Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (Abitur) PDF

Title Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (Abitur)
Author Svenja Sauer
Course Deutsch
Institution Gymnasium (Deutschland)
Pages 5
File Size 102.7 KB
File Type PDF
Total Downloads 89
Total Views 126

Summary

Download Wolfgang Koeppen - Tauben im Gras (Abitur) PDF


Description

Tauben im Gras – Wolfgang Koeppen (1951) Allgemeine Informationen: - Ort und Zeit der Handlung: München, 20. Februar 1951 - Intention: Beleuchtung von Deutschland zwischen Kriegsende und Wirtschaftswunder - Besonders: Fehlen von Haupt- und Nebencharakteren, von Leitfigur und Gegenspieler - Handlung selbst stellt keine abgeschlossene Handlung dar, sondern die Schicksale und Erlebnisse der Personen sind auf verschiedenste Art und Weise miteinander verbunden → dargestellt in über 100 Abschnitten Charaktere und deren Beziehungen: 1) Alexander - Frau: Messalina, Kind: Hillegonda - Schauspieler, beauftragt Philip als Drehbuchautor für den neuen Film „Erzherzogliebe“, der damit überfordert ist - geschwächt von nächtlichen Alkoholexzessen 2) Messalina - Frau von Alexander → keine Stabilität und Zusammenhalt - Mutter von Hillegonda → denkt nie an ihr Kind, kümmert sich nicht - „Klatschreporterin“, umhergetrieben, rastlos, orientierungslos - führt ein verruchtes Leben, ist aber um ihr Äußeres bemüht, da sie in der Gemeinschaft der gesitteten Klasse Halt sucht → Sexualität, Partys und Alkohol nehmen ihre Gedanken ein - Gerücht: Prügelt ihren Mann, wenn er untreu war 3) Emmi und Hillegonda - Emmi (Kinderfrau) gilt als derbe Person vom Lande, ist sehr religiös - Hillegonda hat Angst vor ihr, da sie ihr ihren Glauben aufzwingen will und sie aggressiv und lieblos behandelt - glaubt, dass Hillegonda ein Sündenkind ist und für die Sünden ihrer Eltern büßen muss 4) Philip - verheiratet mit Emilia - frustrierter Schriftsteller, der sich nicht mehr ausdrücken kann - ist isoliert, wird als Außenseiter der Gesellschaft dargestellt, findet keine Freude mehr am Leben → Hang zur Grübelei - entzieht sich des Öfteren seiner alkoholkranken Frau (→ Hotel), gibt sich dafür jedoch selbst die Schuld - entzieht sich der Arbeitswelt (Kleber, Interview) - Patient bei Dr. Behude, kritisiert seine Methoden

5) Emilia - war vor dem Krieg reiche Erbin, heute besitzt sie einige Immobilien, die nichts wert sind - ihr gehören einige Antiquitäten, die sie nach und nach Verkauft (Teppich, Kette, Tasse) → den größten Teil ihres Besitzes hat ihr der Krieg und die Währungsreform genommen - trinkt viel Alkohol und gerät außer Kontrolle → aggressiv - sie empfindet für Liebe und Hass zugleich - kann sich mit ihrem Lebensstil nicht arrangieren - „kindlich“, aber auch vom Leben gezeichnet - von Philip mit Dr. Hyde und Dr. Jekyll verglichen - fehlende Fähigkeit, sich an die Umwelt anzupassen (Dr. Behude) 6) Frau Behrend - traditionell, bequem, lässt sich gerne bedienen - Mann war Musikmeister (mittlerweile geschieden) - war einmal reich und edel, vermisst diese Zeit - gibt dem Krieg die Schuld für die Veränderung ihres Mannes (→ neue Frau Vlasta) - rassistische und antisemitistische Einstellung (gegenüber dem schwarzen Freund ihrer Tochter, ist grundsätzlich für eine Abtreibung des Kindes, bezeichnet Juden als Unerwünschte, hat Angst, ihr Ansehen in der Gesellschaft zu verlieren) 7) Carla Behrend - dreißigjährige Sekretärin - Tochter von Frau Behrend, kein gutes Verhältnis - Freundin von Washington Price, von dem sie schwanger ist - erwartet von Dr. Frahm die Abtreibung, da sie ihn jahreland mit Genuss- und Lebensmitteln versorgte - hat bereits einen Sohn (Heinz), der Vater ist jedoch im Krieg gefallen - Zerrissenheit: Rassismus aus der NS-Zeit, aber Faszination von Washington Price → hinterfragt und zweifelt an der Beziehung, träumt aber dennoch von einem glücklichen Leben ohne Sorgen mit ihm 8) Heinz Behrend - 11-jähriger, blonder Junge - prahlt einerseits mit seinem Kontakt zu Washington, schämt sich aber auch für ihn („Nigger“) - will sich in Gleichaltrigengruppe behaupten - macht „Geschäfte“ mit Ezra, dem er einen Hund verkaufen will → strategisch denkend, klug - stirbt durch fliegende Steine in den Trümmern 9) Washington Price - dunkelhäutig, durchtrainiert und sportlich - amerikanischer Soldat, der in der Stadt stationiert ist - starker positiver Idealismus: glaubt fest an die Verwirklichung seiner Träume von einer Welt ohne Rassendiskriminierung

- gegen eine Abtreibung, überredet Dr. Frahm, diese nicht durchzuführen - himmelblaue Limousine trotz finanziellen Schwierigkeiten - Traum: Paris mit Carla, Café: „Niemand ist unerwünscht“ 10) Odysseus Cotton → Anspielung auf Sklavenvergangenheit - dunkelhäutig, amerikanischer Soldat, der als Tourist die Stadt besucht, kräftig gebaut - Gegenteil von Philip: handelt, bewegt sich, ist aktiv - hat immer ein Kofferradio bei sich und spielt die Musik aus seiner Heimat - verbringt die meiste Zeit mit Josef, der dafür bezahlt wird, seinen Musikkoffer zu tragen - kindlich, unbefangen, aber teilweise unberechenbar, skrupellos, zornig - fühlt sich schnell in den Krieg zurückgesetzt (Angst) → verdeutlicht mentale Nachwirkungen des Kriegs 11) Josef - 70-jähriger Dienstmann, freundliches Wesen - Falten im Gesicht, Glatze, gebückter Rücken, abgenutzte Kleidung - hat die Stadt abgesehen von kriegsbedingten Reisen nie verlassen - Frau und Kinder sind bereits verstorben - hat Todesahnungen in Form von Träumen - hat unbewältigte Schuldgefühle, da er im Krieg viele Menschen ermorden musste - wird von Odysseus getötet, sieht es als gerechte Strafe 12) Susanne - junge Prostituierte - beabsichtigte, mit Alexander zu schlafen, wurde jedoch nur von mehreren Frauen zu lesbischen Spielen ausgenutzt → angeekelt und beschämt - mythologische Bezüge (Bezug zu Homers Odyssee) - will später Odysseus verführen, klaut ihm dann sein Geld (Ausgleich für jene Nacht, für die sie nicht bezahlt wurde) 13) Mr. Edwin - ca. 60 Jahre alt, philosophisch veranlagter Schriftsteller, der durch die Stadt reist, um eine Rede über die Unvergänglichkeit des europäischen Geistes im Amerikahaus zu halten - zweifelt an seinem Wissen und hat keinen Einfluss auf die Menschen - hat Todes- und Verfallsgedanken - zurückhaltend, schüchtern trotz nationaler Berühmtheit - geht den meisten Menschen aus dem Weg, braucht jedoch Anerkennung und Beifall - hat homosexuelle Neigungen, stirbt im Strichermilieu 14) Kay - 21-jährige amerikanische Lehrerin aus Massachusetts, die mit anderen Lehrerinnen die Stadt erkundet - löst sich von der Gruppe und verfolgt eigene Ziele - von Deutschland enttäuscht - fast von Philip verführt

15) Christopher Gallagher - Steueranwalt in Amerika - verheiratet mit Henriette, einer aus Berlin stammenden Jüdin - gemeinsamer Sohn: Ezra - Familie befindet sich auf einer Europareise, während Christopher und Ezra einen Deutschlandbesuch machen, bleibt Henriette in einem Hotel in Paris, da sie ihre Vergangenheit noch nicht verarbeitet hat → Sehnsucht 16) Ezra - kurze, rote Haare, 11 Jahre alt - entwickelt Aggressions- und Destruktionsträume mit sadistischer Tönung (wahrscheinlich aufgrund medial vermittelter Eindrücke des Kriegs) 17) Richard Kirsch - 18 Jahre alt, Soldat bei der Luftwaffe aus Columbus, Ohio - distanziert gegenüber Deutschland, hat es sich „zerstörter“ vorgestellt - schämt sich für seine Kindheit bzw. seinen Vater (er hat sich dem Kriegsdienst entzogen) → entschlossen, für sein Land zu kämpfen - Selbstbild nicht gleich Fremdbild 18) Dr. Behude - Facharzt für Psychiatrie und Neurologie - wohltrainiert, kleiner, strammer Körper - spendet Blut (Selbstkasteiung / Geld) - stellt dem schlafkranken Patienten Schnakenbach eine Belebungsdroge zur Verfügung - arbeitet mit Elementen der Hypnose, der Entspannung und der Fantasiereise 19) Dr. Frahm - Facharzt für Frauenheilkunde und Chirurgie - übt Kritik an der medizinischen Versorgung aus - will den Schwangerschaftsabbruch an Carla nicht durchführen 20) Schnakenbach - ehemaliger Gewerbelehrer und bekennender Pazifist - hat sich dem Kriegsdienst durch systematischen Schlafentzug entzogen (chronisch geworden, nun Patient bei Dr. Behude) - Weltbild: Welt sei nur eine Formel Deutung / Hintergrund: - beschreibt die verschiedenen Sichtweisen, Verhaltensweisen und Lebensumstände in Deutschland während der Nachkriegszeit, in der die Menschen von Angst und Bedrohung beeinflusst werden - Nachwirkungen des Krieges bzw. des Nationalsozialismus (psychisch und physisch) - Wiederaufbau der Städte (wachsende Anonymität und Dynamik in der Großstadt, Vielfalt der Lebensweisen wächst, Trümmern erinnern noch an Krieg)

- Armut bzw. verlorener Wohlstand (z.B. Emilia, Frau Behrend) - Beschäftigung mit den Werten des Nationalsozialismus und wie diese in den Menschen verankert blieben (einige halten daran fest, andere fühlen sich zerrissen) - Angst vor erneutem Krieg („Atempause auf einem verdammten Schlachtfeld“) - Bezug zum Titel „Tauben im Gras“: → Orientierungslosigkeit und Zufälligkeit des Geschehens (Tauben lassen sich zufällig irgendwo nieder und flattern wieder an andere Orte) → Vorrangiges Ziel, seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (wie Tiere) → Personen interagieren kaum, sodass es zu Isolation und Einsamkeit kommt → Tauben halten sich „wirr“ im Gras auf → Chaos der Großstadt → Aspekt der Sexualität hat keine Komponente der Liebe mehr → ähnlich zu Tieren bzw. Tauben Aufbau des Romans / Techniken: - Lebensausschnitte der Figuren in Abschnitten, die teils abrupt abbrechen, teils ineinander übergehen - Schauplätze sind meist öffentliche Orte, an denen zufällige Begegnungen stattfinden (wenig private Räumlichkeiten) - Strukturierung durch kurze Erzählsequenzen → wichtiges Strukturelement: Übergänge - thematische Kontrastierungen - scheinbare Entsprechungen der letzten Zeilen mit dem Beginn der folgenden Sequenz durch Wortspiele und Poitierungen - Kontrastierung von Wertsystemen - Konfrontation von Verhaltensweisen - eingestreute Anspielungen und Verweise auf den Tag des Geschehens (Schlagzeilen aus der Zeitung) - Simultan- und Montagetechnik: Darstellung des Gleichzeitigen → mehrere Handlungsstränge, die unterbrochen und von anderen Handlungen abgelöst werden, aber synchron ablaufen

Die Erzählinstanz: - teilweise kommentierender Erzähler / deutend - Erzähler als „Eingeweihter“, allwissend (vorrangig in der Exposition) - steht außerhalb der erzählten Welt, kann jedoch unterschiedlichste Perspektiven einnehmen - Interpretation der Empfindungen - Fokus auf innere Vorgänge - unterschiedliche Blickwinkel - Erzähler erteilt Ratschläge...


Similar Free PDFs