Tugend, Gewalt und Tod PDF

Title Tugend, Gewalt und Tod
Author Julian Köhler
Course Neuere Deutsche Literatur (NDL)
Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
Pages 3
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Summary

Exzerpt Tugend Gewalt und Tod zu Hausarbeit...


Description

281 - das Ende steht von vornherein fest, die Vorgeschichte wird auf den Vatermord hingeschrieben - führt auf Virginia zurück 282 - politisch- öffentliche Dimension, in dem Sinne, dass ein „politisch Mächtiger, um in den Besitz eines sozial niedrigerstehenden Mädchens zu gelangen, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt […]“ eher zweitrangig. - Fokus auf dem Aspekt, dass ein Vater seine Tochter umbringt, was Mitleid evozieren soll 283 - Die Liebe des Prinzen zu Emilia wird von Schulz als „Gewalt“ beschrieben 284 -Schuldfrage und die Schuld von Emilia geht mit der Frage einher, ob sie in den Prinzen verliebt ist. -Dabei häuft sich die Auffassung, dass diese Frage mit dem Verweis auf „das Unentschiedene und Unentscheidbare“ im gesamten Drama (nach Schröder, S. 215) nicht beantworten ließe und darum alle Annahmen reine Spekulationen wären. - Nach Klaus- Detlef Müller würde sich die Amivalenz zwischen Tragödie und Komödie sich auch in Emilias Erscheinungsbild zeigen. - „Jede psychologisierende Deutung im Sinne der vielerörterten Schuldfrage muss darum zwangsläufig in Widersprüche geraten.“ (Müller: das Erbe der Komödie im bürgerlichen Trauerspiel 1972) - Schulz sieht in der Kirchensituation auf Grundlage ihrer Reaktionen eher eine Verstörung seitens Emilia und weniger das Aufkeimen von (erotischen) Leidenschaften zum Prinzen. - „[…] dass der Prinz noch dort hemmungslos seinen Liebestrieben folgt, das ist in Emilias Augen ein Religionsfrevel […]“ - es findet eine Dämonisierung von Sexualität statt. 285 - Die Verstörung Emilias fußt auf der Tatsache, dass sie sich selbst (zu Unrecht) Schuldvorwürfe macht. - Gründe hierfür in ihren Augen: Ihre Andacht war nicht hinreichend genug, „um sie für alle irdischen Stimmen taub zu machen“ „[…] weil das zum Mitschuldigen gemachte Opfer den Zorn ebenso zu fürchten hat wie der eigentlich schuldige Täter.“ Emilias lutherische Religiosität, die „das bloße Wollen dem wirklichen Tun gleichsetzt […]“ vor allem aber: „ die Leidenschaft, die von Emilia als Gewalt erfahren wird, als eine gegen ihre Frömmigkeit und ihre Sittsamkeit gerichtete Aggression, diese Leidenschaft besitzt freilich auch gegenüber den von ihr Besessenen Züge einer Leiden verursachenden Gewalt.“ verdeutlicht die aufklärerische Interpretation der Leidenschaf als „ich- fremde Gewalt, als Entmündigung und Heteronomie.“

287 Emilias beherrschte Art in Bezug auf ihren Freitod „gilt traditionell als Element einer erhabenen Haltung“ Der Vater ist verwundert über diese Art 288 „Der Wille ist frei, und im Notfall muss das Leben geopfert werden, um diese Freiheit zu bewahren. Einen solchen Notfall hält Emilia offenbar für gegeben.“

289-290 Während die männliche Tugend, in Form von Odoardo, sich in „moralischer und politischer Autonomie“ ausdrückt, besteht die weibliche Tugend, in Form von Emilia, vordergründig aus Frömmigkeit. Lessing an seinen Bruder: „Ich kenne an einem unverheirateten Mädchen keine höheren Tugenden, als Frömmigkeit und Gehorsam“ – was zeigt, dass Frömmigkeit vor allem dem weiblichen Geschlecht zugeordnet wird. 290 „[…] klar ist jedenfalls, dass Emilias Sittsamkeit in ihrer Frömmigkeit wurzelt und die Attacke des Prinzen auf ihre Keuschheit von ihr selbst darum als ein Angriff auf ihre Frömmigkeit erlebt wird. Und damit ist wieder der Punkt erreicht, an dem Emilia von ihrer eigenen Verführbarkeit spricht.“ Odoardo selbst ist es, der sich als “brausender Jünglingskopf mit grauen Haaren“ bezeichnet, was „ein zeigt, dass „der Mord an Emilia ein Produkt des Affekts und der Besinnungslosigkeit ist und nicht auf das Konto der einer übersteigerten Tugendhaftigkeit geht. – Odoardos Ratlosigkeit verweist insofern auf die Ohnmacht nicht zunächst der Tugend, sondern des mittelständischen Untertans.“ 291 Dass Odoardo nicht den Prinzen, sondern Emilia umbringt begründe sich (nach Mehring 1894) in der „Fürstenfürchtigkeit“ 292 Der Tugend, die sich sonst gegen Gewalt richtet, was sich zeigt: „die über alle Gewalt erhaben ist…“ beinhaltet eigentlich eine Gewalt gegen die eigene Sinnlichkeit  Doppelmoral 293 Die unterdrückte Sinnlichkeit Emilias steht im Zeichen ihrer asketischen Frömmigkeit. In dieser Frömmigkeit sieht Emilia sich als vollkommen und verwirklicht. Bezeichnend dafür sei Märtyrer- Vergleich  diese eine „Verführung zum Tode“ „[…] sie sucht nach Vorbildern für eine Erhabene und erst in zweiter Linie auch für eine fromme Haltung.“ Da aus religiösen Gründen der Suizid verboten ist, müsse man sich vor Augen führen, dass Emilia „von vornherein auf die menschliche Selbstbestimmung zusteuert: ‚Ich will doch sehn, wer mich hält, - wer mich zwingt, - wer der Mensch ist, der einen Menschen zwingen kann.“ Für das unbeugsame Festhalten an der Selbstbestimmung kann auch der erhabene Selbstmörder als Zeuge angerufen

werden. Die Antinomie steckt dann nicht geradezu in der Tugend und der Frömmigkeit, sondern in der Selbstbestimmung, deren Überlegenheit über den Lebenswillen gipfelt; und diese Antinomie weist nicht zunächst auf die Opfer und auf eine lebensfeindliche Tugend zurück, sondern auf die politischgesellschaftliche Situation und auf den Zwang, dem die Opfer erliegen.“...


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