2 - Stumpfe Gewalt PDF

Title 2 - Stumpfe Gewalt
Course Rechtsmedizin für Juristen, Biologen und Biomediziner
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Stumpfe Gewalt Forensische Traumatologie        

Stumpfe Gewalt Halbscharfe Gewalt Scharfe Gewalt Schusswaffen Abnorme thermische Einwirkung Einwirkung von Elektrizität Ersticken Vergiftung

Definition der stumpfen Gewalt Einwirkung stumpfer bzw. stumpfkantiger Flächen, die den Körper mit Druck bzw. Wucht treffen oder auf die der sich bewegende Körper auftrifft. Stumpfe Gewalt ist die häufigste Verletzungsart überhaupt!

Haut und Weichteile Hautrötung  



Weitstellung der Gefäße in der Haut (vermehrte Durchblutung) Meist nur beim Lebenden zu beobachten o Sichtbar in der Regel bis zu 24 Stunden o In seltenen Fällen bis zu 3 Tage nach Traumatisierung z.B. Fingerabdrücke nach Ohrfeige (Negativabdrücke der Finger)

Blutungen der Hautdecke Blutung in der Haut       



Zerreißen von Hautgefäßen, Intravaskuläre Drucksteigerung, Zug-/Scherkräfte Direkte Blutung: Musterabdruck Indirekte Blutung: Stauungsblutungen meist punktförmig, scharf begrenzt, von hellroter Farbe lokale, in der Regel starke Gewalteinwirkung häufig musterförmig Negativprofilabdruck des Werkzeugs o Einpressen der Haut in Profilvertiefung o Verschiebung des Blutes in die dem Druck nicht ausgesetzten Partien der Haut o Gefäßrupturen in der Lederhaut Beispiele o Abdruckmarken der Bekleidung nach Sturz aus der Höhe oder Verkehrsunfällen o Reifenabdruckspur beim Überrollen o Abdruck von Schuhsohlen („Hooliganism“) o Punktförmige Blutungen bei Einklemmung/ Verschüttung

Blutung unter die Haut • „Hämatom, Hautunterblutung, Unterhautblutung, Suffusion, Sugillation“ • blauviolette bis rotbraune Färbung • Direkte Blutung o Zerreißen von Gefäßen im Unterhautfettgewebe, Quetschung der Fettläppchen, Kombination mit Hautblutung o Folge einer lokalen Gewalteinwirkung o Ruptur venöser Gefäße • Indirekte Blutung: o Umverteilung von Blutungen aus benachbarten Geweberegionen o Folge einer entfernt gelegenen Gewalteinwirkung o Ausbreitung der Blutung zwischen Gewebsschichten (Hämatom wandert aufgrund der Schwerkraft) • Hämatomabbau o Farbänderung abhängig von ursprünglicher Hautfarbe, Dicke der Haut, Intensität, Größe und Lokalisation der Blutung, Alter o gelber Farbsaum um die Blutung: mindestens 1 Tag alt o je schärfer die Ränder, umso frischer das Hämatom, je stärker ausgebreitet/verlagert, umso älter

Schürfung • • • • •

Gewalteinwirkung tangential zur Körperoberfläche Tapetenförmiges Abschieben der Oberhaut in Richtung der Gewalteinwirkung rotbraune bis honiggelbe, lederartige Vertrocknung der freiliegenden Lederhaut randständig anhängende Oberhautschüppchen Übertragung der Oberhautschüppchen auf Werkzeug (kann später auf Gegenstand hin analysiert werden)

Hautvertrocknung •

• •



Honiggelbe bis rotbraune Farbe o honiggelb bei blutarmen Hautarealen o rotbraun bei blutreichen Hautarealen feste, lederartige Konsistenz Folge der Austrocknung der Lederhaut bei o Oberhautverlust o Kompression der Oberhaut kein vitales Zeichen (findet sowohl bei Lebenden als auch bei Toten statt)

Risswunde • • • • •

Kontinuitätstrennung der Haut infolge Einwirkung von Zugkräften Körper kann Druckkräfte besser aushalten als Zugkräfte  Risswunden schon bei leichter Gewalteinwirkung Dehnungsrisse betreffen meist nur die Oberhaut Scharfrandige Hautdurchtrennung Lokalisation abseits des Ortes der primären Gewalteinwirkung

Quetschwunde • Kontinuitätstrennung der Haut infolge Einwirkung von Druckkräften • meist an Orten, wo sich Knochen unter der Haut befinden • unregelmäßige Wundränder • Schürfungssaum • Gewebsbrücken in der Wundtiefe • Lokalisation am Ort der primären Gewalteinwirkung

Rissquetschwunde • „Platzwunde“ • Kombination aus Quetschwunde und Risswunde • Quetschungsanteil mit Schürfsaum, zusätzlich Riss ohne Schürfränder • Kontinuitätstrennung der Haut infolge lokaler Einwirkung von Druckkräften mit randständigen Rissen (Entlastungsrisse) • Lokalisation am Ort der primären Gewalteinwirkung (häufig am Kopf) • Rissquetschwunde Kopfschwarte: o mehrstrahlige Hautdurchtrennungen bei flächenhaftem Auftreffen des Werkzeugs o annähernd lineare Hautdurchtrennungen bei Einwirkung von kantigen Strukturen o Schürfungssaum kann Hinweis auf Werkzeug geben o gleiches Werkzeug kann je nach Auftreffwinkel verschieden geformte Verletzungen hervorrufen • Hutkrempenregel o Hutkrempenlinie = bandartiger Bezirk am Kopf oberhalb des größten Kopfumfanges o Verletzungen oberhalb der Hutkrempenlinie sprechen eher für Schläge o Verletzungen innerhalb oder unterhalb der Hutkrempenlinie sprechen eher für Stürze o CAVE: Viele Ausnahmen!

Schädel-Hirn-Trauma •

Verletzungen von o Kopfschwarte o Schädeldach o Schädelbasis o Gehirn (selten direkt betroffen, aber wenig Spielraum bei Schwellungen) o Blutgefäße

Schädelfrakturen • Biegungsbruch o lokale Verformung des Schädels o Formen  Globusbruch  Lochbruch  Terassenbruch • Berstungsbruch o generalisierte Verformung des Schädels o Schädelbasisfrakturen o Sonderform: Ringfraktur um großes Hinterhauptsloch • Puppe’sche Regel: o Unterscheidung der Reihenfolge von Brüchen am Kopf o neu entstandene Brüche haben Bruchlinien, die in vorher bestehenden Bruchlinien enden o 123 o gilt nur bei Schlägen, nicht bei Schüssen

Blutungen im Schädelinneren •





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Epidurale Blutung o Kalottenfraktur o A. meningea media (liegt an den Schläfen  Schläge dorthin sind besonders gefährlich) Subdurale Blutung o Brückenvenen (ziehen von der Oberfläche in die harte Hirnhaut) o Hirnrindengefäße Subarachnoidale Blutung o A. basilaris, Circulus arteriosus Willisii o vor allem bei Verletzungen an der Basis/Seite o kleine Rindengefäße Intrazerebrale Blutung Blutungen führen häufig zu Hirndruckverschiebungen  Gehirn drückt sich selbst ab

Verletzungen des Gehirns •

Translationstrauma: geradlinig fortgeleitete Gewalteinwirkung o Coup: Druckbedingte Schädigung des Gehirns an der Stoßseite o Contre-Coup: Sogbedingte Schädigung des Gehirns an Gegenstoßseite  Hirnbasis: Frontallappen, Schläfenlappen  Fortsetzung der Gewalt durch den Schädel hindurch  führt zu indirekte Blutungen, z.B. „Brillenhämatom“ bei Gewalteinwirkung auf Hinterkopf • Rotationstrauma: Drehbewegung o Überwiegen von Scherkräften o Abriss von Brückenvenen o Schädigung oberflächlicher Gefäße o diffuse axonale Schädigung • Schweregrade o Commotio cerebri: Hirnerschütterung  nur funktional, keine Blutung o Contusio cerebri: Prellung  Blutung o Compressio cerebri: Zerstörung  Blutung + Substanzveränderung

Rumpf Innere Verletzungen •

Prellung, Quetschung o Einwirkung von Druckkräften o Parenchymatöse Organe (Gehirn, Herz, Lunge, Leber, Milz, Niere) o Unterhautfettgewebe o Muskulatur • Zerrung, Zerreißung o Einwirkung von Zugkräften: Bänder, Muskulatur o Dezelerationstraumata: Gefäße (v.a. Aorta thoracica)  Unterhalb des Abgangs der linken Unterschlüsselbeinschlagader  Quere Einrisse, Zerreißung des Aortenbogens  Hochgeschwindigkeitstrauma, z.B. Verkehrsunfall (Motorrad, PKW-Insassen)  Sturz aus der Höhe • Anspießung o sekundäre Verletzung, meist bei Druckeinwirkung auf den Körper mit Frakturen o z.B. Lungenverletzung bei Rippenbrüchen

Extremitäten Innere Verletzungen •

Ablederung (Décollement) o Abscherung des Unterhautfettgewebes von der Muskelhaut o



Fraktur

Todesursachen bei stumpfer Gewalt • • • • •

Verblutungsschock Zentrales Regulationsversagen Atemversagen Herzversagen Lungenfettembolie

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