Praktisch - Stilmittel PDF

Title Praktisch - Stilmittel
Course Einführungsvorlesung NdL für Deutsch im Rahmen der Fächergruppendidaktik
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Summary

Stilmittel...


Description

Tutorium zu den NdL-Einführungsseminaren SS 2013

Markus Frank M.A.

A.

Stilmittel

30.04.2013

Wichtige rhetorische Figuren und Übungen

07.05.2013

Wichtige Tropen und Übungen

Die folgende Liste enthält lediglich eine Auswahl der häufigsten Stilmittel. Am Ende des Grundstudiums (4. Semester) dürfte die Zahl der gekannten Stilmittel um einiges höher sein. Folgende Nachschlagewerke sind empfehlenswert: PLETT, Heinrich: Einführung in die rhetorische Textanalyse. Hamburg 9 2001. LAUSBERG, Heinrich: Elemente der literarischen Rhetorik. München 2000.

Der Unterschied: Rhetorische Figuren – Tropen Rhetorische Figuren

Tropen

Rhetorische Figuren beziehen sich primär auf syntaktische und morphologische Ausschmückungen in literarischen Texten. Wortabfolgen werden nach speziellen Mustern angeordnet oder umgruppiert, um gewisse Effekte beim Leser hervorzurufen.

Bei Tropen hingegen handelt es sich um die Modifikation von Satzaussagen, indem eigentlich Gemeintes uneigentlich ausgedrückt wird: Die Veränderung erfolgt auf der Bedeutungsebene, nicht nur auf der syntaktischen Strukturebene, wie dies bei rhetorischen Figuren der Fall ist.

Rhetorische Figuren 1.

Positionsfiguren Bezeichnung

Beschreibung

Beispiel

Inversion

Umordnung der sprachüblichen Satzgliedstellung

Ritt ein Mann geschwind zu Pferde…

Anakoluth

Grammatikalisch konstruktionswidrige Satzfortführung

Es ist zwar teuer und es ist auch nicht gut. (Anapodoton)

Parallelismus

Wiederholung eines Satzes/ einer Phrase

dein Reich komme, dein Wille 1

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Markus Frank M.A.

geschehe Chiasmus

Überkreuzstellung von Satzgliedern

Er fährt schnell und langsam der Andere

Parenthese

Einschub

Das ist – um es vorwegzunehmen – nicht gut.

Asyndeton

Reihung von mindestens drei syntaktisch gleichartigen Elementen ohne Konjunktion

Sie mag essen, trinken, schlafen.

Polysyndeton

Reihung von mindestens drei syntaktisch gleichartigen Elementen mit identischer Konjunktion

Und sie mag essen und sie mag trinken und sie mag schlafen.

Hyperbaton

Trennung syntaktisch eng zusammengehöriger Satzteile

Still schlich er die Treppe hinauf und leise.

Anadiplose

Wiederholung des Satz(teil))endes zu Beginn des unmittelbar folgenden Satzes

… ein Vogel. Ein Vogel …

Hypallage

Das Adjektiv steht nicht beim zugehörigen Nomen, sondern bei einem benachbarten Substantiv

Der vierstöckige Hausbesitzer des Hauses.

2.

Kontrastfiguren

Antithese

Gegensatz ohne logischen Widerspruch

Tag und Nacht brannte das Licht

Paradoxon

Logischer Widerspruch zwischen Satzteilen oder Sätzen einer Satzfolge

Meine Antwort ist „ja“ und „nein“

Oxymoron

Logisch unmögliche Attribution

Im wachen Schlaf

3.

Wiederholungs- und Dopplungsfiguren

Alliteration

Gleicher Anfangslaut

Kind und Kegel

Anapher

Wiederholung eines Wortes/ einer

Deutschland… . Deutschland … 2

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Markus Frank M.A.

Wortgruppe am Satzanfang Epipher

Wiederholung der Schlusswendung

Ein Haus sagte er, groß sagte er.

Tautologie

Satzaussage ohne synthetischen Informationsgehalt

Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.

Hendiadyoin

„Eins durch zwei“ (Sonderform der Tautologie)

Er lief und rannte

Figura

Wiederholung eines stammverwandten Wortes in verschiedenen Flexionsformen

Der Regen regnet

Pleonasmus

„Überfluss“ (Form der Tautologie)

Vollständige Totalität

Kyklos

Umrahmung eines Satzes

Schnaps bleibt Schnaps

Polyptoton

Wiederholung des gleichen Wortes in anderer Flexion.

Das Buch der Bücher

Hysteron

Späteres als Früheres

Ich will tot sein und die Masern kriegen

Symploke

Verbindung von Anapher und Epipher

Was ist des Toren höchstes Gut? Geld! – Was verlockt selbst die Weisen? Geld!

Epanodos

Reversive Konstruktion eines Satzes

Wer nicht kann, was er will, der wolle, was er kann.

Geminatio

Dopplung eines Wortes, zum Zweck der Verstärkung

Komm, Peter, komm, …

Akkumulation

Gehäuftes Aneinanderreihen mehrerer Es zerstört durch Kieg, Unterbegriffe anstatt eines Oberbegriffes Schwert, Flamm und Spieß! (der ebenfalls erwähnt sein kann)

etymologica

proteron

4.

Steigerungs- und Verstärkungsformen

Apostroph

Ausspruch mit Anrede

Oh Herr, lass Hirn regnen! 3

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Markus Frank M.A.

Klimax

Steigerung

Groß, größer, am größten

Antiklimax

Verminderung

Gold, Silber und Kupfer

Hyperbel

Übertreibung

Ich habe dir das tausend mal gesagt

Elativ

Verabsolutierung mit Superlativ ohne Vergleich

In tiefster Trauer

5.

Figuren der Verkürzung, Verkleinerung, Verdunklung

Ellipse

Auslassung

Was [ist] nun?

Aposiopese

Sonderform der Ellipse: Abbruch.

Euch werd ich… !

Exclamatio

Ausruf

Oh mein Gott!

Litotes

Verneinung des polaren Gegenteils

Das ist keine leichte Aufgabe

Zeugma

Zuordnung eines Satzglieds zu zwei syntaktisch und/oder semantisch inkongruenten Satzteilen

Josefine geht ins Kloster und dort zu weit.

Syllepse

Ein Subjekt in zwei Hauptsätzen

Gewaltgames braucht niemand und sind absolut verwerflich

Apokoinu

Ein Satzteil bezieht sich gleichzeitig auf zwei weitere Satzteile

Was sein Pfeil erreicht, das ist seine Beute, was da kreucht und fleucht.

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Markus Frank M.A.

Rhetorik

1.

Rhetorische Systematik

Es gibt in der antiken Tradition verschiedene Stufen für den Aufbau einer Rede, welche sukzessive auf einander aufbauen und von welchen das Gelingen einer Rede abhängig ist:

Inventio

Bezeichnet die Sammlung bedeutungsreichen Stoffes.

Dispositio

Sie bezeichnet die Struktur und Anordnung des Stoffes.

Elocutio

Bezeichnet wird die sprachliche Ausgestaltung des Inhaltes.

Memoria

Umfasst die Memorierung des Stoffes im Gedächtnis.

Pronuntiatio

2.

Vortrag des Stoffes, durch Gestik und Mimik verdeutlicht.

Redegattungen Genus iudicale

Gerichtsrede (Anklage oder Verteidigung)

Genus deliberativum

Politische Rede (Mahnung oder Warnung)

Genus demonstrativum

3.

Lobrede / Schmährede (Lob oder Tadel)

Stilprinzipien

aptum

Bezeichnet die Angemessenheit der Rede für ihren Zweck.

puritas

Bezeichnet die Sprachrichtigkeit der Rede.

perspicuitas

Die Klarheit der Rede lässt nur eine Auslegung zu.

ornatus

Ästhetische Stilprinzipien wie Stilfiguren und Tropen schmücken sie.

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Markus Frank M.A.

Übung 1: Stilmittel (Text)

a)

Analysiere folgenden Text auf die enthaltenen Stilmittel zusammen mit dem Nachbarn, ohne irgendwelche Hilfsmittel. Wie viele Stilfiguren kannst du eindeutig identifizieren und benennen?

b)

Suche zusammen mit deinem Nachbarn die restlichen Stilmittel auf Basis der besprochenen rhetorischen Figuren.

Eines Tages saßen sie – wie so oft in diesen Tagen – im Garten und befleißigten sich allerhand sinnloser Unterredungen. Unterredungen freilich, die sie als wichtig, bedeutend, notwendig gar erachteten. Freilich redete der eine schnell und langsam der andere, der eine laut und leise der Freund. Lauschte er mit Genugtuung seinen Ausführungen. Gespannt war er im Hinblick auf das, was ihn erwartete, und aufgeregt. Zwar liebte auch er es zu sprechen, und er hörte lieber den Ausführungen: „Die tonlose Musik, ich verachte sie. Ja, sie ist ebenmäßig, oder besser nein, das ist sie nicht. Die Hörenden und die Tauben hören sie gleichermaßen nicht. Nichtet denn das Nichts nicht das seiende Sein, wie Heidegger zu sagen pflegt? Musik bleibt einfach nur Musik? Zuhören und lauschen sollte man ihr schon können sonst ist sie in ganzer Gänze unbrauchbar. Musik, oder Meinungen über Musik sind gänzlich der Interpretation unterworfen, sind den Launen des Interpreten unterworfen. Musik jedoch ist und bleibt eine Abfolge von Tönen in gewisser rhythmischer Variation.“ „Ach du, zum tausendsten Mal die selbe Thematik! Mit höchstem Erstaunen erkenne ich, dass wir niemals zum Ziel kommen werden, oder wie Leibniz sagen würde: Nicht in dieser Welt, nicht in der nächst besten, und schon gar nicht in der besten allermöglichen Welten. Du weißt doch: Schweigen ist Gold, Reden ist Silber und was du machst ist schlechter als Bronze.“ „Ach fahr doch…! Du gehst eindeutig zu weit und jetzt besser sowieso! Himmel! Warum das jetzt so? Du bist echt kein leichter Gesprächspartner, weißt du das?

(Der Text enthält mindestens 28 verschiedene Stilfiguren)

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Markus Frank M.A.

A.

Stilmittel

30.04.2013

Wichtige rhetorische Figuren und Übungen

07.05.2013

Wichtige Tropen und Übungen

Tropen Bezeichnung

Beschreibung

Beispiel

Vergleich

„X ist so p wie Y“ (p= tertium comparationis)

Stark wie ein Löwe.

Metapher

Vergleich ohne tertium comparationis; zwei Begriffe stehen in einer semantischen uneigentlichen Ähnlichkeitsrelation

Du bist ein Esel.

Metonymie

Übertragender Gebrauch von Oberbegriffen für Unterbegriffe (impliziert kausale Relation)

Brecht lesen (= ein Buch von Brecht lesen)

Pars pro Toto

Spezialform der Metonymie (Synekdoche) :

pro Kopf (= pro Mensch)

ein Teil für das Ganze Totum pro Parte

Spezialform der Metonymie (Synekdoche): das Ganze für einen Teil

Deutschland gewann die WM (= eine Mannschaft)

Synästhesie

Vermischung von Wahrnehmungsbereichen des Menschen

Er schmeckt die Dunkelheit des Abends.

Katachrese

Ist eine dysfunktionale Trope.

„blau wie Sau“

Verbindet mindestens zwei metaphorische Ausdrücke aus unvereinbaren Bildbereichen Allegorie

Ausgeweitete Metapher. Ein gesamter Text/Textabschnitt steht für etwas eigentlich gemeintes.

Bsp: Die Apokalypse, Fabeln etc.

Chiffre

Codierte unkonventionelle Wortverbindung (ohne Vorwissen nicht zu entschlüsseln)

„schwarze Milch der Frühe“ (Celan)

Personifikation

a) Als Form der Allegorie: Abstrakta werden als Personen vorgestellt.

a) „die Revolution frisst ihre Kinder“

b) Als Form der Metapher: Unbelebtes wird

b) Die Sonne lacht 1

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metaphorisch belebt. Periphrase

Umschreibung

Das höchste Wesen (für Gott)

Archaismus

Überkommene und antiquierte Ausdrücke

Er ward alsdann zum Personalchef befördert.

Neologismus

Wortneuschöpfung, evtl. aus bereits vorhandenen Morphemen

Katzenbuckel (Lessing)

Ironie

Ersetzung eines eigentlichen Ausdrucks durch einen semantisch gegensätzlich konnotierten.

Ein „schönes“ Zimmer hast du da.

Euphemismus

Beschönigung resp. Untertreibung eines Sachverhaltes

entschlafen (für sterben)

Ein metapherntheoretischer Ansatz (Harald Weinrich)

„Aus einer Metaphernphrase werden zwei bedeutungstragende Konstituenten isoliert, welche, in Beziehung gesetzt, die Hauptinformation der gewählten Metapher transportieren: Einem Bildempfänger wird in Form der Prädikation ein Bildspender zugeordnet. Dies geschieht durch einen semantischen Abgleich der Konnotationen und Denotationen der beiden Konstituenten. Kann eine Kompatibilität gewisser Konnotate oder Denotate beider Begriffe ermittelt werden, so überträgt der Bildspender diese auf den Bildempfänger. Es handelt sich hierbei also um Prädikation im unstrengen Sinne.“

überträgt semantisch kompatible Information:

Bildspender

Beispiel:

Bildempfänger

„Der Verstand ist ein Messer“ 2

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Form:

Markus Frank M.A.

X ist y (= Prädikation durch Kopulaverb)

Konstituenten: Bildspender:

Messer

Bildempfänger:

Verstand

Kompatibilität für den erfolgreichen Abgleich (= beiden Konstituenten zuordenbar): Z.B. Trennschärfe / instrumenteller Gebrauch / Separation

Übung 2: Stilmittel und Tropen (Einzelsätze)

Welche Stilmittel und Tropen sind in folgenden Sätzen zu erkennen?

1. Erste Priorität hatte die Erstellung der Übungsaufgaben. 2. Die oberste Instanz wacht über die Rechtmäßigkeit von Gesetzen. 3. Gut sind sie, aber alt sind sie. 4. Der Tag aller Tage ist heute gekommen. 5. Das ist ja eine schöne Bescherung 6. Er nahm Abschied und seinen Hut. 7. Hermann ging es einzig und allein darum, Recht zu haben. 8. Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium! 9. Die Ostkurve brüllte auf.

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Tutorium zu den NdL-Einführungsseminaren SS 2013

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10. Das war ja schon mal gar nicht so schlecht. 11. Alter Knabe, dem hatten wir es aber gezeigt. 12. Ich kehre an den heimischen Herd zurück. 13. Ulrike erklärte aufs bestimmteste, dass sie das nicht wolle. 14. Schaurigschöne Gedanken gingen ihm durch den Kopf. 15. Wenn Fliegen hinter Fliegen fliegen, dann fliegen Fliegen Fliegen nach. 16. Theoretisch haben wir hierfür keine echte Erkenntnis. 17. Er roch das erste Licht des Tages. 18. Das Ende lacht uns alle an. 19. Seiner Trauer ging er alsdann verlustig. 20. Ich bereue das auf Immer und Ewig. 21. Der weiße Schimmel galoppierte über das Feld. 22. Wenn wir nicht reagieren beißt er ins Gras. 23. Du bist ein Esel. 24. Ich trinke ein Glas Milch. 25. Er ist heute leider krank. 26. Lauf, mein Kind, lauf! 27. Milch oder Zucker oder Sahne oder Süßstoff? 28. Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist.

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Markus Frank M.A.

Übung 3: Stilmittel und Tropen (Konstruktionsübungen)

Bilde eigene rhetorische Figuren und Tropen. Reproduziere dabei nicht die bereits behandelten Beispiele. Archaismus

1.

Metapher

2.

Vergleich

3.

Synästhesie

4.

Synekdoche

5.

Euphemismus 6. Periphrase

7.

Zeugma

8.

Hyperbel

9.

Aposiopese

10.

Epipher

11.

Tautologie

12.

Kyklos

13.

Antiklimax

14.

Oxymoron

15.

5...


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