Artemisia Gentileschi Judith Bildanalyse Lara Wiegartz PDF

Title Artemisia Gentileschi Judith Bildanalyse Lara Wiegartz
Course Die Karolinger und Europa: Kunst und Kultur im Frühen Mittelalter
Institution Georg-August-Universität Göttingen
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Bildanalyse ...


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SoSe 2020, Seminar Why have there been no great woman artists? Bei Verena Suchy Bildanalyse von Lara Wiegartz

Artemisia Gentileschi Judith enthauptet Holofernes Das von Artemisia Gentileschi um 1620/21 erschaffene Historiengemälde Judith enthauptet Holofernes, Öl auf Leinwand, mit den Maßen 199x162,5cm, ausgestellt in Uffizien, Florenz, ohne sichtbare Inschriften oder Signierung zeigt zwei Frauen im Prozess einen nackt auf einer Matratze liegenden Mann zu enthaupten. Im Vordergrund des historischen Gruppenportraits sind drei Personen, Holofernes, Abra, die über ihm kniet und Judith, die sich rechts von den beiden befindet, vor einem unbestimmten, schwarz-braunen Hintergrund zu erkennen. Holofernes, der fast die vollständige linke Seite der Mitte des Gemäldes ausfüllt, liegt mit seinem Rücken auf einem Stapel weiß bezogener Matratzen, welche in das untere Bilddrittel hereinragen. Sein Kopf befindet sich im unmittelbaren Zentrum des Gemäldes, sein rechtes Bein steht etwas weiter in Richtung Hintergrund angewinkelt auf der Matratze, sein linkes ist ebenso leicht angewinkelt und wird vom linken Bildrand abgeschnitten. Mit seinem rechten Arm fasst er einer Frau, die über ihm kniet, an den Kragen, sein rechter Arm befindet sich angewinkelt über seiner Brust, seine Hand wird von den Armen der gleichen Frau verdeckt. Der Kopf des Mannes liegt im Halbprofil angewinkelt auf der Matratze und befindet sich am nächsten zu dem Betrachter. Sein Kinn ist in die Richtung der oberen linken Gemäldeecke ausgerichtet. Mit leicht geöffnetem Mund blickt er in die ungefähre Richtung des Betrachters. Ein Großteil seines Körpers wird von einem großen, weißen Tuch, auf dem eine rote, mit goldenen Fransen verzierte Decke liegt, verdeckt. Abra, die über Holofernes kniet, ist mit einem blauen Gewand bekleidet. Ihre Ärmel sind hochgekrempelt, so dass rote Ärmelaufschläge zu sehen sind. Sie hockt zentral über ihm auf der Matratze und drückt seine Brust mit beiden Armen auf diese. Mit Blick nach unten, auf den Mann gerichtet, ist ihr Gesicht in frontal Ansicht zu erkennen. Zu ihrem blauen Gewand trägt sie ein beige-weißes Kopftuch, welches den Großteil ihrer dunkelbraunen Haare bedeckt. Die sich links neben ihr befindende Judith hat beide Arme parallel in Richtung Holofernes ausgestreckt, mit ihrer linken Hand greift sie in einen Haarschopf des Mannes und hält somit seinen Kopf stabil, in der rechten Hand hält sie ein silbernes Schwert mit goldenem Griff, mit dem sie dem Mann die Kehle aufschneidet, so dass Blut in ihre Richtung spritzt. Ebenso wird die Matratze von dem Blut rot gefärbt. Das Schwert wird senkrecht mit der Scheide in Richtung des unteren Bildrandes gehalten. Mit ihrem rechten Knie stützt sie sich hinter den Rippen des Mannes auf Matratze ab, ihr linkes Bein hat sie fest auf den Boden gestellt. Ihren Torso hat sie weg von dem Körper des Mannes in Richtung des rechten Bildrandes gewinkelt. Judiths Blick richtet sich auf die Stelle, wo sich Schwert und Kehle treffen, jedoch hält sie ihren Kopf im Halbprofil weitestgehend gerade und ebenfalls etwas von dem Geschehen weg. Bekleidet ist sie mit einem gold-gelben Gewand, welches mit einigen heller und dunkleren Gelbtönen bestickt ist und ein großes Dekolleté preisgibt. Auch ihre Ärmel sind hochgekrempelt, so dass rote Ärmelaufschläge zum Vorschein kommen. Ein filigran

ausgearbeitetes goldenes, mit blauen Edelsteinen verziertes Armband beschmückt ihren linken Arm. Ihre braunen Haare sind zu einer Hochsteckfrisur zusammengebunden. In dem hauptsächlich schwarz-braunen Hintergrund sind zwischen den Köpfen der beiden Frauen sind durch dezente Licht- und Schattenführung leichte Ansätze eines Vorhangs zu erkennen. Der Rest des Hintergrunds bleibt unbestimmt. Verwirklicht wurde dieses Gemälde mithilfe von Öl auf Leinwand, wobei die Farbe deckend aufgetragen zu seien scheint. Es wurde aus Flächen heraus gearbeitet, demnach sind keine Konturlinien vorhanden, ebenso wenig ist ein Pinsel Duktus zu erkennen. Die Komposition wird von einem nach unten zulaufenden Dreieck dominiert, wobei die oberen Ecken von dem Knie des Mannes und dem Kopf, bzw. der Schulter Judiths gebildet werden und die untere Ecke direkt in dem Schnittpunkt der Klinge mit Holofernes Hals mündet. Dies erzeugt eine Abwärtsbewegung, welche zur Dramatik der Szene beiträgt. Die Mittelsenkrechte wird von Abras Kopf ausgehend, über ihren und Holofernes rechten Arm zu dem Schwert, von dem herunterlaufenden Blut verlängert, gebildet. Zusammen mit der Mittelwaagerechten, die die obere Matratze bildet, setzt sie den unumgehbaren Fokus direkt auf den Kopf des Holofernes, denn diese schneiden sich exakt in seinem Haupt. Neben der Mittelsenkrechten und der Mitteldiagonalen schneiden sich die aufsteigende Diagonale, die von Holofernes Kopf über Judiths rechten Arm und Schulter gebildet wird, und die absteigende Diagonale, welche der Schnittstelle zwischen Klinge und Kehle entspringt und über sein rechtes Bein gebildet wird, ebenso in dem Haupt des Holofernes, welches der Szene zusätzlich Drastik und Fokus verleiht. Zusätzlich lassen sich weitere Waagerechte, durch die Matratzen gebildet, zu erkennen, welche der Komposition mehr Stabilität verleihen und dafür sorgen, dass das Bildmotiv nicht im Chaos der Arme und Beine nicht versinkt. Die parallelen Linien, von den Armpaaren der Judith und Abra gebildet, verleihen dem Gemälde im Kontrast zu den anderen, eher dynamisch wirkenden Linien, doch eine gewisse Statik und Anspannung. Die Leserichtung ist klar durch die Dreieckskomposition als von oben nach unten zu identifizieren, dies erhöht den scheinbaren Druck, der auf dem Opfer lastet. Zu dem sorgen die diagonalen Linien für Symmetrie und Stabilität, trotz des Gliedmaßen Gewusels. Im Angesicht der Farbgebung ist die Verwendung der drei Primärfarben, Holofernes rote Decke, sowie die Blutspritzer, Abras blaues Gewand und Judiths gelb-goldes Gewand, auffallend. Dieser Primärfarben Kontrast leitet den Fokus verstärkt auf die Bildelemente im Vordergrund und verleiht dem Geschehen erneut Drastik. Die verwendeten Farben wurden in kräftigen und intensiven Tönen gehalten, was ebenso zur Dramatik beiträgt. Generell wird das Gemälde von warmen Farben dominiert, das sorgt für eine harmonische Wirkung. Auch die intensiven Schatten wurden mit einem leichten warmen orangestich versetzt, was das Dargestellte organisch erscheinen lässt. Auffallend ist die durch den dunklen Hintergrund erzeugte Chiaroscuro Wirkung und der mit einhergehende Hell-Dunkel Kontrast, welcher den Fokus zusätzlich auf die lebhaften Geschehnisse im Vordergrund richtet. Zudem bildet das Blut auf den weißen Laken einen Farb-Intensität Kontrast, welcher das Blut deutlich hervorhebt und die Hoffnungslosigkeit, der Situation, in der Holofernes sich befindet, deutlich macht.

Der Vordergrund ist hauptsächlich von harten Konturen geprägt, erneut betont wird dadurch die dramatische Wirkung der Szene. An den äußeren Rändern des Gemäldes verlieren sich teilweise die Konturen, wie zum Beispiel am unteren Teil Judiths Gewand. Dies bindet den Hintergrund in das Geschehen des Vordergrunds mit ein und lässt das Gemälde als Ganzes harmonischer erscheinen. Die verwendeten Formen sind ohne Ausnahme naturalistisch und organisch, ebenso sind naturgetreue Details mit eingearbeitet, so, dass das Dargestellte in höchstem Maße realistisch wirkt. Hintergrund und Vordergrund bilden einen klaren Raum, obwohl der dunkle Hintergrund weitestgehend unbestimmt ist und nur leichte Ansätze eines Vorhangs aufweist. Der Innenraum wird, neben den Personen, lediglich aus einem aus gestapelten, mit einem weißen Laken bezogenen Matratzen bestehendem Bett, gebildet. Diese Gegebenheit lässt die Täterinnen und ihr Opfer wie Schauspieler auf einer Bühne wirken. Der dunkle Hintergrund lässt den Raum recht eng wirken, zudem spielt sich die Tat ohne Distanz zu dem Betrachter ab, welches ihm keinen Weg um dieses grauenvolle Geschehen gewährt. Auch die Lichtregie in Artemisias Werk trägt zu der Eigenheit, die dieses Gemälde zweifelsohne besitzt, bei. Beleuchtet werden hierbei nur die drei Personen und die Matratze, der Hintergrund und der Rest des Raumes bleiben unbeleuchtet. Die Lichtquelle befindet sich außerhalb des Gemäldes und scheint sich auf der linken Seite ungefähr auf der Höhe der Personen zu befinden. Ein Licht von oberhalb oder unterhalb lässt sich durch widersprüchliche Schatten auf Holofernes Knie und auf der rechten Ecke der Matratze ausschließen. Auch kann man eine natürliche Lichtquelle ausschließen, da in dem Falle neben dem Vordergrund auch der Hintergrund beleuchtet wäre. Demnach scheint es, als würde etwas, wie eine Kerze, oder eine Fackel das Licht erzeugen. Fragwürdig wird dies jedoch durch die Intensität des Lichtes auf den Personen, was eine Kerze wohl kaum verursachen könnte. Hier scheint mir die Theorie der Autorin Bettina Uvenkamp als einleuchtender, sie spekuliert, dass in diesem Falle eine inszenierte, anonyme Lichtquelle verwendet wurde. Dies würde die nicht realitätsnahe Darstellung des Licht- und Schattenwurfs erklären. Der daraus entstandene geradezu scheinwerferartige Lichteinfall erhöht die theatralische Schauspielwirkung und betont die herrschende Dramatik der Szene. Der Betrachter kann die Aufmerksamkeit nicht von der blutigen Szene abwenden, die Künstlerin besteht regelrecht darauf, dass er sich mit dem Intermezzo gründlich auseinandersetzt. Er wird ohne Distanz zum Geschehen in Artemisias Welt hineingesetzt und somit aufgefordert, sich an dem Mord zu beteiligen. Die dargestellten Personen setzen sich aus den biblischen Figuren des Buches Judit zusammen. Judith, der, da sie mit einem etwas edleren, aufwändig besticktem Gewand bekleidet ist und eine filigrane Hochsteckfrisur trägt ein höherer Stand zuzuordnen ist und Abra, welche in der Bibel nicht Namentlich gekennzeichnet wird, die durch ihr schlichteres Gewand und ihr Kopftuch als Magd gekennzeichnet ist, begehen Mord an dem assyrischen Feldherren Holofernes. Beide scheinen sich nicht sonderlich vor ihrer Tat zu ekeln, Judith weicht zwar etwas statisch von dem Geschehen zurück, jedoch scheint dies eher dem Zweck zu dienen, ihr Gewand vor den Blutspritzern zu schützen. Generell ist die Haltung der Judith eher angestrengt und angespannt, ihre Mimik zeugt zudem von Konzentration und Entschlossenheit. Ihre Arme sind vielmehr von reifer und etwas männlicherer Statur, was ihr

jegliche Zaghaftigkeit und Eleganz nimmt. Auch Abra gibt sich ihrer Aufgabe voll und ganz hin, ihre Anspannung lasst davon ausgehen, dass sie sich mit voller Kraft auf Holofernes lehnt, um ihrer Herrin die Tat zu vereinfachen. Ihre angestrengte Mimik lässt annehmen, dass sie keinesfalls die Kontrolle verlieren will, um dies zu garantieren, hat sie Holofernes fest im Blick. Der Feldherr liegt nackt, nur durch ein Tuch bedeckt, auf seiner Matratze. Er scheint sich gerade noch so bei Bewusstsein mit letzter Kraft gegen die Attentäterinnen wehren zu wollen, was ihm nicht so recht gelingen mag. Da seine verzweifelt nach Abra greifenden Arme kaum Muskelschatten aufweisen, ist davon auszugehen, dass ihm die Kraft langsam entschwindet. Auch sein leicht geöffneter Mund, das Blut, welches aus seiner Kehle spritzt und sein langsam in die Leere hinter dem Betrachter driftender Blick zeugen von seinem nahen Ende. Dies betont die Ausweglosigkeit der Situation, in der sich der Feldherr befindet, dem Betrachter wird bewusst, dass das Schicksal Holofernes besiegelt ist. Die Szene stellt den Höhepunkt des Buches Judit dar, welches in der Bibel im alten Testament gefunden werden kann. Judith war eine schöne und fromme Witwe aus der israelitischen Stadt Bethulia. Als die Besetzung ihrer Heimatstadt durch den gnadenlosen assyrischen Feldherren Holofernes drohte, fasste sie den Beschluss die Gefahr von ihrer Heimat abzuwenden. Sie zog gemeinsam mit ihrer Magd Abra in sein Lager und behauptete, ihre Intention wäre es, ihre Heimatstadt zu hintergehen und den heidnischen Holofernes bei der Eroberung zu unterstützen. Insgeheim zählte sie darauf, Holofernes dank ihrer Reize zu verführen und ihn bei Gelegenheit zu köpfen. Dies gelang ihr, sobald Holofernes aufgrund seines erhöhten Alkoholkonsums einschlief machen sich Judith und ihre Magd ans Werk. Mit seinem eigenen Schwert schlug sie ihm den Kopf ab. (Buch Judit Kap 13 Vers. 1-10) Ihre Magd steckte diesen in einen Beutel und sie zogen zurück nach Bethulia, wo sie mit großem Jubel empfangen wurden. Das Haupt des Feldherrn platzierten sie vor ihren Stadtmauern und wie erhofft flohen die assyrischen Truppen im Angesicht des Kopfes ihres ermordeten Oberbefehlshabers. Somit hat die fromme Judith mit der Hilfe ihrer Magd Abra ihre Heimatstadt vor dem sicheren Untergang gerettet. Entstanden ist das Werk in Florenz, wo Artemisia nach ihrer Vergewaltigung, dem zugehörigen Prozess und ihrer darauffolgenden Hochzeit hinzog. Der Auftraggeber dieses Werkes war Großherzog Cosimo II. Es wird spekuliert, dass das Gemälde dem Zweck der Aufarbeitung ihres Traumas durch die Vergewaltigung, oder gar zur Rache dient. Die erste Version des Gemäldes wurde unmittelbar nach der Tat, um 1611-12 geschaffen, die zweite ungefähr 10 Jahre später. Die Umstände, die sie vermutlich am meisten bei der Erschaffung beeinflusst haben, bestehen, neben der Vergewaltigung, aus der Geburt ihres ersten Kindes, 2 Jahre zuvor, und einer zu der Zeit laufenden Affäre mit dem Florentiner Adeligen Francesco Maria di Niccolo Maringhi, sowie der Tatsache, dass ihr Mann von dieser erfahren hat. Bekannt sind zwei Versionen der Enthauptung des Holofernes, die erste schuf sie um 1612, die zweite um 1620. Auch malte sie mehrere Versionen der folgenden Szene, Judith mit ihrer Magd und dem Haupt des Holofernes, diese entstanden jedoch erst nach der zweiten Version der Enthauptungsszene. Das Sujet des Buches Judit wurde oft in der Kunst rezipiert, jedoch gilt die Wahl der aktiven Tat als Bildmotiv als ungewöhnlich. Gewöhnlich wurden Szenen, die Judith allein oder mit ihrer Magd und dem Kopf Holofernes zeigen dargestellt, Beispiele dafür wären Sandro Botticellis Die Rückkehr Judiths nach Bethulia, 1472, Tizians Judith mit

dem Kopf des Holofernes, 1570, sowie später Gustav Klimts Judith I, 1901. Vor ihr haben sich dem Bildmotiv der Enthauptung nur Donatello mit seiner Plastik Judith und Holofernes und Caravaggio in seinem gleichnamigen Gemälde bedient. Wahrscheinlich ist es, dass Caravaggios Gemälde ihr als direktes Vorbild diente, da bekannt ist, dass ihr Vater und Lehrmeister Orazio Gentileschi mit dem bekannten Künstler befreundet war. Unübersehbar ist auch die Verwendung der gestalterischen Mittel, die jegliche Anforderungen des Caravaggismus bedient. Bemerkenswert ist, dass Artemisias Judith, im Gegensatz zu der ihrer Vorgänger, deutlich kräftigere, fast sogar männlichere Züge aufweist und jeglichen Ansatz von Scheu und Zaghaftigkeit, von denen die Judiths ihrer Vorgänger ausgezeichnet waren, verliert. Artemisias Judith ist nicht mehr die bildhübsche, elegante Dame, die sich selbst fast vor ihrer Tat ekelt, sondern eine tatkräftige und entschlossene Frau. Ihr Werk würde von den derzeitigen Kunstkennern eher kritisch betrachtet. Unter anderem wurde ihr die Profanisierung des sakralen Bildmotivs vorgeworfen. Dies lässt sich damit begründen, dass sie sich Caravaggio für ihr Werk als Vorbild genommen hat, denn auch ihm wurde durch seinen realistischen Malstil oft die Entheiligung vorgeworfen. Nichts destotrotz erfuhr sie auch schon während ihrer Lebzeit großen Erfolg und Aufmerksamkeit. Die Barockkünstlerin Artemisia Gentileschi wurde am 8. Juli 1593 in Rom als Kind des Malers Orazio Gentileschi geboren. Ihre Mutter starb als sie 12 war. Schon früh begleitete sie ihren Vater in seine Werkstatt und bewies selbst großes künstlerisches Talent, so dass sich ihr Vater ihrer Ausbildung annahm. Ihr erstes bekanntes Gemälde, Susanna und die Ältesten, schuf sie mit 17. Um ihre Fähigkeiten weiter zu fördern engagierte ihr Vater einen seiner Künstlerkollegen, Agostinio Tassi, welcher sie 1611 vergewaltigt. In der Hoffnung, dass er sein Versprechen sie zu heiraten einhält, wird er vorerst nicht angeklagt. Als er dieses Versprechen jedoch nicht einhält, klagt Artemisias Vater ihn vor Gericht an. Es kommt zu einem Prozess, in dem Artemisia gynäkologische Untersuchungen und Folter mittels Daumenschrauben, um garantieren zu können, dass sie die Wahrheit sagt, ertragen muss. Am Ende des Prozesses wird Tassi für schuldig erklärt und aus Rom verbannt. Die Strafe wurde jedoch nie vollzogen, denn der Papst schützt ihn vor dieser, da er ihn als wertvollen Künstler ansieht. Kurz darauf, um ihr Ansehen zu erhalten, heiratete sie den erfolglosen Künstler Pierantonio Stiattesi und zieht mit ihm nach Florenz. Dort ging sie weiter ihrer Kunst nach und war damit recht erfolgreich. Unter Anderem konnte sie die Casa Buonarroti als Auftraggeber aufweisen. 1616 wurde sie als erste Frau in die Accademia delle arti del Disegno aufgenommen. Ihr erstes Kind, eine Tochter, kam 1618 zur Welt. Ungefähr zur gleichen Zeit hatte sie eine Affäre mit einem Florentinischen Adligen. Als ihr Mann davon erfuhr erpresst er ihren Liebhaber um Geld, welches dieser zahlte. Ungefähr in dieser Zeit schuf sie Judith enthauptet Holofernes, wodurch man dieses Werk in das Register ihrer Frühwerke einteilen kann. Wie auch in vielen anderen ihrer Werke steht hier eine starke Frau im Vordergrund. Die Spannungen, die durch die Affäre entstanden sind, wurden mit der Zeit so groß, dass Artemisia 1621 ohne ihren Gatten zurück nach Rom zog. Da ihr dort der gewünschte Erfolg ausblieb, folgten mehrere Ortswechsel, unter anderem wohnte sie in Genua, Neapel, Paris, Venedig, und sogar in England, wo sie mit ihrem Vater 1638 für König Charles I. arbeitete. Es ist wahrscheinlich, dass sich Artemisia bis ungefähr 1650 ihren künstlerischen Tätigkeiten

widmete, jedoch ist nichts Genaueres über ihren Tod bekannt. Eine Theorie wäre, dass sie um 1653 während einer Pestepidemie in Neapel umgekommen ist.

Quellenverzeichnis Uppenkamp, Bettina, Judith und Holofernes in der italienischen Malerei des Barock, Reimer, Hamburg 2004, S. 61. Einheitsübersetzung der heiligen Schrift, Buch Judit, Kapitel 13 Art In Words (Hg.), Artemisia Gentileschi: Biografie, URL: https://artinwords.de/artemisiagentileschi-biografie/ (29.04.2020)

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Simone,

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als

Mythisch-Unbekannte, 2012

In:...


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