Zusammenfassung - Pierre Bourdieu PDF

Title Zusammenfassung - Pierre Bourdieu
Author Roman Houlbreque
Course Soziologische Theorien I + II
Institution Technische Universität Dresden
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Pierre Bourdieu...


Description

Technische Universität Dresden Philosophische Fakultät Institut für Soziologie

Pierre Bourdieu (1930-2002)

Bildquelle: http://www.textezurkunst.de/Bilder46/bourdieu1.jpg 1. Biografie  am 1. August 1930 in Denguin geboren  stammt aus einfachen Verhältnissen: Vater war Postangestellter, die Mutter Hausfrau  sehr begabter Schüler, ab 1948 Besuch des Lycée „Louis-le-Grand“ in Paris  Studium der Philosophie an der École Normale Supérieure  nach seiner Promotion arbeitet er zunächst ein Jahr als Lehrer  1955 wird er zum Militärdienst eingezogen (diente im Algerienkrieg)  1958-1960 Feldforschungen in der Kabylei im nördlichen Algerien über die Kultur der dort ansässigen Berber 1960-1961 Assistent Raymond Arons an der philosophischen Fakultät in der Sorbonne  Beschäftigung mit Durkheim, Weber, Schütz und de Saussure  bis 1964 verbringt er seine unterrichtsfreie Zeit weiter in Algerien, um seine ethnologischen Feldstudien fortzusetzen (über 3000 Fotos die Alltagsleben und den Krieg dokumentieren) 1964: École des Hautes Études en Sciences Sociales (EHESS  1981: Lehrstuhl für Soziologie am Collège de France (eine der höchsten Positionen im französischen Universitätssystem) 1985 :Direktor des CSE am Collège de France und der EHESS in Paris

politischer Intellektueller (so bat ihn Staatspräsident Mitterrand, Vorschläge zur Reform des französischen Bildungswesens auszuarbeiten, unterstützte die franz. Arbeitslodenbewegung und war Mitbegründer der globalisierungskritschen Bewegung attac)  kritisert in seinem Werk „Homo Academicus“ das franz. Bildungssystem aufs schärfste, obwohl er selber in den höchsten Stellen desselben tätig war  am 23. Januar stirbt er in Paris 2. Prämissen (vgl. auch S. 753 ff.) 1. seine Forschung war stets an eng an das Alltagsleben geknüpft  Empiriker 2. bestrebt, subjektive Faktoren mit objektiven Gegebenheiten zu verbinden 3. stellt sich gegen den Dualismus von Subjektivismus und Objektivismus: die Soziologie muss immer die Erfahrungen der Individuen im sozialen Raum in ihre Theorien mit einbeziehen 4. Tritt für Reflexive Soziologie ein, d.h. eine Soziologie, die die Entstehungs- und Erzeugungsbedingungen ihrer eigenen Theorieproduktion mit einbezieht 5. Soziale Akteure sind bei ihm aktiv-schaffende Akteure, die das So-Sein der Sozialwelt selber hervorbringen 3. Grundbegriffe seiner „Theorie der Praxis“  entwickelt in der Soziologie und Ökonomie bereits verwendete Begriffe weiter, und erweitert diese vor allem um eine kulturelle Dimension  Arbeitet zwei Existenzweisen des Sozialen heraus, die in einem dialektischen Verhältnis zueinander stehen: einmal objektivieren sich die Strukturen der Sozialwelt in den Institutionen, wofür Bourdieu den Begriff der Felder gebraucht und zum Zweiten schreibt sie sich in Form des Habitus in den Körper des sozialen Akteurs ein, wird von ihm ‚inkorporiert’, also verinnerlicht.

Distinktion: Möglichkeit, „Unterschiede herzustellen und zu bezeichnen“ (S. 727) Doxa: Natürliche Welteinstellung des fraglos gegebenen. ( S. 734) Habitus: Schlüsselbegriff in der Sozialtheorie Bourdieus, da er das Bindeglied zwischen Gesellschaft und Individuum ist. Beruht auf der Verinnerlichung einer spezifischen Klassenlage während der Sozialisation. - das soziologisch relevante am sozialen Akteur (vgl. Schwingel (2000), S. 57) - jeder soziale Akteur ist durch den Habitus gesellschaftlich prädeterminiert „Die Konditionierungen, die mit einer bestimmten Klasse von Existenzbedingungen verknüpft sind, erzeugen (Anm. N.L.)… die Habitusformen als Systeme dauerhafter und übertragbarer Dispositionen, als strukturierte Strukturen, die wie geschaffen sind, als strukturierende Struktur zu fungieren, d.h. als Erzeugungs- und Ordnungsgrundlagen für Praktiken und Vorstellungen,...“. (Bourdieu (1987): Sozialer Sinn Zur Kritik der theoretischen Vernunft., S. 98) = Verinnerlichung externer sozialer Strukturen  erworben, nicht angeboren!!!

„strukturierten Struktur“: durch die Strukturen (sozialen Bedingungen des/ der Felder) die ihn hervorgebracht haben „strukturierende Struktur“: = System von Dispositionen und Schemata, das als Denk-, Handlungs- und Wahrnehmungsmatrix fungiert - Alltagstheorien der Akteure über das so Sein der Sozialwelt - ästhetische Maßstäbe zur Beurteilung kultureller Güter  Geschmack und Lebensstil = auffälligsten Äußerungen des kulturellen Kapitals - Normen, Werte - prägt das Handeln der Akteure und ihre Wahrnehmung: „praxisgenerierendes Prinzip“  einmal in der Sozialisation inkorporiert (verinnerlicht), wird seine Genese jedoch vom sozialen Akteur „vergessen“ und der Habitus wirkt unbewusst und vorreflexiv, wird zu zweiten Natur des sozialen Akteurs  der Habitus generiert immer wieder aufs Neue bestimmte Muster  über ihn vergewissert sich das Individuum seiner Selbst und seiner Stellung im sozialen Raum  über den Habitus funktionieren die Prozesse der Klassendifferenzierungen  siehe Grafik

Hexis: Die körperliche Dimension des Habitus. „Die körperliche Hexis ist die realisierte, einverleibte, zur dauerhaften Disposition, zur stabilen Art und Weise der Körperhaltung, des Redens, Gehens und damit des Fühlens und Denkens gewordene.“ (Bourdieu (1987): Sozialer Sinn. Zur Kritik der theoretischen Vernunft., S. 129) Geschmack: Objektivierung des kulturellen Kapitals. „Der gesellschaftlich anerkannten Hierarchie der Künste und innerhalb derselben der Gattungen, Schulen und Epochen korrespondiert die gesellschaftliche Hierarchie der Konsumenten. Deshalb auch bietet sich Geschmack als bevorzugtes Merkmal von „Klasse“ an. Darin wie Erworbenes zur Anwendung kommt, überdauert die spezifische Weise des Erwerbs.“ (S. 18) „Geschmack klassifiziert - nicht zuletzt den, der die Klassifikation vornimmt.“ (S. 25) Barbarischer/ Populärer G.: untere Schichten - Beurteilung von Dingen erfolgt danach, was man praktisch damit anfangen kann Mittlerer/ prätentiöser G.: Kleinbürgertum - Vorliebe für Altbewährtes, Scheu vor Avantgardismus - ständig um sozialen Aufstieg bemüht, neigen zur Imitation der herrschenden Klasse - Bildungseifer - nach oben andient, nach unten abgrenzend „doppelter Klassenkampf“: Distinktion oben Prätention unten Legitimer/ reiner G.: Geschmack der herrschenden Klasse - alteingesessenes kulturelles Establishment (beruht auf bestimmter Geschichte und Verfügung über Kapitalien)

- starke Tendenzen zur Verfeinerung des Lebensstils und Distinktion zu allen die die eigenen Einstellung nicht haben - durch ständiges Distinktionsbemühen bleibt ihr kulturelles Kapital exklusiv - Trennung von Form und Funktion der Dinge = ästhetisch, zweckfreie Haltung - ästhetische Einstellung der Distanz zur Notwendigkeit  an der Einstellung zur legitimen Kunst lassen sich wie nirgends sonst die scharfen Trennungen zwischen den Klassen d.h. die “feinen Unterschiede“ aufzeigen - die legitimen Kunstwerke sind die am stärksten klassifizierenden und Klasse begründenden „Dies ist der Grund, warum Kunst und Kunstkonsum sich – ganz unabhängig vom Willen und Wissen der Beteiligten – so glänzend eignen zur Erfüllung einer gesellschaftlichen Funktion der Legitimierung sozialer Unterschiede.“ (S.27)

Kapital:  ungleich und je in spezifischer Konstellation verteilt!!! Ökonomisches Kapital: Materiellen Reichtum  Geld und Eigentum Soziales Kapital: Dauerhaftes Netzwerk sozialer Beziehungen (Beziehungskapital), woraus sich Ressourcen ergeben, die auf der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Familie, politische Partei, Peer-Group usw.) beruhen. Kulturelles Kapital (Bildungskapital): Objektiviert in Büchern, Kunstwerken, Kompositionen, Gemälden; inkorporiert in Form von Bildung oder institutionalisiert in Form von Bildungstiteln. Der Wert des kulturellen Kapitals, hängt stark von der sozialen Laufbahn ab, in der es inkorporiert wurde (Sozialisation, Geburt in bestimmte Soziallage (Prinzip der Anciennität d.f. = zeitlicher Vorsprung symbolischer Kompetenz), „Das Auge ist ein durch Erziehung reproduziertes Produkt der Geschichte.“ (S.19/ 20)

 Kulturelle Kompetenzen (Codes und Wissen um den Umgang mit kulturellen Gütern) und kulturelles Kapital sind noch entscheidender für Bourdieu im Bezug auf gesellschaftl. Macht, als das ökonomische Kapital! Symbolisches Kapital: „Zustande kommt symbolisches Kapital mittels gesellschaftlicher Anerkennungsakte, die bestimmten Akteuren oder gesellschaftlichen Gruppen einen Kredit an Ansehen und damit ein bestimmtes Prestige einräumen.“ (Schwingel (2000): Bourdieu zur Einführung., S. 92) Das symbolische Kapital legt fest, welche vorgenannten Kapitalsorten, in welchem Maß und in welcher Kombination soziale Anerkennung in einem spezifischen Feld legitimieren

Soziale Klasse: Die spezifische Ausstattung mit Kapitalien und die Art und Weise ihres Erwerbes bestimmen die Zugehörigkeit eines Individuums zu einer sozialen Klasse. - beschreibt die frz. Gesellschaft als „Klassengesellschaft“, dies gilt für ihn für alle westlichen Industrienationen - die ökonomische Lage und die Stellung im Beruf sind wichtige Indikatoren für die Platzierung in einer sozialen Klasse, wichtiger noch sind aber die Verfügung über Kapitalien

 die Klassenunterschiede sind subtiler =“feiner“ als nur in der ökonomischen Lage begründet - eng verbunden mit dem Begriff des „Sozialen Raum“

Soziales Feld: Ort gesellschaftlicher Praxis, wo nach bestimmten Spielregeln bestimmte Kapitalsorten zum Einsatz kommen und von Bedeutung sind.  bestimmte Positionen im Feld sind mit bestimmten Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsschemata (Habitus) verknüpft, über den die Individuen wiederum auf soziale Felder zurückwirken. Soziale Felder sind bei Bourdieu immer als Kampffelder gedacht  soziale Akteure sind stets um Distinktion und Distinktionsgewinne bemüht

Sozialer Raum: Raum objektiver sozialer Positionen (statistisch erfassbare ökonomische, kulturelle und soziale Lage). Strukturiertes, differenziertes, soziales Umfeld, das das Denken und Handeln der Menschen prägt. Erzeugt einen spezifischen Habitus. Durch das tägliche Handeln, wird das einem sozialen Raum angemessene Prinzip des Handelns immer wieder verstärkt. Raum sozialer Positionen = Berufsgruppen Raum der Lebensstile =symbolische Merkmale der Lebensführung (Nahrungsmittel, Musik, Wohnungseinrichtungen, Freizeitaktivitäten, Eßgewohnheiten usw.)  siehe Grafik  Die soziale Position korrespondiert mit typischen Praktiken und Objekten des kulturellen Konsums.  Individuen sind in der Lage sich selbt in einer Klasse zu verorten und sich dementsprechend standesgemäß zu verhalten. (S. 735 ff.) - charakterisierbar durch Gegensatzpaare von Adjektiven (S. 730 ff.) „Die Grenzen sind hier regelrechte Schranken, die es unter Einsatz der eigenen Person zu attackieren oder zu verteidigen gilt, und die sie festlegenden Klassifikationssysteme sind weniger Erkenntnis- als Machtinstrument, sozialen Funktionen unterworfen und mehr oder weniger offen auf die Erfüllung spezifischer Gruppeninteressen hin ausgerichtet.“ (S. 744)

Spiel: Bourdieu vergleicht Alltagsinteraktionen mit einem Spiel, bei dem Die Kapitalsorten in unterschiedlichen Spielfeldern zum Einsatz kommen. Permanentes Spiel um Abgrenzung und Anerkennung im sozialen Raum.  soziale Ungleichheit erhält sich, weil in allen sozialen Klassen der Habitus das Gefühl vermittelt, in seinen Kreisen kompetent zu sein, -weil die Akteure ihre eigene Wirklichkeit selbst permanent durch ihren Habitus konstruieren - alltägliche soziale Praxis konstruiert, auch in Benennungsakten, permanent soziale Klassen „Von oben nach unten wirken feine Unterschiede als Distinktion und Zurückweisung. Von unten nach oben nährt die Massenkultur die Illusion, dass im Prinzip keine kulturellen Grenzen bestehen.“

(Abels, Heinz (2001): Einführung in die Soziologie. Band 1: Der Blick auf die Gesellschaft., S. 309)

Grafik I: Bildquelle: http://clyc.blogia.com/upload/20060831132442-habitus-1.gif...


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