ÄDL 1 Zusammenfassung PDF

Title ÄDL 1 Zusammenfassung
Course Ältere deutsche Literatur 1
Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
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SS19...


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ÄDL I Vorlesung 1 ÄDL = deutschsprachige Literatur des Mittelalters NDL = Texte der schönen Literatur; Sachtexte gehören nicht dazu Literatur in ÄDL =  „weiter“ Literaturbegriff (alles, was verschriftlicht ist)  = „Gesamtheit des Geschriebenen bzw. Gedruckten überhaupt“ Lat. Littera „Buchstabe“  Jedes mittelalterliche Schriftstück in unserer Sprache (deutsch) o Lieder, Wörterbücher, Heldenepik, Sprüche, Bibeltexte, Heldensagen  Alles außer: Urkunden, die der Fixierung von Rechtsakten dienen  Literatur hat Gebrauchsfunktion (noch keine Funktion von autonomer Kunst)  Gründerväter der Germanistik: o Karl Lachmann (Mittelhochdeutsch) o Gebrüder Grimm (Sprachwissenschaftler und Volkswissenschafter; Wörterbuch der Gebrüder Grimm)  Wilhelm Grimm: verschiedene Werke über Runen und Heldensagen  Jakob Grimm: Grammatikbuch o Benecke (BMZ, mittelalterliches Wörterbuch) o Benecke und Lachmann entwickelten Methode zur Edition  Haben viele Texte erstmalig editiert und wir benutzen diese Methode noch heute  ÄDL mit Tendenz zur Linguistik und Diachrone o Methode, die historisch kritische Edition entwickelt Mittelalter / medium aevum  Mediävistik, Germanistische Mediävistik (Fächerübergreifende Gesamtwissenschaft)  Historische Epoche  Dreiteilung der abendländischen Geschichte durch Humanisten: Antike, Mittelalter, Neuzeit o Dreiteilung durch Befassung mit der lateinischen Sprache o Blüte, Verfall (Mittelalter), erneute Blüte  seit 17. Jahrhundert als Ordnungskategorie  medium aevum als historische Epoche  Im Mittelalter totaler Verfall der lateinischen Sprache  Epochenbeginn: o Kaiser Konstantin (Toleranzedikt 313) ? o Ende des Weströmischen Reichen 476 ?  keine festen Grenzen, sind nur Stützen, die später hinzugefügt worden sind  Epochenende: o Untergang des oströmischen-byzantinischen Reichs – Eroberung Konstantinopel (1453) o Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492) ? o Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg (1517)   keine festen Epochengrenzen  „Vier Reiche Lehre“ o Buch Daniel Kapitel II o Daniel träumt von Gold, Silber, Erz, Eisen und deutet Traum als Traum von vier Weltreichen o Im Mittelalter deutet man 4 Weltreiche so:

Historisches Großreich Babylon (Gold) Persien (Silber) Griechenland (Erz) Rom (Eisen)  In dem befinden sie sich noch immer  Ist das letzte Reich, danach kommt nur noch Weltende und das Reich Gottes) Translatio imperii  Übertragung des Reichs und der Herrschaft Reichsherrschaft über Rom von Karl der Große (800 gekrönt) auf Franken übergegangen    

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Beginn der deutschsprachigen Literatur: 2. Hälfte des 8.Jahrunderts  Deutsch:  germanisches Adjektiv *theudiskaz (‚zum Volk gehörig‘)  zum germanischen Volk gehörig  latinisierte Form: theodiscus (erstmals 786 n. Chr.) o theo = Volk  Begriff für die Sprache  Begriff erst im 11 Jahrhundert benutzt (zumindest erster Beleg dafür)  Wenn von deutsch gesprochen wird, dann Oberbegriff für westgermanische Sprachen des Frankenreichs (Folie 14)  Kein konkreter Begriff Althochdeutsch (Ahd.)  2. Lautverschiebung 6./7. Jahrhundert  Bestimmte Konsonanten ändern sich zu anderen  Hat nur die Laute unterhalb der roten Linie erfasst (Folie 17)  Deutsche Dialekte südlich der Benrather Linie „maken-machen“ o Konsonanten ändern sich deutlich; Sprache nicht mehr erkennbar (Vokale leichter erkenntbar) o maken: altes k behalten (nördlich) o machen: k wurde zu ch (südlich)  Speyerer Linie „Appel-Apfel“ o Appel (nördlich) o Apfel (südlich)  Niederdeutsch, Englisch, Friesisch näher als Hochdeutsch  Hochdeutsche Dialekte bspw. Bayrisch  Nördlich der Benrather Linie: Niederdeutsch  Südlich der Benrather Linie: Hochdeutsch  1. Lautverschiebung:  Germanische wurde ausgegliedert aus dem indogermanischen (500 v. Chr.)  Althochdeutsch: geht um Süden  Alt: zeitliche Relation zu Mittel und Neuhochdeutsch  Periodisierung der Sprachstufen des Deutschen o 750 – 1050 Althochdeutsch (Ahd.) o 1050 – 1350 Mittelhochdeutsch (Mhd.) o 1350 – 1650 Frühneuhochdeutsch (Frühnhd.) o Ab 1650: Neuhochdeutsch (Nhd.)  Altniederdeutsch/ Altsächsisch:  Nördlich der Brentanerlinie: Gliederung des Niederdeutschen o 800–1150 Altniederdeutsch/Altsächsisch (And./As.)

o 1150–1600 Mittelniederdeutsch (Mnd.) o Ab 1600 Neuniederdeutsch (Nnd.)  Literatur von ÄDL bis 15. Jahrhundert, dann NDL  wir konzentrieren uns vor allem auf Althochdeutsch Fixierung des Althochdeutschen:  Schriftliche Fixierung des Althochdeutschen ab 8. Jahrhundert (750)  Runen wurden allerdings weiter lateinisch fixiert o Benutzung von lateinischen Buchstaben o Problem: im lateinischen gab es kein w (englisch); Rest konnte benutzt werden  Glossen: altgriechisch γλ ῶσσα ‚Zunge, Sprache‘, lateinisch glossa  Glossierung: Technik, einen Text mit Verständnishilfen auszustatten, indem man über dessen Wort (zwischen den Zeilen), neben die Wörter (in die Zeilen) oder an den Blattrand (Neben die Zeilen) Glossen (Synonyme/Übersetzungen/Erläuterungen) setzt Arten:  Interlinearglosse o Es wird etwas zwischen die Zeilen des Textes geschrieben  Griffelglosse = allererste deutsche Schriftzeugnisse o Sonderfall der Interlinearglosse, weil es wieder zwischen den Zeilen steht o Nur reingeritzt, nicht reingeschrieben  Schonung des Pergaments  Marginalglosse o Kommentare, Bemerkungen o Es wird an den Rand geschrieben o Oftmals länger als Original-/ Haupttext o Bibeltext ist nur das ganz große in der Mitte; der Rest drum herum ist der Metatext (Erklärungen, Erläuterungen zu dem Bibeltext)  Kontextglosse o Lateinsicher Text mit althochdeutscher Übersetzung o Optisch nicht unterscheidbar; nur beim Lesen wird es deutlich o Beispiel: Theodor von Tanus (690 gestorben)  Carmen ad Deum  Inhalt: Schutzgebete  Blau: Lateinischer Text  Rot: Deutsche Kontextglosse  Metrum ist vordergründig  Metrische Reihung der Wörter:  Christliches Latein: sehr schöne Reime Abrogans Wörterbuch:  Lateinisches Vokabelbuch  Verschriftlichung mit lateinischer Literatur  Vor allem durch Geistliche  Litterati: Kleriker  konnten Latein  Gelehrte, Gebildete o Klösterliches Milieu der Litterati  Illiterati: Laien  Analphabeten  auch Adlige und Könige

Wessobrunner Gebet:  Bayrisches althochdeutsch  Schrift: karolingische Minuskel  Erste Überlieferung Germanistische Dichtung  Stabreim; endgereimt  Wie bei lateinischen Gedicht  Haupthebungen: Ikten Altsächsischer Heliand  anonym, entstanden im 9.Jh.  germanische Stabreimdichtung  Inhalt: Leben Jesu nach den Evangelien  Gibt Zeugnis von germanischer Lebenswelt und Kultur, da entsprechende Begriffe und Vorstellungen in Text geflossen sind Otfrid von Weißenburg: „Evangelienbuch“  863-871 n. Chr.  Endreimdichtung  Gilt als Erfinder der deutschen Endreimdichtung, gab es zu seiner Zeit schon aber er beförderte deren Siegeszug Stabreimdichtung o Charakteristische für althochdeutsche Dichtung  germanische Stabreimdichtung 2. Stabreimgedicht o Eine Langzeile besteht aus Anvers und Abvers und wird zur Zäsur getrennt (Anvers – Zäsur – Abvers) o Stabreim besteht aus zwei Anvers-Hebungssilben und zwei Abvers-Hebungssilben (Haupthebungen  maximal vier Hebungen pro Langvers  meist aber nur 3 o Gleichklang der Hebungen o 4 Vers: unstimmig  daher wird Wort eingesetzt: Sterne o Insgesamt: 9 Stabreimverse (erster Teil) Merkmale althochdeutscher Literatur:  Stabreimvers  vor allem geistliche Texte  Träger der Schriftlichkeit sind Geistliche

ÄDL I Vorlesung 2 Zaubersprüche: = performativer, die Wirklichkeit zwingen verändernder Spruch, der dadurch funktioniert, dass man sich an den genauen Wortlaut hält, (meist begleitet von bestimmten Gesten/magischen Handlungen) und der seine Wirksamkeit eben aus diesem Wortlaut bezieht = keine Alltagssprache, sondern überstrukturiert, weist also wahlweise und oft kombiniert Endreime, Stabreime, Anaphern, Dreizahl, ausgefallene Worte usw. Warum Überstrukturierung des magischen Wortlautes?  soll der physischen Realität eine gewünschte Struktur geben und sie determinieren typische Merkmale:

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Gleichklang (d.h. Stabreim und Endreim, Rhythmus) Fremdklang (im Sinne mysteriöser Unverständlichkeit von Wörtern opaken voces magicea „Abrakadabra“)



1. Art: Analogiezauber / Spruch mit mythischem Modell o Historische Einleitung: historiola o Beschwörungsteil: incantatio 2. Art: Magische Formel ohne mythisches Modell (unsicher, ob komplett)

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Zur Abwehr von Dämonen, die für Krankheiten verantwortlich sind (Heilung und Schutz von Menschen und Tieren Heidnisch germanisch, mit christlichen Segensprüchen verknüpft Überlieferung seit 10. Jahrhundert, aber meist viel älter Texte meist schon christlich überformt Ausnahmen: Merseburger Zaubersprüche Zaubern war grundsätzlich verboten (Geldstrafen, Ausschluss aus der Gemeinde, Verbannung)

Merseburger Zaubersprüche:  1. Hälfte 8 Jahrhundert  Heidnische Zaubersprüche  Mischkultur (christlich und heidnisch)  Bibliothek in Merseburg; Handschrift aus Fulda o Merseburger Zauberspruch:  Lösezauberspruch  Letzter Vers: Zauberformel o Merseburger Zauberspruch o Germanische Gottheiten tauchen noch auf o Pferdesegen  Junges Pferd verrenkt sich das Bein und wird von den Göttern besprochen o Es wird von göttlicher Reisegruppe im Wald erzählt o Analogiezauber mit mythischen Charakter (Pferd verrenkt sich das Bein und Götter besprechen es)  einzige germanische Zaubersprüche in denen Gottheiten auftauchen; sonst wurden sie durch Jesus etc ersetzt AD EQUUM errehet  Christianisierter Segenspruch  Überschrift = Hinweis auf Pferdekrankheit (Hufkrankheit)  Unterer Teil: Das, was man machen soll  Christus wird im Text genannt und leitet magische Handlung an  Jesus tifft Mann, dessen Pferd krank ist; Mann soll in Kombination mit dem Zauberspruch Vater Unser sprechen o Vater Unser wird Teil des Zauberspruchs  Magische Zauberformel  Christus als Tierheiler in Versform Zürcher Haussegen (nur Spruch: Analaogie)  Verschriftet 10./11. Jahrhundert  Überschrift auf Latein  Haussegen gegen den Teufel

Eigentlich Wicht, aber vermutet wird Teufel Diabolus: kann auch anderer germanischer Dämon sein, denn Wicht ist keine germanische Bezeichnung für Teufel o Wie kann Wesen wissen, dass es Wicht heißt? Chnospinci (nur einmal Gesagtes; sprachlicher Ausdruck der nur an einer einzigen Stelle in einem gegebenen Text belegt ist): hapax legomenon o Verniedlichung winziger Knospe; nimmt Dämon/ oder das, was Wicht nicht sprechen kann: Verwünschung/ Verrätselung: Dämon wird durch sinnloses Wort verwirrt  Interpretationspluralismus o o



Nesso-Spruch  Segensspruch  Christianisiert: Maria Mittelalterliche Textüberlieferung  Schreibstoff: Pergament (aus Tierhaut)  Ab 13.Jh. Papier  Bis Mitte 15. Jh. Handschriftlich, danach Buchdruck  Althochdeutsche Texte meist karolingische Minuskel, mittelhochdeutsche Texte meist gotische Buchschrift  Probleme: Mehrfachüberlieferung der Texte mit gewissen Unterschieden oder Fehlern, keine einheitliche Schreibung innerhalb der Sprachstufen Deshalb: Lachmann und Benecke -> historisch-kritische Edition älterer Texte Althochdeutsche Erzählliteratur  Kaum überliefert; lediglich fragmentiert  Dennoch große Vielfalt an mündlicher Literatur  Hildebrandslied: fragmatisch überliefert  Lebensbericht über Karl des Großen (9. Jahrhundert) o Zudem befahl er die Aufschreibung von nicht christlichen Texten Hildebrandslied  Im Kloster Fulda von zwei unterschiedlichen Schreibern aufgeschrieben wurden  Randnotizen  68 Verse ohne Schluss  Erster Vers wirkt unvollständig  Stabreimdichtung  Mischdialekt: Althochdeutsch und Niederdeutsch (Altsächsisch)  Warum? o Niederdeutscher Schreiber versuchte ideal (Hochdeutsch) zu schreiben  Vermischung o Eventuell auch nur Schreibübung  Text:  Zwei verfeindete Männer stehen sich gegenüber (Vater und Sohn)  schon am Anfang volles Drama im Text  Wörtliche Rede Hildebrands  Geht um Zusammentreffen von Vater und Sohn, die sich noch nie gesehen hatten und in zwei verfeindeten Herren sind und sich nun gegenüber stehen  Zutreffen kann zufällig sein, aber auch arrangiert  Hadubrand geht nicht auf Hildebrands Friedensangebot ein  Hildebrand hat Frau und Kind zurückgelassen und folgte Dietrich in Kampf  Hildebrand hat seine goldenen Armreife von Hunnenkönig erhalten



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Figuren:  Hildebrand (Heribrands Sohn) und Hadubrand  Dietrich = Theoderich d. Große (gestorben 526)  Wurde geschickt um Odoaker zu entmachten - Odoaker germanischer Anführer der Odmanen, ernannte sich zum italienischen König Sollte entmachtet werden; Belagerung; Rabenschlacht; Friedensspruch: Dietrich und Odoaker sollen gemeinsam regieren; Odoaker tötet Dietrich; Odoaker regiert allein weiter - Hunnenkönig = Attila/ Ätzel  Historisch bezeugte Person  Was König des Kriegsverbandes des Hunnen (heutiges Ungarn)  Reich brach mit Attilas Tod zusammen  Attila starb 40 Jahre bevor Theoderich Italien beherrschte  umgekehrt im Lied ?!  Theoderich bringt Odoaker um und wird Alleinherrscher  Im Heldenlied: Odoaker setzt Dietrich ab (also genau andersrum) Allgemein:  Held zeugt mit Frau in fernen Land Sohn; Verlässt sie  Treffen sich zufällig wieder und kämpfen; Beide erkennen sich nicht (Hildebrandslied weicht hier ab: Vater erkennt Sohn); oftmals gewinnt der Sohn, aber auch Vater möglich  Hildebrandslied bricht mitten im Kampf ab  wir wissen nicht wer gewinnt  Wertekonflikt, indem der Vater bewusst steht: Vater weiß, dass er gegen Sohn kämpft, wenn er es aber verweigert, würde er als Feigling dastehen und verliert seine Ehre  wäre kein Held mehr  Heroische Code gegenüber Verwandtschaftsbeziehung   tragisch; vollführt Unglück  Meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass das alte Hildebrandslied nicht versöhnlich endet  Hildebrands Happy Ending:  ‚Jüngeres Hildebrandslied‘ (13. Jh., aber später überliefert)  Wissenschaftler gehen davon aus, dass das versöhnlich endet  altnordischen Thidrekssaga (um 1250)

Eingangsformeln: markant für mündliches traditionelles Wiedererzählen Hildebrandslied: konzeptionell mündlich, medial schriftlich  Ik gihorta ðat seggen – Hildebrandslied  Dat gafregin ich – Wessobrunner Gebet  Uns ist in alten maeren wunders vil geseit – Nibelungenlied Mündlichkeit (Oralität) Schriftlichkeit (Literalität) Konzeptuell/ Medial o o

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Kennzeichen konzeptueller Mündlichkeit  Lineares Erzählen (keine komplizierten Verschachtelungen)  wiederkehrende Handlungsschemata und Erzählmotive (Hildebrandslied: tragischer VaterSohn-Kampf)  Vorausdeutungen und Rückverweise des Erzählers (Nibelungenlied: Ausblicke auf das spätere tragische Ende durch den Erzähler; Hildebrandslied: Unheil wird geschehen)  festgefügte sprachliche Formeln (Eingangsformeln)

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Kenningar (Sg. Kenning) (metaphorische Umschreibung bestimmter Begriffe, die sehr kunstvoll sind, sich aber wiederholen (Fürst = Ringgeber; Verbrecherbaum = Galgen)) archaischer Wortschatz Wiederholung von Wortgruppen und Sätzen (Hildebrand, Hadubrands Sohn; Hadubrand, Vater Hildebrands) parataktische Satzstrukturen auch schriftliche Werke bedienen sich dieser Mittel: o inszenierte Mündlichkeit, z.B. Bei Nibelungenlied o es besteht die Möglichkeit dazu

Mittelalterliche Hermeneutik  Typologie (Spezielle Art der Auslegung) o Kategorie der Bibelexegese: Verknüpft Altes und Neues Testament, so dass sie Altes und Neues Testament als Typus und Antitypus interpretiert o Zwei verschiedene Ereignisse werden in Beziehung gesetzt, entweder durch:  Analogien (alles aus AT wird als Verheißung interpretiert, dass sich im NT erfüllen soll  Vorausdeutung)  AT: Abel (Undschuldig getötet) & Jona (im Walbauch; wieder ausgespuckt)  NT: Tod Jesus & Wiederauferstehung o Oder  antithetisch (Fakten oder Figuren des NT, die als Fakten oder Figuren des AT bezogen und gedeutet werden) (Eva (Typus) und Maria (Antitypus)) o Verknüpfungstechnik erlaubte es gesamte Geschichte als Geschichte Gottes aufzufassen  Nichts passiert zufällig  Vierfacher Schriftsinn Typologie  Altes Testament - Neues Testament  Typus - Antitypus  antithetisch oder analogisch Melker Marienlied (Mitte 12. Jahrhundert) (62,63) o Gott hat Wunder bewirkt um zu zeigen, dass Aaron der erste hunnen (?) Priester werden sollte o Buch brennt, aber verbrennt nicht  Deutung typologisch als Zeichen von Maria Postfiguration = Typologische Beziehung zwischen biblischer und postbiblischer Geschichte Allegorese = bildliche Darstellung abstrakter Sachverhalte durch eine konkrete Gestalt oder einen Gegenstand Vierfacher Schriftsinn:  Vier Sinnebenen des Bibeltextes:  Wörtlicher oder historischer Sinn: sensus litteralis oder sensus historicus (Jerusalem = Sinnbild historische Stadt)  Allegorischer Sinn, der sich auf die Heilslehre bezieht (Heilsweg der Geschichte, Jesu Tod und Auferstehung, Kirche, Sakramente…): sensus allegoricus (Nicht Allegorie, wie wir sie als Literaturwissenschaftler benutzen (Jerusalem = Sinnbild für Kirche)  Die Form der Allegeorie, bei der sich etwas im Ereignis auf die Heilslehre bezieht

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moralischer Sinn, der sich auf die Lebensführung des Einzelnen bezieht: sensus moralis oder sensus tropologicus (Jerusalem = Seele) anagogischer Sinn (Aussagen über das Jenseits in der Zukunft): sensus anagogicus (z.B. Jerusalem taucht im AT häufig auf.  Sinnbild für ewige Gottesstadt)

ÄDL I Vorlesung 23.04.2018 Mittelalterliche Naturdeutung „Zwei-Bücher-Lehre“  Buch der Gottesoffenbarung: o Bibel o Natur (Buch der Welt)  Hugo von Sankt Victor  Philosoph und Theologe  Sankt Victor: Spirituelles Zentrum  ganze sinnlich wahrnehmbare Welt ist wie Buch, geschrieben vom Finger Gottes (von göttlicher Kraft geschaffen)  einzelnen Geschöpfe sind wie Figuren, die durch göttlichen Willen aufgerichtet worden, um Weisheit des unsichtbaren Wesens Gottes zu offenbaren  der Weise forscht nach göttlicher Weisheit  Zeichenhaftigkeit der Dinge/ Figuren in der Welt  Dinge stehen nicht nur für sich, sondern stehen auch für etwas in der Welt (haben Bedeutung)  Sichtbares verweist auf das Unsichtbare  In Mittelhochdeutsch  Gott wendet sich in zwei Modi an zwei Adressaten (Kleriker und Illiterati)  Natur: schriftliches Aufklärungsbuch für Analphabeten/ Illiterati  Bibel: schriftliches Aufklärungsbuch für Kleriker Physiologus:  Naturkundebuch  Um 200 in Alexandria entstanden  Enorme Verbreitung; nur Bibel ist noch gefragter  Antike Tierberichte  Besondere Eigenschaften von Lebewesen/ Pflanzen werden beschrieben (in Gottes Heilplan eingeordnet)  Einhorn: o Jungfrau mit in Wald genommen; Einhorn springt in Schoß; Mitnahme in Palast o Bezüge zum Alten Testament (hebräisch: Tier mit Horn erwähnt  Übersetzungsfehler) o Eine Macht konnte sich ihm bemächtigen o Bibelzitate (Gott hat menschliche Gestalt angenommen  Zeichen seiner Demut) o Gott ist so kühn, dass Teufel Geheimnisse Gottes nicht wahrnehmen kann  Teufel kann Plan Gottes nicht durchschauen o Jungfrau als Bild für Maria  Einhorn springt in Schoß  Jesu als Mensch im Schoß  Tiere werden erst beschrieben und dann auf geistlichen Sinn ausgelegt   Allgemeinwissen der Gelehrtenkultur des Mittelalters  Warum Einhorn-Anspielung in Minnelied? o Jungfrau mit Einhorn steht für Maria o Sänger lobt Maria o Im nächsten Vers macht er das Lob wieder zu Nichte o Jungfräulichkeit ist das, was Einhorn anlockt

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Problem der Hohenminne: Liebende ist krank, weil Frau Liebe nicht erhört  Frau lässt sich nicht auf ihn ein; aber genau das macht sie auch wieder begehrenswert Ich im Text wünscht, dass sich Frau auf ihn einlässt Schoß ist zweideutig:  Sexuelle Komponente  ich will dahin  geht aber nicht, sonst wäre die Dame keine Jungfrau mehr  Keuschheit

Handschriften/ Manuskripte und Editionen  Schriftträger  Schreibwerkzeug  Schriftarten  Transkription  Edition  

Drucke erst ab Mitte des 15 Jahrhundert durch Gutenberg; davor alles handschriftlich Viele Menschen konnten sich nun Bücher leisten; davor waren sie sehr sehr teuer

Materialien  Papyrus o Vor allem in Ägypten hergestellt o In Antike wichtigster Stof...


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