Übungsaufsatz Iphigenie auf Tauris PDF

Title Übungsaufsatz Iphigenie auf Tauris
Course Deutsch
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Übungsaufsatz Iphigenie auf Tauris, Übung für Abitur...


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Übungsaufsatz „Iphigenie auf Tauris“ Gliederung A. Verlorene Geschwister B. Erschließung und Interpretation der Dramaszene 3. Aufzug I. Auftritt Vers 10761258 aus dem Werk „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang Goethe I. Inhalt 1. Orest offenbart sich Iphigenie 2. Iphigenie ist überglücklich 3. Orest möchte trotzdem sterben 4. Iphigenie macht Andeutungen und offenbart sich schließlich als Orest Schwester 5. Orest misstraut ihr, akzeptiert es aber nach Iphigenies Zureden 6. Orest fällt in Ohnmacht, Iphigenie holt Pylades zur Hilfe II. Funktionale Einordnung Peripetie des Dramas Vor Szene 2. Aufzug II. Auftritt: Pylades und Iphigenie reden miteinander Nach Szene 3. Auftritt II. Auftritt: Orest denkt er sei in der Unterwelt III. Analyse Sprache 1 Satzebene a) Ausrufesätze (V. 1173-1175; 1196, 1201) b) Hypotaxe (V. 1097-1117) 2 Wortebene Tod 3 Rhetorische Mittel a) Chiasmus (V. 1089-1090) b) Antonomastie (V. 1094-195) c) Antithese (V. 1255) IV. Analyse Gespräch a) Enthüllungsdialog b) Symmetrisch V. Interpretation Iphigenie, Orest – Luke Skywalker, Darth Vader Iphigenie als Perfekte C. Schluss: Humanere Welt

Aufsatz: Der größte Horror für jeden ist es wohl, einen geliebten Menschen zu verlieren. Kaum eine Mutter kann sich den Verlust ihres eigenen Kindes vorstellen, oder das Kind den eines Geschwister. Ebenfalls beängstigend ist die Vorstellung, seine eigenen Verwandten aus den Augen zu verlieren, nichts mehr von ihren Schicksal zu wissen oder sich gar nicht mehr bewusst zu sein, dass man mit dem eigenen Fleisch und Blut spricht. Dies lässt sich auf Orest und Iphigenie übertragen, die in dem 1. Auftritt des 3. Aufzugs von Johann Wolfgang von Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ miteinander reden, ohne zu wissen, dass die lang für tot geglaubte Schwester vor einem steht. Im Folgenden wird die Szene erschlossen und anschließend interpretiert. Die Szene beginnt damit, dass Orest Iphigenie, unwissend, dass er seine Schwester vor sich hat, seine wahre Identität offenbart. Er möchte dennoch, dass sie und Pylades, ein Freund von ihm, sicher ohne ihn nach Griechenland zurück kehren, da er für sich selber nur den Tod wünscht, woran man merkt, wie sehr Orest sich im Wahn und verfolgt fühlt (V.1081-1093). Daraufhin lässt er Iphigenie kurz allein. Diese ist hocherfreut ihren verlorenen Bruder wiedergefunden zu haben und betet zu den Göttern, dass sie dauerhaft zusammen bleiben können (V. 1094-1117). Nachdem Orest wieder zu ihr tritt und mitteilt, dass er ein Verbrecher sei und trotzdem noch sterben will, fragt Iphigenie ihn nach sich selbst. (V.1118-1144). Dieser hält sie für tot und trauert immer noch um sie, so dass er Iphigenies Andeutungen, dass sie die Schwester sei, nicht versteht und sie sogar für eine Rachegöttin hält. Als sie sich schließlich zu erkennen gibt, zweifelt Orest daran und reagiert entsetzt.(V. 11451211). Iphigenie ist verzweifelt und fleht ihn an, doch zu akzeptieren, dass sie Geschwister sind. Als Orest es schließlich annimmt, redet er sich in Gedanken an die Ermordung der Mutter, seinen baldigen Tod und die Erfüllung des Familienfluchs, wenn Iphigenie ihn opfert, derart in Rage, dass sein Wahn die Oberhand gewinnt und er ohnmächtig wird, woraufhin Iphigenie erschüttert Pylades zur Hilfe holen will (V. 1212- 1257). Inhaltlich kann man die vorliegende Szene als Peripetie von Goethes Stück einordnen. Ohne sie würde die ganze Dramatik des Schauspiels, nämlich dass Iphigenie wahrscheinlich ihren eigenen Bruder opfern muss, nicht entstehen. Der Szene geht das Gespräch zwischen Pylades und Iphigenie voraus, in dem Pylades erzählt, wie der trojanische Krieg zu Ende ging, und sich selber und Orest eine falsche Identität gibt, sodass Iphigenie ihren Bruder anfangs nicht erkennen kann. Nach der Szene erwacht Orest zwar aus seiner Ohnmacht, leidet aber unter der Wahnvorstellung, in der Unterwelt zu sein und dort seine toten Verwandten zu sehen. Erstaunt stellt er fest, dass diese in Harmonie miteinander „leben“. Wichtig für die zu analysierende Szene ist ebenfalls, dass nachdem Iphigenie und Pylades zurück kommen, sie beide durch Zureden und Berühren Orest dabei helfen, ihn aus seiner Wahnvorstellung zu befreien.

In der zu analysierenden Szene gibt es auf sprachlicher Ebene interessante Phänomene. So benutzt Goethe auf der Satzebene viele Ausrufesätze. Zum einen in V. 1173-1175: „Orest, ich bin´s! Sieh Iphigenien! Ich lebe! Orest: Du! Iphigenie: Mein Bruder! Orest: Lass! Hinweg! Ich rate dir, berühre nicht die Locken!“. Beim aufgeführten Stück merkt der Zuschauer, in welchem tumultartigen Zustand die Offenbarung von Iphigenies wahrer Identität geschieht und wie die beiden Geschwister jeweils darauf reagieren. Iphigenie ist euphorisch und möchte gleich ihren Bruder umarmen, wohingegen Orest beinahe entsetzt zurückweicht und ihr zuruft, ihn ja nicht zu berühren. Zum anderen benutzt Iphigenie Ausrufe, um ihren Bruder bewusst zu machen, dass sie wirklich seine Schwester ist („Oh lass mich! Lass mich!“ V. 1196, „Orest! Orest! Mein Bruder!“ V. 1201) und drückt damit ihre Verzweiflung aus. Auf der Wortebene lässt der Verfasser besonders Orest das Wortfeld „Tod und Verderben“ verwenden, um seinen Wunsch nach Erlösung durch den Tod zum Ausdruck zu bringen. Beispiele sind in V. 1082-1084 zu finden: „Senkt nach der Grube sich und sucht den Tod; In jeglicher Gestalt sei er willkommen!“, V. 11231124: „Lass allein und unbegleitet Mich zu den Toten gehen.“ sowie V. 1168-1169: „So willst du mein Verderben? Verbirgt in dir sich eine Rachegöttin?“. Orest ist nach dem Mord an seiner eigenen Mutter so sehr von Schuldgefühlen geplagt, so dass er glaubt, nur durch seinen eigenen Tod Friede zu finden. In seinem Pessimismus hält er sogar seine eigene Schwester für eine Rachegöttin, die nur nach seinem Tod trachtet. Außerdem gibt es größtenteils einen hypotaktischen Satzbau. Besonders Iphigenie benutzt ihn, nachdem sie erfahren hat, dass der Unbekannte ihr Bruder ist (V. 10971117). Sie betet zu den Göttern um dauerhaft mit Orest zusammen sein zu können. Die Hypotaxen veranschaulichen, wie aufgeregt und glücklich Iphigenie ist, ihn wiedergefunden zu haben. Die rhetorischen Mitteln weisen ebenfalls eine Vielfältigkeit auf. So verdeutlicht in V. 1089-1090 der Chiasmus „Es stürze mein entseelter Leib vom Fels, Es rauche bis zum Meer hinab mein Blut,“ Orest Wunsch zu sterben. Zusätzlich benutzt Iphigenie eine Anomastie, indem sie Charis, Göttin der Gnade, mit „Erfüllung, schönste Tochter, Des größten Vaters“ beschreibt (V. 1089-1090). Dies kommt daher, dass Goethe durch die Antikisierung nicht den mit dem Christentum assoziierten Begriff „Gnade“ benutzen wollte. Zudem drückt es Iphigenies Freude über das Wiederfinden ihres Bruder aus. Schließlich gibt es in V. 1255 eine Antithese: „Allein zu tragen dieses Glück und Elend“. Diese veranschaulicht Iphigenies Zwiespalt, die einerseits glücklich und froh ist, ihren Bruder wiedergefunden zu haben, andererseits bestürzt ist, wie unglücklich und von Schuldgefühlen geplagt Orest ist. Orest Unglück erkennt man auch anhand seines Dialoges. Am Anfang enthüllt Orest seine wahre Identität und äußert dennoch seinen Todeswunsch („Ich bin Orest! Und dieses schuld´ge Haupt senkt nach der sich und sucht den Tod“ V. 1081 ff). In der

Szene liegt also ein Enthüllungsdialog vor. Daraufhin lobpreist Iphigenie die Götter für das Wiederfinden ihres Bruders (Vgl. 1094-1117). Es folgt ein Wortgefecht zwischen Iphigenie und Orest, indem er jede ihrer Aussage verneint und abwehrt, zu sehen vor allem in V. 1122 ff.: „Iphigenie: Mein Schicksal ist an deines fest gebunden. Orest: Mit nichten!“. Iphigenie fragt nach sich selber, woraufhin Orest mit Trauer reagiert (Vgl. V. 1144-1171). Ihre Anspielungen versteht er nicht, bis sich Iphigenie ihm als seine Schwester offenbart („Orest ich bin´s! Sieh Iphigenien! Ich lebe!“ V.1173), welches die zweite Enthüllung in dieser Szene ist. Orest lässt sich von dieser Offenbarung nicht berühren und ignoriert Iphigenies Bitte (Vgl. V.1180-1223). Er redet sich daraufhin derartig in Rage über den bevorstehenden Tod, dass er ohnmächtig wird (V. 1222-1254). Iphigenie spricht daraufhin zu sich selber und kündigt somit dem Publikum an, Pylades zur Hilfe zu holen (Vgl. V. 1255-1258). Der Dialog ist symmetrisch aufgebaut, in der Szene wie im gesamten Stück wird der für die Weimarer Klassik typische Blankvers benutzt. Sehr gut ist die vorliegende Szene und die gegenseitige Enthüllung von Orest und Iphigenie mit dem Science Fiction Werk „Star Wars“ zu vergleichen. In der V. Episode „Das Imperium schlägt zurück“ kämpfen die Hauptpersonen Luke Skywalker und Darth Vader miteinander. Im Gegensatz zu Darth Vader weiß Luke nicht, dass er dessen Sohn ist. Nachdem Luke im Kampf die Hand abgeschlagen wurde, offenbart Vader ihm seine wahre Identität (mit dem legendären Satz „Nein Luke, ich bin dein Vater“). Luke reagiert genau wie Orest, er glaubt es nicht und misstraut ihm, bis er es schlussendlich doch akzeptiert. Er wird sogar wie Orest kurz ohnmächtig und kann sich durch einen Fall aus großer Höhe vor Vaders weiteren Angriff retten. Darin und in dem Drang nach einem „perfekten“ Schauspiel mit Happy End gleichen sich „Iphigenie auf Tauris“ und „Star Wars“. Als „Perfekte“ wird auch Iphigenie im Drama dargestellt. Unermüdlich versucht sie ihrem Bruder zu helfen, versucht ihn trotz seines Abblockens davon zu überzeugen, dass sie wirklich seine Schwester ist und weigert sich, ihn zu opfern. Damit symbolisiert sie die Weimarer Klassik und die von Goethe angestrebte Erziehung zur Vernunft und moralischen Handeln und gilt als Paradebeispiel für die Humanität. Alles in allem kann man sagen, dass Goethe mit „Iphigenie auf Tauris“ eine geniale Ode an den Humanismus gelungen ist. Es motiviert einem zur Ehrlichkeit und dazu, nicht alles sofort mit Gewalt zu lösen, sondern auch seinen Kopf zu benutzen. Dabei könnte sich jeder getrost Iphigenie als Vorbild nehmen, um die Welt etwas humaner zu machen....


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