VL Mitschrift B2 Soziologie PDF

Title VL Mitschrift B2 Soziologie
Author Eric Liefke
Course Einführung in Sport und Gesellschaft / Sport in unterschiedlichen sozialen Kontexten verstehen und analysieren
Institution Humboldt-Universität zu Berlin
Pages 12
File Size 663 KB
File Type PDF
Total Downloads 517
Total Views 809

Summary

VL Mitschriften B2 Sport und Gesellschaft VL 1 Was ist Soziologie? die fortlaufende wechselseitige Konstitution von sozialem Handeln und sozialen Strukturen Soziales Handeln? Handeln, mit dem ein Akteur einen subjektiven Sinn verbindet und Auswirkungen auf andere Akteure hat Soziale Strukturen Wirku...


Description

VL Mitschriften B2 Sport und Gesellschaft

VL 1

Was ist Soziologie? - die fortlaufende wechselseitige Konstitution von sozialem Handeln und sozialen Strukturen Soziales Handeln? - Handeln, mit dem ein Akteur einen subjektiven Sinn verbindet und Auswirkungen auf andere Akteure hat Soziale Strukturen - manifeste/dauerhafte Wirkungen sozialer Handlungen, z.B. Normen, Werte, kulturelle Vorstellungen, Gesetze, Vorschriften - Beeinflussung sozialer Handlungen Homo Oeconomicus: Das Handeln dieses Akteurs ist durch rationale Kalkulation und Verfolgung seines Nutzens gekennzeichnet. (begrenzte Rationalität, rationale Routinen, Rationalitätsfiktionen) Homo Sociologicus: Das Handeln dieses Akteurs ist durch ein primäres Streben nach Erwartungssicherheit gekennzeichnet, die ihm durch normative Handlungsorientierungen geliefert wird. (role taking, role making) Sozialstruktur: Gliederung der Gesamtgesellschaft in unterschiedliche Gruppen nach wichtigen sozial relevanten Merkmalen -Sozialstruktur ≠ soziale Struktur Normen: Grundbegriff für allgemeingültige Regeln des Handelns. Normen sind Verhaltensaufforderungen der jeweiligen sozialen Umwelt bzw. von Interaktionspartnern an die Inhaber von sozialen Rollen oder Positionen. – z.B. Handschlag nach dem Spiel beim Tennis, die Benutzung eines Handtuchs im Fitnessstudio Werte: Eine grundlegende, allgemeine Zielvorstellung und Orientierungsleitlinie für menschliches Handeln und soziales Zusammenleben innerhalb einer Subkultur, Kultur oder sogar im Rahmen der gesamten Menschheit. – z.B. Freundlichkeit, Fairness, Respekt gegenüber Älteren Rolle: „Die Summe der Erwartungen und Ansprüche von Handlungspartnern einer Gruppe … oder der Gesellschaft an das Verhalten des Inhabers einer sozialen Position“ – z.B. Lehrer, Trainer, etc. → auch Macht und Rollenkonflikte

Was ist Sport?

VL 2

Sport als nicht einheitlicher Begriff auf der Grundlage verschiedener Definitionen  z.B. DOSB betrachtet Schach als Sport → soziales Konstrukt Sportdefinition von Heinemann:  Wettkampf  sportartenspezifisches Regelwerk  körperliche Bewegung  Unproduktivität

x

Körperliche Bewegung

Leistungsprinzi p

Regelwerk

Unproduktivität

Traditioneller Gegeben Wettkampfsport

Gegeben

Gegeben

Gegeben

Professioneller Showsport

Gegeben

Gegeben

Gegeben

Nicht gegeben

Expressives Sportmodell

Gegeben

Bedingt gegeben Nicht gegeben

Gegeben

Funktionalistisch Gegeben es Sportmodell

Bedingt gegeben Nicht gegeben

Nicht gegeben

Traditionelle Spielkulturen

Bedingt gegeben Bedingt gegeben Gegeben

Gegeben

Sozialer Wandel im Sport

VL 3

Definition: -Veränderung einer sozialen Struktur über einen bestimmten Zeitraum Beispiele: -Veralterung der Gesellschaft, wachsende Partizipation der Frauen in d. Gesellschaft Konsequenzen für den Sport: -mehr Nachfrage von Sportangeboten für Frauen und Personen im mittleren bis späten Alter, breitere Nachfrage (Selbstverwirklichung) Quantitative und qualitative Veränderung des Sports x

Quantitativer Aspekt

Qualitativer Aspekt

Makroebene

Expansion der Sportkultur

Pluralisierung der Sportkultur

Mikroebene

Veralltäglichung von Sportengagements

Individualisierung von Sportengagements

Expansion: Zunahme des Sporttreibens durch größere Bevölkerungsgruppen Pluralisierung: a) Differenzierung der Sportformen: Um den Kern der traditionellen Sportarten des (im DOSB) institutionalisierten Sports hat sich ein variantenreicher Kranz anderer Sportformen angelagert, der ständig erweitert wird. b) Differenzierung der Sinngebung: Die traditionelle Sinn- und Wertskala des Sports (Leistung und Leistungsvergleich, Askese und Bedürfnisaufschub) wird erweitert und umgewertet, indem andere Sinnrichtungen und Werte an den Sport angekoppelt werden bzw. g egenüber früher an Bedeutung gewinnen. c) Differenzierung der sozialen Kontexte und Interaktionsformen: Differenzierung der Organisationsformen, insofern als Alternativen zum vereinsgebundenen, mitgliedschaftlichen Sporttreiben entstehen. Veralltäglichung: a) Sport wird in vielerlei Hinsicht in den Lebensalltag eingebunden. b) Die Grenzen werden fließend zwischen dem, was (noch) als Sport gilt, und dem, was nicht mehr dazu gerechnet wird. Individualisierung: Die Differenzierung der Sportkultur eröffnet schließlich neue Handlungsalternativen und Wahlmöglichkeiten für den Einzelnen.

Theorien des sozialen Wandels

VL 4

1. Zivilisierung: nach Norbert Elias Motor der Entwicklung: “... dass das Maß der Kontrolle über soziale Beziehungen und über sich selbst in der Entwicklung des Menschengeschlechts zugenommen habe und weiter zunehmen werde” • Zwänge :- Außenzwänge > Innenzwänge -soziale Strukturen bzw. verinnerlichte soziale Strukturen, die das soziale Handeln prägen • Zivilisation: -neutraler Begriff, Gesellschaft mit erhöhtem Maß an (Innen-) Zwängen • Figuration/ Prozess: -sich fortlaufend entwickelnde, bestimmte Form des Zusammenseins von Menschen in spezifischen Beziehungen und Strukturen, z.B. Sport Beispiel: Entwicklung des Fußballs in England 2. Differenzierung: Talcot Parsons, Niklas Luhmann, Uwe Schimank Motor der Entwicklung: fortschreitende Arbeitsteilung und Ausbildung von, auf bestimmte Funktionen spezialisierter, Teilsysteme (z.B. Bildungssystem, Wirtschaftssystem, politisches System, Sport) • Eigen-Sinn: Binärer Code, der die „Wertsphäre“ eines Systems gegenüber anderen a bgrenzt und an dem sich das Handeln und Kommunizieren in dem sozialen Teilsystem orientiert. • Inklusion: Rollen, über die Gesellschaftsmitglieder in das Teilsystem einbezogen werden. • Intersystem-Beziehungen: Funktionen, die ein System in der Gesellschaft hat und die ihm „Berechtigung“ bzw. Autonomiegewinne geben. • Integration: Bezug von Teilen zum Ganzen. z.B. in sozialer oder ökologischer Hinsicht Beispiel: Vereinbarkeit von Spitzensport und Hochschulstudium 3. Globalisierung: Motor der Entwicklung: „…the intensification of worldwide social relations which link distant localities in such a way that local happenings are shaped by events occuring many miles away and vice versa“ • „Globalisierung ist ein Prozess, der im Weltmaßstab abläuft, alle gesellschaftlichen Teilbereiche betrifft und lokale Ereignisse neu strukturiert und verknüpft“ Beispiel: Entstehung internationaler Sportverbände und -anlässe

Soziale Ungleichheit im Sport

VL 5

Definition: Phänomene, die bestimmte Menschen besser stellen als andere Bezug auf z.B.: Chancen, Macht und Einfluss zu haben, Anerkennung und Privilegien zu genießen, ein hohes Einkommen und Vermögen zu erzielen etc. Als soziale Ungleichheiten bezeichnet man… (1) wertvolle und begehrte, (2) nicht absolut gleich verteilte, (3) systematisch nicht gleich verteilte, vorteilhafte und nachteilige Lebensbedingungen von Menschen, die Ihnen aufgrund ihrer Positionen im jeweiligen gesellschaftlichen Beziehungsgefüge zukommen.

Sozialstrukturanalyse Definition: Zergliederung „der Gesellschaft“ in relevante Elemente und Teilbereiche und die folgende Untersuchung ihrer Wechselbeziehungen und Wirkungszusammenhänge Stand: bezeichnet Teile einer Gesellschaft, deren Angehörige hinsichtlich ihres Berufs, ihrer Rechte und Pflichten sowie ihrer gesamten Lebensumstände strengen sozialen Zwängen unterworfen sind, wobei das Geburtsprinzip wesentlich ist („Abstammungsgesellschaft“). Klasse: bezeichnet Teile einer Gesellschaft, deren Mitglieder durch bestimmte ökonomische Merkmale (Besitz oder Stellung zu den Produktionsmitteln) gekennzeichnet sind („gespaltene Gesellschaft“). Schicht: bezeichnet Teile einer Gesellschaft die anhand vertikaler Merkmale in höher oder tiefer stehend geordnet werden können (Vertikalität). Das „Rückgrat“ dieses Gefüges ist der Beruf und die mit ihm zusammenhängenden Merkmale Bildung, Einkommen und Prestige/ Macht.

Soziale Lage: Definition: • Soziale Lagen sind mehrdimensionale Erweiterungen der Schicht- und Klassenmodelle. • Neben klassischen vertikalen Merkmalen (Einkommen, Bildung, Prestige) werden so genannte horizontale oder neue Dimensionen sozialer Ungleichheit (z.B. Geschlecht, Wohnregion, Alter) in die Analyse mit einbezogen • Statusinkonsistenz: ungleich hoher Status in unterschiedlichen Dimensionen Soziale Milieus und Lebensstile: Definition:

• „Als Lebensstil bezeichnet man typische Regelmäßigkeiten in der Gestaltung des Alltags “ • „Hierbei versteht man unter Milieus „Gruppen Gleichgesinnter“, das heißt die in bestimmten Personengruppen typischerweise zusammentreffenden Werthaltungen, Einstellungen und Meinungen“

Theorien Sozialer Ungleichheit

VL 6

1. Individualisierung: nach Ulrich Beck a) Freisetzung: aus traditionellen Bindungen z.B. aus Ständen oder sozialen Klassen → mehr Mobilität und Wahlfreiheit b) Entzauberung: eigene Entscheidungsfreiheit und -pflicht durch fehlende Handlungsorientierungen → Unsicherheiten und Risiken möglich c) Reintegration: neue Wiedereinbindung durch Institutionen z.B. Arbeitsmarkt, Sozialstaat

2. Sozialer Raum, Lebensstil und Habitus: nach Pierre Bourdieu

• Ökonomisches Kapital (Eigentum und Vermögen) • Kulturelles Kapital: 1. inkorporiert: z.B. Wissen, Kompetenzen 2. institutionalisiert: z.B. Titel, Ränge, Zeugnisse, 3. objektiviert: z.B. Bilder, Bücher, Sportgeräte • Soziales Kapital (Kapitalsorten, über die durch man Bekannte, Freunde, Familie etc. verfügen kann.)

Habitus nach Bourdieus Verständnis: • Geschmack und persönliche Vorlieben sind nicht zufällig oder individuell, sondern geprägt durch die ungleiche Stellung eines Individuums im sozialen Raum. • Seinen – einmal erworbenen – Habitus kann man selbst dann nur schwer ablegen oder verändern, wenn man in der sozialen Struktur aufsteigt. • Da der Habitus von der sozialen Stellung abhängt, gibt es so etwas wie einen unbewussten, kollektiven Klassen oder Schichthabitus. • Distinktion: „Unterschiede setzendes Verhalten“ • kulturelles und soziales Kapital können als symbolisches Kapital dienen: • Die herrschende Klasse ist durch ihren Geschmack, der als legitim angesehen wird, als solche zu erkennen. • Mittlere Klassen versuchen legitimen Geschmack anzupassen, kulturelles/ soziales Kapital fehlt • Unteren Klassen fehlt sowohl ökonomisches als auch soziales und kulturelles Kapital um sich den legitimen Geschmack leisten zu können. Reaktion: „Das-ist-nichts-für-Uns“ Haltung

Organisationen im Sport

VL 7

1. Sektor: Staat Schulen, Universitäten Ministerien, Verwaltungen, Sportämter

Bundeswehr, Polizei Berliner Bäder-Betriebe

2. Sektor: Markt - Einzelunternehmer z.B. Personal Trainer - Personengesellschaften z.B. Fitnessstudio in privater Hand - Kapitalgesellschaften z.B. FC Bayern München AG, Fitness First GmbH, Adidas

3. Sektor: Private Sphäre - DOSB, FIFA, IOC - 1. FC Union Berlin e.V. - Katholische Kirche

Prinzipien des Verhältnisses von Sport und Staat in Deutschland Autonomie: eigenständige Organisation und Verwaltung eigener Rechte und Pf lichten Subsidiarität: Förderung als Unterstützung der Selbsthilfe, nur falls nötig Partnerschaftliche Zusammenarbeit: falls gemeinsame Ziele/Interessen vorhanden sind → Zusammenarbeit nach Autonomie und Subsidiarität

Beispiele zur Sportförderung - Kapitalspenden, Ausstattung (direkt) - Steuererleichterungen, Überlassung von Sportstätten (indirekt)

Sportvereine und freiwilliges Engagement

VL 8

Der Verein als Rechtsform:

- profit - rechtsfähig vs.

vs. non-profit nicht rechtsfähig

Organe:

- Mitgliederversammlung und Vereinsvorstand

Gründung:

- mindestens 2 Personen - Satzung - Kapital nicht notwendig

Bürgerschaftliches Engagement in Sportvereinen - öffentlich - nicht erwerbsmäßig - alternativ auch „freiwillig“ oder „ehrenamtlich“ - Wandlung des Ehrenamt von dauerhafter, laienhafter und selbstloser Beschäftigung zu zeitlich befristeter, honorierter, aber auch kompetenter Leistung (Professionalität)

Soziale Integration und Sport

VL 9

Formen und Mechanismen sozialer Integration Kulturation

Platzierung

Interaktion

Identifikation

Wissen

Zugang

Netzwerkpositionen

Werte

Kompetenzen

Rechte

Soziale Beziehungen Akzeptanz

Vereine mit einer Katalysator-Funktion, die sowohl Binnen-, als auch Außenintegration zwischen Individuum und Gesellschaft fördert!

Spitzensport und Gesellschaft

VL 10

Leistungssport als hyperinklusives Konstrukt: - Erschwerung oder Behinderung der Integration in ein anderes soziales System durch umfangreiche Anforderungen des Spitzensports → Lebensführung bestimmt durch Training und Wettkampf → Hochschulstudium oder Ausbildung defizitär

Verwirtschaftlichung des Sports...


Similar Free PDFs