Title | MFT II - Zsf - Zusammenfassung |
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Author | Laura Schrötter |
Course | Mikrofertigungstechnik II |
Institution | Technische Universität Chemnitz |
Pages | 12 |
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Zusammenfassung...
5. Umformende Fertigungsverfahren Einordnung in Fertigungstechnik - Definition:
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o Fertigung durch bildsames (plastisches) Ändern der Form eines festen Körpers unter Beibehaltung seiner Masse und seines Stoffzusammenhanges o Ändern einer Form unter Beherrschung der Geometrie (im Gegensatz zu Verformen) Anwendungsgebiete o Erzeugen von Nebenformelementen o Fügen durch Umformen o Fertigen von Halbzeugen o Zerteilen durch Umformen Vorteile o Hohe Produktivität o Sehr gute Werkstoffausnutzung o Nicht unterbrochener Faserverlauf Nachteile o Hohe Fixkosten o Lange Einrichtzeiten o Eingeschränkte geometrische Variabilität Einteilung der Verfahren nach 1. Halbzeugart 2. Umformtemperatur 3. Vorherrschender Beanspruchung
1. Nach Halbzeugart o Blechumformung Rohteilwandstärke wird beibehalten o Massivumformung Querschnittänderung des Rohteils in alle Raumrichtungen 2. Nach Umformtemperatur
3. Nach vorherrschender Beanspruchung
Metallurgische Grundlagen -
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Voraussetzung der Umformung o Hervorrufen einer plastischen Formänderung am umzuformenden Werkstoff nach anlegen einer äußeren mechanischen Spannung o Aufrechterhalten des Stoffzusammenhanges Verformung des Idealkristalles o Idealkristall = Kristall ohne Fehler im Gitteraufbau, keine Korngrenzen o Formänderung beruht auf einer Lageveränderung der Gitteratome zueinander Elastische Formänderung o Atome treten durch externe Belastung aus ihrer Gleichgewichtslage und kehren nach Entlastung zurück Plastische Formänderung o Atomverschiebung erfolgt über ein ganzzahliges Vielfaches des Atomabstandes o Unterschiedliche Gitterstrukturen führt zu unterschiedlichen Gleiteigenschaften und damit unterschiedlichem plastischen Verhalten
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Prinzipien
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Verformung von Realkristallen o Realkristalle Mit Gitterfehlern behaftete Kristalle o Gitterfehler Punktförmige / Nulldimensionale Fehler Leerstellen Zwischengitteratome Linienförmige / Eindimensionale Fehler Versetzung o Verformung findet über stufenweise Gleitungen über eine Gitterebene statt (energetisch günstig) und nicht gleichzeitig über die ganze Gitterebene (energetisch ungünstig) → Für Verformung am wirkungsvollsten Flächenhafte / Zweidimensionale Fehler Korngrenzen Zwillingsgrenzen Dreidimensionale Fehler Einschlüsse Poren o Plastische Verformung durch Versetzungsbewegung Die Bewegung von Versetzungen ist der bestimmende Mechanismus der plastischen Formänderung Spannungsfelder der Versetzungen werden durch äußere Spannung (Umformkräfte) überlagert und führen zur Wanderung der Versetzung
o Entstehung von Versetzungen Wachstum der Kristalle aus der Schmelze (Primärversetzungen) → Typische Versetzungsdichte weichgeglühter Metalle: ca. 107 Versetzungen/cm³ Formänderungen z. B. durch Umformen → Nach großen Formänderungen bis zu 1012 Versetzungen/cm³ Versetzungen können sowohl an Korngrenzen als auch im Korninneren entstehen
o Behinderung der Versetzungsbewegung Durch Bewegung von parallelen Versetzungen: Annihilation: Auslöschung von parallelen Versetzungen unterschiedlichen Vorzeichens
Dipolbildung: Bildung einer Leerstelle auf Parallelebenen
Durch Bewegung auf nicht parallelen Gleitebenen
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Versetzungen müssen sich schneiden Durch Fremdatome Verformung von Vielkristallen o Vielkristall/Polykristall = Werkstoff, der aus vielen Kristallen/Körnern besteht o Korngrenzen = Zweidimensionale Gitterbaufehler Behindern Versetzungsbewegung, da die Gleitebenen des Ausgangskorns nicht in das Nachbarkorn hinein verlängert werden können → Versetzungsstau an der Korngrenze → Spannungskonzentration an der Korngrenze → Aufbau von Versetzungsquellen → Erzeugen freier Versetzungen erhöhte Korngrenzendichte führt zu Erhöhung der Fließspannung → kleiner Korndurchmesser = hohe Korngrenzendichte →hohe Fließspannung o Verformungsmechanismen: Versetzungsbewegung Korngrenzengleiten
o Verfestigung Prinzip: Bei der Umformung bei tiefen Temperaturen (i. A. Raumtemperatur) steigt mit zunehmendem Umformgrad die Fließspannung Gründe: o Versetzungsstau an Korngrenzen, Bildung eines „Versetzungswalds“ Vorteil Höhere Festigkeit und Härte des Werkstückes (Kaltverfestigung) Nachteil Zunehmende Umformarbeit und -kraft Höhere Werkzeugbeanspruchung Reduzierung der Verfestigung durch thermische Aktivierung Warmumformen Wärmebehandlung zwischen Umformstufen
o Kristallerholung Prinzip Umfasst alle Vorgänge, die ohne Änderung der Großwinkelkorngrenzen (also des Korngefüges) zu einer Rückbildung der durch eine Kaltumformung hervorgerufenen Eigenschaftsänderungen führen Abbau der Versetzungsdichte durch:
Auslöschung von Versetzungen entgegengesetzter Vorzeichen Anordnung von Versetzungen in Kleinwinkelkorngrenzen Schema von Polygonistation im gebogenen Werkstück
o Rekristallisation Prinzip Alle Erscheinungen, die mit der Entstehung und Wanderung von Großwinkelkorngrenzen zusammenhängen Ersatz des ursprünglichen Gefüges durch ein vollständig neues Gefüge Rekristallisationstemperatur Temperatur, bei der ein verformtes Gefüge innerhalb einer Stunde fast vollständig (95 %) rekristallisiert Rekristallisationsschaubild Abhängigkeit der Korngröße vom Umformgrad und Rekristallisationstemperatur
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Anisotropie o Richtungsabhängigkeit von Werkstoffeigenschaften o Kristallanisotropie Atomabstände im Kristall bestimmen die Eigenschaften Mit abnehmender Symmetrie der Kristallstruktur steigt Anisotropie o Gefügeanisotropie Die Kristallgitter der einzelnen Körner sind in einem vielkristallinen Werkstoff nicht regellos orientiert, sondern weisen eine durch bestimmte Herstellung oder Bearbeitung hervorgerufene Vorzugsrichtung (Textur) auf
o Kristallographische Struktur Textur Beschreibt Häufigkeit der Kristallite in polykristallinen Werkstoffen
Fließkurven und Formänderungsvermögen metallischer Werkstoffe -
Notwendigkeit o Kenntnis zur Größe der auftretenden bzw. erforderlichen Spannungen → Kenntnis zur Größe der auftretenden bzw. erforderlichen Kräfte → Auslegung, Auswahl von Werkstück, Werkstoff, Werkzeug und Maschine
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Begriffe
o Fließen = fortwährende Deformation eines Materials unter Einwirkung äußerer Kräfte o Fließspannung kf = tatsächlich auftretende Spannung, die das Fließen des Werkstoffs bewirkt ( im einachsigen Spannungszustand ist F die Kraft, die augenblicklich au den Querschnitt wirkt )
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Spannungszustand und Werkstoffkennwert
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Umformgrad φ o Definition auf den Augenblickswert bezogene und über dem Umformvorgang aufsummierte Abmessungsänderung des Werkstückes o Beispiel Zugstab
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Umformbarkeit – Einkristall o Fließkurve Grafische Darstellung der Abhängigkeit von Fließspannung kf und Umformgrad φ
Schematischer Verlauf der Fließkurve – Einkristall: ▪ Keine Behinderung der Versetzungsbewegung durch Korngrenzen → Abgleiten ganzer Schichten → Gleitstufen ▪ Größe der Fließspannung hängt von der Kristallorientierung ab
Bedeutung für Umformtechnik In der Mikroumformung kann der umgeformte Querschnitt aus nur einem Korn bestehen o Umformbarkeit bei Miniaturisierung Steigende Festigkeit bei Miniaturisierung Ursache: Probenabmaße sind zunehmend geringer als mittlerer Abstand zur Versetzung Versetzungsbewegungen nur geringfügig möglich Korngrenzengleiten nicht möglich
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Umformbarkeit – Vielkristall Schematischer Verlauf der Fließkurve eines Vielkristalls: ▪ Körner müssen sich den Nachbarkörnern anpassen, wenn der Zusammenhalt nicht verloren gehen soll → Aktivierung mehrerer Gleitsysteme erforderlich, oft kein scharfer Übergang zwischen elastischem und plastischem Bereich ▪ Fließspannung aufgrund Mehrfachgleitung und Korngrenzeneinfuss meist wesentlich höher als bei Einkristallen ▪ Statistischer Ausgleich der unterschiedlichen Kristallorientierungen
o Bedeutung für Umformtechnik Makroskopische metallische Werkstoffe sind i.d.R. Vielkristalle
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Umformbarkeit – Einfuss der Korngröße
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Umformbarkeit – Einfuss der Raumtemperatur Schematischer Verlauf der Fließkurve bei Raumtemperatur: ▪ Wirkung von Verfestigungsmechanismen → Anstieg der Fließspannung mit steigendem Umformgrad ▪ Die Steigung der Fließkurve nimmt mit wachsendem Umformgrad ab ▪ u. U. Überlagerung thermisch aktivierter Vorgänge durch die in Wärme umgesetzte Umformarbeit
o Bedeutung für Umformtechnik Abnahme der Umformbarkeit mit zunehmendem Umformgrad Verfestigung mit zunehmendem Umformgrad -
Umformbarkeit – Einfuss der Umformtemperatur o Schematischer Verlauf der Fließkurve bei erhöhter Temperatur: Reduzierung der Fließspannung mit zunehmender Temperatur Fließspannung nimmt zunächst zu und fällt aufgrund einsetzender Kristallerholung bei höheren Umformgraden wieder ab Thermisch aktivierte Vorgänge erfolgen mit endlicher, von der Temperatur abhängiger Geschwindigkeit
o Bedeutung für Umformtechnik Reduzierung der Umformkräfte -
Umformbarkeit – Einfuss der Umformgeschwindigkeit o Umformgeschwindigkeit Zeitliche Änderung des Umformgrades
o Einfuss der Umformgeschwindigkeit Fließspannung steigt mit Umformgeschwindigkeit an Mit steigender Umformgeschwindigkeit steigt auch die Zunahme der Versetzungsdichte pro Zeiteinheit → stärkere verfestigende Wirkung gegenüber entfestigenden Mechanismen Wirkung insbesondere bei höheren Temperaturen Einfuss auf Reibung Einfuss auf die Umformbarkeit aufgrund der Geschwindigkeitsabhängigkeit von Reibkräften Hohe Geschwindigkeit → hohe Reibungswärme → Veränderung des Tribosystems Flüssig geschmierte Prozesse: Reibungsreduzierung bei steigender Geschwindigkeit aufgrund Vergrößerung des Schmierfilms (→ Stribeckkurve)
Wirkung stark prozessabhängig: o Größe der Reibfäche...