Soziologie - Soziales Handeln PDF

Title Soziologie - Soziales Handeln
Author Gustav Schnitzel
Course Grundfragen und Hauptbegriffe der Soziologie
Institution Ruhr-Universität Bochum
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Soziologie 1. Perspektive: Soziales Handeln (3. bis 5. Vorlesung) Individuum Gesellschaf 2.1. Handeln, Sinn, 2.2. Werte, Normen, Rolle, Präferenzen, rationale Wahl Sozialisation

Verflechtung 2.3. (Symbolische) Interaktion, Kommunikation

2.1. Soziales Handeln (Weber) Handeln -

Mit subjektivem Sinn verbunden bewusst, reflexiv, selbstvergewissernd intentional, nicht nur reflexartig gegebene Situation transzendierend

Soziales Handeln -

subjektivem Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen „Sozial“ nicht normativ gemeint Auch: Nicht-Handeln (Dulden, Unterlassen)

Aufgabe der Soziologie: Soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären.

2.1. Vier Idealtypen sozialen Handelns (Weber) 1. Zweckrational a. Bewusst / mit Vorplanung der eigenen Handlung unter Berücksichtigung (des Verhaltens) der Umwelt & anderen Menschen / abgewogen & auf Erfolg bedacht 2. Wertrational a. Bewusst / aufgrund des Eigenwerts des Ziels (wegen ästhetischen, ethischen, religiösen, etc. Überzeugungen) / unabhängig vom Erfolg 3. Affektuell/Emotional a. Durch aktuelle Affekte & Gefühlslagen 4. Traditional a. Durch eingelebte Gewohnheiten

2.1. Handlungstheorie (Weber)

Situation -> Akteur: frame selection (Handlungsrahmen: Situation einem ‚frame‘ zuordnen) Akteur -> soziales Handeln: script selection (Handlungsprogramm: mögliches Handeln einem ‚script‘ zuordnen)

Was ist mit internen Effekten?

Kritik -

Der Fluss des menschlichen Weiter(er)lebens wird zerlegt in einzelne isolierte Handlungsakte Handlungsakte werden häufig nach dem Grad ihrer Rationalität bzw. subjektiven und/oder objektiven ‚Logik‘ als Bezugspunkt typisiert Häufig wird implizit oder explizit rationales Handeln als Entscheidungshandeln (rational-choice-Modell) als (zu enges) Referenzmodell unterstellt Häufig verbunden mit dem methodologischen Individualismus (‚soziale Tatsachen‘ durch individuelle Akteure erklären, Gesellschaf als Aggregation individueller Akteure)

Gegenmodelle/-argumente -

Unterschied zwischen Handeln als Prozess und Handeln als Ergebnis wird deutlich Talcott Parsons‘ Handlungseinheit: Akteur, Ziel, Situation, Normen Soziales Handeln findet in der Dynamik/Interaktion mit Anderen stat Soziales Handeln ist nur eine Teilmenge der sozialen Praxis

2.1. Zusammenfassung -

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Soziales Handeln als dem subjektiven Sinn nach auf andere Handelnde bezogenes in seinem Ablauf orientiertes Verhalten Vier Typen sozialen Handelns: zweck-, wertrational, affektuell, traditional Rational-Choice-Modell: unterstellt stabile Präferenzen, bewusste Situationsdeutungen & Abschätzungen von Aufwand / Nutzen sowie die Eintrittswahrscheinlichkeit für die einzelnen Handlungsoptionen Menschliches Verhalten: instinktarm, umweltoffen Handeln: mit subjektivem Sinn verbundenes Tun Soziales Handeln: dem subjektiven Sinn nach auf Andere bezogenes Tun

2.2. Soziales Handeln in sozialen Systemen -

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Woher kommt der „subjektiv gemeinte Sinn“ des Handelns, der nach Weber dieses auszeichnet? Woher kommen die individuellen Präferenzen, die im Modell rationaler Wahlentscheidungen unterstellt werden? o Antwort: „von der Gesellschaft aus argumentierend“: die über Sozialisation vermittelten Werte & Norme dienen beim sozialen Handeln als Richtschnur Menschliche Natur weist keine große Plastizität auf & wird von keinen spezifischen „Motiven“ oder Verhaltenstendenzen ausgezeichnet Langer Prozess der Konditionierung o Konkrete Persönlichkeitsstruktur des Erwachsenen Grundlegende Tendenz besteht darin, relativ integrierte Persönlichkeiten auszubilden, die intern als System als auch mit den Erfordernissen & Mustern des umfassenden sozialen Systems integriert sind Kognitive Orientierung Gemeinsame normative Muster mit den Akteueren im sozialen System Andere Akteure werden Erwartungen bilden, wie sich das Individuum in jeweiligen Situationen zu verhalten hat

2.2. Normen und Werte (H.P. Bahrdt) Normen -

Erlernte sanktionsgefestigte Handlungen, die sich in Handlungserwartungen & Handlungsregelmäßigkeiten niederschlagen Gesellschaflich programmierte innere Handlungstriebe Es existieren allgemeine & spezifische Rollennormen Typen 1. Gültigkeit nach sozialer Zugehörigkeit (Gesellschaf, Klasse, Alter, Geschlecht) 2. Formalisierungs-/Verflechtungsgrad (Routinealltag, Katastrophe) 3. Verbindlichkeitsnorm (Kann-, Soll-, Muss-Normen) 4. Durchsetzungsgrad/Wirksamkeit (Quasi-Zwang,Pseudonorm, Ex-Norm) 5. Sanktionsmechanismus (Nichtbeachtung, Erzwingung)

Werte -

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Implizite/explizite Konzeptionen & Vorstellungen von etwas Wünschenswertem, welche die Bestimmungen & Präferenzen von Zielen, Formen & Mitteln des Handelns beeinflussen/strukturieren Normen stehen über Werte

2.2. Soziale Rolle (H.P. Bahrdt) -

Soziale Rolle: ein aus speziellen Normen bestehendes Bündel an Verhaltenserwartungen, die von einer (oder mehreren) Bezugsgruppe(n) an Inhaber bestimmter sozialer Positionen herangetragen werden 1. Bestimmte Verhaltenserwartungen an den Inhaber sozialer Positionen

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Soziale Position: dauerhafe von einzelnen ablösbare Schnittpunkte sozialer Beziehungen im gesellschaflichen Beziehungeflecht 1. Platz eines Individuums im sozialen Bezugssystem

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Pluralität von Positionen & Rollen jedes Menschen und der entsprechenden Rollennormen kann zu Konflikten führen 1. Inter-Rollenkonflikt: zwischen verschiedenen Rollen 2. Intra-Rollenkonflikt: innerhalb einer Rolle

- Allgemeine Normen: nicht an spezifische Rollen gebunden - Position: dauerhafer „Objektiver“ und von den Einzelnen unabhängiger Knotenpunkt in sozialen Verhältnissen - Rolle: dauerhafes, unabhängig vom Einzelnen wirksames Bündel von Verhaltenserwartungen

2.2. Sozialisation (als lernvererbte Kultur) -

Kultur: „sozial vererbte“ kollektive Praxis, Symbole, Artefakte o strukturieren Handeln & Orientierungen in soz. Gruppen

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Sozialisation: Internalisierungsprozess gesellschaflich relevanter kultureller Orientierungs-, Wahrnehmungs- & Handlungsmuster (Rollen, Werte, Wissen, etc.)

2.2. Strukturfunktionalismus (T. Parsons) -

Zentraler Begriff ist die soziale Rolle

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2 Arten von Status & Rolle 1. Zugeschriebener Status (Geschlecht, Alter) 2. Erworbener Status (Beruf, Mitgliedschaf)

Pattern Variables - Der Mensch muss jeder Situation ihren Sinn/Rahmen geben (framing): 1. Beschaffenheit der Situation 2. Gefühle, Interessen, Bedürfnisse der eigenen Person 3. Bewertung der Situation & darauf aufgebaute Handlungsgestaltung

Kritik -

Normen sind in Gesellschafsstrukturen nicht unbedingt gegeben Rollenträger werden als Normenausführer dargestellt Rollenkonzept zu statisch

2.2. Zusammenfassung -

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Soziales Handeln: kann sinnvoll ausgehend von seinen gesellschaflichen/systemischen Vorraussetzungen, Dynamiken & Funktionen her thematisiert werden Normen: als sozial erlernte, sanktionsgefestigte Handlungsregeln und Handlungserwartungen Werte: als implizite / explizite Konzeptionen & Vorstellungen von Wünschenswertem Rolle: als Bündel von Verhaltenserwartungen an Inhaber sozialer Positionen Kultur: als sozial vererbte, kollektive Praxis, Symbole & Artefakte Sozialisation: als Internalisierungsprozess gesellschaflich relevanter kultureller Orientierungs-, Wahrnehmungs- & Handlungsmuster (Werte, Rollen, etc.)

2.3. Soziale Interaktion & Kommunikation Grundfrage: Wie kommen Menschen zur Zuschreibung sozialen Sinns und generell zu Bedeutungszuschreibungen in ihrer Sozialwelt?  Subjektiver Sinn in Handlungsprozessen wird weder einfach von den involvierten Akteueren aus sich selbst heraus produziert noch einfach aus den gesellschaflichen Systemvorgaben der Werte, Normen und Rollenbezüge direkt abgeleitet. Er wird im Handeln selbst durch Interaktion & Kommunikation sowie Bezugnahme auf Bedeutungszusammenhänge größerer Verflechtungen erzeugt. „Wenn Menschen eine Situation als real definieren, so ist sie real in ihren sozialen Folgewirkungen“ – William Thomas

Soziale Interaktion -

Situation sozialen Handelns zwischen mind. 2 Akteuren Aufeinander bezogenes & sich wechselseitig beeinflussendes Handeln von Individuen oder Gruppen 1. Individuum: Handeln im individualistischen Paradigma 2. Gesellschaft: Handeln im normativen/Gesellschafsparadigma 3. Verflechtung: Handeln im interaktionistischen Paradigma

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Jede Interaktion impliziert 1. Vergegenwärtigung der Situationswahrnehmung des Anderen 2. Annahmen über die Interpretation der eigenen Selbstwahrnehmung durch den Anderen 3. Kommunikation über die Handlungssituation

Kommunikation -

Kann erfolgen durch 1. Zeichen Auslöser einfacher Sinnesreize; bedürfen der Interpretation (z.B. Schilder) 2. Gesten durch Verhalten zum Ausdruck gebrachte „Botschafen“, situationsabhängig 3. Symbole Zeichen für Sinneszusammenhänge; Stellvertreter für Interpretationsweisen/Handlungsabsichten (z.B. Sprache) 4. Signifikante Symbole lösen bei unterschiedlichen Handelnden gleiche Bedeutungsvorstellungen aus

2.3. Symbolischer Interaktionismus (G.H. Mead) -

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Zwei Schritte zur Erlernung 1. Play: Nachahmungsspiel des „signifikanten Anderen“ (Wie sehen mich die Anderen?) -> Kind 2. Game: Reflexives Rollenspiel des “allgemeinen Anderen“ (Wie sehen mich die Anderen?) -> Erwachsener (wechselseitige Rollenerfahrungen) Gestaltbarkeit von Rollen durch “role-taking“ & “role-making“ Rollenübernahme ist ein aktiver & dynamischer Prozess, der individuelle Interpretations- & Verständigungsleistung erfordert (-> signifikanter & generalisierter Anderer)

Identitätswahrung durch Rollendistanz (vs. Rollenidentifikation) Symbolischer Interaktionsimus beruht auf 3 Prämissen (Herbert Blumer) 1. Menschen handeln gegenüber Dingen auf Grundlage der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben 2. Bedeutungen solcher Dinge sind aus der sozialen Interaktion abgeleitet 3. Diese Bedeutungen wurden in einem interpretativen Prozess, den die Person in ihrer Auseinadersetzung mit den ihr begegneten Dingen benutzt, gehandhabt und abgeändert

2.3. Kommunikatives Handeln (J. Habermas) -

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Verständigung ist ein kooperativer, interaktiver & wechselseitiger Deutungsprozess Weltbezüge kommunikativer Akte zwischen 1. Lebenswelt: Kultur, Sprache 2. Subjektive Welt/Innenwelt 3. Objektive Welt 4. Soziale Welt Zwischen allen Welten können Bezüge hergestellt werden (s. Grafik)

2.3. Zusammenfassung -

Symbolischer Interaktionismus: Menschen handeln auf Grundlage der Bedeutungen, die „Dinge“ für sie haben, wobei Bedeutungen in Interaktion interpretativ gewonnen werden

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Alltägliche Lebenswelt: nach A. Schütz ist jener Wirklichkeitsbereich, den der wache & normale Erwachsene als schlicht gegeben / bis auf Weiteres unproblematisch vorfindet

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Im kommunikativen Handeln in der Lebenswelt werden die objektive Welt, die soziale Welt und die subjektiven Welten der Beteiligten aufeinander bezogen

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Soziale Praxis erweitert das Konzept sozialen Handelns: als Fluss von Tun & Sprechen zwischen „objektivierter und inkorporierter Sozialität“...


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