Vorlesungsmitschrift 11 - Sprache und Wandel PDF

Title Vorlesungsmitschrift 11 - Sprache und Wandel
Course Einführung in das Studiengebiet Sprache
Institution Justus-Liebig-Universität Gießen
Pages 3
File Size 131.3 KB
File Type PDF
Total Downloads 14
Total Views 129

Summary

Was ist Sprachwandel?, Warum Sprachwandel?, Ebenen des Sprachwandels, Sprachwandel
auf der Ebene der Lexik, Periodisierung des Deutschen, Indoeuropäische Sprachen, Zweite Lautverschiebung, Sprachklassifikation,...


Description

VL XI Was ist Sprachwandel? Am Anfang steht eine Innovation. Ein Sprachwandel ist erst dann erfolgt, wenn eine Übernahme in den Sprachgebrauch erfolgt ist. Ebenen des Sprachwandels Nach Rudi Keller:

- natürlich = Von der Natur geschaffen (Flüsse, Berge, Pflanzen) - künstlich = vom Menschen geschaffen (Stühle, Häuser, Gendern in Schrift und Sprache usw.) - dritter Art = zwar vom Menschen geschaffen aber nicht von ihm intendiert (Trampelpfad, Stau usw.) Wird auch „unsichtbare Hand" genannt. Nach Peter Koch: „geil"

- Mittelhochdeutsch: kraftvoll, üppig, lustig - Frühneudeutsch: geschlechtlich erregt, brünstig - Neuhochdeutsch, (sehr) gut - Varietätenwanderung im Sinne von Dynamik (Standardsprache Jugendsprache Werbesprache)

- Das Wort „geil“ ist aus der Jugendsprache in die anderen Sprachen übergewandert Zwiebelmodell

- Bereiche der Sprache die dem Wandel unterliegen - von außen nach innen nimmt die Stabilität des Wandels ab -> Pragmatik und Lexik am anfälligsten für den Wandel

- Pragmatik - Lexik -> Sprachwandel den man sehr schnell wahrnimmt (neue Kommunikationsformen durch Medien)

VL XI

- Phonetik/Morphologie/Syntax -> Entwicklungen die über Jahrhunderte gehen - Außenbereich des Zwiebelmodells -> alles was auf den Sprachwandel einwirkt -> passen den Sprachgebrauch den Bedürfnissen an Sprachwandel - Lexis

- Gutes Beispiel für das Gesichtspunk-Gegenstands-Theorem (=Der Gesichtspunkt erschafft den Gegenstand (perspektivabhängig)), weil Althochdeutsch: Wip Mittelhochdeutsch: Wip Neuhochdeutsch: Frau

- Beispiel für ein konkretes Wandelphänomen - Das Deutsche ist aus dem Westgermanischen entstanden und ist Teil der Indoeuropäischen Sprache

- bei der zweiten Lautverschiebung hat sich das Deutsche herausgebildet - im unterdeutschen Großraum hat sich kein Lautverschiebung vollzogen

Sprachtypologie 2: Klassifikation

- Synthetisch - agglutinierend -> ein einzelnes Affix drückt eine Bedeutungseinheit (z.B. Person, Zeit, Kasus) aus. Beispiel: Ungarisch

- fusionierend -> ein einzelnes Affix drückt den Wert mehrerer grammatischer Bestimmungen aus. Beispiel: Lateinisch

- Analytisch - die Wörter existieren größtenteils ohne Affixe. Beispiel: Englisch

VL XI

- grammatikalische Beziehungen werden syntaktisch durch Wortstellung angezeigt - ->Es ist nicht immer möglich, eine Einzelsprache genau einem Sprachtyp zuzuordnen. Einzelsprachen können verschiedene sprachtypologische Eigenschaften aufweisen. Das Deutsche enthält vor allem Elemente des fusionierenden und analytischen Sprachbaus. Beispiele Analytisierung

- Grammatikalisierung (= eine bestimmte Kategorisierung annimmt) des bestimmten Artikels - Endungen der Wörter werden weniger -> Weniger flexion - Aufbau analytischer Strukturen - Abbau synthetischer Strukturen Sprachverfall

- Seit mehr als zweitausend Jahren ist die Klage über den Verfall der jeweiligen Sprachen literarisch dokumentiert, aber es hat bislang noch nie jemand ein Beispiel einer „verfallenen Sprache“ benennen können.

- Sprachkritik ist – und auch das sollte zu denken geben – stets Fremdkritik, Kritik am Sprachgebrauch der anderen. Die Klage: „Was schreibe ich doch für ein verwahrlostes Deutsch im Vergleich zu meinen Großeltern“, diese Form der Selbstkritik ist äußerst rar.

- Vom Verfall bedroht ist offenbar immer die jeweils zeitgenössische Version der jeweiligen Sprache. Kein britischer Prinz würde beispielsweise heute darüber klagen, dass das wundervolle Angelsächsich zu dem völlig gallifizierten Neuenglisch verkommen ist.

Sprachwandel und Norm Der Fehler von heute ist die Norm von morgen...


Similar Free PDFs