10 Vorlesungsmitschrift PDF

Title 10 Vorlesungsmitschrift
Course Soziologie
Institution Universität Passau
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Summary

WS 18/19...


Description

10.12.2018

Milieuspezifische (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit II: ZUM BEITRAG DER SCHULE 1. Beispiel: Video •

Video von Magier In diesem Video hat man gesehen, wie er Geld gedreht hat. Im Hintergrund hat man bemerkt bzw. nicht bemerkt, dass sich der Hut, die Umgebung und auch der Tisch verändert haben.



Wie konnte man dies auf die Schule umdenken? z. B.: man achtet bei einer Person immer auf ein Merkmal, obwohl diese bereits eine große Entwicklung gemacht hat. Zum Teil evtl. relativ blind, weil man diese Person bereits kategorisiert hat.

2. Zum Beitrag der Schule (sekundäre Herkunftseffekte – Einstieg) Unser Verstand sorgt dafür, dass das Ganze eine sinnhafte Zuordnung hat. Letzte Woche haben wir gelernt, dass wir versch. Vorurteile haben (Mikroebene) Auch: Wir haben verschiedene Brille auf, so wie auch ästhetische Bedingungen (Makroebene) Dies subsumiert man als den Habitus des Menschen Haben sich habituelle Dispositionssysteme erst einmal gebildt dann beeinflussen sie die Informationsverarbeitung, indem sie Einfluss auf Prozesse der Aufmerksamkeit (man legt gemäß seiner eigenen Achtsamkeit, welche auf das milieuspezifische Aufwachsen geprägt/beeinflusst ist, den Wert entsprechend auf verschiedene Werte), auf die Interpretation von Informationen (jeder ordnet und interpretiert anders, je nach den eigenen Erfahrungen), auf das Gedächtnis sowie auf Schlussfolgerungsprozesse nehmen. (Petersen & Six, 2008, S. 21)

ð Unsere Wahrnehmung ist (aufgrund des Habitus) sehr selektiv (= sehr auswählend; von „Selektion“)! Beispiel: Frauenmannschaft musste sich verschiedene Basketbälle zupassen. Die Probanden mussten die Pässe der Frauen zählen. Es lief dann ein Gorilla durch das Bild, jedoch wurde dies von den Probanden nicht gemerkt, da die Aufmerksamkeit auf das Zählen der Pässe gelegt wurde.

ð Ein „Merkmal“ (hier: Geld) wirkt tendenziell so dominant, dass alles andere in den Hintergrund … ð … ð Wir merken nicht, dass sich bestimmte Merkmale auch verändern können

3. Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler Beurteilungsfehler Wahrnehmungsverzerrung

Maßstabsprobleme

Halo-Effekt Teufels-Hörner-Effekt

Tendenz zur Mitte

Nikolaus-Effekt Primarcy-Effekt Kleber-Effekt Hierarchie-Effekt

Tendenz zur Strenge

Bewusste Verfälschung

Kognitive Probleme

Beurteilung als Mittel zum Zweck (Mikropolitik)

Wahrnehmungsprobleme Verarbeitungsprobleme Speicherungsprobleme

Tendenz zur Milde Erinnerungsprobleme

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Lorbeer-Effekt Andorra-Effekt

Beobachtungsprobleme

Halo-Effekt oder Teufels-Hörner-Effekt Merkmal ist so dominant, dass alle andere Merkmale in den Hintergrund geraten. Man schließt von einem prägnanten Merkmal auf bestimmte Eigenschaften (z. B. Kevin à faul, dumm) Personen, die gut aussehen werden meist gesellig, sympathisch und intelligent eingeschätzt. Primarcy-Effekt oder Recency-Effekt/Nikolaus-Effekt Primarcy: Der erste Eindruck, den der Beobachter von den zu Beobachteten wahrnimmt beeinflusst sehr stark die Beurteilung. Für die Schule sehr, sehr prägend. Früher eingehende Infos erinnert mich viel eher als an spätere Infos. Der erste Eindruck bildet sich in den ersten Sekunden. Nachfolgende Merkmale beziehen sich auf den ersten Eindruck. Recency/Nikolaus-Effekt: Der letzte Eindruck, den der Beobachter von den zu Beobachteten wahrnimmt beeinflusst sehr stark die Beurteilung. Zuletzt eingegangene Eindrücke haben stärkeres Gewicht. Diese sind die letzten Eindrücke, die länger erhalten bleiben. Kleber-Effekt z. B. Lehrer korrigiert die Schulaufgabe der immer einser-Schülerin nicht mehr, da die ja nur Einsen hat. Hierarchie-Effekt z. B. Schülersprecher wird besser beurteilt als andere. Lorbeer-Effekt Eine bereits sehr weit zurückliegenden positiven oder negativen Leistung wird herangezogen. z. B. Schüler ist in Mathe sehr gut, in Physik muss er daher auch sehr gut sein. Andorra-Effekt (Pygmalion-Effekt) Selbsterfüllende Prophezeiung

4. Sekundäre Herkunftseffekte der Leistungsbeurteilung Soziale Herkunft

Leistung

Noten Schullaufbahnempfehlung

Bildungsentscheidung

Objektiv – macht es vergleichbar Valide – Reliabel – man messt nur das, was man messen will.

5. Beurteilungsfehler: Zusammenhang HALO-Effekt und Notengebung Beispiel: Brief von „Nikolaus und Krampus“ Welche Note im Hinblick auf die Rechtschreibung würden Sie geben? Zwei Probandengruppen mussten diesen bewerten: • Zettel mit: Aufsatz eines Jungen, dessen Vater Journalist ist. Er liest in seiner Freizeit gerne hochgebildete Literatur. • Zettel mit: Aufsatz eines Arbeiterkindes. Er liest in seiner Freizeit auch gerne Schundhefte bzw. Comics. Aufsatz-Experiment nach R. Weiss – Rechtschreibung Ø 16% bzw. 0% waren für Note 1

10.12.2018

Ø Ø Ø Ø

40% bzw. 7% waren für Note 2 36% bzw. 44% waren für Note 3 8% bzw. 38% waren für Note 4 0% bzw. 11% waren für Note 5

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HALO-Effekt greift hier! Hier ist dies das Merkmal „vermeintliches Journalisten-Kind“ bzw. „vermeintliches Arbeiterkind“. Beim Journalistenkind wäre dies evtl., weil die LuL glauben, dass manche Ausdrücke speziell sind bzw. in gehobener Sprache. Beim Arbeiterkind denkt man evtl. an Hartz IV und faule Kinder oder auch dumm. Dieses milieuspezifische Merkmal strahlt über alle anderen. Mit diesem Merkmal hat man weitere Eigenschaften, wie z. B. Arbeiterkind ® Hartz IV ® faul, kann nicht schreiben.

6. Beurteilungsfehler: HALO-Effekt und Implizite Persönlichkeitstheorien Charlotte, Sophie, Marie, Hannah, Alexander, Maximilian, Simon, Lukas, J ® Vorurteile/Stereotype: Freundlich und leistungsstark Mandy, Angelina, Chantal, Justin, Maurice, Kevin ® Vorurteile/Stereotype: Verhaltensauffällig und leistungsschwach 94% der Lehrkräfte gehen völlig unreflektiert mit den Vorurteilen um.





Kevin: - Leistungsschwach - Verhaltensauffällig - Frech

84,4% 81,8% 83,8%

Jakob: - Leistungssstark - Verhaltensunauffällig - Freundlich

75,8% 71,8% 71%

7. Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler: Halo- und Primacy-Effekt Zwei Mädchen-Bilder werden in der Gruppe rumgegeben. Man musste entscheiden wer sympathischer ist auf ner Skala von 1-10. Anna ist … Freundlich Willensstark Unkompliziert Selbstverliebt

Lisa ist … selbstverliebt unkompliziert willensstark freundlich

Man konnte selbst herausfinden, ob man auf den Halo-Effekt eher anfällig ist oder den PrimarcyEffekt.

8. Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler: Schullaufbahnempfehlungen •

97% bei einem Notendurchschnitt von 2.0 bei Akademiker-Kinder erhielten eine Gymnasialempfehlung.

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Viel weniger Arbeiter-Kinder erhielten beim gleichen Notendurchschnitt von 2.0 eine Gymnasialempfehlung.

Priming: (Vor-)Bahnung, Vorbereitung, Zündung, (lat. primus der Erste), (KOG) Situation 1: Alkoholiker lehnt an der Hauswand und säuft Situation 2: Blah, Blah, Blah Situation 3: Der hat wohl schon ziemlich viel getrunken ODER Situation 1: Mhm, dieser Roman über Psychiatriepatienten ist wirklich fesselnd Situation 2: Blah, Blah, Blah. Situation 3: oh, der ist bestimmt psychisch Krank und braucht Hilfe. ð Entweder habe ich kurzfristig was erlebt und dies prägt uns. ð Aber auch kann ich etwas langfristig erlebt haben, was uns auch prägt. ð Vorerfahrungen können fest – lang oder kurz – sein. Dadurch interpretieren wir verschiedene Situationen.

9. Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler: Pygmalion-Effekt Erwartung: dieser Mensch ist ein Snopp. Verhalten der Erwartung entsprechend: Den grüße ich nicht, das ist ja sowieso ein Snopp. Zielperson denkt sich: der grüßt ja nicht mal, mach ich auch nicht (Zielperson ändert das Verhalten) Verhalten wird so bestätigt, wie die Erwartung war. Person fühlt sich bestätigt bzgl. Zielperson/Snopp. Person weiß aber nicht, dass dies nur deshalb so war, weil die Person sich so verhalten hat. Zyklus: Lehrererwartung – Lehrerhandlung – Schülerselbstwahrnehmung – Schülerverhalten ð Verhaltensweisen, die mit dem Lehrer gekoppelt sind, können die Schülerinnen und Schüler besser oder schlechter werden. Warum Pygmalion-Effekt? Antiker Künstler ist von Frauen enttäuscht worden. Er hat sich eine Figur nach seinen Erwartungen gebaut. Diese Figur ist zum Leben erwacht.

Rosenthal-Effekt Experiment: - 60 Albino-Ratten, dieser hat er zu je zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. - 6 Versuchsleitern (Studenten), auf 5 Ratten verteilt. - Drei Studenten wurde gesagt, dass es sehr, sehr, kluge Ratten waren. - Drei Studenten wurde gesagt, dass es dumme, idiotische Ratten waren. Es sind tatsächlich die Ratten schneller durch das Labyrinth gekommen, als die anderen Ratten. Dies deshalb, weil mit den klügeren Ratten anders umgegangen wurde, als mit den dummen Ratten. Rosenthal hat also herausgefunden, dass die Leistung vom jeweiligen Verhalten mit den Probanden abhängig ist.

10.12.2018

Im Hinblick auf die Schule • Lehrer werden gesagt, dass bestimmte SuS leistungsstark sind. Diese werden dann von dem Lehrer gefördert und unterstützt. Durch diese Maßnahmen und das entsprechende Klima, welches sind entwickelt hat, hat sich der Leistungsstand wirklich verbessert. • Lehrer werden gesagt, dass bestimmte SuS nicht so leistungsstark sind. SuS werden entsprechend nicht gefördert, weil LuL davon ausgehen, dass diese ohnehin blöd sind. Ø Erstklässler haben noch nicht so ein gefestigtes Selbstkonzept. Kinder bauen Erwartungen des Lehrers noch eher in das Selbstkonzept ein als andere Kinder, z. B. Kinder mit 13 Jahren. Ø Einstellung/Erwartung des Lehrers wirkt sich in jungen Jahren eher aus als bei Kinder mit 13 Jahren....


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