Berufsethik - Zusammenfassung Einführung in die Soziologie PDF

Title Berufsethik - Zusammenfassung Einführung in die Soziologie
Course Einführung in die Soziologie
Institution Duale Hochschule Baden-Württemberg
Pages 20
File Size 1 MB
File Type PDF
Total Downloads 6
Total Views 152

Summary

Werte und Normen in der Sozialethik...


Description

Grundtypen ethischer Probleme in der Sozialen Arbeit • wodurch sind sozialarbeiterische Eingriffe in die Selbstbestimmung anderer Menschen zu rechtfertigen? • In wiefern sind Sozialarbeiter berechtigt, Macht und Einfluss aufgrund Ihrer Rolle und Ihres Fachwissens auszuüben? • Was ist noch als menschenwürdiges Leben verantwortbar? Wo muss die Fachkraft eingreifen? • Wo sind ökonomische Faktoren für die Gewährung und Unterstützung bedeutsam und wo dürfen sie es nicht sein? • Woran soll ich mich in ethische Dilemma-Situationen halten? Welcher Autorität oder welchen Prinzipien folge ich in meiner Entscheidung?

Ethische Zielkonflikte in Sozialer Arbeit • Zielkonflikte: zwischen Hilfesuchenden und Fachkraft: Eingeschränkte Hilfeleistung aufgrund externer Rahmenbedingungen (Gesetze, Ressourcen, Trägerstruktur, Sozialraum) • Interessenkonflikte zwischen Eigeninteresse der Fachkraft, Vorgesetzten und Interessen der Adressaten Sozialer Arbeit • Handlungskonflikte: zwischen Aufgabenverständnissen, professionellen Konzepten und deren richtiger Anwendung

Ethische Spannungsfelder und Herausforderungen • Altruismus vs. Egoismus (alle Beteiligten) • Selbstbestimmung der Klienten vs. Instrumentalisierung Abhängiger (Klient-Professioneller) • Menschenrechtsprofession vs.- Ökonomisierung sozialer Dienstleistungen (Wirtschaftlichkeitsdenken) • Technisierung/Standardisierung der Hilfen (Mensch als „Fall“) vs. Personale Qualität von Hilfebeziehungen (Mensch als Person) • fachliche Verantwortlichkeit des Professionellen vs. Politische Verantwortung des Staates für soziale Hilfen (Sozialethik)

Theoretische Grundlagen v. Sozialarbeits-Ethik • Humanistische / religiöse Menschenbilder • klassische Modelle normativer Ethik (angewandte Philosophie) • Berufsethos Sozialer Berufe • Deklaration der UNO über die universalen Menschenrechte (1948) sowie spezielle Menschenrechtskonventionen • ethische Prinzipien und Standards des IFSW • Ethik-Kodex des DBSH • ethische Leitbilder sozialer Einrichtungen

Begriffsbestimmungen Ethik in der Sozialen Arbeit •

Die primäre Aufgabe der Ethik ist es, Unruhe zu wecken gegen die Gedankenlosigkeit die sich als Sachlichkeit ausübt“



Überdenken der Ziele Sozialer Arbeit und der Verhältnismäßigkeit der Mittel zur Zielerreichung sowie der Bezugspunkte (Perspektiven) von denen aus ein solches Überdenken möglich wäre



Möglichkeit der Kritik an Deprofessionalisierungstendenzen: z.B. Unterordnung individualisierter Hilfen unter ökonomischen Sachzwänge bzw. Instrumentalisierung von Hilfefällen im Sinne Zuschussfinanzierungen (Berufsethos = Professionalitätskennzeichen)

Moral – Gewissensfragen Moral ( lat. Sitten, Bräuche) ist ein kulturell verankertes Geflecht von Handlungsorientierungen, die das Wohl der Einzelnen und der Gemeinschaft in einer Balance hatten (kulturell-zivilisatorischer Aspekt). Diese Orientierungen werden durch positiv oder negativ bewertende Kommunikation vermittelt (Sozialer Aspekt) und im Selbst durch Gefühle von Selbstachtung, Fürsorge, Achtung und Wertschätzung bzw. Scham, Schuld und Empörung realisiert (psychischer Aspekt)

Moral = soziale Normen, die von einer Gesellschaft als unabdingbar einzuhalten angesehen werden (wechselseitige Verhaltenserwartungen) moralisch handeln = freiwillig (intrinsisch motiviert) aus Achtung vor dem Gesetz Moralgemäß handeln= unter sozialen Erwartungsdruck das Erwartete tun (soziale Anpassung) Ethik (griechisch ethikas = Sitte, Brauch, Charakter, Gewohnheit) • als Teilbereich der praktischen Philosophie • eine mögliche Reflexionsform der Moral deren Gegenstand das moralisch Gute ist • Man unterscheidet deskriptive und normative Ethik • Das Gute realisiert sich in a) gutem Leben (Erfüllung, Glück) b) richtigem Handeln (keinen Schaden verursachen) Handlungstypen nach Max Weber Handeln = einem subjektiven Sinn folgendes Sichverhalten (Tun oder Unterlassen) soziales Handeln = in seinem Verlauf sinnhaft am Handeln anderer orientiert vier Idealtypen des Handelns: • traditional (aus Gewohnheit) • affektual (emotional, situational) • wertrational (Glaube an unbedingten Eigenwert eines Sichverhaltens unabhängig vom



Erfolg) zweckrational (instrumentell, soziale Mitwelt als Erfolgsbedingung eigener Ziele einkalkulierend)

Ethos vs. Moral Ethos = Gesamtheit all jener Einstellungen, Überzeugungen, Werte und Normen, die eine einzelne Person oder eine bestimmte Gruppe von Menschen als verbindlich für ihr eigenes Handeln anerkennt Berufsethos = berufsständische Grundwerte, motivationale Haltungen und Ziele im Hinblick auf Adressaten und gesellschaftlicher Funktion des Berufes; der Berufsethos begründet die Professionalität Sozialer Arbeit (neben Fachlichkeit, Wissenschaftlichkeit, Rechtmäßigkeit)

Werte und Normen Werte = substantiale Handlungsziele moralisch geleiteten Tuns (attraktiv), meist antithetisch konzipiert: Faulheit / Fleiß, Freigiebigkeit / Geiz • Die Beseitigung eines Unwertes ist dabei oft selbst als ein Wert definiert Normen = (lat. Richtschnur) präskriptive Handlungsgebote bzw. restriktive Verbote zur Verwirklichung von Werten (eine Norm kann verschiedene Werte realisieren, ein Wert durch verschiedene Normen gestützt werden) • Wert: Autonomie • Norm: Industrumentalisierungsverbot • Tötungsverbot wird im Krieg durch Gegennormen (Gehorsamszwang) aufgehoben Geltung von Normen ist meist latent und kontextspezifisch (Verhaltenserwartungen am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Partnerschaft)

Normenbegriff • artikuliert Forderungen eines bestimmten Verhaltens für bestimmte Situationen • werden von bestimmten Personengruppen / Institutionen für andere gesetzt: Normensetzer → Normadressaten • Normen werden mittels positiver und negativer Sanktionen durchgesetzt, dadurch entsteht soziale Kontrolle • Akzeptanz und Normen (Geltung) schafft Handlungssicherheit (und limitiert Freiheit / Spontaneität) • Normierung = Institutionalisierung Ethische Normen: Funktion und Geltung • inhaltlich konkretisierte Sollensforderungen mit Ziel, menschliches Handeln verbindlich auszurichten (Entlastungs-/Schutzfunktion) durch kalkulierbare wechselseitige Verhaltenserwartungen) • weisen auf die Geltung von Gütern und Werten hin (diese sind das eigentlich Normierend hinter der Norm) „Normen sind also nichts anderes als in die Sprache der ethnischen Verbindlichkeit übersetzte Güter und Werte“ • Unterscheidung: relative/perspektivisch konkrete Normen (nicht schlagen) und universale, formale (inhaltsleere) Normen → Ethische Prinzipien (Grundhaltung der Nächstenliebe)

Ethische Werte u. Güter • Positive, grundlegende Maßstäbe zur Orientierung menschlichen Handelns (wie z.B. Vertrauen, Achtung, Liebe, Treue, Freundschaft, Wahrhaftigkeit, Toleranz, Gerechtigkeit, Zugehörigkeit, Solidarität, Freiheit..) • Ethische Werte basieren auf dem Verpflichtungscharakter eines (allgemein, in Selbstbestimmung frei) anerkannten Sachverhaltes (z.B. Selbsterfahrung eines sinnvollen Lebens, der Einzigartigkeit & des Eigenwertes eines jedes Menschen, verpflichtet auf den Schutz menschlichen Lebens) • Werte motivieren den Willen zur Handlung (normierende Wirkung) • Werte bestimmen die Haltung/Gesinnung des Menschen • Güter = Eigenschaften von Seinsobjekten, die anerkannt & erstrebenswert sind: z.B. Gesundheit, Eigentum, Nahrung, Energie, Kleidung, Schönheit usw. • Werte und Güter unterscheiden sich nach ihrer hierarchischen ‚Wert-Höhe‘ relativ zueinander

Deskriptive und Normative Ansätze der Ethik Deskriptive Ethik = empirische, beschreibende Ethik; untersucht historische gesellschaftliche Hervorbringung von Normen und Werten (erhellt Bedeutung des Moralischen aus dem Handlungskontext / Gruppen-Ethos), bewertet die Handlungen selbst aber nicht (aus: Soziologie, Psychologie, Anthropologie) Normative Ethik = präskriptive E.; sucht allgemein anerkannte, universal gültige Normen und Werte; untersucht Richtigkeit und Korrektheit von Aussagen über moralische Werte und Handlungen; davon ausgehend beurteilt sie Werte und Handlungen kritischwertend als „gut“ oder „schlecht“; Bemüht sich allgemeingültige Motivationen, Ziele und Prinzipien herauszuarbeiten (Letztbegründung in Gott/Schöpfung: Theologie, bzw. Seinserfahrung/Vernunft: Philosophie)

Traditionale vs. Moderne Moralphilosophien • Traditional: Postulat eines essentiellen Fundamentalprinzips der Begründung der Geltung von Moral (Transzendenz/göttliche Offenbarung; Glaube an die universelle Menschenvernunft; Existenz einer „Idee des Guten“, z.B. Platons Tugenden, Kants Imperativ als Vernunftglaube.) = Werte/Tugendethiken • Modern: Moral ist kommunikativ im (herrschaftsfreien) Diskurs begründet, Normen sind soziale Konstrukte („Moral als Aushandlungssache“); Voraussetzung: gleichberechtigtherrschaftsfreier und vernunftorientierter Austausch von Argumenten für Geltungsansprüche u. Handlungsoptionen (z.B. Diskursethik in Habermas‘ TKH) = Verantwortungs/Diskursethiken

Ethische Fallanalyse und Falldiskussion Ziel: menschengerechte Entscheidungsfindung in ethischen Dilemma-Situationen in komplexen Handlungsfeldern (Zeitdruck, Problemdruck, multiprofessionelle Teams, nicht einwilligungsfähige Betroffene usw.) Dilemma = konkurrierende, sich z.T. ausschließende ethische Werte, Güter und Normen/Prinzipien müssen gegeneinander abgewogen werden um eine plausible Entscheidung zu finden. Es existieren eine Vielzahl schematisierter Vorgehensweisen (v.a. klinischer Bereich: Nimwegener Falldiskussionsmodell), die aber zentrale Gemeinsamkeiten aufweisen: 1.WAS KONKRET IST DER FALL UND FÜR WEN? (Analyse: Fall, Betroffene, Beteiligte) 2.WORIN BESTEHT DAS ETHISCHE PROBLEM? (Analyse der Problemstruktur) 3.WELCHE WERTE/PRINZIPIEN SIND IM KONFLIKT? (Abwägung von Werte/Normen) 4.WIE KANN EINE ENTSCHEIDUNG ETHISCH BEGRÜNDET WERDEN? (Ethische Begründung von Handlungen). Im Ergebnis sollte eine ethisch reflektierte, Bedürfnisse und Werte aller Beteiligten abwägende Entscheidung stehen, die sowohl im Team als auch nach ‚außen‘ vertretbar ist und kommuniziert werden kann. (Optimalfall).

Begriff der (Menschen-)Würde • Differenzbegriff: Mensch zu Tier; Person zu Dingen • Griechische Antike kennt das Konzept der Würde nicht • Römische Antike (Cicero) bestimmt Würde eines Menschen abgestuft nach seinem sozialen Status u. Leistungen (Ehrbarkeit) beruhend auf Vernünftigkeit (im Gegensatz zum triebgesteuerten Tier); daher: unwürdiges = triebhaftes Verhalten beim Menschen! • Im Christentum: Gleicherschaffenheit, Gottesebenbildlichkeit, Vernunftbegabung und Einsichtsfähigkeit begründen universelle Menschenwürde • Aufklärung (Kant) unterscheidet: Dinge haben einen Wert (für mich); Personen haben eine Würde (für sich selbst!) – [die ich respektieren/schützen muss wie meine eigene!] Ableitung aus Unersetzbarkeit menschlicher Existenz Kants Begriff der Menschenwürde Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserem Willen, sondern der Natur beruht, haben dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen Werth, als Mittel, und heißen daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen Personen genannt werden, weil ihre Natur sie schon als Zwecke an sich selbst, d. i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet, mithin so fern alle Willkür einschränkt (und ein Gegenstand der Achtung ist).

Menschenwürde Würde = Rollengemäßes Handeln (Cicero) Würde = von Gott verliehene Denkfähigkeit (Pascal) Würde = Mensch als Vernunftwesen (neben Naturwesen) (Kant) • Dinge haben ihren Wert im Preis (sind austauschbar) • Menschen haben ihren „Wert“ in ihrer Würde = nicht zu verdinglichen, nicht austauschbar für sich selbst! • Grundlage der Würde: PERSONALITÄT (Person sein können) Denkendes Wesen mit IchBewusstsein (Individualität) • Europäische Entwicklung zur „Sakralisierung der Person“ (Joas) führt zur Universalisierung von Menschenrechten auf anthropologischer Fundierung (Person sein, heißt Rechte haben) (zuvor: Gottesebenbildlichkeit, Willensfreiheit) Urzustand Ungleichheit: Moralische Partikular-Normen in segmentären (vormodernen) Gesellschaften • Konkrete Umgangsnormen basierend auf AbstammungsIdentität (Kasten- u.



• •

Stammesnormen; Normen der sozialen Klasse u. Schicht) Folge: Aberkennung der Gleichwertigkeit bzw. des ‚MenschenStatus‘ gegenüber ‚NichtIdentischen‘ (Sklaven, besiegte Feinde, Andersgläubige, sozial niedrig Gestellte bzw. ‚Unberührbare‘ usw.) Konstruktion von Identität über soziale Anerkennungsverweigerung (Menschenbegriff wird nur für die Eigengruppe verwendet) Ungleichheit von Menschen = „Urzustand“

• Französische Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte (1789): „Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung“ Rechtsgleichheit aller Bürger (!) und Verbot gesellschaftschädigender Handlungen • Die erste Genfer Konvention (1864): ungehinderte Versorgung von Kriegsverletzten durch rotes Kreuz • Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) durch die UNO: „Die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte haben zu Akten der Barbarei geführt, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und es wurde verkündet, dass einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt ... Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ • Bürgerliche Freiheitsrechte (Abwehrrecht d. Individuums gegen den Staat) • Politische Teilhaberechte (freies Wahlrecht, Versammlungsfreiheit usw.) • Wirtschaftliche Rechte (freie Berufswahl, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Recht auf Erholung usw.) • Soziale Rechte (Recht auf soziale Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit usw.) • Kulturelle Rechte (Recht auf Bildung u. Ausbildung, kulturelle Teilhabe usw.) Definition der Menschenrechte • Vorstaatlich, nicht direkt einklagbar (Ratifizierung) • Unveräußerlich • Unabhängig von differenzstiftenden Zuschreibungen wie Rasse, Geschlecht, Religion… • Rechte des Einzelnen (gegenüber Staat u. Mitmenschen) • Universalitätsanspruch (überörtlich, überzeitlich) gültig • Ziel: Geltung in der sozialen u. politischen Wirklichkeit (Eingang in Rechtsbildung, dann auch: Einklagbarkeit, z.B. Grundgesetz!) Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession • Wie genau ist das Verhältnis Sozialer Arbeit zu Menschenrechten zu verstehen? • Warum sind Menschenrechte eine „Realutopie“ (Staub-Bernasconi) – was heißt das? • Welche drei „Generationen“ der Verwirklichung von Menschenrechten beschreibt Spatschek? • Welche konkreten Handlungsvorschläge gibt es? • Für wie realistisch schätzen Sie die Forderungen Spatscheks vor dem Hintergrund ihrer Praxiserfahrung ein? Begründungsmöglichkeiten normativer Ethik Drei universelle Grundformen normativer Ethik 1. Berücksichtigung von Handlungsfolgen (konsequentialistische Ethiken) 2. Handeln aus pflichtgemäßer innerer Einstellung (Prinzipien-/Tugendethiken) 3. Wertorientierung des Handelns (Werteethik)

„Der Zweck heiligt die Mittel!“ Teleologie (von Telos = „Ziel“) • Lehre von der Zweckmäßigkeit des Handelns durch Kausalität von Ursache und Finalität des Tuns = teleologische Ethik als Erfolgsethik; • Wirkung durch die zielstrebige Verwirklichung der Zwecke • Konsequentialistischer Ansatz • Bewertung einer Handlung durch deren Ziel, • Bsp: Ziel Sozialen Handelns = Hilfe (durch Beratung, Pflege usw.) für Klienten: richtig ist das, was am Ende geholfen hat • End-Zwecke: Hedonismus = Genuss, Eudämonismus=Glück, Utilitarismus = Nutzen/Glück für die Meisten; • Vertreter: Aristoteles, Kant, Schopenhauer) „Wolle das, was Du tun sollst!“ Deontologie (deon = das Pflichtgemäße) • Handeln wird erst (nur) durch die innere Einstellung des Vollziehenden sittlich gut! •Motivation des Handelnden ist Bewertungsgrundlage da Mensch frei & vernunftbegabt ist & das Moralgesetz in sich trägt • Wert der Handlungsweise (was den Handelnden erst zur Handlung animiert) ist ethisch zentral (nicht sein Ziel!) • Bsp.: Erkenntnis der Hilfsbedürftigkeit von Menschen motiviert Sozialarbeiter; nicht aber rein finanzielles Interesse • Vertreter: Immanuel Kant – Ethischer Imperativ (basiert auf Vernunftglauben) „Allein der gefühlte Wert eines Tuns zählt“ Axiologie (axios = der Wert) • Werte und die Orientierung an ihnen sind allgemeingültiges Prinzip ethisch guten Handelns =

Wertethik /Wertschätzungsethik • Konstituiert Werte und Unwerte (klassisch normativ) • Werte sind nicht rational erfassbar, aber durch „Wertfühlen“ jedermann zugänglich (sind also objektiv u. verbindlich) • Behauptung einer inneren Hierarchie der Werte • Moralische Verpflichtung des Handelns auf höchstmöglichen Wert • Bsp.: Beratung mittels Einfühlen u. Zielvereinbarung (gemeinsamer Werte-Setzung zwischen Soz.Arb. & KlientIn); auch: religiöse Werte als ‚fraglos gegeben‘: Geben ist seliger denn Nehmen usw „Ich tat, was zu tun war…“ Situative Ethik • Ethische Entscheidung hängt allein von der (konkreteinmaligen) Situation der handelnden Person (als dynamischer Prozess) ab • Richtigkeit der Entscheidung ist von „außen“ und im Nachgang kaum infrage zu stellen (weil der Kontext dem externen Urteil unzugänglich) • Mitverantwortlichkeit aller Beteiligten für die Entscheidungssituation / Bewältigungsanspruch • Ethische Entscheidungen erfolgen ad hoc unter Zeit- und Handlungsdruck; die Situation definiert die Qualität • Bsp.: Leisten von Erster Hilfe bei Unfällen; Spontanreaktion auf Angriffe, in Krisensituationen usw. „Tun, was erlaubt ist, unterlassen was verboten ist“ Normative ‚Gesetz‘- Ethik • Handeln ist ausschließlich an vorgegebenen Normen auszurichten • Quasi: Rechtskonformität statt Ethik • Normenanwendung ohne Beachtung des konkreten Falles (ohne Ansehen der Person!) • Aber: Normen ohne Situationen sind leer, Situationen ohne Normierung sind blind! • Bsp.: Hilfeleistung allein nach gesetzlichen Richtlinien u. Tatbestandsfeststellungen; Wo kein Gesetz (Norm) da ist auch keine Hilfeleistung erforderlich! „Tun, was ein/e gute/r SozialarbeiterIN tun muss!“ Tugend-Ethik (tugund= das Taugliche, virtus (lat.) = Tüchtigkeit) „Fähigkeit zu einem wertbestimmten Verhalten“ (Klopfer 1994) Tugend (areté, virtus) = erworbener Habitus (Befähigung), der zu bestimmten wertvollen Tätigkeitsweisen qualifiziert. = Das Gute leicht, gerne und mit Freude tun, ohne Störung durch Affekte (Leidenschaften) sondern vernunftgesteuerter Einsatz der Neigungen für das Gute = Tugendlernen = Einübung durch praktische Gewöhnung Platons (428-348) Kardinaltugendlehre Drei Grundkräfte („Seelenanteile“) im Menschen: 1.Die Vernunft (Denken, Überlegung, Reflexion) 2.Das Mutartige (Impulsivität, Spontaneität) 3.Das Begehren (Bedürfnisse, Leidenschaften, An-/Triebe) „Die Vernunft (logistikón, rationale) nimmt als geistiger Seelenanteil den höchsten Rang ein, da sie in der Lage ist das wahre Gute bzw. die Idee des Guten ‚mit den Augen des Geistes‘ zu schauen. Darum soll sie die anderen (sinnlichen Seelenteile beherrschen und ordnen. Damit sie das tun kann, muss sie zuerst ihrer wahren und eigentlichen Bestimmung gerecht werden, d.h. sie muss die Tugend der Weisheit (sophia, sapientia) erlangen, also den Habitus, der sie mit dem wahren Guten vertraut macht.“ VERNUNFT ‚zähmt‘ bzw. ‚veredelt‘ die (rohen) Seelenkräfte zu Tugenden indem diese im Hinblick auf das Ziel der ‚Idee des Guten‘ bzw. ‚Gerechtigkeit‘ gebraucht werden!

Aristoteles (384-322): Nikomachische Ethik "Darum werden uns die Tugenden weder von Natur noch gegen die Natur zuteil, sondern wir haben die natürliche Anlage, sie in uns aufzunehmen, zur Wirklichkeit aber wird diese Anlage durch Gewöhnung. [...] [Wir erlangen die Tugenden] nach vorausgegangener Tätigkeit, wie dies auch bei den Künsten der Fall ist. Denn was wir tun müssen, nachdem wir es gelernt haben, das lernen wir, indem wir es tun. So wird man durch Bauen ein Baumeister und durch Zitherspielen ein Zitherspieler. Ebenso werden wir aber auch durch gerechtes Handeln gerecht, durch Beobachtung der Mäßigkeit mäßig, durch Werke des Starkmuts starkmütig. Als Zeichen des Habitus muss man die mit den Handlungen verbundene Lust oder Unlust betrachten. Wer sichsinnlicher Genüsse enthält und eben hieran Freude hat, ist mäßig, wer aber hierüber Unlust empfindet, ...


Similar Free PDFs