Architektur Romanik PDF

Title Architektur Romanik
Course Architektur und Kunstgeschichte
Institution Technische Universität Graz
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ArchitekturRomanik...


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Romanik  -

ca. 700 – 1300 n.Chr. (einschließlich Vorromanik) bzw. ca. 800 – 1300 Blütezeit ca. 1000 – 1200 Begriff “romanische Kunst” 1824 durch den frz. Kunsthistoriker de Caumont eingeführt Kunst des Mittelalters im westl. Europa in merowingischer Zeit: allg. Verfall der kirchlichen Organisation, Schriftkultur +Baukunst unter Karl dem Großen wurde Augenmerk verstärkt auf Baukunst gerichtet (im Rückgriff auf Formensprache der röm. Architektur) Begriff "karolingische Renaissance" oder auch "karolingische Erneuerung" bezeichnet Aufschwung der Kultur und Baukunst in früher Zeit der Karolinger, ausgehend von Karl dem Großen 12. Jh. allg. als Blütezeit der Romanik angesehen beste, schöpferische Phase auf Zeitraum von 1050 - 1150 eingegrenzt Kaiser + Päpste rangen um Führungsrolle Kulturleben (Kunst, Architektur) ging von Klöstern aus (ländlich u. städtisch) Bevölkerung formierte sich in Adel, Klerus, Bürger und Bauern Romanische Architektur = erster monumentaler Baustil seit Antike Kirchen und Kirchenbau der Romanik

- Bau von Kirchen war künstlerische Hauptaufgabe (wie bei Griechen d. Bau von Tempeln) - Kirche - Hauptauftraggeber aller Künstler  nur Gott und Kirche waren wichtig (Künstler,Baumeister namentlich nicht genannt) -

katholische Kirche hatte im Mittelalter inzwischen einheitliche, zentrale Organisationsform entwickelt  über nationale Grenzen hinaus, trug wesentlich zur Entstehung eines einheitlichen romanischen Stils bei Typische Baustile der Romanik:

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Basilika: Baukörper in der Romanik aus klaren, geometrisch geformten Kuben zusammengesetzt Eindruck ist massig, schwer, blockhaft, wuchtig mächtige Mauerflächen, nur von kleinen Fenstern durchbrochen, sparsame Ornamentik typ. für die romanische Baukunst sind Rundbögen und dicke Mauern mit kleinen Fenstern halbkreisförmiger Bogen (Rundbogen) wird für Überwölbung von Mauerwerksöffnungen und Räumen angewandt Bauwerke wirken wuchtig u. massiv (durch romanischen Rundbogen noch mehr) Kirchenbau zeigt Überwölbung großer Raumweiten

Frühromanik: - noch flache Kassettendecken  Später: größere Raumweiten durch Kreuzgratgewölbe überspannt (Bauweise in Gotik weitergeführt) 1. Basilika der Romanik:  kreuzförmiger Grundriss mit Vierung; “gebundenes System”  Versammlungsraum für Gläubige; anfangs ohne Mobiliar; man musste im Stehen dem Gottesdienst folgen  in unsicheren Zeiten manchmal auch als Schutzraum für Bevölkerung benutzt  erst mit Satteldach in Holzausführung; später mit Tonnengewölbe bzw. Kreuzrippengewölbe usw.; Fortführung und Vervollkommnung in Gotik  Reliquien wurden beschafft und ausgestellt; Pilgerstätten/Wallfahrtskirchen entstanden 2. Klöster der Romanik:  viele Klostergründungen in Zeit der Romanik entstanden  (reformierten) Zisterzienser kehren später zu einfacher Bauweise ohne Ausschmückung zurück  bei ihnen soll die Schönheit (Gottes Schöpfung) nur in guter Verarbeitung der Steine und klarer Baustruktur erkennbar sein

Romanische Ornamente Kirchenfenster Kapitelle allg. typisch für Romanik:  Würfelkapitell und Rundbogen (auch als reines Schmuckelement)  Zwillingsbögen, Drillingsbögen, Überfang  figürliche Darstellungen haben immer christlichen Inhalt (oft in Reliefs als “Bilderschrift” erzählend angebracht (viele Menschen konnten nicht lesen)  horizontale Gliederung der Wandflächen durch Rundbogenfriese  vertikale Gliederung durch Lisenen (schmale Mauervorlagen)  Maueröffnungen (Fenster, Kirchenfenster, Türen) mit Rundbögen überwölbt u. klein  Wölbetechnik erlaubte noch keine großen Öffnungen  größere Fenster entstehen durch zwei oder mehr aneinandergereihte Fensterbögen mit Säulen als Zwischenstütze - Rundbogenfeld über rechteckiger Tür (Tympanon) meist mit plastischem Figurenschmuck ausgefüllt  häufiges Thema: das Jüngste Gericht

Das Würfelkapitell - gelegentlich mit ornamentaler Verzierung versehen  romanische Ornamentik = stilisierte Weiterentwicklung der germanischen Rankenornamentik typtisch romanisch: - Würfelkapitelle mit pflanzl. Rankenornamenten  flankieren Rundbogen vom Eingang einer Basilika (Kirche)  Würfelkapitell begrenzt Säule zum Tympanon hin. (siehe Bild links)

Hildesheim, St. Michael (UNESCO WELTKULTURERBE) -

begonnen unter Bischof Bernward 1010-1033 Schlüsselwerk ottonischer Baukunst: dreischiffige Basilika, zwei Querhäuser, Vierungsquadrat als Maßeinheit, sechs Türme heutiger Zustand (Wiederaufbau nach Kriegszerstörung 1947-50) - Grundriss: - doppelchörige Basilika mit 2 Chören (einer im Osten, einer im Westen) - durch strenge Symmetrie gekennzeichnet - die 2 Querhäuser springen weit über die Seitenschiffe hinaus - an ihren Giebelseiten erheben sich schlanke Rundtürme - im Kontrast dazu: gedrungene Vierungstürme - im Langhaus wechseln vier Eckpfeiler mit paarweise gekoppelten Rundstücken ab (= Stützenwechsel) - Rundstützen tragen Würfelkapitell - Grundmaß: Quadrat  Massiv und eindrucksvoll, auf Hügel gelegen (Bernward hat sich hier begraben lassen)

Christussäule (Bernwardssäule), Bronze, 1020 - Monumentaler Bronzeguss mit 28 Szenen aus dem Leben Jesu - Spiralförmiger Aufbau - im Inneren durch Stahlstange u. Verschraubungen an bd. Enden auf Spannung gehalten (ähnl. wie menschl. Wirbelsäule) - außen: Bildergeschichte: 28 Szenen aus öffentl. Leben Jesu führen nach oben - beginnend mit Taufe Jesu, über seine Wundertaten bis zum triumphalen Einzug nach Jerusalem - Bekrönung ursprüngl. durch ein Kreuz, zu dem vier Verkörperungen d. Paradiesflüsse an der Basis aufschauen - Verklärung Christi - Versuchung Christi - Hochzeit zu Kanaa

Bernwardstür -

um das Jahr 1015 datierte zweiflügelige Bronzetür im Westportal reicher biblischer Figurenschmuck stellt Szenen aus dem 1. Buch Mose und dem Leben Jesu Christi einander gegenüber gilt als erster Bildzyklus der deutschen Plastik Türflügel je aus einem Stück gegossen Maße: links 472,0 x 125,0 cm, rechts 472,0 x 114,5 cm, max. Stärke ca. 3,5-4,5 cm enormes Gewicht (jeweils etwa 1,85 t) der Türflügel Rohmaterial: Rotguss, vorwiegend aus Kupfer (über 80%) sowie zu etwa gleichen Teilen aus Blei, Zinn und Zink besteht im Wachsausschmelzverfahren hergestellt (Gussform konnte nur einmal verwendet werden) Türzieher in Form von fratzenhaften Löwenköpfen mit Gnadenring waren schon auf der Wachsform vorhanden

Benediktinerklöster und Zisterzienser Klöster Kloster: claustrum = Klausur Zisterzienser: cistericum = Zisterne (Wasserbauer) Filiation: figlio/filiale 3 Stände im Mittelalter: - Ritter - Bauern/Handwerker und Hörige - Geistliche Ständeordnung oft dargestellt: Holzschnitte, Buchmalereien - gottgewollt: 3-geteilt ist das Haus Gottes - claustrum: Klausur = innerster Bereich eines Klosters (allein für euch, unter anderen) Benediktiner stehen am Anfang der Entwicklung von Klöstern, Zisterzienser sind Abzweig davon - Benedikt von Nursia: 529 – Gründung des Stammklosters „Monte Cassino“ - gleichzeitig Verfasser der Benediktinerregeln: legen Leben und Organisation im Kloster fest  73 Kapitel! u.a. „ora et labora“ = „betet und arbeitet“ - Tagesablauf strikt geregelt - Benediktinerregeln hatten außerordentlichen Einfluss auf europäische Klöster - Karl der Große machte Benediktinerorden verbindlich - einheitlicher Grundplan - Grundriss erscheint als architektonische Entsprechung der strengen Regeln  Unterwirft das Kloster genauem Stundenplan für Tag und Nacht - Folge der Raumgruppen von Kirche bis Latrine entspricht Rangfolge der Funktion Gebäude-Hierarchie: 1. Rang: Kirche 2. Rang: Refektorium der Priestermönche = 1-2schiffiger Saal von doppelter Geschosshöhe mit hohen Fenstern  übrige Gebäude haben Obergeschosse - über Kapitelsaal liegt Dormitorium (=Schlafsaal) der Priestermönche mit dichter Treppe zur Kirche - übrige Bereiche folgen keinem bestimmten Schema - Spital möglichst im Osten - großer Wirtschaftshof im Westen - wegen guter Wasserversorgung Klöster fast immer an Flussläufen u. Bächen, die im Klosterbereich kanalisiert werden - einfache Architektur: Ornamentik nur vereinzelt (Kapitelle)

Cluniaziensische Reformbewegung 10./11. Jh. -

bestimmt Auseinandersetzungen zw. weltlicher u. geistlicher Macht um die Vorherrschaft in Europa (Investiturstreit) - Zentrum: Kloster Cluny  erlebt mehrere Bauphasen - im Vergleich zu St. Gallen: an Stelle vieler kleiner Gebäude tritt Zusammenfassung der einzelnen Bereiche in große Flügel um mehrere Höfe - neu: Kapitelsaal im inneren Kloster - aufgipfelnde Architektur - mehrere Apsiden, 2 Querschiffe im Osten - heute noch erhalten: Flankenturm u. Querschiffflügel, Säulenstümpfe, Mittelschiff im Osten - bis zu 300 Mönche leben hier

Zisterzienserklöster -

Reformanten: Robert v. Molesme, geb. 1028 Stephan Harding neues asketisches Leben unter 4 Hauptgeboten: Armut, Weltflucht, Ordnung, Filiation (=Gründung von Tochterklöstern) Mutterkloster: Citeaux 1098 Entscheidende Formung durch Bernhard von Clairvaux, 1091-1153 (Verfasser Idealplan v. Zisterzienserklöster Verlagerung vom profanen ins religiöse Ansiedlung im Ödland: vollkommene Klosteranlagen u. Musterbetriebe für Landwirtschaft u. Handwerk entstehen (=Landkultivierung und Kolonisation)

Grundlegende Prinzipien -

einsame Lage in Flusstal fernab größerer Siedlungen keine wichtigen Fernhandelswege direkt am Kloster direkt am Kloster wichtig: Wasserlauf zur Trinkwasserversorgung; kultische Waschungen im Brunnenhaus; Gewährleistung hygien. Verhältnisse (Küche, Abwassertransport, Latrinen) - Versorgung Landwirtschaft (Selbstversorgung d. Klosters, Anlegen von Fischteichen u. betreiben von Mühlen) - Oft erst Berglage im Rahmen von Landschenkung, später Translokatiom ins Tal - Zisterzienserorden = 1. Orden in Geschichte, der versuchte für all seine Klöster verbindende Organisationsstruktur zu schaffen - Reger Wissensaustausch innerhalb der Klöster durch jährliche Zusammenkunft aller Äbte - Eigenes Klosterbauschema entwickelt, aber nirgendwo in idealtyp. Weise - Anpassung an örtl. Gegebenheiten des Geländes - Ordnung des Raumes:  Prinzip d. gemeinsamen Tätigkeiten, gemeinsame Wege, gemeinsame Räume

Kloster Chorin – 1258         -

Von askanischen Markgrafen gestiftet Von Zisterziensermönchen aus Mutterkloster Lehnin besiedelt Ort mit besonderer Bedeutung: slawischer Ringwall u. Turmburg der Askanier Nachteile: fehlendes Fließwasser, keine Wasserkraft, schwer erreichbar Deswegen Verlegung auf Halbinsel des Chorin-Sees (heute Amtssee) ca. 8km entfernt 1273 Erlangte gr. Bedeutung für Wasserwirtschaft u. Nutzung Wasserkraft (23 Seen, 11 Mühlen) Mönche bauten Hopfen und Wein an, unterhielten 2 Hospitale u. widmeten sich Armenfürsorge Aufbau d. Klosteranlage dauerte bis 1334 Zu der Zeit lebten 80 Priestermönche und 400 Laienmönche hier In der Gegend kein Naturstein vorhanden, deswegen Backsteine hergestellt Chorin = 1. Kloster komplett aus Backstein errichtet Äußere Erscheinung ähnelt Mutterkloster Lehnin Südflügel erlitt im 30jährigen Krieg großen Schaden 1828 erste Instandsetzungsmaßnahmen durch Schinkel Landschaftsarchitekt Joseph Linne´gestaltete weitläufigen Landschaftspark Neues Dach in ursprüngl. Höhe erst 1910-1912 + hölzerner Dachreiter auf Vierung Pachtvolle Westfassade der Kirche 3 schlanke Spitzbogenfenster d. Mittelschiffs wurden von zu Treppentürmen ausgebauten Strebepfeilern eingerahmt Zw. Fenstern betonen schmalere Strebepfeiler die Vertikal Kontrast dazu: Horizontalfries, darüber Maßwerkrose aus 3 Sechspässen Norden: am topogr. höchsten Punkt liegt Kirche Apsis u. Querschiffkapellen nach Osten ausgerichtet Im Süden: Klausur Gesamtes Kloster, außer Wärmeraum, durch Sonne erwärmt Im östl. Bereich neben Sakristei mit Zugang vom Kreuzgang befindet sich Kapitelsaal (Versammlungsraum d. Mönche u. gleichzeitig wichtigster Raum der Klausur) Tägl. Lesung eines Kapitels (capitulum) aus Regel Benedikts Daneben: Sprechraum (Palatorium) u. Arbeitssaal d. Mönche Gegenüber dem Brunnenhaus (rituelle Waschungen, Scheren der Tonsur) liegt nach Süden: 2stöckiges Mönchsrefektorium Küche schließt sich an, die auf westl. Seite einstöckiges Laienrefektorium mitversorgt Eigentlich Doppelkloster: Priestermönche im Osten, Laienbrüder (Konversen) im Westen Kirche auch geteilt: für Konversen westl. Bereich durch Lettner (Chorschranke) getrennt Bauteile für Konversen sind niedriger, erdzugewandter u. schlichter Leisteten Hauptanteil manueller Arbeiten, v.a. Bewirtschaftung v. Gutshöfen d. Zisterzienser (Grangien) – mind. 2-3 pro Kloster, max. 20-30 im Umkreis Giebel aus 3 gestaffelten Wimpergen Treppentürme tragen 8-eckige Bekrönung Kleines Portal führt in Vorhalle des Fürstensaals (nicht in Kirche) Reicher Fassadenschmuck: Repräsentationswillen d. Akanier Nordgiebel aufwändig gestaltet, greift Motive d. Westgiebels auf 2 turmartige Strebepfeiler rahmen Schauwand ein In deren Mitte zwischen 2 kürzeren Maßwerkblenden ein großes, vierbahniges Maßwerkfenster Langhaus an Hand der Stufen in 3 Abschnitte gegliedert Östl. Teil mit Hauptaltar u. Chorgestühl zw. Arkadenpfeilern war Mönchen vorbehalten Danach folgt Bereich d. Laienbrüder bis zu den letzten 2 Jochen im Westen Neues prächtiges Pfortenhaus (um 1300) vor ursprüngl. Portal errichtet

 War einst von Treppentürmen flankiert: Konversen konnten Schlafsaal im OG erreichen - Westwand d. alten Pforetenhauses: Haupteingang z. Kloster u. in Klausurtür (den Mönchen vorbehalten)...


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