Termin 6 - Wintersemster PDF

Title Termin 6 - Wintersemster
Course Grundlagen der Psychologie - Allgemeine Psychologie
Institution Universität Trier
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Summary

Wintersemster...


Description

Termin 6: Der Ausdruck der Emotionen In welchen Modalitäten kommen Emotionen zum Ausdruck? = Emotionsausdruck     

Mimik Stimme Körperhaltung / Gestik Blickrichtung Orientierung im Raum

 Gesicht zeigt viel mehr Informationen, welche vom Gegenüber automatisch verarbeitet werden (Todorov, 2017)

1. Stammes- und kulturgeschichtliche Wurzeln des Emotionsausdrucks Charles Darwin = Begründer der Evolutionstheorie The Expression of the Emotions in Man and Animal (1872)  Phylogenesis (stammesgeschichtliche Entwicklung der Lebewesen) des emotionalen Ausdrucks o Ähnlichkeiten im Emotionsausdruck bei Mensch + Tier  herausgewandelt o Hervorrufen des Emotionsausdrucks durch Emotionen + mentale Zustände o Emotionsausdruck verstärkt / schwächt das Erleben von Emotionen (regulatorischer Aspekt)  Warum: Ausdrücke phylogenetisch so entwickelt und nicht anders? z.B. Warum Mund beim Lachen geöffnet? o Durch vokalen Ausdruck ergeben sich funktionale Restriktionen beim mimischen Ausdruck z.B. Lachen erfordert Lautstärke deshalb: geöffneter Mund  Laufe der phylogenetischen Entwicklung: unterschiedliche Modalitäten unterliegen wechselseitigen Restriktionen 

1.1. Universalität Physiologische Grundlagen

 Hirnanatomischen Grundlagen der Enervierung von Gesichtsausdrücken bei Säugetieren gleichen sich o Zentrale Rolle: Faziale Nucleus (Hirnnerv) (über Insula = Teil des Großhirns) (Rinn, 1984) o Faziale Nucleus durch kortikalen motorischen Areale aktiviert (wie die Willkürmotorik!) o Gesichtsausdrücke werden zusätzlich extrapyramidal / subkortikal gesteuert (unflexible lernunabhängige Steuerung)

o Willkürliche Gesichtsausdrücke unterschieden sich von unwillkürlichen (z.B. 1 Mundwinkel geht hoch  bewusst entschieden) (siehe Authenzität)



Wenn: Ausdrucksverhalten phylogenetische Wurzeln hat  Dann: Ausdruck von Emotionen in allen Kulturen gleich (universell) = Universalitätsthese

Studie: Ekman (1973) 

Personen aus unterschiedlichen Kulturen: zeigen von Fotos mit mimischen Ausdrucks von Basisemotionen o Aus Liste von 6 Emotionen: Ausdruck auswählen welcher am besten passt o Darsteller: weiße amerikanische Studierende



10 Länder: Richtiges Anordnen der 6 Basisemotionen (Freude, Überraschung, Ekel, Trauer, Ärger und Angst)

o = Beleg für Universalitätstheorie

Facail Action Coding System: Ekman & Friesen (1975) c

K#rperhaltung bei Stolz: Tracy & Robins (2004) 

Leichtes Lächeln / leicht zurückgelegter Kopf / hochgestreckte Arme / Arme an die Hüfte / ausgedehnte Brust

 In unterschiedlichen Kulturen: Körperhaltung von Kindern ab 4 Jahren von Freude unterschieden K#rperhaltung bei Stolz erlernt?: Tracy & Matsumoto (2008) 

Paralympics in Peking: blindgeborene Teilnehmer zeigen auf dem Siegertreppchen gleiche Körperhaltung wie Teilnehmer der Olympischen Spiele  Erlernte Körperhaltung

Vokaler Ausdruck von Emotionen: Banse und Scherer (1996) 

Schauspieler sollen bedeutungsfreie Pseudosätze bestehend aus Pseudowörtern (z.B. „Hat sundig pron you senzy.“) mit vokalen Ausdruck von 14 verschiedenen Emotionen sagen o Mit Ausnahme von Ekel + Scham  Für alle Emotionen eine Erkennungsleistung über dem Zufallsniveau o Durch unterschiedlichen Facetten von Ärger: sehr differenziert über vokalen Ausdruck kommuniziert

Simultane Betrachtung mehrerer Modalitäten: Aviezer, Trope und Todorov (2012) 



Intensive positive / negative Emotionen  Genaueres Differenzieren auf der Grundlage der Körperhaltung als durch den Gesichtsausdruck Präsentieren von Gesichtsausdruck, Körperhaltung oder beide Modi von Tennisspielern nach Punktgewinn oder Punktverlust  Die Einschätzung, wie positiv/negativ der Ausdruck ist: 1. Körperausdruck mit / ohne Gesichtsausdruck  Besser 2. Nur der Gesichtsausdruck  Schlechter

Kritik an Universalitätstheorie: James Russell (1994)



Unklar, wie hoch die korrekte Erkennung eigentlich sein muss, damit die Universalitätsthese als bestätigt gelten kann



Unklar, ob tatsächlich eine entsprechende Emotion hinter dem Ausdruck steht oder eine andere Information



Genauigkeit ist auf die Vorauswahl der Bilder und deren Typikaliät zurückzuführen



Das Forced-Choice Wahlverfahren erhöht die scheinbare Genauigkeit gegenüber der freien Bezeichnung der Emotionen (Gibt nur 6 Antwortmöglichkeiten; vlt. in anderen Kulturen andere Emotionen)

 ABER: Durch diese Kritik: Universalität von Ausdrucksmustern  in Frage gestellt  Zusammenfassend: Gewisse Zahl von Emotionen hat ein spezifisches Ausdrucksmuster  Zu gewissen Grade kulturunabhängig

1.2. Soziale und kulturelle Einflüsse Emotionsausdruck: „Echt“ oder Willentlich 

Ausdruck in gewissem Maße: willentlichen Kontrolle o Kann auch ein Gefühl zum Ausdruck bringen, das nicht empfunden wird o Der Zusammenhang von Emotion + Ausdruck weitaus komplizierter  So nimmt Ekman an, dass der Ausdruck: 1. Verstärkt 2. Abgeschwächt 3. Neutralisiert werden kann



Ausdrucksregeln = Prozeduralisiertes Wissen darüber, welche Art von Ausdruck unter welchen situativen Umständen angemessen ist o In jeder Kultur Regeln / Normen, welche definieren: welches Gefühl in bestimmten Situation angemessen ist o Z.B. bei uns lacht man nicht auf Beerdigungen (bei anderen nicht) Ekman unterscheidet: o Gesellschaftlich vermittelte Ausdrucksregeln (display-rules) Vom: o Ausdruck einer Emotion (Symptom)  Ausdruck ist damit Funktion von Emotion + Darbietungsregel  Deshalb: Ekmans Ansatz = „Zwei-Faktoren-Theorie des Ausdrucksverhaltens“



 Äußere Ereignisse

 Nachher Emotion modifizieren (stärken / schwächen)

Gesichtsausdruck im Kino: Ekman, Friesen & Ellsworth (1972) 

Japanischen und amerikanischen Kinobesuchern wurden emotionsinduzierende Filme gezeigt o 2 Bedingungen:  Hell im Saal (= kulturell beeinflusst)  Dunkel im Saal ( kulturell beeinflusst) o Gesichtsausdruck: unbemerkt aufgezeichnet  Japaner drücken Emotionen nur in der Öffentlichkeit anders aus  Bei dunklem Saal: Emotionale Reaktion = bei allen Kulturen gleich  Bei hellem Saal: Emotionale Reaktion  gleich

 ALSO: Emotionsausdruck = Funktion der Emotion + von kulturellen Regeln beeinflusst  Wobei: Einfluss beider Faktoren ist vom sozialen Kontext abhängig Verhaltens#kologische Theorie: Alan Firdlund  

Wendet sich gegen die Zwei-Faktoren-Theorie des Ausdrucksverhaltens! Hauptargument: o Anderen die eigene Emotion mitzuteilen, kann evolutionär betrachtet schädlich sein





(Angst = negativ bei Evolution zum Überleben DESHALB: Automatischer Ausdruck  evolutionär) o Automatische Ausdruck von Emotion hat hohe Kosten (z.B.: Angst in der Prüfung könnte als Unsicherheit interpretiert werden) Annahme: o Wenn: Automatische Ausdruck hat Nachteile für den Sender Dann: Kontrolle des Ausdrucks in der Evolution frühzeitig herausgebildet These:  Gesamtes Ausdrucksverhalten dient lediglich sozialen Motiven! o Z.B.: Trauerausdruck: „Kümmere Dich um mich!“ Ärgerausdruck: „Erfülle meine Regeln!“

Studie: Kraut & Johnson (1979): 





Ausdruck von Freude OR soziale Bedeutung? o Lächeln lediglich Ausdruck von Freude ist:  Nur in Situationen die Freude auslösen zeigen o Lächeln lediglich eine soziale Bedeutung hat:  Nur in sozialen auftreten ( nicht soziale Situation = ohne andere Personen) Beobachten den Ausdruck von Bowling- Spielern, Zuschauern eines Hockeyspiels und Fußgängern o (Wann mehr lachen: 1. Kegel umgeworfen OR 2. Umdrehen zum Team?  2! = Signal zur Gruppe) Sportlicher Erfolg hatte nur in der sozialen Situation Einfluss auf die Häufigkeit des Lächelns  Lächeln gegenüber Interaktionspartnern wurde immer viel häufiger gezeigt

Was verbinden Beobachter mit dem mimischen Emotionsausdruck anderer Personen? (Horstmann, 2003)

Emotion oder soziale Intention?: Hess, Banse & Kappas (1995) 

Unterschiedliche soziale Nähe mit dem Interaktionspartner (Freund, Fremder) + Unterschiedlicher sozialer Kontext (witziger Film allein / zusammen gesehen)  Unterschiedliche Intensität der Emotion?





Ergebnis: o Große soziale Nähe: Lustiger Film mehr gelächelt (EMG-Reaktion) o Geringe Bekanntheit: Emotionsintensität spielt keine Rolle (kein Lächeln) In Einklang mit Fridlunds Modell: der Einfluss der sozialen Nähe auf den Emotionsausdruck  Nicht vereinbar hingegen ist der Einfluss der Emotionsintensität

Zusammenhang zwischen Adjektiven + Gesichtsausdruck

 

Depressor Anguli (Mundwinkel senken AU15) vs. Corrugator Supercilii (Augenbrauen zusammenziehen AU4) Aufgabe: o Adjektive: schwach („feige“) Adjektive: stark („mutig“) o Variieren zusätzlich auf Arousal Dimension (hoch vs. niedrig) (Arousal = Allgemeinen Grad der Aktivierung)

 schneller wenn etwas mit schwäche zu tun hat

1.3. 

 schneller wenn etwas mir stärke zu tun hat

Authenzität

Wenn Menschen Emotionen vortäuschen, lässt sich dies an folgenden Merkmalen erkennen: Bei echtem Lächeln: o Ist die obere Gesichtspartie beteiligt (sog. „Duchenne-Smile“) o Vergrößern sich die Pupillen durch die Erregung (aber nur bei Schuldgefühlen) (vlt. wird Straftäter nicht emotional obwohl er es getan hat)

   

2.

Fall von Erregung: VNS produziert sichtbare Veränderungen im Gesicht (rot oder weiß werden / schwitzen) Asymmetrischer Ausdruck: o Z.B. hochziehen nur eines Mundwinkel Gestellte Posen werden für Sekundenbruchteile von dem echten Ausdruck unterbrochen Gestellte Posen dauern länger (auch Unruhe Gliedmaßen) o Z.B. echtes Lachen = schneller

Funktionen des emotionalen Ausdrucks

Wozu hat sich beim Menschen eigentlich der emotionale Ausdruck herausgebildet?  2 Funktionen 1. Kommunikative Funktion = Bedeutung des Ausdrucks für andere Personen + die Regulation der soz. Beziehung (Kommunikativer Ausdruck) 2. Regulative Funktion = Bedeutung des Ausdrucks für die eigene Person (Emotion stärken / schwächen)

2.1. Die kommunikative Funktion Bedeutung, dass der emotionale Zustand über das Ausdrucksverhalten anderer Personen spontan kommuniziert wird: 

Grundlegend für: Konstituierung von sozialen Beziehungen + Regulation von Nähe / Distanz



Vorteil für das Überleben sozialer Gruppen o Z.B. Früher: Emotion = Gefahr im Gesicht  andere sehen das  schnellere Flucht + schnellere Kommunikation



Schnelle Form der Kommunikation, die nicht erlernt werden muss o Z.B. Säugling-Eltern



Nonverbale Kommunikation  höheren Einfluss auf die Eindrucksbildung + Glaubwürdigkeit (wichtiger) ALS: verbale Kommunikation (sehr beeinflussbar)



Allerdings: Bedeutsamkeit der einzelnen nonverbalen Kanäle sind sehr stark kontextabhängig



Nachteil nonverbale Kommunikation: nicht- propositional

o Dadurch sehr viel mehrdeutiger als verbale Kommunikation o Z.B. Böse geschaut? Nein, Angestrengt geschaut!

Karl Bühler (1933 Organonmodell)  Mehrdeutig! (vlt. nur eine Seite behandeln) (Appell: Aufforderung etwas zu tun)

2.2. Die regulative Funktion 

Laut William James: Emotionen können allein durch das Verhalten ausgelöst werden o (z.B. in Emotion begeben nicht nur durch Vorstellung sondern: mimischen Ausdruck / Verhalten



Laut Darwin: Intensität des emotionalen Erlebens kann durch das Verhalten beeinflusst werden (verstärkt / abgeschwächt)



Macht Lächeln tatsächlich fröhlicher?

 Zusammenhang wurde im Rahmen der facial-feedback Hypothese untersucht 

Kontraktion von Muskeln die am Emotionsausdruck beteiligt sind  Verstärkung / Abschwächung des emotionalen Erlebens

o Kontraktion des Zygomaticusmuskels  mehr Freude (Strack, Martin & Stepper, 1988) 

Studie: Person muss Stift in den Mund nehmen + ankreuzen



Cover Story: Beeinträchtigte Personen: Immer Stift im Mund



Nachher: Cartoon schauen



Personen mit Kontraktion des Zygomaticusmuskels  Mehr lachen  Spürt aus jedem Muskel Feedback!

o Kontraktion des Corrugatormuskels  mehr Trauer (Larsen, Kasimatis, & Frey, 1992) 

In aufrechter Haltung wird mehr Stolz erlebt als in vorn übergebeugter Haltung (=Körperhaltung) (Duclos et al. 1989; Stepper & Strack, 1993) o Studie: Intelligenztest bei 2 verschiedenen Sitzpositionen 

Stehpult + gebeugte Position  Stehpult = Stolzer



(Haltung hat keinen Einfluss! Emotion muss bereits ausgelöst sein und nachher modelliert die Haltung = Dawin  James)

Lernziele:  Was bedeutet Universalität? Für welche Emotionen liegt sie vor? Worin unterscheiden sich diese Emotionen?  Was behauptet die Verhaltensökologische Theorie des Ausdrucksverhaltens?  Worin besteht die kommunikative und die regulative Bedeutung des Ausdrucksverhaltens?...


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