Title | Pädagogische Förderung von Entwicklungsprozessen aus systemischer Sicht: Stierlin |
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Course | Pädagogische Psychologie |
Institution | Universität zu Köln |
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Stierlin Abitur Pädagogik LK - Pädagogische Förderung von Entwicklungsprozessen aus systemischer Sicht: Stierlin...
Abiturvorbereitung, PA Lk Kp 12.2
Pädagogische Förderung von Entwicklungsprozessen aus systemischer Sicht: Stierlin Vermeintliche Ursachen von Anorexie und Antworten von Peggy Claude-Pierre Schlankheitsideal der Gesellschaft Folge eines Traumas →Schuld die sich ein Kind an einem Ereignis gibt → sondern negative innere Stimme →Gefühl von Überforderung bei zu großer (Negativismussyndrom) Verantwortung Körperlicher/seelischer Missbrauch Weigerung erwachsen zu werden → möglicherweise zugrundeliegendes Problem →Betroffene sind eher zu früh erwachsen → ursächlicher Realitätswahrnehmung der Betroffenen →Aufmerksamkeit gilt stets den anderen (z.B. sorgen such um Täter; sind froh, dass es ihnen geschehen ist, keinem anderen) Einstellung zur Realität Aufmeksamkeitsschrei ändern → Betroffene wollen keine Hilfe/ unbewusstes Motiv Mangelnde elterliche Fürsorge bzw. elterliche zu sterben (Extrema der inneren negativen Stimme) Überforderung Je länger die Anorexie besteht, desto schwerer ist sie → problematisch wenn Eltern sich Schuld zuweisen zu heilen und darüber hinaus keine Energie mehr haben, sich um →Ursache ist Intensität der negativen Stimme die aktuelle Situation des Kindes zu kümmern Nicht heilbar Geringes Selbst-Wert-Gefühl →heilbar, hänge von Bearbeitung des → Betroffene haben gar kein klar definiertes Selbst Negativismussyndroms ab → Notwendigkeit der Entwicklung eines Selbst Grundlagen negativer Einstellung → Negativismussyndrom/ negative innere Stimme Prof. Dr. Helm Stierlin (*1926) • • • •
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Arzt und Professor an unterschiedlichen Universitäten im In- und Ausland bis 1991 Direktor der Abteilung für „Psychoanalytische Grundlagenforschung und Familientherapie“ an der Universität Heidelberg Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Familiendynamik“ gilt als Pionier der Familien- und Systemtherapie
Wie entsteht systemisches Denken? • Beruht auf philosophischen und erkenntnistheoretischen Annahmen • entstanden aus der Entwicklung der Postmoderne → Pluralität von Lebensentwürfen und Lebensweisen, wodurch bei Interaktion Werte, Normen u.a. in Frage gestellt wird → Freiheiten und Unsicherheiten Einsetzten konstruktivistisches1 Denken
Systemisches Denken und sytemische Therapie • Wirklichkeits- und Möglichkeitskonstruktion ◦ jeder konstruiert seine eigene Wirklichkeit (Wirklichkeitskonstruktionen) und Möglichkeitskonstruktionen (Was könnte sein? → Eröffnen neuer Wege) ◦ Lebensraum System: Austausch über Wirklichkeit im zwischenmenschlichen Kontext (durch Fragen ( Informationen generieren) ◦ Therapie innerhalb systemischen Denkens als gemeinsames Ringen um Wirklichkeitsdefinitionen (Arist von Schlippe) ◦ „Man nicht nicht kommunizieren“ - Paul Watzlawick → unbewusste und unbeabsichtigte Kommunikation • Systemische Therapie ◦ Betrachtung von Wechsel-Beziehungen in einem System ▪ individuelle Eigenschaften verflüssigen sich zu Elementen eines dynamischen Systems, d.h. alles hängt zusammen (wenn dies passiert, dann ist das) ◦ Verhaltensweisen sind kein Produkt linearer Kausalität, sondern bedingen sich in einem zirkulären Prozess gegenseitig/ Nicht mehr Konstruktion von einseitigen Ursache-Wirkungs-Ketten (= lineare Kausalität), sondern Beschreibung von sich gegenseitig bedingenden Verhaltensweisen (Zirkularität, Rekursivität)→ keine einseitigen Schuldzuweisungen ◦ Individuelle Entscheidungsfähigkeiten und Verantwortlichkeiten sind nicht aufgehoben ▪ Mensch als aktiver Mitgestalter seines Lebens/ seiner Krankheit → nicht nur andere sind schuld, Mensch entscheidet aktiv selbst ◦ Betrachtung von Mustern und Regeln, nach denen Interaktionen ablaufen → Vernetztheit (Traditionen) ◦ Verhalten wird von Verhalten anderer beeinflusst (bedingen sich gegenseitig), aber auch von Ideen und Bedeutungsgebungen ◦ Unterschiedliche Realitätssvorstellungen können dazu führen, dass jemand etwas in guter Absicht tut, dieses aber negative Auswirkung hat ◦ Beobachtung eines ganzen Problem-Systems 1
Konstruktivismus: Das menschliche Gehirn bildet die Wirklichkeit nicht ab, sonder konstruiert in Interaktion in der Interaktion mit der Außenwelt eine eigene Wirklichkeit
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Wichtigste Erkenntnisse: ▪ Bereits Vorgang der Beobachtung ändert das, was beobachtet wird ▪ Ziel der therapeutischen Arbeit mit dem System: • Wirklichkeiten eröffnen oder erzeugen • Wahlmöglichkeiten erweitern • Entwicklung, des einzelnen wie der Familie, neue Wege weisen
Systemische Therapie ist „gemeinsames Ringen um Wirklichkeitsdefinition“ (Problem darstellen) und entwickeln von Möglichkeitskonstruktionen (mögliche Optionen konstruieren) Familie und bezogene Individuation • Familie als ein fortwährendes veränderndes System • Nicht jede Veränderung sei nach Stierlin auch Entwicklung • Individuation der Familienmitglieder notwendig (individuelle Abgrenzung2) • wird von Familie beeinflusst → bezogene Individuation (in „Absprache“ mit der eigenen Familie das recht auf eigene individuelle Entwicklung) • Entwicklung: Wenn „bezogene Individuation“ auf einer höheren/ komplexeren Ebene als zuvor stattfinden kann • in einem „liebevollen Kampf“ Beziehungsrealitäten immer wieder neu verhandeln (Kompromiss- und Wandlungsbereitschaft) • In Magersuchtsfamilien werden Individuations- und Ablöseprozesse erschwert ◦ Warum wird ein(e) Jugendliche(r) magersüchtig? ▪ Eigene Bedürfnisse werden als illegitime Ausgrenzung erlebt ▪ will Fürsorge zurückweisen ▪ autonom (eigenständig) sein • → gegenüber den Mitgliedern des Systems (abgrenzen) Zentripetale • → gegenüber seinem Körper (Macht) Familien ▪ Familenmythen (führen dazu, dass ein Familienmitglied NICHT kritisch betrachtet wird) • Harmoniemythen, Entschuldigungs-/Wiedergutmachungsmythen, Rettungsmythen (z.B. der Familienzusammenhalt steht über den Autonomiewünschen) • zur „Stabilisation“ ▪ Individuation und Ablöseprozess erschwert oder unmöglich gemacht werden Motive für den Weg in die Magersucht Innerhalb von Gleichaltrigengruppen suche nach dem Weg der Individuation (z.B.: Abnehmen/ Magersein) • und damit Fürsorge der Familie zurückweisen • Autonomie gegenüber sogar des eigenen Körpers Maligner Clinch • Triumph seines Willens (unbewusst) → Eskalation der Therapeutische Schritte und Ziele familiären • Auswirkung von Verhaltensweisen in den Blick nehmen Auseinandersetzung
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Konstellation in einer Familie verstehen (Zusammenhänge) „allparteilisch“ Verhaltensänderung ermöglichen
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Unterschiede möglich machen, Individuation fördern, zu Auseinandersetzungen ermuntern, Realitätskonstruktionen in Frage stellen, Außenwelt eröffnen → entgegen Verhalten zentripetale Famililien
Auseinandersetzung mit Vermächtnissen (von anderen Generationen) ermöglichen Methoden die der Therapeut anwendet: →/Beziehungs-)Hypothesen aufstellen, zu denen Familienmitglieder Stellung nehmen („Ressourcen“ entdecken) → Zirkuläres Fragen (Horizont der Betroffenen erweitern; neue Perspektiven, Sichtweisen eröffnen)
Zirkuläre Fragen → sollen Horizont der Betroffenen erweitern, neue Perspektiven und Sichtweisen eröffnen → jedes Verhalten kann als kommunikatives Angebot gesehen werden, Z.B.: 4. Prozentfragen 1. Fragen zur Wirklichkeitskonstruktion 5. Übereinstimmungsfragen 2. Hypotetische Fragen 6. Kontextualisierung 3. Klassifikationsfragen
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„Tratschen über Anwesende“ „Erwartungs-Erwartungen“ Missverständnisse klären „nicht nicht kommunizieren“ Neue Sichtweisen und Denkprozesse anregen Gefühl/Empfindung/ u.a. Beziehungen = Botschaft Fragen an Empfänger von Botschaften stellen, nicht an Sender Fragen können impliziert Antworten beinhalten
Innere und äußere Grenzen, eigene Rechte/ Pflichten/ Ziele/ eigenes Selbst erfahren und ertragen/ Verantwortung für eigenes Verhalten
Beziehungsmodi und Entwicklungsmöglichkeiten in Familien Drei grundlegende Beziehungsmodi: 1. Bindung • zur Stütze der individuellen Entwicklung/ zu enge Bindung wird als Ausstoßung wahrgenommen • bei zu starker Einengung (um Erfahrungsmöglichkeiten bringen → psychosomatische Leiden) • Bindung muss altersangemessen sein (z.B. Parentifizierung3) Entwicklung zu einem 2. Delegation • Kinder sollen die Wünsche der Eltern verwirklichen Individuum unter der • Erwartungsdruck Bezugnahme der • Eltern müssen Balance zwischen zu hohen und zu niedrigen Erwartungen finden 3. Ausstoßung Bezugpersonen • vermeiden • Ausstoßung in der Familie begünstigt Wege in die Deliquenz, Suchtanfälligkeit und Gewaltbereitschaft • z.B. nimmt das Kind sich nach einer Scheidung als Bürde in der Familie war
Bezogene Individuation ermöglichen (inklusive: Selbst-Demarkation (Abgrenzung von der Außenwelt )) Sprache als Hilfsmittel
→ Ertragen der Ambivalenz (Unterschied) zwischen „Individuation mit“ (empathisches Sich-Einstellen, gleiche Ansichten, Normen und Werte) und „Individuation gegen“ (von anderen abgrenzen, anderen Ansichten, Normen und Werte vertreten) → Stierlin will „Versöhnung“ beider Seiten
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Familie als Mehrgenerationen-Bindungen (Generationen beeinflussen sich → Erziehung Mutter – Erziehung Kind) Familien durch Vermächtnisse früherer Generationen geprägt (in Therapie Auseinandersetzung damit) heutige Multioptionalgesellschaften führen zu immer mehr Verunsicherungen (im Beziehungsverhalten) Notizen:_____________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________ ____________________________________________________________
Pädagogische Würdigung des systemischen Konzepts Stierlins
Positiv Betont Wichtigkeit des Verhaltenes des Menschen in einem System und eröffnet somit Verhaltensalternativen und das entwickeln neuer Möglichkeitskonstruktionen ( Entwicklung demokratisch-partnerschaftlichen Beziehung) Eröffnet Verständnis für Dynamik in soz. Beziehungen und hinterfragt ggf. Verbesserung dieser klärt über Bedingungen und Strukturen Beziehungen auf sinnvolle Ergänzung zu Krappmann, Hurrelmann, Erikson und Mead
Negativ Trotz Multioptionalgesellschaft sind
Zugangsmöglichkeiten ungleich
Gesichtpunkt der gesellschaftlichen Sozialisation wird innerhalb einer familientherapeutischen Sitzung nicht berücksichtigt Krisen sind nicht immer Resultate von Beziehungserfahrungen, sondern können auf weitere Motive und Ursachen zurückgeführt werden Systemisches Denken und Handeln hat Grenzen
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Überforderung durch Übernahme elterlicher Aufgaben möglich (z.B. alleinerziehendes Elternteil)...