Spanische Sprachgeschichte 1 PDF

Title Spanische Sprachgeschichte 1
Author philipp ristau
Course Sprachwissenschaften
Institution Universität Kassel
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Spanische Sprachgeschichte auf einen Blick

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1. SPANISCHE SPRACHGESCHICHTE 1: SPRACH- UND KULTURKONTAKT - FRÜHESTE SPRACHZEUGNISSE DES SPANISCHEN Sprach- u. Kulturkontakt auf der ib. Halbinsel  Substrateinflüsse der vorrömischen Sprachen: - Substrateinflüsse der vorröm. Sprachen sind schwer fassbar, da diese Sprachen wenig bekannt - Reihe von lat. Etyma können keiner Sub.spr. zugeordnet werden: manteca, perro, conejo Substrateinfluss: das Keltiberische Wortschatz: - Spuren vor allem in der Toponomastik: -segh /-briga (Segovia, Conímbriga) - Nicht alle Keltismen stammen aus dem Keltiberischen  viele aus Gallien, die ins VL aufgenommen wurden und so nach Hispanien gelangten: cerevisia > cerveza > cervoise / camisia > camisa > chemise Lautung: - Sonorisierung intervok. Plosive (ptk/bdg)  amica > amiga  Ergebnis kelt. Aussprachegewohnheiten (in Spanien u. Westrom.) - Kelt. Lenition: die artikulatorische Abschwächung von Konsonanten in intervok. Position (Auto > audo / wetter > wedder) Der Einfluss des Baskischen  Dietrich/Noll: nicht-indoeurop. Sprache, die wie „eine einsame Insel im Meer der indoeurop. Sprachen“ erhalten ist  Ist genau genommen KEIN SUBSTRAT, SONDERN ABSTRAT, da die Basken auch nach der röm. Eroberung ihre Sprache bewahrten Wortschatz: - Entlehnungen aus dem Baskischen: pizarra, izquierdo Lautung: - im Kastilischen wird lat. –f > h- im Anlaut: filius > hijo  laut Menéndez Pidal geht diese Entwicklung auf das Baskische zurück - (denn: das bask. Kennt Phonem /f/ nicht; Sprecher ersetzten den schwer zu realisierenden Frikkativ /f/ durch vertraute Konsonanten z.B. Hauchlaut /h/, der später verstummte u. heute nur noch in der Graphie vorkommt Das germanische Kulturadstrat im VL - Kontakt 100 n. Chr.: Handel, germanische Söldner im röm. Heer - Germanische Wörter werden ins VL entlehnt  daher gelangen sie in den Wortschatz mehrerer rom. Sprachen Bsp: germ. Saipon > vgl. sapone > jabon / savon; germ. Werra > guerra > guerre  Sprachtransfer = Kulturtransfer! Das germanische Superstrat: Westgotisch - Durch Völkerwanderung kamen germ. Stämme auf die Pyrenäenhalbinsel: Wandalen, Sueben, Westgoten (WG entscheidende Superstrat) - WG wurden von Römern 418 in Anquitanien angesiedelt - Als sie 507 dem Frankenkönig unterlagen, gingen sie nach Hispanien u. gründeten dort neues westgotisches Reich. Sprache, Kultur, Religion: - Siedlung der WG in kastilischer Meseta (um Segovia), aber kaum Bevölkerungsmischung aus religiösen Gründen  WG werden als Arianer kaum romanisiert (vertreten Gottähnlichkeit, lehnen Gottgleichheit ab)

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Ende 6. Jhd.: WG geben Arianismus auf  Folge: Politik des Ausgleichs  WG werden völlig romatisiert Geringer Einfluss des Westgotischen auf das Hispanoromanische Die meisten germanischen Wörter im Span. sind entweder ffrüh ins VL entlehnt worden oder kommen aus gallischem Raum, wo Franken stärker prägen Personennamen aus WG: Rodrigo, Gonzalo, Fernando, Alonso, Alvaro, Elvira 20 Lexeme aus WG: sacar, ganar, espía

Das arabische Kulturadstrat - kulturelle u. sprachliche Arabisierung - Christen unter arab. Herrschaft, die stark arabisiert waren, aber romanisch sprechen - Ca. 4000 übernommene Lexeme - Arabischer Artikel al- wird von den rom. Sprechern als Bestandteil des Lexems gedeutet: Agglutinierter arab. Artikel als Merkmal der Arabismen - Span. azúcar, aber it. Zucchero/frz. Sucre/ dt. zucker Bereiche der Entlehnung: 1. Kriegswesen: atalaya (Wachturm) 2. Landwirtsch.: algodón, azafrán 3. Bewässerungstech.: noria, azud 4. Handwerk: albanil, azulejo 5. Handel: tarifa, almacen 6. Architekt.: aldea, arrabal 7. Verwaltung: alcalde, alguacil 8. Wissensch.: algoritmo, algebra Früheste Sprachzeugnisse des Spanischen Rom. Elemente in lat. Urkunden: - vereinzelt finden sich volksspr. Elemente in lat. Urkunden oder Predigten  Grund: Unachtsamkeit/geringe Bildung des Schreibers Nodicia de Kesos: - Ausgabenrechnung des Speisemeisters im Kloster von San Justo y Pastor (Ende 10. Jhd.) - Im lokalen romance geführte Inventarliste der Käsevorräte des Klosters - Pragmatische Schriftlichkeit: Volkssprache wird in einem Bebrauchstext verwendet Glosas emilianenses (Glossen = Vorstufe v. Übersetzungen!) = Erläuterung zu einem Text: Beleg für vorhandenes Bewusstsein über die Auseinanderentwicklung von Schriftlatein und gespr. Latein  Text musste kommentiert werden um verstanden zu werden  lat. Kodex des Klosters San Millán de la Cogolla (ca. Beginn 11 Jhd.), der mit Glossen versehen wurde - dokumentieren eine iberorom. Varietät, die kastilische u. aragonische Züge hat - liefern Worterklärungen in rom. Sprache, aber auch gramma. Anmerkungen: Bsp. 2 baskische Glossen: repente:lueco / in rutinam verteras:tornaras - enthalten auch kurzen Gebetstext, der nicht in lat. sondern in rom. Lautung u. Morphosyntax steht Bsp: lat. noster > nuestro Bsp: patre, spiritu > latinisierende Schreibung - fehlerhafte Kongruenz Mozarabische Jarchas:

= span. Schlussstrophen in arab. u. hebrä. Strophengedichten (Beginn 11 Jhd. U. 1150) - rom. Strophen wurden in arabischer Schrift überliefert und daher ohne Vokale niedergeschrieben  daher Rekonstruktion der Texte problematisch Bsp: hebrä. : dolen oder duelen? Beleg, der die Nähe der 3 Sprachen u. Kulturen dokumentiert Beleg für die convivencia von Christen, Mauren u. Juden in Spanien Anfänge des Kastilischen als Literatursprache: Der Cantar de mio Cid  Episches Gedicht in kastil. Dialekt, dass histor. Stoff behandelt  zunächst mündl. Überliefertes Epos, das im 12. Jhd. verschriftlicht wurde (in einer einzigen Handschrift überliefert!)  Autorschaft des Cantar de mio Cid: Individualisten vs. Oralisten Individualisten: - Werk eines Dichters, dass mündlich verbreitet wurde Oralisten: (=Traditionalisten) Werk der juglares, dass im Prozess der Erweiterungen u. der Umformung entstanden ist.

SPANISCHE SPRACHGESCHICHTE 2 DAS KASTILISCHE: VOM DIALEKT ZUR NATIONALSPRACHE Die rom. Sprachen u. Varietäten: 1. Galicisch-Portugiesisch 2. Navarro-Aragonesisch 3. Asturisch-Leonesisch 4. Kastilisch 5. Katalanisch 6. Mozarabisch 930: Kastilisch wird zunächst nur im Norden gesprochen (weitverbreitet: Mozarabisch) 1300: Kastilisch verbreitet sich gen Süden, fächerförmig SO,SW vertreibt Mozarab. These Ramón Menédez: Kastilisch spaltet röm. Dialekte u. löscht das Bindeglied (mozarab.) aus. Reconquista u. Aufstieg des Kastilischen Repoblación: Christl. Neubesiedlung zwischen Christen u. Moslems  Bevölkerungsmischung: Kontakt der Sprachen u. Varietäten  Im Kontakt zw. Den Siedlern (mozarabisch u. Kastilisch) entwickeln sich neue Varietäten z.B. Andalusisch (Reconquistadialekte)  Expansion des Kastilischen: Am Ende der Reconquista ist Kast. Die wichtigste Sprache mit überregionaler Verbreitung ! Mozarab. Dialekte u. das Arabische sind verschwunden ! Ausbau u. Normierung Verbreitungszentren: Burgos Altkastilisch & Toledo  Neukastilisch Diese Zentren bilden sprachliche Vereinheitlichung des Kastilischen Burgos vs. Toledo: Schaffung v. Ausgleichsform -> Norma niveladora Alfons X el Sabio (1250-1284): lit. & wiss. Hochzeit verleiht dem Kast. Hohes Prestige  Alfonsinische Norm als Ausgleich: castellano drecho = basiert auf altkast. & neukast. 13. Jhd.: Kast. Wird zur Sprache der königlichen Kanzlei fueros (Sonderrechte) in Kast. Kastilisch ist damit Amtssprache! - Kastilisch setzt sich als jur./wiss./histo. Sprache durch

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7 partidas: Rechtskodex  vereint spanisch-westgotisches Gewohnheitsrecht u. röm. Recht (Bolognesische Renaissance) Historiographie: Estoria de Espanna / General e grand Estoria

Sprachlicher Ausbau: Das Kastilisch als Dachsprache = Weiterentwicklung des Lexikons u. Syntax, damit Sprache in aller Kontexten verwendet werden kann = Entwicklung einer Distanzsprache!!! (öffntl., formelle Kontexte) = Vereinheitlichung in Orthographie, Morphologie etc. = Überdachung benachbarter Idiome, ohne sie zu verdrängen (Dachsprachen) = DS dominiert die regional benachbarten, genetisch verwandten Idiome in Prestigedomänen Standartsprache vs. Dialekt Standartsprache: 1. Nationalsprache/Literatursprache 2. Autonom 3. Dachsprache 4. Kodifizierung 5. Höchstes soziales Prestige 6. Überregional 7. Verwendung im schriftl. Bereich in allen Diskursbereichen Dialekte: 1. Dialekt 2. Nicht autonom 3. Überdachtes Idiom 4. i.d.R. nicht kodifiziert 5. niedriges Prestige 6. regional beschränkt 7. meist mündlich übertragen  stark nähesprachlich Wissenstransfer: Alfonso X el sabio: - Übersetzung als sprachl. u. kultur. Transfer - Diglossiesituation: Latein – Romanisch als Ausgangspunkt - Vorstufe von Übersetzungen: Glossen - Übersetzerschule v. Toledo (Raimundo, Alf. El sabio) - 1. Übersetzung im Tandem von Arabisch (Volkssprache) Latein - 2. Dann Verschriftlichung: Arabisch  Kastilisch (ohne Zwischenschritt Latein) - emendador: korrigiert das „castellano drecho“ der verschrifteten rom. Fassung Sprachlicher Ausbau u. Diskurstraditionen - Das Romanische/Kastilische soll Diskurstraditionen für sich gewinnen, die dem Lat./Hebr./Arab. vorbehalten waren Vorgaben: - Klarheit des Ausdrucks u. der Syntax - Präzision (Im Wortschatz u. Inhalt der Aussage) - Verständlichkeit - Wahrhaftigkeit -  sprachlicher u. diskurstraditioneller Ausbau! Gonzalo de Berceo – Vida de San Millán de la Cogolla Auch ein Transfer: Übersetzung lat. Heiligenviten in Volkssprache - Sprachlicher u. kultureller Übergang zw. lat. Klerikerkultur u. volkssprachlicher Kultur - Herausbildung der mester de clerecía (religiöse, narrative Poesie, die Moral und Religiöse Sitten lehren soll)  Kontakt zw. volksspr.-mündl. Traditionen u. Klerikerkultur

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1230: Gonzalo überträgt lat. Vita Beati Emiliani in VS u. in die Kultur der VS

Heiligenviten zw. lat. u. volkssprachlicher Kultur - Einsatz lat. Texte: Liturgische Lesungen, als Exempla in die Predigten integriert - Übersetzungen betreffen: - sprachliche Traditionen u. Diskurstraditionen

SPANISCHE SPRACHGESCHICHTE 3: SPRACHKULTUR, HISTORISCH GESEHEN Antonio de Nebrija: Grmática de la lengua castellana 1492 Mittelalter: - Grammatiken sind Lateingrammatiken - Volkssprachen sind nicht Gegenstand der Grammatikographie Humanismus: - Verehrung der antiken Autoren - Latein u. Griech. als Vorbild der VSn - Latinisierung: Nachahmung der lateinischen Syntax Nebrijas Innovation: - die VS als Objekt sprachlicher Beschreibung - Regelhaftigkeit des Spanischen - 1492: Schwelle zu den Siglos de Oro (spätes 16.u.17.Jhd.) - Modell der lat. Schulgrammatik (Grammatik: ars recte dicendi vs. Rhetorik als ars bene dicendi) - Erste, umfassende, linguistische Beschreibung einer Volkssprache - von den Zeitgenossen kaum rezipiert - trotz lat. Muster Entwicklung einer auf die Strukturen des Spanischen angepasste Terminologie  venidero / no acabado / mas que acabado - die „Entdeckung“ des Artikels Aufbau: - Prolog - Orthographie - Metrik u. Posodie - Etymologie - Syntax - Kompendium Spanisch L2 Sprache u. Macht/Sprache u. Nation: - politische Einheit – sprachliche Einheit - historische Exempla (Hebräisch/Griechisch/Latein) - Sprachen müssen auf dem Höhepunkt kodifiziert und gegen Dekadenz geschützt werden - Vorbild: Griechisch u. vor Allem Lateinisch - Politische Einigung Spaniens  sprachliche Einheit u. sprachl. Festigung als Desiderat - Sprachwandel als Destabilisierung: Kodifizierung als Gegenmaßnahme - Sprachen können gestaltet u. perfektioniert werden: Sprache als Spiegelbild der Nation - Sprachen im Wettstreit  Nationen im Wettstreit! - Sprachl. Norm: „buen uso“ der Gelehrten u. des Hofes Juan de Valdes: Dialogo de la lengua (um 1535) - Grammatik vs. Dialog - Modell der humanistischen Lehrdialoge nach antikem Vorbild

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Itl. Tradition der Sprachdialoge Kritische Bezüge auf Nebrija Dialoggestaltung: >> Dialog statt Grammatik: die VS folgt dem Sprachgebrauch, keinem abstraktem Regelwerk Rolle der Sprichwörter: illustrieren die „puridad de la lengua castellana“ >> Porque el estilo que tengo me es natural, y sin afectacion ninguna escrivo como hablo, solamente tengo cuidado de usar de vocabulos que significan bien lo que quiero dezir, y digolo quanto mas llanamente me es possible, porque a mi parecer en ninguna lengua sta bien el afectacion...


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