Nachbereitung 1 Soziologie - symbolische Gewalt PDF

Title Nachbereitung 1 Soziologie - symbolische Gewalt
Course Statistik II
Institution Universität Hildesheim
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Einführung in die Soziologie WiSe 18/19
Nachbereitung zum Thema: Erster theoretischer Ausgangspunkt - Gesellschaft als symbolische Praxis...


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Nachbereitung Soziologie zur Vorlesung vom 29.10.18: Erster theoretischer Ausgangspunkt - Gesellschaft als symbolische Praxis In der zweiten Vorlesung wurde die symbolische Gewalt von Pierre Bourdieu angesprochen. In meiner Nachbereitung möchte ich mich zunächst mit verschiedenen Formen von Gewalt und der Definition zur symbolischen Gewalt von Pierre Bourdieu befassen. Abschließend möchte ich diese kurz miteinander vergleichen.

Zuerst einmal fällt es schwer den Begriff Gewalt zu definieren, da Gewalt sich in unterschiedlichen Formen äußert. „Gewalt meint jede Verletzung der körperlichen Integrität einer Person durch andere. [Sie] bezieht über körperliche Gewalthandlungen hinaus auch Formen psychischer Gewalt mit ein, insoweit diese von physischer Gewalt begleitet sind oder auf deren Androhung beruhen“ (Hölzl 2014). Auch wenn so ein Gewaltbegriff dominiert und am bekanntesten ist, wurde er noch erweitert und zudem zählen auch psychische, strukturelle und symbolische Gewalt mit dazu (vgl. Ziegler et. al. 2010: 164). Gewalt ist eine Grundlage von Macht- und Herrschaftsausübung durch Zwangsmittel (vgl. Scherr 2016: 192). In soziologischen Theorien wird davon ausgegangen, „dass alle sozialen Beziehungen, also auch pädagogische Beziehungen, immer auch einen Machtaspekt beinhalten“ (Scherr 2016: 192). Ein Beispiel hierfür sind Eltern, die ihren Kindern Regeln verordnen und diese auch durchsetzten, ohne dass die Kinder vorher diesen Regeln zugestimmt haben. Gewalt ist eine

Teilmenge von

Aggressionen, die durch Gesellschaft und Staat festgelegt wird und je nach Zusammenhang bestraft, gefordert, geduldet, geächtet oder gewünscht wird (vgl. Wahl K. & Wahl M. 2013: 17). Birgit Enzmann beschreibt in wie weit der Gewaltbegriff umfasst, auf welche Weise Menschen in unserer Gesellschaft verletzt, geschädigt und unterdrückt werden (2013: 44). Im Folgenden werde ich physische, strukturelle und politische Gewalt jeweils definieren und sie anschließend mit der Theorie der symbolischen Gewalt von Pierre Bourdieu vergleichen.

Physische Gewalt, also die körperliche Gewalt, umfasst alle Formen von Misshandlungen. Hierbei wird von Einzelnen ForscherInnen auch noch zwischen leichten und schweren Formen von Misshandlungen unterschieden. Zu den leichteren Formen der Misshandlung zählen Ohrfeigen, ein Stoßen oder Schütteln, aber auch ein Klaps auf den Po. Diese leichten Formen der physischen Gewalt werden von der Gesellschaft akzeptiert. Zu den schwereren körperlichen 1

Misshandlungen, die oftmals einer medizinischen Behandlung bedürfen und von der Gesellschaft kaum akzeptiert werden, zählen beispielsweise Brüche, Verbrennungen, Schnitte oder Stiche. Physische Gewalt kann jedoch auch psychische Gewalt zur Folge haben. Von psychischer Gewalt spricht man, wenn die physische Gewalt nicht direkt am Opfer ausgeübt wird, sondern beispielsweise eine Sache zerstört wird, die für das Opfer einen besondern Wert hat (vgl. gewaltinfo.at). Als nächstes kommen wir zu der strukturellen Gewalt,

diese ist eine Form der indirekten

Gewalt. Hierbei wird die Beeinflussung nicht von einem handelnden Individuum ausgeübt, sondern ist im gesellschaftlichen System eingebaut. Gemeint ist hiermit, dass durch die sozialen Verhältnisse in der Gesellschaft, sich ungleiche Macht- und Eigentumsverhältnisse bilden und somit auch ungleiche Lebenschancen. Diese sind von den Betroffenen nicht gewollt und somit führen „gesellschaftliche Strukturen […] zu unfreiw illiger und erzw ungener Ungleichbehandlung“ (Reinhold 2000: 237) (vgl. Reinhold 2000 :236). Als nächstes folgt die politische Gewalt. Diese hat selbst dann noch eine große Spannweite, wenn man sich auf eine engere Definition des Gewaltbegriffes, wie zum Beispiel physische Gewalt, beschränkt (vgl. Enzmann 2013: 44). „Politische Gewalt sei […] verstanden als (1) die direkte physische Schädigung von Menschen durch Menschen, die (2) zu politischen Zwecken stattfindet, d. h. darauf abzielt, von oder für die Gesellschaft getroffene Entscheidungen zu verhindern oder zu erzwingen oder die auf die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens zielt und versucht bestehende Leitideen zu verteidigen oder durch neue zu ersetzen, die außerdem (3) im öffentlichen Raum, vor den Augen der Öffentlichkeit und an die Öffentlichkeit als Unterstützer, Publikum oder Schiedsrichter appellierend stattfindet“ (Enzmann 2013: 46). Beispiele für politische Gewalt wären der Terrorismus, extremistische Gewalt, bis hin zu gewaltsamen Formen des Protests (vgl. Enzmann: 2013: 45).

Kommen wir nun zur symbolischen Gewalt von Pierre Bourdieu, die er auch als symbolische Macht oder symbolische Herrschaft bezeichnet (vgl. Moebius & Wetterer 2011: 1). Bourdieu selbst beschreibt symbolische Gewalt als „[…] jede Macht, der es gelingt, Bedeutungen durchzusetzen und sie als legitim durchzusetzen, indem sie die Kräfteverhältnisse verschleiert, die ihrer Kraft zugrunde liegen […]“ (1973: 12). „Die symbolische Gewalt - […] - ist vor allem über Kultur, das heißt über die symbolischen Dimensionen des sozialen Lebens, die Sinnbezüge, die Weltansichten und selbstverständlichen Denkweisen vermittelt“ (Moebius & Wetterer 2011: 1f.). Symbolische Gewalt ist nicht bewusst und tritt auch nicht offen zutage. Sie verbreitet sich 2

vor allem in Institutionen wie dem öffentlichen Bildungswesen, den Medien und der Kirche und die Beherrschten tragen absurderweise zu ihrer eigenen Unterwerfung bei (vgl. Moebius & Wetterer 2011: 2). Sie wirkt in erster Linie durch Sprache, Kommunikationsbeziehungen sowie durch Denk- und Wahrnehmungsschemata und wird durch Gesten, Verhaltensweisen, Dinge und Rituale ausgeübt. Die Macht der symbolischen Gewalt wird legitimiert durch das Kaschieren und Naturalisieren von Machtverhältnissen (vgl. Moebius & Wetterer 2011: 4).

Sieht man sich nun die Unterschiede zwischen den genannten Gewalten und der symbolischen Gewalt an, wird deutlich, dass die physische und politische Gewalt beide körperlich sind. Politische Gewalt wird zudem auch vom staatlichen Gewaltmonopol ausgeübt. Strukturelle Gewalt hingegen äußert sich in Ungleichheiten in der Gesellschaft. Symbolische Gewalt wiederum ist nicht bewusst erkennbar und wird aus einer herrschenden Sicht ausgeübt. Ihre Macht wird jedoch als legitim angesehen und ist meist schon in der Lebensweise des Individuums fest eingebunden.

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Literaturverzeichnis Monographie: Bourdieu, P., Passeron, J.C., 1973: Grundlagen einer Theorie der symbolischen Gewalt. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Beiträge aus Sammelbänden: Enzmann, B., 2013: Politische Gewalt. Formen, Hintergründe, Überwindbarkeit. In: Enzmann, B. (Hrsg.), Handbuch politische Gewalt. Formen-Ursachen-Legitimation-Begrenzung. Wiesbaden: Springer VS. S. 44-62. Scherr, A., 2016: Macht, Herrschaft und Gewalt. In: Scherr, A. (Hrsg.), Soziologische Basics. Eine Einführung für pädagogische und soziale Berufe. Wiesbaden: Springer VS. S.191-197. Wahl, K., Wahl, M. R., 2013: Biotische, psychische und soziale Bedingungen für Aggression und Gewalt. In: Enzmann, B. (Hrsg.), Handbuch politische Gewalt. Formen-UrsachenLegitimation-Begrenzung. Wiesbaden: Springer VS. S.16-35. Zeitschriftenbeiträge: Moebius, S., Weiterer, A., 2011: Symbolische Gewalt. In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 36: 1-10. Ziegler, H., Bock, K., Böllert, K., Thole, W., 2010: Editorial. In: Soziale Passagen 2: 163-167. Internetquellen: Hölzl, J., 2014: Gewalt ist kein Konflikt. [online], verfügbar über: https://www.gewaltinfo.at/ themen/2014_01/konfliktkompetenz-gewalt.php [22.02.2019] https://www.gewaltinfo.at/fachwissen/formen/physisch.php [22.02.2019] Lexika: Reinhold, G. (Hrsg.) : Gewalt. In: Soziologie-Lexikon. München, Wien. 2000, S. 232-237.

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