Title | Basiswissen lyrik - Aspekte zum Erschließen eines lyrischen Textes |
---|---|
Course | Einführung in die Literaturwissenschaft |
Institution | Technische Universität Braunschweig |
Pages | 5 |
File Size | 271.3 KB |
File Type | |
Total Downloads | 21 |
Total Views | 133 |
Aspekte zum Erschließen eines lyrischen Textes...
Aspekte zum Erschließen eines lyrischen Textes
Rhythmus / Metrum
Reim
Vers und Strophe
Klanggestalt Lyrische Formaspekte Lyrisches Genre
Sprecher / lyrisches Ich / Sprech-situation
textimmanent Bildlichkeit
Aufbau / Struktur
Thema / Stoff / Motive Mögliche Aspekte zum Erschließen eines lyrischen Textes
Sprache / sprachl. Mittel
textüberschreitend Historische Epoche: politisch-soziale und geistesgeschichtlich e Situation
Gattungsgeschichte und literarische Epoche
Biografie und Werk des Autors
Perspektive des Rezipienten: Gegenwarts- und Lebensweltbezug
Kennzeichen lyrischer Texte (Lyrik von griech.: lyra = Leier; diese ist das Attribut Apolls, des Gottes der Dichtkunst) Lyrik zeichnet sich im Vergleich zu epischen und dramatischen Texten vor allem durch Konzentration und Intensität aus. In sprachlicher Hinsicht sind vor allem Symbole und sprachliche Bilder (Metapher, Vergleich, Personifikation) kennzeichnend. Daher bedarf ein Gedicht in ganz besonderer Weise der Deutung. Traditionelle Gedichtformen wie das Sonett unterscheiden sich sehr von modernen Gedichten, die oft auf Reim und strophische Form verzichten.
Typische Inhalts- und Formelemente
Vielfalt von Themen und Motiven, z. B. ◦ Liebeslyrik ◦ Naturlyrik ◦ Großstadtlyrik
◦ politische Lyrik ◦ Stimmungslyik ◦ Erlebnislyrik Formprinzipien wie Rhythmus, Metrum, Reim, Strophik, Symbolik und Bildlichkeit, kunstvoller Aufbau, nicht alltägliche Äußerungen, die sich manchmal einer leichten Verstehbarkeit entziehen, Anordnung in Versen oder Verszeilen.
Lyrischer Sprecher (lyrisches Ich) Hiermit ist der vom Autor erfundene fiktive Sprecher, ein Rollen-Ich gemeint (vergleichbar dem fiktiven Erzähler in epischen Texten). Das lyrische Ich kann sich im Ich oder im Wir zeigen, es kann ein fiktives Du ansprechen, es kann aber auch im Verborgenen bleiben. Das lyrische Ich darf mit dem realen Autor des Gedichts nicht verwechselt werden. Die dargestellten Erfahrungen sind zunächst als dichterische Fiktionen zu verstehen. Jedoch kann das lyrische Ich auch reale Erfahrungen und Zusammenhänge des autobiografischen Ichs verdeutlichen. Verlässlich angezeigt wird das lyrische Ich oft durch das Personalpronomen (ich, mir), durch Possessivpronomen (mein), ferner durch Interjektionen, Ausrufe, Wünsche, die die persönliche Anteilnahme des Ich am Geschehen zeigen.
Vers Alle Gedichte haben Verse oder Verszeilen. Sie können besondere Merkmale aufweisen: Zeilenstil: Das Satz- und das Versende stimmen überein (Pause am Satzende). Enjambement (Zeilensprung): Der Satz überspringt das Zeilenende (keine Pause am Zeilenende).
Strophe Die Strophe bündelt die einzelnen Verse zu einer relativen Einheit. Es gibt freie Strophenformen, aber auch solche, die durch ihre Reimform oder durch die Metrik festgelegte Gedichtformen bilden: so z. B.
das Sonett (14 Zeilen; 2 Quartette, 2 Terzette) oder das Volkslied (oft Vierzeiler mit einfacher Reimform)
Klanggestalt Das Gedicht erzielt seine Wirkung und Ausdruckswerte vor allem über die Klanggestalt der Verse. Sie kann - z.B. über die Färbung der Vokale – Stimmungen erzeugen; natur beschreiben oder Textteile besonder hervorheben. Wesentliche akustische Reize sind: Reim (z. B. Paarreim: aabb; Kreuzreim: abab; umschließender Reim: abba; Stabreim: Kind und Kegel)
Lautmalerei: Häufung von Vokalen oder Konsonanten zum Hervorrufen bestimmter Stimmungen; z. B. plätschern, zischen, summen, Lautsymbolik: subjektiv empfundene Verbindung von Klangfarbe und Bedeutung, z.B. „i“ als Ausdruck für Helligkeit/Freude oder „u“ als Ausdruck für Dunkelheit/Trauer.
Anfang und Ende des Verses sind hinsichtlich der Klanggestalt besonders hervorgehoben:
Ein Auftakt liegt vor, wenn der Vers mit einer oder mehreren unbetonten Silben beginnt. Der Begriff Kadenz meint die metrische Struktur des Versendes. Folgt auf die letzte betonte noch eine unbetonte Silbe, spricht man von einer klingenden oder weiblichen Kadenz: Verszeilen, die mit einer Betonung enden, haben eine stumpfe oder männliche Kadenz.
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde. Festgemauert in der Erden.
... Steht die Form, aus Lehm gebrannt
Reim .. ist Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter von ihrem letzten betonten Vokal an. Beispiel: Rang / Gang - leben / streben Nach der Stellung des Reims im Vers unterscheidet man Anfangsreim, Binnenreim und Endreim. Die ersten Silben zweier aufeinander Krieg! Ist das Losungswort. Anfangsreim Sieg! Und so klingt es fort! folgender Zeilen reimen sich. Bei stiller Nacht zur ersten Wacht… Zwei oder mehrere Wörter in einer Binnenreim Zeile reimen sich. Es stand vor eines Hauses Tor Die letzten Silben am Ende zweier Ein Esel mit gespitztem Ohr. Endreim oder mehrerer Verse reimen sich. Häufig auftretende Formen des Endreims
Paarreim: aa / bb Kreuzreim: ab / ab Schweifreim: aab / ccb umschließender (umarmender) Reim: abba ) Haufenreim: aaa, bbb … Stabreim: Kind und Kegel
Rhythmus und Metrum In jeder sprachlichen Äußerung gibt es eine Verteilung betonter Silben (Hebung) und unbetonter Silben (Senkung). Die regelmäßige Abfolge von betonten und unbetonten Silben nennt man Metrum. Die Gliederung des Sprachflusses beim Vortrag (Rhythmus) ist in der geformten Sprache der Lyrik oft durch einen regelmäßig sich wiederholenden Takt (Metrum) festgelegt. Der Takt ist das feste Schema, nach dem im Vers betonte und unbetonte Silben aufeinanderfolgen. Man spricht dabei von Versfuß. Eine metrisch gebundene Verszeile
umfasst mehrere Takte und wird damit als zwei-, drei- oder vierhebig bezeichnet. Jambus und Trochäus sind zweisilbige, Daktylus und Anapäst dreisilbige Versfüße. Jambus - steigend, drängend, fortschreitende Bewegung xXxXxXxXx Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden. Trochäus - laufend-fallende Bewegung XxXxXxXx öffne dich du stille Klause, denn die Ahnfrau kommt nach Hause. Daktylus - lebhaft-tänzerische Bewegung X xxXxx Xx Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren. Anapäst – vorwärstdrängender Charakter (in deutscher Dichtung selten) xxXxxXxxX Vegetarisch lebt selten die Löwin im Busch.
Je nach Anzahl und Art der Versfüße ergeben sich bestimmte Versformen. Einige dieser Versformen haben besondere Namensbezeichnungen:
Blankvers: 5-hebiger Jambus ohne Endrein (seit Lessing Versform in vielen deutschen Dramen) Knittelvers: 4-hebiger Jambus mit Endreim (Versmaß oft nicht streng eingehalten) Alexandriner: 6-hebiger Jambus mit Zäsur in der Mitte (häufig im Barock ) Hexameter: 6-hebiger Daktylus mit Zäsur (in der der Klassik gern verwendet) Pentameter: 5-hebiger Daktylus mit Zäsur (nur Verbindung mit dem Hexameter) Distichon: Verspaar, das aus Hexameter und Pentameter besteht (in der Klassik vor allem von Goethe und Schiller verwendet)
Bildlichkeit Das sprachliche Bild vermittelt die für die Lyrik charakteristische Anschaulichkeit und Gefühlsintensität, erzeugt aber auch Mehrdeutigkeit. Das sprachliche Bild steht selten für sich allein. Es bildet vielmehr zusammen mit anderen Bildern Bildzusammenhänge. Vergleich
Setzt zwei Bereiche durch einen Vergleichspunkt in Beziehung. Sprachliches Zeichen ist das „wie“.
Er kämpfte wie ein Löwe
Metapher Personifikation
Symbol
Metonymie
Bildhafte Übertragung, die im Kontext neue Bedeutungen schafft Begriffe, Dinge oder Tiere werden als menschliche Wesen dargestellt bzw. sie erhalten menschliche Eigenschaften Sinnlich wahrnehmbares Zeichen, das auf geistige Sinnzusammenhänge oder Ideen verweist, die durch eine Kultur oder die Tradition festgelegt sind Ersetzt das eigentliche Wort durch ein anderes, das zu ihm in enger Beziehung steht
Ein Gesicht aus Erz / Das Meer des Lebens Die Natur schläft / die Sonne lacht / es träumen Wald und Wiesen Das Kreuz / Hammer und Sichel
Er liest Goethe ( statt Goethes Werke).
Daneben gibt es noch viele andere Möglichkeiten, Sprache der Wirkung wegen gezielt einzusetzen (s. Liste rhetorische Mittel)....