Title | Wohnsoziologie - Zusammenfassung Soziologie in Architektur und Wohnen |
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Author | Sophia Niedermeier |
Course | Soziologie in Architektur und Wohnen |
Institution | Universität Stuttgart |
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3. Semester IWE Zusammenfassungen für die Prüfung mit Prüfungsfragen und ausführlichen Antworten ...
Fachbegriffe 25.10.
Industrialisierung
Deutschland schlechte Infrastruktur 1848-1871 Absolutismus, Planwirtschaft 1871 Reichsgründung bis 1918 Hochindustrialisierung
Wohn-Dienstleistungen und Gewerbe steigen stark an
Eisenbahnbau als Motor der Industrialisierung Auswirkungen auf Gesellschaft, Parteiengründung Gartenstadtbewegung 2 Phasen: bis zur Reichsgründung – Hochindustrialisierung, Zeitrahmen vier Jahrzehnte vor Weltkriege 1870-1914
Urbanisierung
Stadtwachstum-Wohnungsmangel, Frauen-Kinderarbeit Preußische Mittelstadtsystem Sinkende Geburtensterblichkeitsrate 2,7 Mio. abgewandert (USA, Australien) Prinzipiell: Verknüpfung von Bevölkerungswachstum, Industrialisierung und Binnenwanderung Ergebnis: Verstädterung ist Ursache und Folge zugleich Push und Pull-Faktoren bei Wanderung Verbesserung des Lebensstandards, sozialer Aufstieg
Wohnungsfrage
Stadtluft macht frei Wohnen wurde zur gesellschaftlichen Debatte Schlafgänger, Betten vermieten, um Wohnung zu bezahlen Gründe für heutige Wohnungspolitik Mietskasernenstadt Berlin Kurze Mietdauer instabile Lage, häufige Arbeits- und Wohnungswechsel Kahlpfändungsrecht Verlust aller Habseligkeiten bei Zahlungsunfähigkeit
Sozialpolitik
Die „Wohnungsfrage“ wurde im 19. Jhd. zum Gegenstand von Gesellschafts- und Sozialpolitik Der Wohnungsbau wurde ein gesamtgesellschaftliches Anliegen
Welche Wege aus der Wohnungsnot beschritten werden sollten, war gerade im ersten Drittel des 20. Jhd. eine hochrangige gesellschaftliche Frage und ist es bis heute, mit unterschiedlicher politischer Wirksamkeit, geblieben Wohnungsfrage war immer Arbeiterwohnungsfrage Ergebnis von Industrialisierung: Wohnungselend bzw. Wohnungsnot Gemeinnütziger Wohnungsbau Arbeiterwohnungsbau-Arbeitersiedlung Kuchen (Stuttgart) 1857: vorbildliche Verhältnisse (Kinderschule, Pensionskasse, Bibliothek, Badeanlagen, 800 Mitarbeiter von Arnold Staub) 15.11.
Städtischer Konsumhaushalt 1. 2.
Idealtypische Wohnweise Was wird bei Wohnen getan? Wer wohnt mit wem? Vorindustrielle Lebensform = ein ganzes Haus Methodisches Konstrukt Idealtypus meint das für eine bestimmte Epoche Typische, diesem Zeitabschnitt Industrielle Form = Kernfamilie 1. Zweigenerationenfamilie als soziale Einheit 2. Trennung von Wohnen und Erwerbsarbeit, Selbstversorgerhaushalt Konsumentenhaushalt 3. Polarität von Privatheit und Öffentlichkeit 4. Individuelle Aneignung durch Kauf oder Miete 5. Einfluss technischer Entwicklungen – Wohnen und Technisierung Entwicklungsstränge des postmodernen Wohnens Ausdifferenzierung +Eingrenzung kennzeichnen das moderne Wohnen 29.11.
Sozialstruktur und Stadt
Hintergrund: „natürliche“ und soziale Ungleichheit: Chancen, Macht, Einfluss Klassengesellschaft (gespalten) oder Schichtgesellschaft (abgestuft, Übergänge) Bolte-Zwiebel, Sinus-, Milieu, Haus-Modell, Rainer Geißler Typische Schichtungstruktur industrieller Gesellschaften Merkmale: 1. Ursachen sozialer Ungleichheit im wirtschaftlichen Bereich 2. Beruf 3. Vertikale Struktur 4. Lebensbedingungen Schichtspezifisch: o Gesellschaftsbilder o Vorstellungen über Wohnen und Stadt Milieu: Personengruppen gleicher Werthaltungen, Einstellungen Lebensstil: Regelmäßigkeiten in Alltag Pluralisierung von Milieu und Lebensstil
1. Kausale Pluralisierung: Lockerung der Verknüpfungen 2. Morphologische Pluralisierung: Vielfalt der Lebensweisen 3. Finale Pluralisierung: Prägung der Zugehörigkeit Gruppierungen mit deutlichen Einbezug des Nebeneinanders = horizontale Paradigma o Demografische Merkmale o Soziale Milieu und Lebensstil 6.12.
Sozialer Wohnungsbau
Grundbegriffe Wohnungspolitik: je niedriger das Einkommen, desto höher die Mietbelastung steigt Regulative Instrumente: Miet- und Städtebaurecht Förderinstrumente: indirekte Steuervergünstigungen, Subjektförderung (Wohngeld), Objektförderung Beispiele: o Eiernest, Stuttgart Süd, Zuffenhausen, Rot, Lauchhau, Scharnhauser Park 1949: Zwangsbewirtschaftung 1950: Erstes Wohnungsbaugesetz 1956: Zweites Wohnungsbaugesetz Veraltete Gesetze Problem! Sozialorientierter Wohnungsbau nicht auf Dauer gedacht keine sozialen Ghettos 1960: Abbaugesetz 1965: Wohngeld Leitsatz 60er/70er: größer-höher-dichter, Urbanität durch Dichte Verschiebung zur Subjektförderung Abgang an Sozialmietwohnungen auslaufende Bindungen, wenig Neubauförderung Wohnsituation und sozial orientierter Wohnungsbau Remanenzeffekt (Beharrungstendenz) (alte Frau bleibt in großem Haus) Freie Marktwirtschaft staatliche Regulierung Wohnpolitik: Interventionsstrategien Schnittpunkt Sozial- Wirtschaftspolitik 13.12.
Segregation
Thematisierung: o Stadt und soziale Ungleichheit o Ghetto, Segregation, Gated Communities, Gentrifikation, Slum, Favela, regionale Disparität, Banlieue, … Soziale Ungleichheit: o Unterschiedliche Grade ihrer gesellschaftlichen Akzeptanz o Soziale Differenzierung nicht Verschiedenartigkeit strukturelle Benachteiligungen, Chancenungleichheit, Armut o Objektiv – subjektiv, materiell – immateriell, absolut – relativ o Kriterium der „Teilhabe“ am gesellschaftlichen Leben o Armutsgrenze: 60% des Durchschnittseinkommens
Sozialräumliche Ungleichheit o Segregation, Ghettos o Durchmischung als Ideal o Residentielle Segregation o Disproportionale Verteilung von asozialen Gruppen, über die Teilgebiete einer Stadt o Chigagoer Schule o Freiwillige/erzwungene Segregation o Kontakthypothese für Toleranz, Sozialisierung, regenerationsfähiger o Konflikthypothese gegen gemischte Quartiere, kein Anpassungsdruck, weniger Konflikte, politische Selbstorganisation, gleiches Interesse Soziale Stadt o Förderungen, Quartiersmanagement o Ideale, soziale Mischung: Weder Heterogenität (Quartier) Noch Homogenität (Haus) Soziale Nähe (Beziehungen) Soziale Unterschiede (Vielfalt) o Balance zwischen: Haus (realtiv homogen) Quartier (relativ heterogen) o Entmischung zwischen Rest- und Randquartier Innenstadt und Altstadt o Wohnungspolitische Aufgabe: Sicherung bezahlbarem Wohnraum 20.12.
Warum Gentrifizierung und Wohnungspolitik?
Widerspruch zwischen zunehmender Verbreitung des Begriffs und analytischer Qualität seiner Anwendung Generalisierende und simplifizierende Erklärungsmodelle Ursachen: o Neue Lebensstile o Erosion der patriarchalen Kernfamilie o Bildungsexpansion o Wandel von Industrie zu Dienstleistungsgesellschaft o Rent Gap (Disparität zwischen den aktuell realisierten Mieteinnahmen eines Grundstücks und den potenziell erzielbaren Mieteinnahmen, für Investoren rentabel?) Probleme der Erklärungsansätze o Hohes Abstraktionsniveau, starker Trend zur Generalisierung o Probleme in der Operationalisierung der Ansätze o Fokussierung auf Zuziehende, kaum auf Verdrängte, Verdrängungsprozesse o Wenig Einbettung in unterschiedliche, institutionelle Umgebungen, Schwierigkeiten im Vergleich Ausgangssituation 1990 Berlin
Schwere Instandsetzungs- und Modernisierungsmängel, „größtes Sanierungsgebiet Europas“ o Spektakulärer Hauptstadtboom o Privateigentum 1996-1999: Mehr Markt, weniger Staat o Weniger öffentliche Förderung – mehr privat finanzierte Sanierungsmaßnahmen o Finanzierung der privaten Sanierung der AfA o Einführung von „Mietobergrenzen“ für private Sanierungsmaßnahmen durch die Bezirke (1995-1997) Subventionen und Steuererleichterungen o Selektive Nutzung dieser Regelungen durch die Bewohner 2000-2016: Noch weniger Regulierung, mehr Eigentumswohnungen o Sonder-AfA beendet (1998/99) o Förderung im Zuge des Bankenskandals o Mietobergrenzen gekippt Eigentumswohnungs-Boom o Verkauf „fiktiver“ Eigentumswohnungen, die noch bewohnt sind – aber als leer verkauft werden o Preisdifferenz zwischen bewohnten und leeren Eigentumswohnungen: 1000 Euro/qm o Sehr hoher Druck auf Bestandsmieter, hohe Wegzugsraten o Etwa 1/3 Selbstnutzer, 2/3 Neumietung Seit 2005: Neubau und Super-Gentrifizierung o Neubau ermöglicht durch Privatisierung öfftl. Flächen Seit 2016: Comeback der Staatsinvestitionen o Milieuschutzgebiete, Mietpreisbremse für Neuvermietungen Barrieren für Gentrifizierung in St. Petersburg o Fragmentiertes Eigentum o Fortbestand von kommunalki Wohnungen o Aristrokraten enteignet jedes Zimmer 1 Familie o Denkmalschutz in einem „dual state“ o
10.1.
Wohnwünsche, Wohnbedürfnisse
5 G‘s: günstig, groß, grün, gesichert, Grundrisse (anders) o Wunschwohnformen: Standardwohnen, Gehobenes Wohnen, experimentelles Wohnen, ökologisches Wohnen o Wohnungstypen Stadtwohnung Gründerzeit Stadtwohnung unterschiedl. Grundrisse Stadtwohnung klassischer Grundriss u Erforschung von Wohnbedürfnissen o Bedürfnishierarchie nach Maslow o Bedürfnishierarchie Wohnen nach Antje Flade o Grundgesamtheit (wie viele sind befragt worden), bei Statistiken darauf achten Ermittlung von Wohnbedürfnissen: Markt, Staat, Technische Lösungen (flexible Grundrisse), Empirische Sozialforschung (Wohnwunschformen)
Wohntrends 2030 GdW Zurfriedenheitsforschung und Paradoxon Bezugsgruppentheorie Dissonanztheorie (sozialpsychologische Theorie) Bedürfnisse verändern sich Bezugsgruppe, Wohnhorizonte, Kaufkraft, Wohnleitbilder o Methodenproblem o Forschungsergebnisse immer abhängig Grenzen und Perspektiven 1. Ambivalenz und Widersprüchlichkeit des Wohnens 2. Individuelle Bedürfnisse können im Konflikt zur Stadt und zu anderen Bewohnern sein 3. Bedarfserfassung muss sinnvoll sein 4. Aufgabe Bedürfnisforschung Ursachen und Funktionen der vorfindlichen Ausprägungen von Wohnleitbildern herauszuarbeiten 5. Soziologie definiert keine endgültige und richtige Wohnweise! Skeptisch sein bei Zufriedenheitsforschung o o
17.1.
Neues Wohnen und Bauen in der Stadt
Erst wieder Thema seit 2015 Individualisierung und Wohnen o Beschleunigung der Lebensbereiche (Veränderung der Zeitstrukturen) o Slippery-Slope-Phänomen (Steigerungsrate übersteigt Beschleunigungsrate) o Single-Haushalte können auch WGs sein o Unterjüngung der Gesellschaft Alterung und Wohnen o Frauen höhere Lebenserwartung o Mehr Alleinstehende Alte 1. Hochbetagte Frauen 2. Migrationshintergrund (Gastarbeiter) 3. Segregation Glücklich alt werden Integrative Wohnprojekte o Baugemeinschaft + Mehrgenerationenwohnen o Urban do it yourself o Hegemonietempel Berlin, Wächterhäuser Leipzig o Townhaus „Haus und Hof“ Berlin Desintegrative Wohnprojekte o Residentielle Exklusivität o Distinktionsinteressen Adresse als sozialen Status o Luxuswohnprojekte o Gated Communities, virtuelle Mauern der Gesellschaft (fachlich: abgeschirmtes Wohnen)
Bsp. Nymphenburger Höfe München, Winzerstraße Leerstand durch Spekulation Wohnen mit Service, Doorman-Konzept, James Zürich Albisrieden Entgrenzung und Subjektivierung der Arbeit Aspekte der Entgrenzung: Zeitlich, räumlich, sozial, sachlich, qualitativ, betriebsorganisatorisch, rechtlich Errosion der normalen Arbeitszeit o Subjektivierung = Intensivierung von individuellen Ansprüchen an die Arbeit o Verdichtung des Arbeitstages o Digitalisierung: Daten fressen Seele auf Reurbanisierung und Multilokalität o „Innenstadt als Wohnort immer gefragter“ 2011 o „Stress in der Stadt“ 2017 Multilokalität o Bindungswirkung des Ausgangsortes an 2 oder mehr Orten gleichzeitig wohnen o Ankerpunkt des Alltagslebens o Bedeutungsgewinns Wohnen in der Stadt o Lange Suburbanisierung, soziologisch o Verschiedene Nutzergruppen, früher sozialschwacher Stadtteil, heute hippes Viertel Zunahme Hybridität des Wohnens o Diverse, teilweise konkurrierende Nutzergruppen o Generell veränderte Lebensstile o Reges Interesse an innerstädtischen Wohnens o Wohnen, nach langer Zeit des politischen Desinteresse, wieder auf politischer Agenda o o o o o
24.1.
Cohousing
Durchschnittswert in Deutschland: 45 qm pro Person In 30 Jahren 25% mehr Wohnungen und Wohnfläche pro Einwohner Teilen: o Reduzierung der Wohnkosten o Wunsch nach passender Wohnform o Suche nach Gemeinschaftlichkeit o Interesse an Selbstorganisation o Stärkung der Selbsthilfe Rechtsformen: o Privateigentum o Gemeinschaftseigentum o Miete o Syndikat (Mietprojekte mit Mitglieder) Wohnsinn 1+2, WohnArt 3, Darmstadt: sozial gemischtes und generationsübergreifendes Wohnen VinziRast, Wien, ehemals Obdachlose und Studierende, gemeinsam arbeiten, leben, lernen Spreefeld, Berlin, gemeinschaftliches Wohnen, arbeiten und gärtnern Vision in die Zukunft
o o o o o
mehr inklusive Wohnprojekte Durch Kooperationen mit Städten, sozialen Trägern, Stiftungen, Wohnungsbauunternehmen Durch Aufbau von lokalen und internationalen Netzwerken Durch gemeinwohlorientierte Bodenpolitik und Konzeptvergabe Durch Engagements von Architekt/innen und Planer/innen 7.2.
Alte Sesshaftigkeit
Josef Reichholf – Warum die Menschen sesshaft wurden Anstieg räumlicher Mobilität Diskurs räumlicher Bindungen Verlust vs. Gewinn Multilokalität ≠ Tourismus, Zirkulation (Umziehen), Pendeln, Migration, temporäre Abwesenheiten Wohnen und Aktionsräume Anlässe Multilokalität: o Entstehungsbedingungen, Anlass, Kontext, Haushaltsorganisation, Periodizität Typen multilokalen Wohnens o Shuttles (Wochenendpendler), Transmigranten (Saisonarbeiter), LATs (Living apart together), groß/kleine Distanzen o Zweitwohnsitz als Alterswohnsitz, Freizeitwohnsitze in der Nähe der Hauptwohnung, Zweitwohnsitz als Arbeitswohnsitz, Häufig-Umzieher, pendelnde Kinder/Jugendliche Kriterien der Multilokalität 1. Regelhafte Rhythmik 2. Dauerhaft mind. 2 Wohnsitze residentielle Multilokalität Architektur und Multilokalität o Das Coodo o O² Village München o Minimal Häuser Projekt, Cabin Spacey o New Eelam Neue Sesshaftigkeit o Ortspolygamie o Persistenz o Transition o Freisetzung, Individualisierung o Ressourcenverbrauch Multilokalität und Stadt o Bindung? Identifikation? Rauminteresse? Identifikationsinteressen? Temporäre Stadtbürger?...