Chinesische Architektur PDF

Title Chinesische Architektur
Author Charlotte Böhm
Course Baugeschichte I
Institution Technische Universität Berlin
Pages 4
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Summary

Wintersemester...


Description

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Baugeschichte II / VL 5 chinesische Architektur

China – Europa (Zeitstrahl Dynastien) Kaiser Kangxi , 2. Kaiser von China, Regierungszeit 1661-1722 - Ludwig lX schenkte ihm zwei Bände über sein Schloss in Versaille, die viele Kupferstiche von der Schlossanlage enthielten (Publikation von 1680) - Enkel von Kaiser Kangxi, namens Qiánlóng (Regierungszeit 1735-1796) ließ die Versailler Architektur in China nachahmen → er lässt westlich anmutende Gebäude in einem Park auf dem Gelände des Sommerpalastes in Beijing bauen Bsp. Alter Sommerpalast in Beijing / Yu Yuan, errichtet durch Kaiser Qiánlóng ab 1709, Architekt: Jesuitenmönch Giuseppe Castiglione wikipedia: Mit Yu Yuan ( 御园, Yù Yuán, „Kaiserliche Gärten“, englisch Imperial gardens) wird ein Gebiet dreier Gärten in Peking bezeichnet. Es ist unter der Bezeichnung „Alter Sommerpalast“ ( englisch Old Summer Palace) bekannt. … Der Palast war während der Amtszeit mehrerer Kaiser der Qing-Dynastie ab 1709 errichtet und zeit seines Bestehens ständig ausgebaut worden. Unter dem Qianlong-Kaiser wurde die Anlage in großem Stil erweitert und ausgebaut. Planer und ausführender Architekt war der Jesuitenmönch Giuseppe Castiglione (= Láng Shìníng). Qianlong ließ sich ab 1780 nach dem Vorbild von Versailles im nördlichen Bereich der Palastgärten eine Garten- und Palastanlage im Barockstil, mit Fontänen, Wasserspielen und einem Irrgarten errichten. [2] Zuletzt umfasste der Palast rund 140 Gebäude auf einer Fläche von 350 Hektar.

– Ambitionen: Kaiser Qiánlóng wollte im Park Weltwunder vereinen – so auch europäische Wasserspiele – Bauherren sind chinesisch - die chinesischen Bauleute errichteten in europäisch anmutenden Stil. Allein basierend auf Wissen extrahiert aus europäische Literatur, die in der Pekinger Bibliothek vorhanden war. - Anlage orientiert sich direkt am europäischen Vorbildern : Versailles, Palladio-Villa (Grundriss der Anlage) in Peking: Jesuitenmission aus Europa ansässig – Hauptaustauschsweg von Wissen Europa – China – Anlage durch westliche Besatzer im Opiumkrieg zerstört, heute noch in Ruinen erhalten

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Baugeschichte II / VL 5 chinesische Architektur

Europäische Architektur-Mittel des Barock / von Versailles

Chinesische Architektur-Mittel , bzw. die chinesische Adaption des europäischen Barockstils

Wasserbecken = erkennbar künstlich in geometrischen Formen, mechanische, künstliche Wasserspiele (Fontänen ect.) mittels Pumpen und künstl. Fließsystemen, Hydraulik

Wasserbecken = traditionell natürlich anmutend, Wissen über europäische Wasserspiele stammte allein aus europäischen Publikationen wie Renaissancetraktaten oder Publikationen über Versaille. Die Literatur dazu war in der Pekinger Bibliothek vorhanden.

Wegestruktur = auf das Schloss zentral ausgerichtet, Wegestruktur = traditionell als Parcour angelegt mit perfekte Ansicht vom Festsaal des Schlosses auf den vielen Stationen, ein Weg den es abzuschreiten gilt Garten (von oben, ein einziger Standpunkt, auf den hin Fluchtpunkte und optische Kniffe in der Perspektivwirkung des Gartens hin ausgerichtet sind) Material für Repräsentaativbauten: Stein

Material für Repräsentativbauten : traditionell Holz – daher ist Steinbauweise neue Bauform in China für die Anlage des Alten Sommerpalastes, die Innovation erforderte, weil man über die europäische Bauweise im Detail nicht unterrichtet war - in China wurde traditionell nur der Sockel in Stein ausgeführt, der dann mit Erdreich ausgefüllt wurde, darauf wurden Stützen gestellt, auf denen ein ausladendes Dach lag, diese Bauten --- auch die repräsentativen – waren fast ausnahmslos eingeschossig

Die traditionellen chinesischen Bauweisen bildeten die Grundlage des Bauens und auch der Sichtweise auf die Adaption europäischer Architektur in der Anlage des Altern Sommerpalastes

chinesische Konstruktion für europäische Architektur für Palast der Freuden der Harmonie: - zweischalig, aussen Naturstein, innen aufgefüllt mit Erdreich - daher sehr, sehr dicke massive Mauern, Baumethode wurde aus Uferbefestigung abgeleitet - mehrgeschossiges Bauen war nicht üblich, daher Improvisation in Grundriss und Zugangssituation: - keine innenliegende Treppe sondern riesige Außentreppe, die in 1. OG führt → d.h. Westlich anmutendes Gebäude wird eigentlich gewohnt traditionell wie ein eingeschossiges Gebäude genutzt / monumentale Außentreppe (im barock üblich, jedoch nicht unbedingt gleich in 1. OG führend*) wird nicht einfach als Stilelement übernommen, sondern zugleich in traditioneller Weise genutzt und so für die chinesische Kultur adaptiert - *) Treppe vermutlich von einem europäischen Sonderfall inspiriert: J.A. Cerceau, Fontainbleau

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Baugeschichte II / VL 5 chinesische Architektur

Traditionelle chinesische Architektur - im Laufe der chinesischen Baugeschichte waren – im Vergleich zu europäischen – zwei Faktoren besonders prägend für die architektonische Form : Hierarchie und Standardisierung - es existieren besonders viele Beispiele aus der Song-Dynastie Bsp.: Tempel Foguang , eines der ältesten erhaltenen Holzbauten in China - traditionell waren Holzbauten vorherrschend → Warum bleibt das in China, im Gegensatz zu Europa immer aktuell? Weil: Holz leicht zu verarbeiten, erdbeben sicherer, robust, flexibel / bestehende Holzbauten lassen sich einfach erweitern und umbauen

konstruktive Besonderheiten Dach: ausgewölbte, gekrümmte Dachflächen, weit auskragende Traufen dabei kommt dem reinen Walmdach die größte Repräsentation zu, das gestufte Walmdach setzt dem noch etwas oben rauf = höchste Repräsentation, Fußwalmdach dagegen für weniger bedeutende Bauten, Satteldach für simple Bauaufgaben - in China kompliziertere Holzverbindungen, nämlich 3-dimensionale statt nur 2-dimensionale - Innenraum: rechteckige Halle, dabei ist die Längsseite jeweils die wichtigere repräsentative Außenseite - Symmetrie, Axialität werden hohe Bedeutung beigemessen Eingang immer mittig, deswegen immer ungleiche Stützenfelder / Joche, damit es symmetrisch mit dem Eingang aufgeht Tragkonstruktion: Stützen biegesteif mit Dach verbunden – erst stabil durch Dachlast - Säulen / Stützen gelenkig gelagert nicht eingespannt → daher keine Zwänge bei Wind oder Erdbeben, und außerdem freie flexible Wandflächen → somit wesentlicher Unterschied zur europäischen Holzkonstruktion (also Aussteifung an oberen Knotenpunkten (zum Dach hin) nicht z.b. durch diagonale Fachwerkaussteifung) 2 verbreitete Konstruktionsweisen (oft aber auch beide verknüpft angewendet): tailang chuandou Horizontale Elemente spielen größere Rolle - 2 Stützen, darauf ein Balken, sonst keine weiteren vertikalen Elemente

Jede Stütze trägt eine Pfette / Joch - je größer der Bau, desto mehr vertikale Elemente → Säulenhalle

chinesisches Konsolensystem - bildet Übergang zum Dach, nimmt konstruktives Traufholz auf Gong = Konsolarm - setzt sich aus Einzelteilen zusammen - vierarmig, auskragend - Gleichgewichtssystem - mit der Zeit: Entwicklung von konstruktiven, statisch erforderlichen Systemen → zu dekorativen Elementen, bis dahin, dass sie sich als Terrakotta-Schmuckelemente wiederfinden - je ausgiebiger das Konsolensystem desto repräsentativer das Gebäude

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Baugeschichte II / VL 5 chinesische Architektur

Traktat: Yangzao Fashi 1103 Konstruktionsweise wurde festgehalten in Traktat: Yingzao Fashi, 1103 (2. Auflage 1145) = eines der bedeutensten bautechnischen Traktate in China - 1100 von Baubeamten verfasst, vom Kaiser (Sangdynastie) publiziert - in modernes chinesisch übersetzt vom Begründer der modernen chinesischen Baugeschichte als Disziplin in China Lian Sicheng 1901-1972 Inhalt Traktat: 1. Einführung, Anspruch Geltung zu haben für gesamtes Kaiserreich 2. Regulierungen, Standardisierungen 3. Arbeitsprozesse 4. Material, Mischverhältnisse 5. Zeichnungen → Traktat Yingzao Fashi bewirkt Standardisierung der Holzbauweise in China (+ Zentralisierung durch Beamtenwesung) , entstand mit dem Ziel Bauwesen rational lenken zu können - stetige Suche nach Verbesserung und Effizienz in Baumaterial, Zeit, Koordination - Traktat legt Achsmaße fest, klassifiziert Größen und Bautypen - beschreibt Holzbedarf, Arbeitszeitbedarf → bewirkt status quo / Standardisierung der trad. Chin. Holzbauweise → hat zur Folge, dass ein neues, einheitliches Maßsystem eingeführt wird Bsp. Halle der höchsten Harmonie in verbotener Stadt in Peking gelegen Peking: seit 1417 ist Peking Hauptstadt, daher brauchte es dort einen Kaiserpalast 1420 ist der Kaiserpalast fertig, dieser ist dann fast 500 Jahre Ort der Regierung 60m lang, 33m breit, 11 Joche, größtes Gebäude aus Holz in China, doppeltes / gestuftes, reines Walmdach = höchste Repräsentation - gilt als ausgewogenste komplexe und bestes Beispiel für traditionelle chin. Architektur - Längsseite = Schauseite - Mittelachse ist dem Kaiser vorbehalten - mehramals abgebrandt, heuter Zustand entspricht Wideraufbau von 1621-27 - 3 wichtigsten Audienzhallen - gelbe Glasurziegel = hierarchisch hoch - in Traufe: kreisförmige Schmuckscheiben – schützt Traufbereich vor Wasser - Tierfiguren auf dem Dach , 11 Stück –> nur an Kaiserbauten vorhanden - nicht Einzelgebäude / Solitärbauten wirksam, sondern stark im Zusammenhang mit der Umgebung / der umgebenden Bebauung zusammen gedacht / Einbindung des Gebäudes in Umfeld – Nachbargebäude zueinander...


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