oder ein bestimmtes Ziel/Anliegen, welchem sich ein Netzwerk widmet (beispielsweise Renovierung eines Vereinsheims). Intensität (Grad der Stä...


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