Einführung in die Sprachwissenschaft - Zusammenfassung PDF

Title Einführung in die Sprachwissenschaft - Zusammenfassung
Author Carina Rem
Course Einführung in die Sprachwissenschaft
Institution Universität Regensburg
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Einführung in die Sprachwissenschaft Sprachebenen Phonetik: - Anatomie bzw. Physik der Sprache - untersucht als Teil der Lautlehre die Faktoren und Komponenten sprachlicher Laute - akustische Beschaffenheit, Artikulation, Wahrnehmung der Laute Phonologie: - Sprachlaute als abstraktes System - Funktion der Laute für das Sprachsystem Morphologie: - Struktur von Wörtern („Wortgrammatik“) und deren Aufbau sowie Regularitäten des Aufbaus Syntax: - Struktur von Sätzen („Satzgrammatik“) - Lehre von Satzgliedern, Satzstellung Semantik: - Sprachliche Bedeutung („word-sentence meaning“) - Bedeutung der Zeichen (Sätze bzw. Satzteile, Wörter bzw. Wortteile) Pragmatik: - Verwendung von Sprache („speaker meaning“) - Beschreibung kontextunabhängiger und nicht wörtlicher Bedeutungen bei der Verwendung von sprachlichen Ausdrücken in jeweils konkreten Situationen mit den Bedingungen für ihr Entstehen unterschiedliche Blickwinkel Typologie: Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten von Sprachen historische Linguistik: Sprachwandel und Sprachverwandtschaften Feldforschung und Dokumentation: Beschreibung von (wenig bekannten) Sprachen Soziolinguistik: Variation zwischen Sprechergruppen Psycho- und Neurolinguistik: Verarbeitung und Produktion von Sprache im Gehirn Spracherwerb: sprachliche Entwicklung im Individuum Korpus- und Computerlinguistik: maschinelle Verarbeitung und Analyse von Sprachlauten Sprache = abstraktes, symbolisches System, das mit einem begrenzten Zeicheninventar (Lexikon) und einem Regelsystem zur Kombination der Zeichen (Grammatik) eine unbegrenzte Menge an Kommunikationsfunktionen erfüllen kann Semiotik (= allgemeine Zeichentheorie) befasst sich mit Zeichen aller Art, z.B.: Bilderschrift, Verkehrszeichen, Sprache - Ikonen: gestaltliche Ähnlichkeit von Zeichen und Bedeutung (Globus-Erde); Ikonizität: Grad an nicht arbiträrer (willkürlicher) Bedeutung zwischen Ikonen und Zeichen, also inwiefern Ikonen und Zeichen zusammenhängen - Indexe: starke Assoziation zwischen Zeichen und Bedeutung, oft kausaler Zusammenhang (Rauch-Feuer) - Symbole: konventionelle Beziehung zwischen Zeichen und Bedeutung (gelbes Warndreieck-Gift) Eigenschaften der menschlichen Sprache - Displacement: Sprache nicht an Ort und Zeit gebunden, Fähigkeit über Dinge zu kommunizieren, die nicht unmittelbar vorhanden sind (räumlich oder zeitlich) (menschliche Kommunikation ab und zu ohne Displacement bei Wörtern wie z.B. dort/hier

Zettel gefunden mit Aufschrift „komm dort hin“, man weiß nicht wo dort ist -> Deixis bzw. deiktische Wörter - Arbitrarität: Verbindung von Zeichen bzw. Wort und Bedeutung ist willkürlich - Produktivität: aus begrenzter Menge an Zeichen können unbegrenzt viele Äußerungen gebildet werden - kulturelle Weitergabe: Sprache ist nicht genetisch vererbt, sondern erlernt - Redundanz (= Informationsüberschuss): auch wenn manche Silben eines Wortes verschluckt werden, kann es trotzdem verstanden werden T - / K- asse => keine Redundanz, weil mehrere Wörter möglich sind - Linearität: Satz kommt in einer Reihenfolge hintereinander und nicht als willkürliches Buchstabenpaket Tiersprache Bienen - haben ein begrenztes Displacement - Schwänzeltanz teilt vor Ort von Nahrungsquellen mit - Ikonisches Zeichensystem: Übermittlung von Richtung und Entfernung der Nahrung - Kein zeitliches Displacement - Nicht produktiv: keine neue Wortbildung Affen/Primaten - können Sprechen wie zweijährige Kinder - fehlen anatomische Voraussetzungen für gesprochene Sprache - können symbolische Kommunikationssysteme lernen (mit Training, in natürlicher Erwerbssituation) - Aussagen wenig komplex (2-3 Worte) - verwenden Sprache nur zielgebunden (z.B. Essen bekommen), kein Mittelungsbedürfnis Die meisten Eigenschaften menschlicher Sprache auch ansatzweise in Tierkommunikation: Arbitrarität: Meerkatzen haben Warnsingale, die auf bestimmte Feinde hinweisen kulturelle Weitergabe: einige Singvögel haben Dialekte, welche erworben werden Produktivität: evtl. bei einigen Singvögeln Displacement: örtliches Displacement bei Bienen  Kombination der Eigenschaften einzig in menschlicher Sprache  Komplexität menschlicher Sprache übersteigt andere Kommunikationssysteme

Grundannahmen Sprachwissenschaft - Sprachfähigkeit macht den Menschen aus - Sprache = wichtigster Schlüssel zum menschlichen Denken Sprachwissenschaft = Kognitionswissenschaft (Erforschung bewusster Vorgänge) - deskriptiver Ansatz (lediglich eine Beschreibung von Sprache, keine Vorschreibung) - alle Sprachen und Varietäten von wissenschaftlicher Bedeutung; keine ist besser oder schlechter - alle Sprachen haben ein System (Regeln = Grammatik) - Vorrang gesprochener Sprache und natürlicher Kommunikation Grammatik: abstrakte Regeln bzw. Prinzipien nach denen Sprecher Sprachäußerungen bilden

Wichtige Unterscheidung: Kompetenz (langue) Abstraktes Wissen über die Regeln der Sprache (Grammatik) und Wortschatz (mentales Lexikon)

Performanz (parole) Sprachverhalten = Summe aller Äußerungen eines Sprechers (mit gelegentlichen Fehlern)

Wissen der Sprecher über Sprache nur indirekt über deren Äußerungen erforschbar Vergleichende Sprachwissenschaft (Wilhelm v. Humboldt) - bis um 1800 sprachwissenschaftliche Untersuchungen auf Einzelsprachen beschränkt (Philologie) - dann: Interesse an überzeinzelsprachlichen Fragen - Bild von Sprache als Organismus - Untersuchung Sprachverwandtschaften - Entdeckung der indoeuropäischen Sprachfamilie (Sir William Jones, Franz Bopp, …) Strukturalismus (Ferdinand de Saussure) - Anfang 20. Jahrhundert - Sprache als System von Gegensätzen (Oppositionen) - Schwerpunkt von diachronen (historischen) zur synchronen Sprachbetrachtung - Langue (Sprachsystem) vs. Parole (konkrete Sprachäußerung) Generative Grammatik (Noam Chomsky) - ab Mitte des 20. Jahrhunderts - Gegenentwurf zu behavioristischen Sprachmodell von Skinner - Kompetenz vs. Performanz (Schwerpunk linguistischer Betrachtung auf Kompetenz) - Universalgrammatik als angeborenes, grammatisches Wissen (genetisch)

Phonetik = beschäftigt sich mit messbaren bzw. physikalischen Eigenschaften von Sprachlauten artikulatorische Phonetik: Bildung von Sprachlauten (Bewegungen der Lippen/Zunge, Kiefer in Bezug auf Zähne, Alveolen, Gaumen) akustische Phonetik: Übertragung von Sprachlauten als Schall (z.B. Amplitude und Frequenz der Formanten, die die Schwingungen der Glottis erzeugen) auditive Phonetik: Wahrnehmung von Sprachlauten (physiologische Vorgänge beim Hören, z.B. Laut klingt dumpfer) Phonetiker verwenden eine spezielle Schrift, das IPA (International Phonetic Alphabet), um Lautwerte eindeutig festzuhalten und weil: - die Beziehung der Schriftzeichen (Graphem) und Lautwert der verschiedenen Sprachen nicht immer 1:1 ist - das selbe Schriftzeichen in verschiedenen Sprachen für verschiedene Laute verwendet wird (z.B. gothi = Fisch) - viele phonetische Freiheiten von Schrift nicht abgebildet sind Laute sind nach phonetischen Eigenschaften in Klassen eingeteilt Konsonanten: - Plosive (Verschlusslaute): Atemluft wird blockiert -> Wiederfreisetzung des gestauten Luftstroms -> Explosion, die den Klang erzeugt - Frikative (Reibelaute): Engstelle gebildet, die ausströmende Luft verwirbelt und Reibelaut erzeugt - Affrikaten (Verschlussreibelaute): Explosion des Plosivs geht in Frikativ über

- Nasale: oraler Verschluss (bei oralen Lauten legt sich hinterer, weicher Gaumenteil = Velum an Rachenrückwand und verschließt so Nasenraum) -> Velum senkt sich durch oralen Verschluss -> Luft strömt größtenteils durch Nase aus -> Nasenraum und der von hinten bis zur Verschlussstelle reichende Teil der Mundhöhle dienen als Resonanzraum - Approximanten (Öffnungslaute): ausgeatmete Luft strömt relativ gleichmäßig und ungehindert aus Mundraum -> lateral (Seitenlaut) oder zentral (Gleitlaut) - Vibrant (Schwinglaut): schnelle Abfolge kurzer Verschluss- und Verschlusslösungsphasen zwischen Artikulator und Artikulationsstelle im Vokaltrankt -> Bewegung Artikulatoren durch Luftstrom (passiv) - weitere Typen, die es aber im deutschen nicht gibt Vokale: - Monophthonge: einfacher Vokal (u, a) - Diphthonge: Doppelvokal (au)

Konsonanten lassen sich an drei Merkmalen (OASE) bestimmen: - Artikulationsort (Ort) - Artikulationsart (Art) - Stimmgebung (Stimmgebungseigenschaften) - bilabial: mit beiden Lippen gesprochen - labiodental: Lippen und Zähne - dental: mit Zähnen - alveolar: mit Zunge am oberen Zahndamm (Alveolarfortsatz) gebildeter Laut - palatal: direkter Kontakt/Annäherung Zunge an harten (vorderen) Gaumen (Palatum) - velar: hinterer Zungenrücken am Gaumensegel (Velum) Verschluss/Annäherung - glottal: Stimmritze (glottis) Stimmgebung - Lautpaare wie p,b oder s,z unterscheiden sich nur durch Stellung der Stimmlippen und daraus resultierende Art der Stimmgebung Stimmhafte Laute Stimmlippen so eng beieinander, dass ausströmende Luft sie zur Vibration bringt

Stimmlose Laute Stimmlippen so weit gespreizt, dass Luft ungehindert ausströmen kann

Vokale - relativ ungehinderter Luftstrom - spontan stimmhaft - artikulatorische Merkmale: Zungenhöhe, Öffnungsgrad, Zungenlage, Lippenrundung - Zungenposition bestimmt Vokalqualität Phonologie = beschäftigt sich mit Sprachlauten als System und mit Prozessen, die die Realisierung von Lauten (Aussprache) verändern Untersuchungsgegenstände: - kontrastive Sprachlaute von Einzelsprachen (Phoneminventar) - kombinatorische Beschränkungen für Laute (Phonotaktik)

- regelbasierte Variation zwischen Lauten ist vor allem von der Lautumgebung abhängig (phonologische Prozesse) Phonem = kleinste bedeutungsunterscheidenden Einheiten der Sprache z.B. Tante – Dante (Stimmhaftigkeit als Unterschied), Tante – Tinte (Vokalunterschied) Lautanzahl muss hierbei identisch sein Minimalpaare = Wörter, die sich nur durch einen Laut unterscheiden über das Sammeln von Minimalpaaren wird das Phoneminventar einer Sprache ermittelt freie Variation = verschiedene Aussprachen (z.B. dialektal), die dieselbe Bedeutung haben z.B. r und gerolltes r Die Umgebung kann den Laut verändern - nicht alle phonetisch unterscheidbaren Laute können die Wortbedeutung verändern - Lautvarianten treten oft in verschiedenen Lautumgebungen auf - Allophone = phonetisch ähnliche Varianten eines Sprachlauts (Phonems) z.B. dich – doch – Dach / Wicht – Wucht – Wacht = griech. „anderer Klang“: lautliche Varianten eines Phonems Phoneme und Allophone sind sprachspezifisch - Deutsch: Wechsel Plosiv – Frikativ = Bedeutungsveränderung (z.B. Fabian – Pavian) - andere Sprachen haben Plosive und Frikative in vorhersagbarer Verteilung (-> Allophone) z.B. Somali (lug – luyo, tib – tißo) Phonotaktik = Teilgebiet der Lautlehre, das die Kombination von Lautsegmenten zu umfassenden Einheiten betrifft - Sprachen unterscheiden sich in ihren Phonemvarianten - auch in möglichen Kombinationen, in denen Laute auftreten Unterschiede zwischen Sprachen - deutsch: mögliche Wörter z.B. blick, frei, glatt / unmögliche Wörter: lbick, rfrei, lgatt -> Sprachen erlauben verschiedene Lautverbindungen Phonem = kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit auf Ebene der Langue, also des Sprachsystems Phon = kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit auf Ebene der Parole, also der tatsächlich statthabenden Rede Allophon = ein Phonem kann als verschiedene Phone ausgesprochen werden Silben = wichtigste phonologische Einheit nach dem Phonem - Beschränkungen für Lautkombinationen meist auf bestimmten Teil der Silbe bezogen Elemente der Silbe: - Anlaut (Onset) - Reim (Rhyme) -> Kern (Nucleus) -> Auslaut (Coda) Laute beeinflussen sich gegenseitig: - zwei Äußerungen phonetisch nie komplett identisch - lautliche Variation dabei systematisch auf phonetische Eigenschaften der Lautumgebung (Kontext) zurückzuführen -> phonologischer Prozess

- häufigster Prozess = Assimilation: zwei Laute werden in ihren phonetischen Eigenschaften ähnlicher Phonetik = Naturwissenschaft, die sich mit physikalischen Eigenschaften von Lauten beschäftigt Phonologie = Bedeutung dieser Laute, Laute als System, Prozesse, die die Realisierung von Lauten verändern Morphologie Allgemein: Lehre von den Formen (z.B. Biologie) Linguistik: Lehre von Wortformen, Wortbildung - „word grammar“ - beschäftigt sich mit der internen Struktur von Wörtern: - systematische Variation von Form und Bedeutung (paradigmatisch) - Kombination von Morphemen zur Wortbildung (syntagmatisch) Wie viele Wörter enthalten die Listen? Hund – Katze – Maus: 3 Sofa – Couch – Polstermöbel: 3 gehe – ging – gingst – gehen: 1 Lexeme - zusammengehörende Wortformen = Paradigma von syntaktischen Wörtern, die sich nur in bestimmten Flexionskategorien voneinander unterscheiden - kleinste Einheit des Wortschatzes, vergleichbar mit Schlagwörtern im Wörterbuch - in Linguistik für Gruppe von Wortformen verwendet, die von derselben Grundform abgeleitet werden (alle verschiedenen Formen, z.B. gehe, gehören zum selben Lexem, also gehen) Morpheme = kleinste bedeutungstragenden Einheiten der Sprache - Wörter bestehen aus mindestens einem oder verschiedenen Morphemen - Morpheme haben Allomorphe (= unterschiedliche phonemische Formen eines Morphems; sie entstehen, wenn Morpheme miteinander verkettet werden, z.B. Haus – Häuser – Häuschen) - Morphem und Allomorph müssen keine phonetische Ähnlichkeit haben Ähnlichkeit: groß – größer, keine Ähnlichkeit: gut - besser Zwei Grundtypen von Morphemen - freie Morpheme: können für sich stehen - gebundene Morpheme: stehen nie allein -> Position zum Wortstamm: Präfix (un-schön), Suffix (ess-bar), Infixe, … -> morphologischer Prozess: Konkatenation (Verknüpfung zweier Wörter zu einem neuen Wort), Affixe (Vor- oder Nachsilben an den Wortstamm), Ablaut (schlafe-schlief) Morphem für Morphem Glossierung = Schlüssel zu fremden Sprachen Prinzipien: - mindestens drei Zeilen - Morpheme abgetrennt (Zeile 1 und 2) - für jedes Morphem Bedeutung angegeben - grammatikalische Kategorien in Kapitälchen

z.B. türkisch 1. Originalsprache: mektub-u yaz-di-m 2. Glossen: Brief – Acc. Schreib – Pst. 1 SG 3. Übersetzung: ich schrieb den Brief die Übersetzung bleibt innerhalb der Grammatik konstant Wortbildung (zwei Grundtypen) Komposition - Verknüpfung von zwei oder mehr freien Formen - Morphologischer Kopf bestimmt grammatikalische Kategorie - Verschiedene Wortarten können kombiniert werden, z.B. Staub (N) – saugen (V) Blau (A) – Wal (N)

Derivation (Ableitung) - Verknüpfung von freier und gebundener Form - Gebundenes Morphem bestimmt Typ der Bedeutungsveränderung - Kopf bestimmt grammatikalische Kategorie - Wortartwechsel ist möglich z.B. rot (A), er – röt – en (V)

Kopftyp bestimmt die Semantik des Kompositums: - interner Kopf: Apfel-/ Marmor-/ Hunde-kuchen = alles Typen von Kuchen - externer Kopf: Rotschopf (referiert auf Person, nicht auf einen Schopf), „pickpocket“ (Taschendieb) - mehrere Köpfe: z.B. spanisch: „poeta-pintor“ (Poet, der Maler ist) Andere Quellen für neue Wörter: - Entlehnung (Computer aus dem Englischen, Wein aus dem Lateinischen) - Akronym (AIDS für Aquired Immune Deficiency Syndrome) - Clipping (Fax von Faksimilie) - Blends (Brunch aus Breakfast und Lunch) - Backformation (notlanden von Notland-ung) Flexion = bildet neue Wortformen eines Lexems Derivation und Komposition = Bildung neuer Wörter Flexion = Abwandlung bestehender Wörter (Bildung von Wortformen) - Flexionsaffixe = gebundene Morpheme - Wortart wird nicht verändert - haben grammatikalische Funktionen, z.B. Markierung von Numerus, Kasus, Tempus Syntax = Lehre vom Satzbau („sentence grammar“) vom altgriechischen syntaxis = Anordnung beschäftigt sich mit: - Wortarten und deren Eigenschaften - Anordnung von Phrasen und Sätzen - Beziehungen zwischen den Wörtern im Satz Was sind Wortarten? Wortarten (parts of speech) = Klassen von Wörtern in einer Sprache, die bestimmte Gemeinsamkeiten haben Klassifizierung Formale Kriterien

Semantische Kriterien

Mit welchen (gebundenen) Morphemen kann ein Wort kombiniert werden bzw. in welchen syntaktischen Slots kann es stehen

z.B. Nomen = Gegenstände hilfreich, um prototypische Vertreter einer Klasse zu finden

Wortarten und die Zuteilung der einzelnen Wörter = sprachspezifisch Produktivität von Klassen = wichtigstes Kriterium => man unterscheidet zwei Klassen von Wörtern: Offen Große Anzahl von Wörtern, produktiv (neue Wörter können hinzukommen) z.B. Nomen, Verben, Adjektive

Geschlossen Kleine Anzahl von Wörtern, nicht produktiv z.B. Pronomen, Artikel, Adpositionen, Konjunktionen

Konstituenten, Phrasen, Satzglieder - Konstituenten bilden eine Ebene zwischen der des Satzes und des individuellen Wortes - zwei weitere Begriffe werden mehr oder weniger synonym verwendet: Phrase: maximale Projektionen Satzglied: Unterart von Konstituenten, Schulgrammatik (innere Struktur nicht analysiert) Tests für Konstituenten - Ersetzungsprobe: Konstituenten können durch ein Wort ersetzt werden und ergeben einen grammatikalisch richtigen Satz - Vertauschprobe: können im Satz als Ganzes umgestellt werden - Koordinierbarkeit: Phrasen gleichen Typs können koordiniert werden („und“-Verknüpfung) - Satzfragmente: sind mögliche Satzfragmente in Antworten Eigenschaften von Phrasen - syntaktischer Kopf - hierarchische Struktur - rekursiv (d.h. können Phrase gleichen Typs enthalten) Typen von Phrasen - Nominalphrase: die drei großen Männer - Verbalphrase: backte einen Kuchen - Präpositionalphrase: vor dem Tore - Adjektivphrase: die dem Meer nahen Häuser Ein Phrasenkopf kennt zwei Ergänzungstypen Argumente = notwendige Ergänzungen Können nicht weggelassen werden z.B. Objekt: Er verprügelte *seinen Bruder Determiner (Wort, das mit Substantiv auftritt): *der Wagen parkte im Schatten

Adjunkte = optionale Ergänzungen können wegfallen z.B. Adjektiv: der (rote) Wagen Präpositionalphrase: Er aß ein Brot (mit Wurst) (im Park)

Syntaktische Strukturen sind hierarchisch - gesprochene Sprache und Schrift sind linear - Syntax dagegen = hierarchisch organisiert - zwei gängige Verfahren zur Abbildung von syntaktischen Strukturen Klammern oder Baum

Semantik = Lehre der sprachlichen Bedeutung beschäftigt sich mit: - Wortbedeutung - Mehrdeutigkeiten von Wörtern - Bedeutungsbeziehungen zwischen Wörtern - Satzbedeutung Ambiguität kann syntaktisch (Er zog und verlor den Springer) oder semantisch (Der Bauer steht falsch) bedingt sein. Sprachliche Zeichen verknüpfen Laute mit Sinn: Vorstellung – Lautbild -

Sprache nimmt Bezug auf Dinge in der realen Welt (= Referenz) Ein Wort wie Hund wird verwendet, um Vertreter dieser Gattung zu referieren

Beziehung zwischen Bezeichnung und Bezeichnetem = indirekt -> semiotisches Dreieck: Vorstellung

Lautbild

__________

Referent

Bedeutung = schwer eingrenzbares Konzept - andere linguistische Kerndisziplinen befassen sich mit objektiv beobachtbaren Einheiten - semantische Einheiten existieren nur im Denken der Sprecher - Schnittstellen zu Philosophie und Psychologie (Einheitenwissenschaft) - keine allgemein anerkannte Definition von Bedeutung Vorschläge einer Definition von Bedeutung Referenz: Bedeutung eines Ausdrucks = Summe von Gegenständen/Situationen, auf die er sich beziehen kann Bedeutungsprimitive: Bedeutung ist in atomare Bestandteile zerlegbar (semantische Merkmale); Wortbedeutung = Summe der Merkmalsspezifikationen (z.B. Frau = menschlich, weiblich, erwachsen) Wahrheitsbedingungen: Bedeutung eines Ausdrucks = Bedingungen unter denen er wahr ist Prototyp: Bedeutung eines Ausdrucks = seine Ähnlichkeit zum besten Exemplar einer Kategorie (dem Prototyp) - Wortbedeutungen existieren nicht in Isolation, sondern im Verhältnis zu anderen Wörtern (Entstehen durch Abgrenzung von anderen Wörtern) - Semantik untersucht verschiedene Typen von Beziehungen, die es im Wortschatz einer Sprache gibt -> drei wichtige Beziehungen:

Homonymie (Gleiche Form, unabhängige Bedeutung)

Polysemie (Gleiche Form, verwandte Bedeutung)

Synonymie (Andere Form, gleiche Bedeutung)

- Wörter, die bei verschiedener, nicht voneinander ableitbarer Bedeutung dieselbe Form haben z.B. umfahren – umfahren, Bank – Bank - kann sich auf bestimmte Bereiche des Sprachsystems beschränken: Homophonie: Sait...


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