Title | Praktikumsinhalte aus dem Kurs \"Physiologie für Mediziner\" - Herzmechanik |
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Author | Ulrike Servos |
Course | Biologie III/B: Physiologie |
Institution | Universität zu Köln |
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Praktikumsinhalte aus dem Kurs "Physiologie für Mediziner"...
Herzmechanik Anatomische Voraussetzungen Arbeitsmyokard
Quergestreifte Muskelzellen mit Kardiomyozyten Kardiomyozyten: o Verzweigte Zellen o Können über Glanzstreifen (Disci intercalares) fest mit Nachbarzellen verbunden sei o Gap junctions ermöglichen elektrische Kopplung zwischen Zellen ermöglichen koordinierte Kontraktion und Erschlaffung des gesamten Zellverbandes funktionelles Synzytium
Herzklappen ermöglichen gerichtete Blutbewegung können sich durch Druckunterschiede nur in eine Richtung öffnen Ventilfunktion werden passiv durch Druckunterschiede im vor-/nachgeschalteten Hohlraum geschlossen/geöffnet 1. Atrioventrikularklappe (AV-Klappe) o Bikuspdal-/Trikuspidalklappe o In Ventilebene des Herzens o Verhindern Rückstrom in Vorhöfe während Systole 2. Pulmonal-/Aortenklappe (Semilunarklappen) o Verhindern Rückstrom in Ventrikel während Diastole
Phasen des Herzzyklus Systole und Diastole
Herzzyklus besteht aus o Kontraktionsphase (Systole) Arbeitsphase Austreibungsphase o Erschlaffungsphase (Diastole) Entspannungsphase Füllungsphase Aktionsphasen werden durch Öffnen und Schließen der Herzklappen begrenzt Aktionsphase bezieht sich auf linkes Herz Rechtes Herz durchläuft gleichen Aktionsphasen bei deutlich niedrigeren Drücken
Anspannungsphase
Beginnt mit Schluss der Mitralklappe o Nach Kontraktion der Ventrikelmuskulatur übersteigt Druck im linken Ventrikel den im linken Vorhof Klappenschluss o Druck im linken Ventrikel deutlich geringer als in Aorta Aortenklappe geschlossen Ventrikel = geschlossener Hohlraum Weitere Kontraktion kann keine Volumenänderung bewirken Isovolumetrische Kontraktion Weitere Kontraktion erhöht Druck im Ventrikel deutlich schneller Druckanstieg im Ventrikel bei geschlossenen Klappen
Austreibungsphase
Druck im linken Ventrikel übersteigt den der Aorta Öffnung Aortenklappe (~80mmHg Aortendruck) Während Austreibung maximaler Ventrikeldruck: ~120mmHg Vor Beginn Diastole der einsetzenden Erschlaffung des Ventrikelmyokards Druckabnahme Wandspannung maximal (kann in folgenden Phasen nicht weiter zunehmen) Druckanstieg zu Beginn beruht auf Abnahme des Ventrikelradius Laplace-Gesetz: Druck im dehnbaren Hohlkörper umso höher bei gleicher Wandspannung, je kleiner Radius Ventrikel kontrahiert auxobar (auxo = Zunahme; bar = Druck) schnelle Austreibung vor allem während ¼ der Phase
Entspannungsphase
Erschlaffung der Ventrikelmuskulatur bewirkt Druckabfall im linken Ventrikel unter den der Aorta Ende Austreibungsphase Schluss Aortenklappe Beginn Entspannungsphase Druck im Ventrikel noch höher als im Vorhof Mitralklappe geschlossen Entspannung erfolgt isovolmetrisch Schneller Druckabfall bei geschlossenen Klappen
Füllungsphase
Fortschreitende Erschlaffung führt zu geringerem Druck im Ventrikel als im Vorhof Öffnung Mitralklappe: Beginn Füllungsphase Ventrikeldruck fällt während Phase weiter ab Druckminimum: ~5mmHg Gegen Ende der Phase: Vorhofkontraktion bewirkt Druckerhöhung im Ventrikel Normale Herzfrequenz: 60 – 80 Schläge/Minute Ventrikel nach erstem Viertel 80% gefüllt Rasche Füllung auch bei hohen Herzfrequenzen (verkürzte Diastole) ausreichendes enddiastolisches Volumen Ventilebenenmechanismus o Ventilebene (gedachte Ebene der Vorhof-Kammer-Grenze, in der sich AV-Klappe befinden o Während Ventrikelsystole wird Ebene durch Ventrikelmuskulatur in Richtung der fixierten Herzspitze gezogen (nach unten) o Vorhöfe werden gedehnt o Sog entsteht bewirkt Vorhoffüllung o Während Diastole wird Ventilebene in Ausgangsposition zurückverlagert (erlastische Rückstellkräfte) o AV-Klappen (Ventile) bei Rückstellung geöffnet Ventrikel „stülpt“ sich über Blut in Vorhöfen Ventikel wird gefüllt, ohne dass zur Füllung benötigtes Blut bewegt werden muss Gegen Ende Ventrikeldyastole stattfindende Kontraktion der Vorhöfe (Vorhofsystole) bewirkt nur 20% Ventrikelfüllung Ausfall Vorhofsystole (z.B. Vorhofflimmern) beeinträchtigt Pumpfunktion unter Ruhebedingungen kaum Schnelle Füllung durch Ventilebenenmechanismus, vor allem während ¼ A = AV-Klappen (Segelklappen) werden geschlossen B = Aortenklappen (Taschenklappen) Werden geöffnet C = Erschlaffung beginnt D = Aortenklappen werden geschlossen E = AV-Klappen werden geöffnet F = Erschlaffung endet I = Anspannungsphase II = Austreibungsphase III = Entspannungsphase IV = Füllunsphase
Druck-Volumen-Diagramm
Zyklische Abfolge von Kontraktion und Erschlaffung bewirkt Veränderung der Drücke und Volumina in Hohlräumen Beschreibung durch Druck-Volumen-Diagramm Grundlage: Ruhedehnungskurve (am entspannten Ventrikel aufgenommen) Ruhedehnungskurve: Druck der aufgebracht werden muss, um bestimmtes Füllungsvolumen zu erzielen o Je stärker Ventrikel gefüllt werden soll, umso mehr Druck muss aufgebracht werden o Kurve steigt zunächst langsam an o Mit zunehmendem Füllungsvolumen wir Kurve steiler Verschluss der Ausstrombahn des Ventrikels: kein Auswurf von Schlagvolumen während Herzzyklus rein isovolumetrische Kontraktion Je nach Füllungszustand des Ventrikels zu Beginn der isovolumetrischen Kontraktion verschieden hohe Drücke (Frank-Starling-Mechanismus) Kurve der isometrischen Maxima o Ventrikel bei geschlossener Ausstrombahn o Mehrere maximale Kontraktionen mit unterschiedlichen Füllungsvolumina o Verbindung von erzielten Spitzendrücken im Druck-Volumen-Diagramm Konstanthaltung des passiven Füllungsdrucks vor Kontraktionsbeginn und Druck den Ventrikel gegen Schlagvolumen auswirft Rein isobarisch Ausgeworfenes Schlagvolumen (= am Ende der Kontraktion) verbleibendes Restvolumen abhängig von Ausgangsfüllung Kurve der isobarischen Maxima o Druck gegen den Ventrikel auswirft = passivem Füllungsdruck o Mehrere maximale Kontraktionen mit unterschiedlichen Füllungsvolumina o Verbindung von erzielten Spitzendrücken im Druck-Volumen-Diagramm
Kurven vom isovolumetrischen und isobarischen Maxima grenzen Bereich für endsystolischen Druck und endsystolischen Volumina bei normaler Herzaktion ein Ermittlung endystolischer Druck und Volumina (näherungsweise) o Konstanthaltung von Druck, gegen den Ventrikel Schlagvolumen auswirft auf Niveau von diastolischem Aortendruck o Herzzyklus führt solange isovolumetrische Kontraktion aus, bis Ventrikeldruck = Aortendruck Übergang isovolumetrische in isobarische Kontraktion Kombination aus 2 Kontraktionsformen: Unterstützungskontraktion Kurve der Unterstützungsmaxima o Mehrfach Übergänge von isovolumetrischer Kontraktion in isobarische mit unterschiedlichen Drücken in der Ausstrombahn o Im Druck-Volumen-Diagramm ergibt sich Gerade Herz führt bei jedem Zyklus Unterstützungsreaktion aus
Druck-Volumen-Digramm jedem frei gewähltem Ausgangspunkt auf Ruhedehnungskurve lässt sich eigene Unterstützungsmaxima Kurve zuordnen Grafische Ermittlung o Verbindung Ausgangspunkt auf Ruhedehnungskurve durch senkrechte Projektionslinie mit Kurve der isovolumetrischen Maxima o Verbindung Ausgangspunkt auf Ruhedehnungskurve durch waagrechte Projektionslinie mit Kurve der isobarischen Maxima o Verbindungslinie zwischen Projektionslinien mit jeweiligen Kurve entspricht Kurve der Unterstützungsmaxima für gewählten Ausgangspunkt Fortlaufende Messung von Druck und Volumen im linken Ventrikel (physiologische Bedingungen) ergibt Druck-Volumen-Schleife Abbildung von Herzzyklus Ende Diastole/Systole ablesbar Wiederholung Messung bei unterschiedlichen linkventrikulären Füllungs- und Aortendrücken ergibt im Druck-VolumenDiagramm enddiastolische/-systolische DruckVolumen-Kurve Enddiastolische Druck-Volumen-Kurve = Ruhedehnungskurve Endsystolische Druck – Volumen – Kuve ≈ Kurve der isovolumetrischen Maxima
Regulation der Herztätigkeit
Auswurfleistung muss wechselnden Belastungen angepasst werden Mechanismen o Frank-Starlin-Mechanismus (v.a. gegenseitige Anpassung beider Ventrikel) o Vegetatives Nervensystem (v.a. Steigerung bei körperlicher Arbeit durch Sympathikus)
Frank-Starling-Mechanismus
Beruht auf intrinsischen Eigenschaften der Herzmuskulatur Unabhängig von Aktivität der kardialen sympathischen Fasern Ermöglicht Anpassung der Auswurfleistung des Herzens an Veränderungen der Vor-/Nachlast
Anpassung an veränderte Vorlast (Preload)
Vorlast = enddiastolisches Füllungsvolumen bzw. enddiastoischer Druck Vorlast steigt bei jeder Erhöhung des venösen Rückstroms zum Herzen Druck-Volumen-Schleife erreicht neuen Punkt auf endsystolischer Druck-Volumen-Kurve Auswurf einen größeren Schlagvolumens (preload-Erhöhung) Druck zu Beginn der Austreibungsphase (diastolischer Druck in der Aorta/A. pulmonalis) bleibt unverändert
Anpassung an veränderte nachlast (Afterload)
Nachlast = Druck, gegen des Herz sein Schlagvolumen auswirft (diastolischer Druck in Aorta/A. pulmonalis) bzw. mit diesem Druck verbundene Wandspannung (peripherer Gefäßwiderstand) Erhöhung Nachlast (Schlagvolumen bleibt insgesamt gleich, Regulation Frank-Starling-Mechanismus) o Schlagvolumen erst verkleinert o Am Ende der Systole bleibt größeres Volumen im Ventrikel o Volumen führt bei gleichbleibendem venösen Rückstrom während der Diastole zu vergrößertem enddiastolischem Volumen Erhöhung der Vorlast Steigerung Schlagvolumen Immer dann wirksam, wenn Füllungsdruck der Ventrikel verändert ist Ermöglicht langfristige Abstimmung der Fördermenge von rechtem und linken Ventrikel
Molekulare Mechanismen
Beim Frank-Starling-Mechanismus führt stärkere Dehnung der Herzkammern zu Erhöhung der Kontraktionskraft (Erhöhung der Vorlast) Erfhöhung CA2+-Affinität von Troponin C CA2+-Empfindlichkeit der Myofilamente erhöht Steigerung CA2+-induzierte CA2+-Freisetzung aus sarkoplasmatischem Retikulum
Frank-Starling-Mechanismus bei Volumenbelastung
Frank-Starling-Mechanismus bei Druckbelastung
Volumenbelastung: Zunahme enddiastolisches Volumen (a a‘) Vergößertes Schlagvolumen (SV1 > SV)
Druckbelastung: Zunahme Druck in Aorta (b b‘) verkleinertes Schlagvolumen (SV1 < SVS) Ende Systole erhöhtes Restvolumen bewirkt erhöhtes enddiastolisches Volumen (a a‘) Folgende Herzaktion normales SV (S2 = SV)
Sympathikus
Über Sympathikus kann Herzzeitvolumen auf max. ~doppelte des Ruhewertes gesteigert werden Bei körperlicher Arbeit: ~ 3 – 4-mal höher als Ruhewert erforderlich zur Muskelversorgung Sympathikusaktivierung o Herzfrequenz ↑ o Kontraktionskraft ↑ Schlagvolumen ↑ Sympathikus verschiebt Druck-Volumen-Diagramm der endsystolischen Kurve nach oben
Kontraktilität und Ejektionsfraktion
Erhöhung maximale Kraft des Herzmuskels Erhöhung Geschwindigkeit der Kraftentwicklung Positiv inotrope Wirkung Druck im Ventrikel steigt während Systole schneller an
Maximale Druckanstiegsgeschwindigkeit (
𝑑𝑝
) während Anspannungsphase des Ventrikels Maß für
𝑑𝑡𝑚𝑎𝑥
Kontraktilität des Myokards (nur invasiv messbar) Ejektionsfraktion o Maß für Kontraktilität o Nichtinvasiv bestimmbar (Echokardiografie) o korreliert mit maximaler Druckanstiegsgeschwindigkeit o Auswurffraktion o ~50-70% des enddiastolischen Volumens o Bei herzinsuffizienz eingeschränkgt
Herzarbeit
Jede Aktion = mechanische Arbeit o Ausübung von Druck auf Blut im Herzen o Steigerung Schlagvolumen Herzarbeit o Druck-Volumen-Arbeit (größerer Teil) o Beschleunigungsarbeit
Druck-Volumen-Arbeit
Arbeit = ΔDruck * ΔVolumen Entspricht Fläche im Druck-Volumen Diagramm, die während Herzaktion umfahren wird (Eckpunkte A-B-C-D-E-F) Mittlerer Druck im linken Ventrikel während Austreibungsphase (B nach D) Druckdifferenz Mittlerer Druck im linken Ventrikel während Füllungsphase (E nach A) Volumenänderung entspricht Schlagvolumen (Differenz A und E) Druckdifferenz: 1mmHg = 133Pa = 133 N/m2 Volumendifferenz: 1ml = 10-6m3 Herzarbeit im rechten Ventrikel wegen niedriger Drücke deutlich geringer
Beschleunigungsarbeit
Arbeit = 0,5 * Masse * Geschwindigkeit2 Masse: Masse des Schlagvolumens (~70 * 10-3kg) Geschwindigkeit des Blutes: ändert sich während Austreibungsphase drastisch ~1% der Gesamtarbeit des linken Ventrikels Gesamtarbeit im rechten Ventrikel größer, weil selbe Beschleunigungsarbeit bei weniger Druck Zunahme zur Gesamtarbeit bei körperlicher Betätigung
Wirkungsgrad
Quotient aus geleisteter Arbeit und Gesamtenergieumsatz Beim Herzmuskel ~15% Gesamtenergieumsatz 7-mal höher als vom Herzen geleistete mechanische Arbeit
Herzschall
Herzaktion führt zu niederfrequenten Schwingungen (15 – 400Hz) Schallphänomene: Geräusche medizinischer Sprachgebrauch: „Herzton“ o Entstehung: Folge von Wandschwingungen Herzgeräusche: kardiale Schallereignisse, die auf pathologische Veränderungen hinweisen o Entstehung: Resultat von Wirbelbildungen
Herztöne
Während Herzaktion Unterscheidung 1. Und 2. Herzton Gelegentlich 3. Und 4. Herzton 1. Herzton o Muskelanspannungston: Kammermuskulatur kontrahiert beim Schluss der Atrioventrikularklappen um inkompressibles Blut Kontraktion der Muskulatur bei gefüllter Kammer zu Beginn der Anspannungsphase 2. Herzton o Klappenschlusston: Schluss der Aorten- bzw. Pulmonalklappe o Systole dauert im rechten Ventrikel länger als im linken bei Kindern häufig gespaltener Herzton Unterscheidung 1. Und 2. Herzton o Radialispuls: tritt zwischen 1. Und 2. Herzton auf 3. Herzton o Frühdiastolischer Bluteinstrom in Ventrikel 4. Herzton o Vorhofkontraktion
Klinik o o
o
Herzgeräusche meist pathologische Veränderungen an Herzklappen Systolische Geräusche Verengung der ventrikulären Ausstrombahn (Stenose Aorta-/Pulmonalklappe) Unzureichender Schluss der AV-Klappen (Mitral-/Trikuspidalinsuffizienz) Diastolische Geräusche Insuffizienz Aorten-/Pulmonalklappe Stenose Mitral-/Trikuspidalklappe
Folgen der Herzklappenstenose bzw. –insuffizienz
Vermehrte Belastung vorgeschalteter Herzanteile Vor stenotischer Klappe muss erhöhter Druck stattfinden, und Abflusshindernis zu überwinden Erhöhtes Volumen vor insuffizienter Klappe Teil des Blutes strömt durch undichte Klappe zurück Rückfluss wird beim nächsten Herzzyklus erneut ausgeworfen Druckbelastung + Volumenbelastung = Herzhypertrophie...