Was ist Stadt? Definition von Stadt PDF

Title Was ist Stadt? Definition von Stadt
Author Lea Weber
Course Stadtgeographie
Institution Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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Was ist Stadt? Einführungsvorlesungen zu Stadtgeographie Fr. Gerhardt....


Description

Was ist Stadt? Stadt kann nach unterschiedlichen Merkmalen definiert werden: - Als demographisches Phänomen - Nach Struktur und Verhalten - Ökonomische Funktionen - Lebensstil

Ländliche Siedlungen – Merkmale Dominanz des primären Sektors und landwirtschaftlicher Nutzflächen - geringe Wirtschaftskraft und Entwicklungsdynamik - geringe oder fehlende Zentralität - viele Auspendler - sozial überschaubare, wenig differenzierte Gesellschaft - geringe Größe und bauliche Differenzierung (überwiegend Ein- und Zweifamilienhäuser) - z.T. historisch bedingter besonderer Rechtsstatus ABER: Bis zur Industrialisierung: Grenzen zwischen Stadt u. Land rechtlich fixiert und physiognomisch eindeutig  Heute: fließend, unterschiedlich für Region, Zeit u. Fragestellung - Grenzen zwischen Stadt u. Land sind nicht statisch, sondern dynamisch  Verbesserung d. Verkehrsverhältnisse führt zu Ausweitung der Grenze der Stadtregion - Landschaftsbild: natürliche bzw. naturnahe Elemente wie Ackerfluren, Wiesen, Weiden, Wälder, Gehölze und Gewässer - Land- und Forstwirtschaft gilt immer noch als wichtiger und die Sozialstruktur und das Ortsbild prägender Wirtschaftsbereich - Ortsgröße kleiner, Bevölkerungsdichte geringer - Zwischenmenschliche Beziehungen enger - Wirtschaftskraft ist geringer - Hinsichtlich der Zentralität besteht eine starke Abhängigkeit zum städtischen Raum

Bundesraumordnungsprogramm 1975, S: 5: „Die ländlichen Gebiete im Sinne des raumordnungsgesetztes sind bisher nicht abgegrenzt. Sie erstrecken sich auf Gebiete außerhalb der Verdichtungsräume und ihrer Randbereiche sowie auf Gebiete außerhalb sonstiger verdichteter Räume.“  Der ländliche Raum also eine „Restgröße“?

Vielfalt der Funktionen zeichnet ländliche Räume aus: • Agrarproduktion • Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft und der Dienstleistungen • Sicherung der landschaftlichen Attraktivität und des Naturschutzes • zur Entwicklung von Erholung und Tourismus • Bereitstellung von Ressourcen für Agglomerationsräume

Raumstrukturtypen Neue BBR-Raumstrukturtypen: • Problemorientierte Grundtypisierung des Raumes, ohne Bezug auf administrative Grenzen; neue Methoden der geographischen Raumanalyse machen es möglich. • Bevölkerungsdichte und Zentrenerreichbarkeit als Kernelemente der Raumstruktur sind zusammengefasst. • Die Grundtypen zeigen ein differenziertes Bild von Zentrum und Peripherie, differenziert nach unterschiedlichen Dichtestufen.

Rund um die Stadt – Zahlen und Fakten - in Dänemark: > 250 EW - in Deutschland: > 2.000 EW - in den USA: > 2.500 EW - in Österreich: > 5.000 EW - in Japan: > 30.000/50.000 EW In der BRD Landstadt: 2.000 – 5.000 EW Kleinstadt: > 5.000 – 20.000 EW Mittelstadt: > 20.000 – 100.000 EW Großstadt: > 100.000 EW

Historischer Stadtbegriff: Stadtrechtvergabe im Mittelalter - Recht der Ummauerung, Markt-, Stapel-, Münzrecht - Minderstädte, Titularstädte - Gemeindeordnung 1935: Aufhebung der Rechtsunterschiede zwischen Städten und Gemeinden - Gemeinden, kreisfreie Städte, kreisangehörige Städte Soziologischer Stadtbegriff: Cities are „large, dense, relatively permanent settlements of socially heterogeneous people“ (Louis Wirth, 1939) It is a „hub of civilization, where culture and values evolve in a context of intense interpersonal interaction“ (L. Mumford, 1961) Geographischer Stadtbegriff: Merkmale - Größere Siedlung - Zentralität / Bedeutungsüberschuss - Geschlossenheit (kompakter Siedlungskörper), hohe Bebauungsdichte - Hohe Verkehrswertigkeit - Funktionale Gliederung (z.B. City, Wohnviertel etc.) - Sozialräumliche Gliederung, soziale Differenzierung - Hohe Wohn- und Arbeitsstättendichte - Einpendlerüberschuss - Dominanz sekundär- und tertiärwirtschaftlicher Tätigkeiten - Vorherrschen städtischer Lebensformen

Extended Urbanism / Planetary Urbanization - „The Urban Age in Question“ - Einbeziehung des Ländlichen  Stadt nicht als Form sondern als theoretisches Konzept (Epistemologie) - „Fetisch“ der urbanen Form überwinden - Stadt-Land-Dichotomie aufgeben - Historischer Kontext - Neue Maßstabsebene von Urbanisation: stark wachsend, polynuklear - Das Ende der "Wildnis"

 Lebevre: „complete urbanisation of society“

Verstädterung = Vermehrung, Vergrößerung oder Ausdehnung der Städte nach Anzahl, Bevölkerung oder Fläche Urbanisierung = Ausbreitung von städtischen Lebens-, Wohn-, Sozial- oder Wirtschaftsformen  aber Vorsicht: Begriffe werden auch synonym verwendet! Weitere Begriffe: – Verstädterungsgrad/Quote (ZUSTAND): Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung eines Gebietes/Land – Verstädterungsrate (PROZESS): Jährliche Zuwachsrate der städtischen Bevölkerung/Verstädterungsgrads – Urbanität: Städtische Lebensweise, Gegensatz Stadt und Land

Urban Theory = Versuch, Urbanisierung zu beschreiben

Ansätze der Stadtforschung 1. 2. 3. 4.

Positivistischer Ansatz: Verhaltensorientierter Ansatz Strukturalistischer Ansatz Poststrukturalistischer Ansatz

Extended Urbanism/Planetar y Urbanisation - „The Urban Age in Question“ - Einbeziehung des Ländlichen

Die Entwicklungslinien der Stadt Zikkurat von Ur

Die Stadt Ur

Beginn des Städtewesens

Antike Stadt: Griechisch-hellenische Stadt/Griechische Polis

- Zikkurat = gestufter Tempelturm, pyramidenartig - während der 3. Dynastie erbaut

- Zweistromland (Mesopotamien)  heute Irak - Sumerische Stadtgründung - ca. 4000 v. Chr.: Stadtgründung - 35.000 Einwohner - lag einst am Meer  Hafenstadt - Ovalform  dann Rechteck - Tempelbereich mit Zikkurat - zwei Stockwerke in Häusern

- gutes Klima - zwischen 20. und 40. Breitengrad - am Meer/entlang von Flüssen - Synoikismos = Landbewohner verlassen ihre Dorfgemeinschaft und ziehen in den Schutz einer Burg

- Niederlassungen in Unteritalien, Sizilien, Kroatien, Iberische Halbinsel - Bsp: Milet  geplant  konsequente Umsetzung eines Grundrisses  rechteckig  optimale Ausrichtung (Belüftung)  meist Hafenstädte  Mauern schützen Stadt und Land  Agora (= Marktplatz)  NICHT unbedingt zentral

Merkmale: - Ablösung vom Verhalten des Barbarentums - Teilnahme an der Stadt, Mitgliedschaft - geistige Erfüllung (kann nur durch Stadt gemacht werden  Versammlungen, Politik

Antike Stadt: Die römische Stadt

- ca. 200 v. Chr. bis 400 n. Chr. - Verbreitung über Gallien, Germanien, England  insbesondere ab Christi Geburt - Kennzeichen: quadratischer Stadtgrundriss Und dann Expansion um den reckteckigen Kern herum - Bsp. für Römerstadt: Regensburg (lat. castra regina) oder Köln  - N nach S: Cardo - W nach O: Decumanus Merkmale: - Bäder, Theater, öffentliche Plätze - Kanalisation - geplant (wie griechische) - Rastergrundriss - Infrastruktur - Monumentalität v. öffentlichen Bauten

Nach dem Ende des römischen Reiches….

- Völkerwanderungen  Schrumpfung vieler Städte - Europaweite Verstädterung - es dauerte noch eineinhalb tausend Jahre, bis der Stand der Infrastruktur wieder erreicht wurde

Mittelalterliche Städte: Keimzellen

- ab 8. Jahrtausend - Ausgangspunkt für spätere Stadtentwicklung - Domburgen: Bremen - Klöster: Hameln - Königshöfe: Duisburg - Kaufmannssiedlungen: Münster

Mittelalterliche Städte: Mutterstädte

- Stadtentwicklung ohne formellen Gründungsakt - Polygenetische Stadtstrukturen - unregelmäßiger Straßenverlauf - Stadtmauer, Marktplatz  Nürnberg oder Braunschweig

Mittelalterliche Städte: Gründungsstädte

- Gründungsakt durch Landesherrn - am Vorbild der Mutterstädte orientiert - Rückrat- oder Rippenstraßen um den Markt - an Fernhandelswegen - 2/3 aller Stadtgründungen zwischen 1150 und 1450

- Frühe Gründungsstätte

- Gründungen des Hochadels (z.B. Freiburg oder Lübeck)

- Gründungsstätte des Hochmittelalters

- Wirtschaftswachstum - Städtewachstum - meist kleinere Städte - militärisch-machtpolitische Grundzüge - Machtkämpfe zwischen Bürgertum und Landesherren - Städtebünde - Freie Reichsstädte

- Gründung des Spätmittelalters

- „Zwergstädte“ - wirtschaftliche Stagnation  Hungersnöte, Pest - weitere landesherrliche Gründungen - militärisch-machtpolitische Motivation

Idealtyp der mittelalterlichen Stadt: 1. Stadtmauer 2. Kompakt  Markt  Landesherrliche Burg  Bischofsbezirk 3. Sozialräumliche Differenzierung 4. Rechtliche Sonderstellung 5. Ökonomische Funktion

Städtesystem um 1500 Nach dem Mittelalter

- Handels- und Gewerbestädte führend - Köln ist die größte Stadt - nur wenige Stadtgründungen - Stagnation durch Kriege - erst im 19. und 20. Jahrhundert wieder mehr neue Städte

Städte der Frühneuzeit: Bergstädte

- Erzbergbau im Mittelgebirge und in den Alpen (insbesondere Harz, Schwarzwald) - Landesfürstliche Gründungen

Exulantenstädte

- Aufnahme evangelischer Glaubensflüchtlinge - Hugenotten - Lutheraner

Festungsstädte

- einige Neugründungen  nach Befestigungsplänen Vauban - Umgestaltung bestehender Städte - z.B. Neu-Breisach

Residenzstädte

- absolutistische Staatsauffassung - sozialräumliche Gliederung der Gesellschaft - Vorbild: Versailles - Erweiterung um barocke Residenzviertel  Berlin – Charlottenburg - Barockschlösser am Rand der Stadt - z.B. Würzburg

Stadtentwicklung im Industriezeitalter

- Urbanisierung zur verstädterten Gesellschaft - Extremer Anstieg der Bevölkerung - Neugründungen von Industriestädten - ansonsten wenig Neugründungen  meist Erweiterung und Ausbau bestehender Städte

Gründerzeit und Stadtentwicklung

- Phase der stärksten Verstädterung: Reichsgründung bis zum 1. WK - Gründerjahre: 1871 bis 1873 - Städte in Montagerevieren und an Eisenbahnnetzen wuchsen - 1870 und 1890: Verdopplung und Verdreifachung der Einwohnerzahl in den meisten deutschen Städten  hohe Bevölkerungsdichte  Fehlende Infrastruktur Extremer Notstand und Armut  Schlafgängertum

Beginn der Stadtplanung: Hobrechtplan Berlin 1862

- Ziele: Ausbau der Straßen in der Innenstadt - Straßen zu leistungsfähigem Straßennetz verbinden - Kanalisation und Versorgungsleitung für Strom, Gas und Wasser

IBA Mathildenhöhe Darmstadt, 1901 – 1921: - „Kunst und Handwerk im Zusammenspiel“ - Abgrenzung zur Massenabfertigung vom Industriezeitalter - Josef Maria Olbrich: Planung und Leitung

Zechen und Siedlung - z.B. Essen – Karternberg - Oberhausen – Eisenheim

Reformbewegung des Städtebaus: Bedarf an Neuerungen im Städtebau Die Gartenstadt nach Howard: z.B. Essen - Margaretenhöhe

= ursprünglich ein von dem Briten Ebenezer Howard im Jahr 1898 in England entworfenes Modell der planmäßigen Stadtentwicklung als Reaktion auf die schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse sowie die steigenden Grundstückspreise in den stark gewachsenen Großstädten

Funktionalismus und Moderne: - Le Corbusier: Architekt, Architekturtheoretiker, Stadtplaner, Maler, Zeichner, Bildhauer und Möbeldesigner, einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts - Hochverdichtete zentrale Zone mit Geschäfts- und Wohnfunktion - Umgebende Wohngebiete im Mittelhochbau - Flächen für öffentliche Gebäude im Anschluss an die Zentralzone - Räumlich getrennt Industriestandorte am Stadtrand

- Trennung der Verkehrsarten auf verschiedene Ebenen  „Seinen rigorosen städtebaulichen Großprojekten ist ein totalitärer Charakter nicht abzusprechen“ (Hans Kollhoff) - Bauhaus: Walter Gropius: Gründer, nach Art und Konzeption war es damals etwas völlig Neues, da das Bauhaus eine Zusammenführung von Kunst und Handwerk darstellte  Formensprache ohne Ornamentik - CIAM: Die Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM) (dt.: Internationale Kongresse Moderner Architektur) waren eine in den Jahren von 1928 bis 1959 stattfindende Reihe von Kongressen für Architekten und Stadtplaner, die als Denkfabrik zu verschiedensten Themen der Architektur und des Städtebaus fungierte  „Denkfabrik des Städtebaus“  Architektur soll „Geist der Epoche“ ausdrücken - Stuttgart Weißenhofsiedlung 1927: Zeugnis des „Neuen Bauens“, Manifest einer „klassischen Moderne“  Deutscher Werkbund mit Ludwig Mies van der Rohe als künstlerischen Leiter  21 Musterhäuser von renommierten Architekten wie Le Corbusier, Walter Gropius, Hans Scharoun, die Brüder Taut und Jacobus Johannes Pieter Oud.  Thema: Wohnen und Leben im Industriezeitalter Offene Grundrisse versus traditionelle Flachdach versus Satteldach - Karl May (1886 – 1970): - Architekt und Stadtplaner - Entlastung der Großstadt durch „Trabanten“ - Frankfurt (1925-1930): Realisierung von Siedlungen mit typisierten Kleinwohnungen (z.B. Römerstadt) - 1954 Leiter des Planungsbüros der gewerkschaftlichen Wohn- und Siedlungsgesellschaft Neue Heimat  Prominenter Vertreter des „modernen“ Städtebaus - Kommunaler und geschlossener Wohnungsbau: - reformerisch: Städtebau und Architektur der Moderne o

Auflockerung: Licht, Luft, Grün

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Nutzungstrennung

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geringere Wohndichten

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Nahverkehrserschließung

- Nachbarschaftseinheiten  Zeilen- und Hof- statt Blockrandbebauung - aber auch: konservativ-traditionalistische Reformansätze...


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