Title | Zusammenfassung Lyrik |
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Course | Einführung in die Antike Literaturgeschichte |
Institution | Eberhard Karls Universität Tübingen |
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Lyrik...
Griechische Lyrik
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Von der Archaik hin zur Klassik 3 verschiedene dominante Formen der Dichtung: o Epos: bis ca. 650 o Lyrik: von ca. 650-450 (Pindar) o Bühnendichtung (5. Jhrdt.)
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Lyrik
ursprünglich
die
in
Begleitung
eines
Saiteninstruments
vorgetragene Kunstdichtung, die sich in zwei Hauptformen, monodische Lyrik und Chorlyrik untergliedert -
Die Einteilung in einzelne Gattungen der Lyrik erfolgt äußerlich nach den Versmaßen, wobei das jeweilige Metrum aber mit dem Inhalt der Dichtung korrespondiert
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Lyrik als Dichtung für das Fest im weitesten Sinn
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Vielzahl von Formen der Dichtung
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Chorlied und Einzellied
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Dabei auch Formen nicht gesungener Dichtung: Elegie und Iambos
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Gesungene und rezitierte Dichtung
Der Lyrikbegrif -
Vielfältige Dichtung (650-450)
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Anderer moderner Lyrikbegrif
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Verschiedene
Formen
des
Gesangs
und
andere
Formen
von
Einzeldichtung -
Von der archaischen Zeit bis 2. Jh. v. Chr. kein fester Lyrikbegrif
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Mit Aristophanes von Byzanz (2. Jh. v. Chr.) schärfere Fassung und Auslegung des Begrifs
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lyrikoi als Dichter von gesungenen Liedern, begleitet von der Lyra; also Verengung der lyrike: gesungene Lieder
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meist wird der ältere, weiter gefasste Lyrikbegrif gebraucht, der auch Uneigentliches mit umfasst; melike nur für wirklich gesungene Lieder: Chorlied und Einzellied (Sappho, Alkaios)
Monodische Lyrik (Einzellied) -
von einem einzelnen Sänger vorgetragene Lyrik
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wird voneinem mit einer Leier (Lyra) begleiteten Sänger vorgetragen
Chorlyrik -
für gemeinsam sprechende, singende und tanzende Personen
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Diichter verfassten ihre Gesänge und Tänze zunächst für kultische Feiern, später auch für andere Anlässe, wie zum Beispiel zur Feier eines Siegs bei sportlichen oder musischen Wettkämpfen.
Jambische Lyrik
Elegie -
Ausgehend von der römischen Elegie sind Elegien in der neuzeitlichabendländischen Literatur inhaltlich Gedichte im klagenden Ton und in resignativer Wehmut
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Die frühgriechische Elegie kannte diese Beschränkung noch nicht
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Formal
sind
die
Gedichte
durch
gekennzeichnet
Wesentlich für die griechische Lyrik
das
sog.
elegische
Distichon
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Blüte in der archaischen Zeit: 7./6.(/5.) vorschristliches Jahrhundert (Pindar gestorben um 450)
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Gewaltige gesellschaftliche und politische Veränderungen: Herausbildung der Polis, Tyrannis und Anfänge der Demokratie
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Wir kennen viele Namen von Lyrikern (im Gegensatz zu den anonymen aoidoi des Epos),
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wir verfügen aber nur über sehr wenige Texte (diese sind durchgängig fragmentiert, nur ein Sappho-Gedicht (fast) vollständig erhalten, von Pindar immerhin vier Bücher ‘Siegeslieder‘ (Epinikien)
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Dichtung ist zunächst für die einmalige Auführung bestimmt (bei Festen im weitesten Sinn, Symposien können wir auch dazu rechnen)
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Ein weiteres Manko: Musik und Tanz, vor allem für Chorlyrik von Bedeutung, ist gänzlich verloren
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Auch hier das Problem von Mündlichkeit und Schriftlichkeit: einmaliger Vortrag weist auf mündlichen Kontext, Schriftlichkeit darin eigentlich nicht angelegt (ab hellenistischer Zeit erst systematische Sammlung und Verschriftlichung)
Der Ort der Lyrik -
Feste im weitesten Sinn 1. Symposien (Mahl aristokratischer Hetairoi, vgl. Hetairoi); Iambos (Archilochos, 7. Jh.), Elegie, Epigramme und Melisches 2. Sportliche
Agone
(Wettkämpfe/Spiele)
bei
kulturellen
Großveranstaltungen wie Olympischen, Nemeischen, Isthmischen und Pythischen Spielen: Feier der Sieger vor Ort und bei der Rückkehr zu Hause (vgl. Pindar; Bakchylides) 3. Die Gemeinschaft betrefend: Lieder bei Götterfesten: hymnische Darbietungen: Chorlyrik 4. Den Einzelnen betrefend: Lieder in einem ritualisierten Kontext, bei Hochzeit (Hymenaion), im Zusammenhang mit Initiation (Parthenion), bei Tod (Threnoi) Einteilung der Lyrik Herausbildung eines Kanons der Lyriker
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In Alexandria erst (3. vorchristl. Jh.) Sammlung und systematische Verschriftlichung wie auch Kommentierung des Überlieferten
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Entstehung
eines
Kanons
der
Lyriker
wie
auch
verschiedener
„Untergattungen“: -
3 iambische Dichter: Archilochos, Semonides, Hipponoax
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9 Meliker: Alkman, Stesichoros, Sappho, Alkaios, Pindar, Bakchylides, Simonides, Ibykos, Anakreon
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Elegie (zu den Dichtern s.u.)
Iambische Dichtung 1. Archilochos von Paros (7. Jh. v.Chr.): Aristokrat, aber Bruch mit vielen alten Normen und Idealen, Spott und Invektive 2. Semonides von Amorgos (7. Jh.): ‚Weiberiambus‘: Spott über bestimmte Frauen(-typen) 3. Hipponax (6. Jh.): Spott, Ironie und Parodie; Erfinder des Hinkiambos (Choliambos) -
Rollensprechen,
weniger
biographisches
Sprechen
als
signifikantes
Merkmal -
Im Lateinischen aufgegrifen von Horaz, Epoden
Lyrik/ Melik (Einzellied und Chorlied) Strophisch gegliederte Metren -
Alkman (Ende 7. Jh.): spartanische Adelsgesellschaft: Performance von Knaben- und Mädchenchören wie Parthenien
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Alkaios
von
Männerbünde
Lesbos im
(um
Kampf
620/600):
Symposiendichtung;
gegen verschiedene
Tyrannen;
Hetairie: politische
Dichtung; äolischer Dialekt (Nachfolge vor allem bei Horaz, dem Alcaeus Romanus) -
Sappho von Lesbos (um die gleiche Zeit): die erste vernehmbare weibliche
Stimme
mit
einer
sehr
weiblichen
Welt,
Wahrnehmung, Abschied und Trennung, Liebesnot, Erotik Lyrik/Melik II: Chorlied und Einzellied -
Weitere lyrische Dichter:
seelische
1. Stesichoros von Himera 2. Pindar von Theben 3. Bakchylides von Keos 4. Anakreon
Elegie -
Metrum: elegisches Distichon: Hexameter (vgl. Epos!) und Pentameter im Wechsel.
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Archilochos: o Reflexion, Bewältigung von Trauer etc.
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Kallinos, Mimnermos, Tyrtaios (Mitte 7. Jh.): o beim Symposion eth.- politische Reflexion und Paränese; narrative Elegie
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Solon von Athen (neue Gesetze für Athen 594!): o Politische Elegie, Lob der Eunomie, Musenelegie; Rechtfertigung und ebenfalls Appellcharakter
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Theognis aus Megara (Mitte 7. Jh.): o moralisch ausgerichtet, Verhaltens- und Lebensregeln für die aristokratische Jugend; Symposion
Wiederaufleben der Elegie im Hellenismus -
Kallimachos von Kyrene: als Dichterphilologe in Alexandria tätig (3. Jh.):
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Aitia
o nur fragmentarisch erhalten: Gründe, Erklärungen, Ursprünge und Ursprungssagen o Im Telchinenprolog wehrt sich K. gegen Kritik an seiner neu gefassten Dichtung, die sich quantitativ vom homerischen Epos unterscheidet (kleine Dichtung), stattdessen fein ausgearbeitet ist o Leptosyne-Ideal (‚schlanke Muse‘), geschlifen, technebetont, fein ausgearbeitet o Poetologische Auseinandersetzung o Dichterberufung des jungen Kallimachos in Anlehnung an Hesiods o Berufung zum Dichter; Kallimachos als neuer Hesiod o (Traumerzählung) o Zikadenbild
Kallimachos und die lateinische Dichtung -
Kallimachos als Modell für römische Elegiker o Beispielsweise Properz 3.3 (visus eram molli recubans Heliconis in umbra ...): Topik der recusatio: Properz will nicht politisch, nicht episch dichten, sondern nach Art des Kallimachos elegisch; etwa auch Properz 4.1.69: sacra diesque canam et cognomina prisca locorum)
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Ovids Fasti eigentlich römische Version der Aitia
Römische Lyrik
Was ist lyrische Dichtung?
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Modern: o Welterleben des Individuums, ins Allgemeingültige erhoben durch die sprachkünstlerische Gestaltung
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Antik: o Dichtung von höchster Intensität und Sprachökonomie, die von Musik (Leier, Flöte) begleitet zu einem bestimmten Anlass erklingt, aber auch, weiter gefasst: alle Literatur in gebundener Sprache, die weder episch noch dramatisch ist.
Das griechische Vorbild -
Römische Dichter orientieren sich sowohl an frühgriechischer als auch an hellenistischer griechischer Lyrik
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einige Autoren sind für sie besonders wichtig: o Catull: Übersetzungen von Sappho und Kallimachos (c. 51, 66) o Horaz: Epoden nach dem Vorbild des Archilochos, Oden nach dem Vorbild der äolischen Dichtung (Alkaios, Sappho) o Properz:
Buch
4
seiner
Elegien
bezieht
sich
vielfach
auf
Kallimachos‘ Aitia (Ursprungsgeschichten)
Poetologisches Grundproblem: Trennung von Dichter und lyrischem Ich
Römer und Lyrik: Schwieriges Verhältnis -
Geringschätzung der lyrischen Dichtung
-
In
der
Werteordnung
verbunden
mit
Spiel
und
unorganisiertem, nicht wertorientiertem Handeln
Römische Epigrammdichtung -
Epigramm: o Ursprünglich Inschrift auf Gräbern und Denkmälern
kindischem,
o Meist im elegischen Distichon verfasst o Später Buchdichtung o Häufige Charakteristika sind Kürze (brevitas) und Witz (Pointe) -
Dichter: o Catull o Martial o Ausonius o Anthologia Latina o In der Neuzeit: sehr weit verbreitet und weitgehend unerschlossen (Gelegenheitsdichtung)
C. Valerius Catullus (ca. 87-54 v. Chr.) -
In der Dichtung Neoteriker
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Orientierung an griech. Dichtung aus Alexandria, die die Kleinformen in den Mittelpunkt stellt
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Entwicklung einer dichterischen Kunstsprache
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Betonung der literarischen Kleinform (Epillion vs. Epos)
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Carmina
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Epigramme
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Catull als „erster Erfinder“ der römischen Lyrik:
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Lyrik, Versepistel, Invektive (Schmähschrift): Horaz
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Epigramm: Martial, Ausonius
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Elegie (Klagegedicht): Gallus, Properz, Tibull, Ovid
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Epyllion (kleines Epos): Appendix Vergiliana
Horaz (65-8 v. Chr.) -
Werk: o Oden, carmina (Lyrik im engeren Sinne —> Strophenaufbau)
o Epoden (Iamben, Spottdichtung) o Satiren (hexametrische Dichtung o Versepisteln (hexametr. Dichtung)
Odendichtung bei Horaz -
Def. Ode/ carmen/ Lied: o Lyrik im engeren Sinne, als Gesang gedacht und meist strophisch aufgebaut o Äußerung des Individuums in einem religiösen oder stark emotional geprägten Kontext
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Themenspektrum: Liebe, Politik, Lebensgestaltung, Naturbetrachtung
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Struktur: harmonischer Gedicht- und Buchaufbau
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Vorbilder: Griechische, vor allem Äolische Lyrik: Sappho, Alkaios; nachweisbar im Metrum und in der direkten Nachbildung einzelner Gedichte. Der direkte römische Vorläufer Catull wird nicht erwähnt!
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Metrik: verschiedene Maße nach griechischem Vorbild (asklepiadeische, sapphische Strophenformen)
Horaz als „der einzig ernstzunehmende Lyriker“ (Quintilian) -
Vor allem sprachünstlerisch bestimmt: gehobene Sprache, gehobene Sujets (Motive, Themen,…)
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Sprachlicher Wohlklang und stilistische Vielseitigkeit
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Kühne Metaphorik
Die römische Liebeselegie -
Autoren: Gallus, Tibull, Properz, Ovid, (ca. 50 v. – 20 n. Chr.)
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Metrum: elegisches Distichon
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Grundhaltung: Leiden an der Welt; Umwertung aller Werte; ‚Karnevaleske Literatur‘ (Bachtin)
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Thema: Liebe, die die traditionellen Beschäftigungen des Mannes (negotia) ersetzt: o Liebesdienst statt Militärdienst: militia amoris, gloria amoris o Umkehr der Rollenverhältnisse: der freie Mann als Sklave der Hetäre (servitium amoris)
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„elegische Geliebte“
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Catull und Lesbia; Properz & Cynthia, Ovid & Corinna, Tibull & Delia (später: Nemesis)
Albius Tibullus (59-ca. 18 v. Chr.) -
Fokussierung schwieriger Liebesbeziehungen (Delia, Nemesis, Maratus (!)); Natur und Landleben
Tibulls Zentrale Motive (2,6) -
Der männliche Liebende erlebt die Beziehung als Kampf, Abhängigkeit Unterwerfung und beständige Niederlage; er vergleicht sie mit dem männergemäßen Militärdienst (milita amoris) und mit der Sklaverei (servitium amoris)
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Die puella / domina, ist schön, machtvoll, treulos; externe Hindernisse verstellen den Weg zu ihr oder werden von ihr in den Weg gestellt
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Die ungewohnten Rollenbilder erzeugen eine Tendenz zur ‚verkehrten Welt‘
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Das Rollengedicht öfnet sich zu poetologischen Betrachtungen...