Adipositas - Zusammenfassung Ernährung bei Krankheit PDF

Title Adipositas - Zusammenfassung Ernährung bei Krankheit
Course Ernährung bei Krankheit
Institution Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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Summary

Zusammenfassung der Vorlesung...


Description

Adipositas = eine über das physiologische Maß hinausgehende Zunahme des Körperfettgewebes, definiert als BMI von > 30 kg/ m2

Bedeutung und Messung der Fettverteilung:

 

Neben dem Ausmaß des Übergewichts (Erfassung über BMI), bestimmt das Fettverteilungsmuster das metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko Enge Korrelation zwischen viszeraler Fettmasse (z.B. gemessen über Taillenumfang) und kardiovaskulären Risikofaktoren und Komplikationen

Weitere Kenngrößen:  

Weight-to-Height Ratio (WHtR): Taillenumfang / Körpergröße (WHtR von 0,51 entspricht BMI von 25 kg/m2; WHtR von 0,57 einem BMI von 30 kg/m2) Waist-to-Hip Ratio (WHR): Taillenumfang/ Hüftumfang o Periphere Adipositas (gynoide, gluteal-femorale; Birnenform): Fettvermehrung vorwiegend im Bereich der Hüften und Oberschenkel o Abdominale Adipositas (androide, zentrale, viszerale; Apfelform); Fettvermehrung im Abdomen, weniger subkutan, hauptsächlich intraabdominal

 W H R wurde in den letzten Jahren selten verwendet

 Taillenumfang bessere Kenngröße zur Erfassung des „metabolischen Risikos“ Einflussfaktoren: 









Genetische Faktoren o Optimale Nährstoffaufnahme o Gute Fettspeicherung o Schlechte Fettverbrennung o Geringer Muskelansatz o Schlechte Hunger-Sättigungsregulation o Gendefekte o Hormonungleichgewicht

Bewegung o Geringe Alltagsbewegung o Wenig Freizeitaktivität o Wenig/kein Sport o Immobilität

Ernährung o Hochkalorische Speisen und Getränke o Nährstoffarme Lebensmittel (Nährstoffdefizit) o Zu große Portionen o Snacking o Häufiger Außer-Haus-Verzehr o Appetitfördernde Zusätze

Psycholog. Faktoren o Chron. Stress: Leistungsdruck, Trauer, Existenzängste, soziale Spannung, Minderwertigkeitsgefühl etc. o Emotionskompensation o Gewohnheiten o Binge-Eating o Werbung

Erkrankungen o Hypothyreose o Depression o Morbus Cushing

nicht/kaum beeinflussbar

bedingt beeinflussbar

beeinflussbar

beeinflussbar

bedingt beeinflussbar

beeinflussbar

bedingt beeinflussbar



o PCOS o Erkrankungen mit Immobilität Medikamente o Kontrazeptiva o Antidepressiva o Neuroleptika o Antidiabetika o Beta-Blocker o Kortikosteroide

Organbedingte Einfluss-/Risikofaktoren: 

Stoffwechsel o Insulinresistenz o Diabetes mellitus Typ 2 o Fettstoffwechselstörungen o Hyperurikämie/Gicht o Hormonungleichgewicht



Verdauungssystem o Fettleber (-entzündung) o Gallensteine o Gallenblasenentzündung o Refluxkrankheit



Hormone o PCOS o Fertilitätsstörungen o Testosteronmangel (m) o Hyperandrogenämie (w)



Psyche o Depressionen o Selbstminderung o Ängstlichkeit



Herzkreislauf-System o Hypertonie o Herzinsuffizienz o Durchblutungsstörungen o pAVK

nicht/kaum beeinflussbar

bedingt beeinflussbar

nicht/kaum beeinflussbar

o Herzinfarkt, Schlaganfall



Atmungsorgane o Kurzatmigkeit o Atemnot o Schlafapnoe o Pickwick-Syndrom



Generell o Erhöhtes Tumorrisiko o Erhöhtes Demenzrisiko



Bewegungsapparat o Knochendeformation o Gelenkverschleiß o Bewegungseinschränkung

Risiko für Morbidität bei Adipositas:







> 3-fach erhöhtes Risiko o Diabetes mellitus o Cholezystolithiasis o Dyslipidämie o Insulin Resistenz o Fettleber o Schlafapnoe-Syndrom 2-3-fach erhöhtes Risiko o Koronare Herzkrankheit o Hypertonie o Gonoathrose o Gicht o Refluxösophagitis 1-2-fach erhöhtes Risiko o Carcinome o Polyzystisches Ovar Syndrom o Koxarthrose o Rückenschmerzen o Infertilität o Fetopathie

Untersuchungsmethoden:











Familienanamnese o familiäre Disposition bei ca. 40% aller Adipösen, d.h. aber nicht zwangsläufig genetische Ursache o auch familiäre Prägung bzgl. Ernährung, Essverhalten, körperlicher Aktivität etc. beeinflusst Adipositas Entwicklung Gewichtsanamnese o Zeitpunkt der Entstehung des Übergewichts, Dauer, Verlauf, maximales Gewicht etc. sonstige anamnestische Befunde o Einnahme von Medikamenten (z.B. Östrogene, Antidepressiva etc.) mit Wirkung auf das Körpergewicht o sozialer Hintergrund (Depression, Stress, Diskriminierung im Beruf, etc.) Ernährungsanamnese o wichtig sowohl Art und Menge der Nahrung als auch Essverhalten o Ernährungsanamnese mit quantitativen Angaben generell problematisch  Underreporting Körperliche und laborchemische Untersuchungen o u.a. Ausschluss einer sekundären Ursache der Adipositas (z.B. Hypothyreose) o Laborparameter zur Bestimmung der Komorbiditäten o Bestimmung der Fettverteilung o Bestimmung der Fettmasse (z.B. Hautfaltenmessungen, bioelektrische Impedanzanalyse, DEXA, BOD-POD®)

3 Säulen für langfristige Gewichtsreduktion:

Ernährungsweise → Was esse ich? Ernährungsverhalten → Wie und warum esse ich? Bewegungspensum → Wie und wie oft bewege ich mich?

I. II. III.

Prinzipien der Ernährungstherapie:    

Energiebilanz muss negativ werden Angestrebte Abnahmeraten: 0,5 kg (bis 1 kg) pro Woche o Abnahme von 1 kg = Einsparung von 7000 kcal Ermittlung des Energieumsatzes Reduzierung der Energiezufuhr um 500-800 kcal/d durch

Gewichtsreduktion





o Fett einsparen, v.a. versteckte Fette (fettreiche tierische LM, Back- und Süßwaren u.a.) Streichfette o KH-reiche LM mit niedrigem glykämischen Index bevorzugen (Obst, Gemüse, Getreidevollkorn, Hülsenfrüchte etc.); sind in der Regel ballaststoffreich, vitamin- und mineralstoffreich o Ausreichende Proteinzufuhr, auf Wunsch und bei intakter Nierenfunktion höhere Proteinzufuhr o Alkohol stark einschränken oder ganz weglassen o Reichlich Flüssigkeit (> 2L/d), energiefreie oder - arme Getränke Bei Ernährungstherapie der Adipositas Energiebilanz und am wichtigsten weniger Makronährstoffzusammensetzung → innerhalb bestimmter Grenzen viel Platz für Präferenzen der Patienten Alle einseitigen Diäten (von fett- über proteinreich bis zu Monodiäten) und „Wundermittel“ (Fatburner, MCT-Fette, Carnitin etc.) für erfolgreiche Gewichtsabnahme ungeeignet!!

Evidenzbasierte Ernährungsmedizinische Intervention zur Gewichtsreduktion:



Mäßig energiereduzierte Kostformen (Energiedefizit 500-800 kcal/d) o Alleinige Fettreduktion o Energiereduzierte Mischkost o Kohlenhydratarme Kostform o Mahlzeitenersatzstrategie mit Formulaprodukten



Deutlich energiereduzierte Kostformen (Energiedefizit von max. 1200 kcal/d) o Sehr niedrig-energetische Diät (Formuladiät)

Variation verschiedener Abnehmstrategien: I. II.

Abnehmen im „Alleingang“ z.B. Brigitte-Diät Abnehmen in der Gruppe, z.B. Krankenkassen-Programme, Weight-Watchers

→ Beispiele: 



Brigitte-Diät o Vorgegebene Tagespläne, jeweils ca. 1200 kcal/d (40g/d Fett) für Frauen und 1500 kcal/d (50g/d Fett) für Männer, fettarme Kost o Gute Einkaufsplanung und Resteverwertung möglich o Allmähliche Erweiterung des Speiseplans auf neue, ausgewogene Ernährungsweise o Viele Tipps für schmackhafte, fettarme Kost o Tipps für neues Essverhalten und Bewegungsprogramm o Sinnvoll für Menschen, die „Sicherheit“ eines festen Speiseplans brauchen Ich nehme ab (DGE) o Vollwertige Kost nach DGE-Richtlinien

o 12-Programm-Schritte unter Anleitung oder Eigenregie  Beginn mit Ess- und Bewegungsprotokoll o Fettsparen im Mittelpunkt der Ernährungsmaßnahmen o Jeder Programmschritt widmet sich anderen Aspekten (z.B. Entspannung, positives Denken, Belohnung etc.) →Ausgewogenes, empfehlenswertes Programm



Bewegungstherapie o Bewegungsmangel ist ein Hauptfaktor für Zunahme der Adipositas in Industrieländern o Für effektive Gewichtsabnahme sollte man sich > 150 Min./Woche mit Energieverbrauch von 1200 bis 1800 kcal/Woche bewegen  Bewegungstherapie ist kein probates Mittel zur raschen Gewichtsreduktion o Kombiniert mit Reduktionskost trägt sie zu verstärkter Gewichtsreduktion bei (um 10-40% mehr) o Hauptbedeutung des körperlichen Trainings liegt in der Gewichtserhaltung nach der Phase der Gewichtsreduktion...


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