Was ist eigentlich typisch deutsch? PDF

Title Was ist eigentlich typisch deutsch?
Author I. Stefanini Lischka
Course Wirtschaftskommunikation
Institution Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
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Summary

Hausarbeit der Wirtschaftskommunikation zu der Frage: Was ist eigentlich typisch deutsch?
Es wird versucht zu beschreiben was "Deutsche" ausmacht und wie diese im wirtschaftlichen und politischen Umfeld auf andere wirken und wie sie verstanden werden können....


Description

Was ist eigentlich typisch deutsch? Fremdbild und Selbstbild und Deutschsein im historischen Kontext

Vorlesung: Grundlagen der interkulturellen Wirtschaftskommunikation Dozentin: (Wintersemester 2019 / 2020) 20.01.2020

Matrikelnummer:

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INHALTSVERZEICHNIS Fremdbild und Selbstbild und deutschsein im historischen Kontext .................................................. 3 Wichtigkeit der Thematik .................................................................................................................... 3 Historischer Hintergrund und Kontext ................................................................................................ 4 Der Kulturstandard .............................................................................................................................. 5 Die Kulturstandards Sachorientierung und Beziehungsorientierung .............................................. 6 Der monochrome und der polychrome Arbeitsstil .......................................................................... 6 Der Kulturstandard Zeitplanung ...................................................................................................... 7 Deutschland wir menschlicher ............................................................................................................ 8 So sieht uns die welt ............................................................................................................................ 8 Deutschsein ......................................................................................................................................... 9 Quellen .............................................................................................................................................. 11

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Was ist eigentlich typisch deutsch? FRE MDBIL D UN D SELB STB ILD UND DE UTSC HSE IN IM H IST OR ISCHE N KO NTEXT

Mit dieser Arbeit soll ein Blick darauf geworfen werden warum wir Deutsche so sind wie wir sind und wie wir deutsche Bürger von anderen Nationen und Ländern gesehen werden. Welche Eindrücke haben sie von uns, sowohl positiv als auch negativ. Wie weicht dieses Fremdbild von unserem Selbstbild ab und welche Gründe gibt es für unser Verhalten. Diese Arbeit beschäftigt sich sehr stark mit den historischen Hintergründen und den daraus resultierenden Gründen warum die Deutschen so handeln wie sie es tun. Als erster Schritt wird die Wichtigkeit der Thematik besprochen warum wir uns überhaupt mit unserem „Deutschsein“ auseinandersetzten sollen. Der nächste Schritt ist das Aufzeigen davon, warum es so schwierig ist zu sagen was „deutsch“ ist, mit Hilfe der deutschen Historie. Daraus leiten sich einige typische Kulturmerkmale ab und einige von diesen werden in dieser Arbeit auch angesprochen. Doch auch die heutige Sicht anderer Nationen auf uns Deutsche sollte nicht außer Acht gelassen werden. WICH TIGK EIT DER T HEMAT IK

Zunächst einmal stellt sich die Frage warum sich überhaupt mit dieser Thematik beschäftigt werden sollte, denn jeder Mensch sollte eigentlich auch seine Eigenarten haben dürfen. Jedoch leben wir heutzutage in einer sich Tag für Tag zunehmend internationalisierenden und miteinander verknüpften Welt. Speziell wir Deutsche leben von unseren Außenbeziehungen, da wir eine Exportnation sind. Wir stehen zwangsweise mit anderen Ländern und deren Bürger in Kontakt und werden somit auch mit deren Eigenarten und Kulturen konfrontiert. Sowohl privat aber insbesondere auch in der Arbeitswelt. Wir müssen daher unsere ausländischen Partner und deren Verhaltensweisen verstehen, im selben Zuge unser eigenes Handeln und „was in unserem Land passiert“ reflektieren. Wenn zwei Geschäftspartner oder Parteien aus zwei verschiedenen Kulturen und Ländern aufeinandertreffen, wird der eine zwangsweise bestimmte Verhaltensweisen des anderen als komisch oder fremd empfinden. Daraus können Unstimmigkeiten und Konflikte entstehen, welche für eine gute Zusammenarbeit beseitigt werden müssen. Die Lösung hierfür spiegelt sich laut Schroll-Machl darin wieder, „das eigenkulturelle Orientierungssystem, nach dem wir handeln, zu erweitern und mehr in Richtung der fremden Kultur zu bewegen.“1 Auf bestimmte Orientierungssysteme und welche Rolle sie spielen wird im weiteren Verlauf noch Bezug genommen. Was für uns Deutsche als zielführend gilt, muss für andere nicht auch automatisch als zielführend gelten. Wenn wir jedoch davon ausgehen kann dies oft arrogant 1

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Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben

oder lehrend wirken. Es entsteht oftmals der Eindruck als ob wir uns wenig Gedanken über unser Handeln und dessen Folgen, bedingt durch unsere Mentalität machen.2 Unsere Meinung wird im Geschäftsalltag ja meist „akzeptiert“. Wir haben zu wenig Einsicht über uns selbst und sollten besser reflektieren welche Folgen unser Handeln hat. HIST ORISC HER HINTE RGRU ND U ND K ONTEXT

Wenn man einen Ausländer fragt was denn eigentlich deutsch sei, weiß niemand so recht was man mit diesem Land Deutschland und dessen Bürger anfangen soll. Es scheint ziemlich unklar was einen Deutschen, abgesehen von der Automobilindustrie, den Lederhosen du Bier und der Kanzlerin Angela Merkel eigentlich ausmacht. Doch auch wenn wir Deutsche selbst fragen was denn eigentlich einen Deutschen ausmache, kann niemand eine konkrete Antwort darauf liefern. Auch der deutsche Psychologe Thomas Grünewald hält die Definition einer deutschen Identität für ein schwieriges Unterfangen. Laut ihm „haben wir keine klar gefasste Identität wie andere Nationen. Das führt dazu, dass wir immer auf der Suche nach uns selbst sind. Wir versuchen uns aus dieser ständigen Sinnsuche zu erlösen, indem wir alles normieren und standardisieren wollen. Das Ideal ist, dass alles relativ messbar gleich ist. (…) Sinnbild für dieses Denken ist der VW Golf, das klassenlose Auto, zu dem sich alle bekennen können.“3 Deutschsein, die deutsche Mentalität und Identität sollte bestmöglich, immer im historischen und zeitlichen Kontext gesehen werden. Die älteste Bedeutung von „deutsch“ ist der Sprachname (786) welcher dem lateinischen „theodiscus“, „dem Volke eigen“ entspringt. Diese germanischen Sprachen standen in Abgrenzung zu den verbreiteten, römischen und lateinischen Sprachen. Um 1080 wurden erstmals die „diutschini liuti“, die „deutschen Leute“ benannt, welche sich aus Stämmen des damaligen fränkischen Reiches bildeten. Im 17. Jahrhundert setzt sich der Begriff „Deutschland“ immer mehr durch, jedoch hier war auch schon sehr schwer zu definieren was denn nun deutsch und Deutschland ist. Zwischen 1770 und 1830 bildet sich in den Menschen der damaligen Zeit ein Kulturbewusstsein und das Land der Deutschen erblühte zu einer Kulturnation.4 Es herrscht ein kulturelles, deutsches Bewusstsein, jedoch war um 1800 Deutschland politisch zerrissen. Es stellte sich nicht die Frage der Kultur, sondern die Frage was denn der deutsche Staat sei. „Deutschland, aber wo liegt es? Ich wusste das Land nicht zu finden, wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.“ (Goethe und Schiller, Xenien – Das Deutsche Reich) Zwischen 1813 und 1815 schlägt dieses kulturelle Bewusstsein in ein

2 Fix interkulturell, Selbstbild / Fremdbild: „Das ist typisch deutsch!“, Online unter: http://www.fixinterkulturell.de/selbstbild-fremdbild/das-ist-typisch-deutsch/ 3 Jetzt, Deshalb kommen uns die Menschen im Ausland netter vor, Online unter: https://www.jetzt.de/reise/selbstbild-derdeutschen-warum-finden-wir-menschen-im-ausland-netter 4 Merkur.de, KOMPLIZIERTES VATERLAND - Was ist eigentlich "typisch deutsch"?, Online unter: https://www.merkur.de/kultur/was-ist-eigentlich-typisch-deutsch-mm-5819170.html

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politisches um, die Kulturnation Deutschland formierte sich zur Staatennation, dem „Deutschen Bund“. Mit dem deutschen Krieg (1866) bildet sich der Norddeutsche Bund bestehend aus Preußen, Österreich und weiteren deutschen Staaten.1870 schließen sich weiter Staaten und Gebiete an und vereinigen sich zum Deutschen Reich, einer Staatsnation. Nach 1890, dem 1. und 2. Weltkrieg und der schlussendlichen deutschen Teilung, findet sich wieder ein zersplittertes Deutschland vor. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschland gibt es ein vereintes Deutschland wie wir es heute kennen. Die Frage nach der deutschen Identität besteht jedoch trotzdem noch. Wie schon erwähnt, wurde die Frage nach einem politischen Deutschland laut, diese Frage ist heute jedoch geklärt. Heutzutage stellt sich die Frage nach dem kulturellen Kern Deutschlands und das Gefühl des Deutschseins. Auch andere Nationen wissen wo Deutschland liegt, dass es wirtschaftlich stark und mächtig ist, aber sie wissen nicht was Deutschland ist. Auch unsere eigene Kanzlerin tut sich schwer mit der Frage. So lautete einst ihre Antwort auf die Frage was denn ein Deutscher sei: „Menschen, die schon länger in Deutschland leben.“ Mit Blick auf den historischen Kontext kann geschlussfolgert werden, dass die deutsche Identität immer einem Wandel unterliegt.5 Beispielhaft hierfür ist auch die Nachkriegszeit in der schon seit den 50er Jahren Deutsche, Italiener und Türken zusammengearbeitet haben und gemeinsam durch ihre Arbeit Deutschland wieder aufgebaut haben.6 Diese vermeintlich Fremden haben nicht nur geholfen Deutschland aufzubauen, sondern auch dazu beigetragen, dass sich die Kultur durch deren Einflüsse verändert hat. Und auch heutzutage unterläuft unsere Kultur einem ständigen Wandel. DER KUL TURST ANDAR D

Dies führt uns zu dem ersten, wichtigen Kulturstandard, der Sachorientierung. Zunächst einmal sei aber in Kürze geklärt was unter dem Begriff „Kulturstandard“ zu verstehen ist. In Bezug auf die Autorin Schroll-Machl kann gesagt werden, dass Kultur als ein „Orientierungssystem“ definiert wird.7 Alexander Thomas bezeichnet als Kulturstandards „alle Arten des Wahrnehmens, Denkens, Wertens und Handelns (…), die von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur für sich persönlich und für andere als normal, selbstverständlich, typisch und verbindlich angesehen werden“.8 Diese werden immer weitergegeben, als Orientierung für die Mitglieder in deren Umwelt und als Weisung wie sie zu handeln haben. Ersichtlich werden diese Kulturstandards jedoch nur wenn die zuvor benannte Situation eintritt, wenn zwei verschiedene Kulturen und deren unterschiedliche Kulturstandards aufeinandertreffen.

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RP.Online, Debatte:Was ist eigentlich typisch deutsch?, Online unter: https://rp-online.de/politik/deutschland/debatte-wasist-eigentlich-typisch-deutsch_aid-21437333 Siehe Vorherige Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben S.27 IKUD Seminare; Kulturstandards, Online unter: https://www.ikud.de/glossar/kulturstandards-alexander-thomas.html

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Die Kulturstandards Sachorientierung und Beziehungsorientierung Einer dieser Kulturstandards welcher als wichtig und auch als zentral angesehen werden kann ist die Sachorientierung. Den deutschen wird oftmals nachgesagt, dass wir eine sachorientierte Kultur sind, vor allem in Geschäftssituationen aber auch privat. Die Sachorientierung stellt für uns Deutsche eine wichtige kulturelle Orientierung dar, hat aber auch Auswirkungen auf die geschäftlichen Beziehungen. Grundlegend kann gesagt werden, dass die Aufgaben, das übergreifende Thema, die fachliche Kompetenz und die gemeinsame Zielorientierung im Fokus des Projekts stehen.9 Die Sache steht für uns im Mittelpunkt und ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, sie hat immer Priorität. Doch wie wirkt unser sachorientiertes Verhalten auf unsere ausländischen Partner? Unser Verhalten weist einerseits positive, aber auch negative Aspekte auf. Während wir beispielsweise von einigen Nationen als „gute Spezialisten“ und als „kompetent in unseren Bereichen“ wahrgenommen werden, sehen andere Nationen die Negativfolgen unseres Verhaltens. Sie nehmen uns als „kalt“ war und dass „die Sache“ und die „Rationalität“ meist „über die Gefühle“ gehen, selbst in Berufen, bei denen man etwas mehr Menschlichkeit erwartet.10 Objektiv betrachtet, stellt die Sachorientierung einen positiven Kulturstandard dar, da die Sache im Fokus steht und so Aufgaben zielstrebig bewältigt werden. In der Realität kann sie aber ein Problem darstellen. Denn im Kontrast zu der Sachorientierung steht die Beziehungsorientierung, welche für andere Kulturen stärker im Fokus steht. Persönliche Beziehungen und die Pflege dieser zeigt sich als ein wichtiges Element einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Hier wird der Unterscheid zu den Deutschen deutlich und kann leicht für Unstimmigkeiten und Unverständnis sorgen. Der Kulturstandard Beziehungsorientierung erwartet eine persönliche Beziehung, ein persönliches Treffen wird als Wertschätzung angesehen und baut Vertrauen zwischen den Parteien auf.11 Für sachorientierte Kulturen wird die Beziehungsbasis nicht als zwingend notwendig angesehen. Vertrauen wird nicht über die Beziehung, sondern über die Sache und Kompetenzen aufgebaut. Die gewünschte Beziehung wird über die Sachebene und das dadurch aufgebaute vertrauen erreicht.12 Durch die beiden in Beziehung stehenden Kulturstandards können auch zwei verschiedene Arbeitsweisen ausgemacht werden. Der monochrome und der polychrome Arbeitsstil

9 IKUD Seminare; Sachorientierung vs. Beziehungsorientierung, Online unter: https://www.ikud.de/glossar/sachorientierung-beziehungsorientierung.html 10 Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben, S. 45 11 IKUD Seminare; Sachorientierung vs. Beziehungsorientierung, Online unter: https://www.ikud.de/glossar/sachorientierung-beziehungsorientierung.html 12 Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben, S. 56

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Mitglieder beziehungsorientierter Kulturen weisen eine eher polychrom geprägte Arbeitsweise auf. Dies bedeutet, dass mehrere Arbeitsschritte gleichzeitig getätigt werden können und die Betroffenen sehr viel flexibler auf Änderungen im Arbeitsprozess reagieren. Wohingegen die sachorientierten Kulturen oftmals monochrom arbeiten, sprich, Aufgaben werden schrittweise abgearbeitet und der vorgesehene Zeitplan für das Projekt soll auch eingehalten werden.13 Der monochrome Arbeitsstil, resultierend aus der Sachorientierung lässt die deutschen Geschäftspartner schnell unflexibel wirken. Diese wahrgenommene Inflexibilität lässt auf einen weiteren wichtigen Kulturstandard hindeuten. Der Kulturstandard Zeitplanung Der Kulturstandard der Zeitplanung stellt für die deutschen einen der zentralen Kulturstandards dar. Wir Deutsch sind bekannt dafür immer pünktlich zu sein, nahezu „überpünktlich“. Was für uns als selbstverständlich gilt kann von anderen Nationen auch schon mal als „nervig“ oder zu „kleinkarätig“ gesehen werden. Nach eigenen Erfahrungen mit Menschen aus China, Brasilien, Italien und auch anderen Nationen wird unsere Pünktlichkeit als bemerkenswert genannt und die andere Partei ist auch immer wieder froh und überrascht, dass man sich auf die deutsche Pünktlichkeit sowohl im geschäftlichen Alltag, als auch im privaten Bereich verlassen kann. Was ich jedoch auch am eigenen Leib schon verspüren musste, dass sich die anderen trotzdem nicht daran anpassen und weiterhin zu spät kommen und dies auch als nicht störend empfinden. Für mich als Deutsche war dies öfter Mals schon sehr unangenehm so lange auf andere warten zu müssen und ich fühlte mich so als ob die Zeit, die ich mir genommen hatte nicht geschätzt wurde. Und genau diese Planung der Zeit, dass man sich erstmal Zeit nehmen muss, um sich zu treffen wird von anderen Kulturen als komisch empfunden und stellt einen Störfaktor dar. Denn egal ob bei der Arbeit oder im Privaten, es scheint so als ob wir für alles Termine und Zeitabsprachen brauchen.14 Unsere Zeit muss ganz klar eingeteilt werden um so effizient und produktiv wie möglich zu sein. Denn für uns Deutsche ist unsere Zeit heilig, denn „Zeit ist Geld“. Unsere Zeitpläne müssen immer eingehalten werden, auch wenn dies nicht immer funktioniert. Eine Unterbrechung unserer Planung wird nicht wie von anderen Kulturen als eine nette Abwechslung von der bisher ausgeübten Tätigkeit gesehen, sondern kommt einer Störung gleich. Die deutsche Zeitplanung ist ein weiterer Grund für unseren monochromen Arbeitsstil und dass wir verlässlich unsere Aufgaben erfüllen und sie systematisch abarbeiten. Die Zeit stellt ein Ordnungselement in unserem Alltag dar aber auch für unsere Beziehungen. Neben den für uns

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IKUD Seminare, Einstellung zur Zeit – Zeitorientierung Definition, Online unter: https://www.ikud.de/glossar/einstellungzur-zeit-zeitorientierung.html 14 Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben, S. 122 7

und unserem Umfeld positiven Auswirkungen unserer Zeitplanung, ist die nicht vorhandene Flexibilität, die daraus resultiert ein großer Nachteil.15 Können wir unsere Aufgaben nicht so abarbeiten wie es geplant war, da plötzlich noch eine weitere Aufgabe erledigt werden muss oder sich der Ablauf durch eine unerwartete Störung geändert hat, kann ein Deutscher sehr nervös und gestresst wirken, da er aus seiner Komfortzone gelockt wird. DEUT SCHL AND W IR M ENSC HLIC HER

Doch diese Sachorientierung, welche mit einer zum Teil verletzenden Direktheit einherkommt, die Deutsche in vielen Situationen kühl wirken lässt, nahezu unmenschlich, wird durch aktuellste Ereignisse teilweise durchbrochen und lässt uns in einem anderen Licht dastehen. Ein Wandel in der Wahrnehmung anderer Kulturen im Hinblick auf uns Deutsche lässt sich deutlich erkennen. Seit 2015 wurden der deutsche Staat und seine Bürger in den Medien aber auch im privaten Alltag mit der Flüchtlingskrise konfrontiert. Bis zum heutigen Zeitpunkt gibt es immer noch Menschen, die aus Krisen -und Kriegsgebieten zu uns flüchten und bei uns im Land Schutz suchen. Dieser Anlass spaltet die deutsche Gesellschaft in Befürworter und Gegner, und auch im Ausland steht man der deutschen Flüchtlingspolitik gespalten gegenüber. Doch die Mehrheit der Menschen anderer Kulturen und Länder befürworten das Handeln der Deutschen. Die sonst so sachlichen und rationalen Deutschen, die nicht wirklich für Herzlichkeit bekannt sind, werden von vielen Menschen anderer Herkunft als nun „menschlicher“ angesehen.16 Die Deutschen und ihre Kultur erleben eine Imagewechsel auf Grund aktueller Ereignisse und das Bild von Deutschland in anderen Ländern erweist sich als immer positiver. Aus vielen Teilen der Welt ertönen positive Stimmen und beschreiben die Deutschen als Vorbilder, als „die Guten“ oder als sehr mutig.17 Die Eigenschaften der deutschen Kultur werden demnach noch mit dem Aspekt der Menschlichkeit bereichert.

SO S IEHT UNS DIE WELT

Doch wie ist die deutsche Kultur und unser Handeln denn nun eigentlich zu werten und welche Schlüsse lassen sich aus den Erkenntnissen ziehen? Wir deutsche Bürger gehen oftmals zu hart mit uns selbst ins Gericht. Wir haben ein allgemein eher negativeres Bild von unserer eigenen Kultur, so wie es mir im Alltag öfter Mals entgegenschlägt. Und wir denken in diesem Zuge auch, dass andere Länder und Kulturen auch eher ein negatives Bild von uns haben. Doch wenn man sich näher mit der Thematik auseinandersetzt und sich die Meinungen anderer anhört hat sich viel an dem Bild von Deutschland, seinen Bürgern und der Kultur geändert. Natürlich wird nicht jedes Handeln

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Schroll-Machl (2003, 2002), Die Deutschen – Wir Deutsche, Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben S. 130 Deutschland in den Augen der Welt - Ergebnisse der GIZ-Erhebung 2017 / 2018, S.43 Deutschland in den Augen der Welt - Ergebnisse der GIZ-Erhebung 2017 / 2018, S. 46

als positiv bewertet und es gibt auch kritische Stimmen. Im Allgemeinen kann jedoch gesagt werden, dass wir Deutsche heutzutage mit einem positiven Image behaftet sind. Nicht umsonst wird aus anderen Teilen der Welt laut...


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