Title | Didaktik des Sachrechnens |
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Author | Cornelius Otto |
Course | Didaktik der Geometrie und des Sachrechnens |
Institution | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg |
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Zusammenfassung Teil 1: Didaktik des Sachrechnens...
Didaktik des Sachrechnens
SoSe 21 Seminarleiterin: I. Gretzschel
o Inhalte, Ziele & Funktionen des Sachrechnens o Inhaltsbezogene Kompetenzen „Größen & Messen“
Objekte mithilfe (nicht-) standardisierter Einheiten vergleichen, ordnen, sortieren
Klasse 2:
Kenntnisse über Größen sowie Größenvorstellungen beim Lösen von Aufgaben aus dem unmittelbaren Erfahrungsbereich anwenden
Klasse 4:
Kenntnisse über Größen zur Erschließung der Umwelt nutzen und beim Lösen von Aufgaben aus dem Vorstellungsbereich anwenden
o Ziele des Sachrechnens (nach Franke):
Sachrechnen als Anwenden von Mathematik
SuS können erkennen, dass es nicht um das Rechnen, sondern vorrangig um das Erkennen der notwendigen Operationen & ihrer Verknüpfungen geht.
Sachrechnen als Problemlösen
Entwicklung von Problemlösefähigkeiten & heuristischen Vorgehensweisen
Sachrechnen als Umwelterschließung
Den SuS wird bei der Bearbeitung von Sachaufgaben die Beziehung zwischen mathematischen Wissen und Sachwissen deutlich.
Sachrechnen als Beitrag zur Umwelterschließung und Alltagsbewältigung
Konzentration auf eine der 3 Zielrichtungen nicht sinnvoll
→ Sachrechnen sollte verschiedene Funktionen im Mathematikunterricht übernehmen.
o Funktionen des Sachrechnens (nach Winter):
o Aufgaben zum Sachrechnen o Grundtypen von Sachrechenaufgaben:
Eingekleidete Aufgaben
in Worte gefasste Aufgabenkonstruktion bzw. Rechenoperation
eindeutiges Ergebnis
jede Zahl wird benötigt
Bsp.: Wieviel fehlt zu Euro?
dient Übungszwecken
Textaufgaben
komplexere Sachsituation, aber vereinfachte Realität (z.B gerundete Werte)
fördern mathematische Fähigkeiten
Sachaufgaben/-probleme
bedeutsame Sachsituation
mathematisieren von Sachbeziehungen
Mathematik als Hilfe, um tiefer in die Sache einzudringen
Sachtexte & Zeitungsartikel
Originaldaten und -werte
fächerverbindend & -übergreifend
o Aufgabentypen:
Schätzaufgaben
Märchen & Phantasiegeschichten
Zielsetzung: Größenvorstellung Auswirkung auf Motivation und Lösungsverhalten
Kapitänsaufgaben
aus gegebenen Daten können die gefragten Informationen nicht berechnet werden (Angaben unvollständig, realitätsfremd oder außerhalb des Kontexts)
o Aufgabenbeschreibung nach Merkmalen:
Beschreibende Situation
Sachsituation mit direktem Alltagsbezug (reale oder realistische Situation)
Sachsituation mit indirektem Alltagsbezug (teilweise bekannte Situation)
Sachsituation ohne Alltagsbezug
Präsentationsarten
Echtsituationen: (reale Phänomene werden in direkt handelnder & sprachlicher Auseinandersetzung bearbeitet)
authentische Mathematisierungen: (Rollenspiel mit authentischen Materialien, Bild-Text-Aufgaben in Schulbüchern, welche zur mündl./schriftl. Auseinandersetzung auffordern, …)
Bilder: (Bilderfolgen, -bücher, Operationsdarstellungen in ikonischer Form)
Texte: (Sachtexte, Märchen & andere Erzähltexte mit mathematischen Gehalt + klassische Sachaufgaben)
mathematische Inhalte
Zahlen & Operationen: o Sachaufgaben mit arithmetischem Inhalt
Raum & Form o Sachaufgaben mit geometrischem Inhalt
Muster & Strukturen o Sachaufgaben zu funktionalen Zusammenhängen
Größen & Messen: o Sachaufgaben zum situationsadäquaten Umgang mit Größen
Daten, Häufigkeit & Wahrscheinlichkeit: o Sachaufgaben mit stochastischem Inhalt
o Lösen von Sachaufgaben o Sachrechnen als Problemlösen:
Was ist ein Problem?
durch 3 Komponenten gekennzeichnet: o unerwünschter Anfangszustand (a) o Erwünschter Endzustand (b) o Barriere, die die Transform von (a) in (b) im Moment verhindert
Heurismen
Hilfsmittel, Strategien, Prinzipien, die dem Problembearbeitenden zu einer Idee verhelfen oder ihn Strukturen besser erkennen lassen können.
können zu einer Lösung / einem Lösungsvorteil führen, aber nicht garantiert
heuristische Hilfsmittel Tabelle informative Figur heuristische Strategien Vorwärtsarbeiten (VA) Kombiniertes VA und RA Rückwärtsarbeiten (RA) Systematisches Probieren allgemeine heuristische Prinzipien Analogieprinzip
Suche nach Gleichungen, Beziehungen bzw. Mathematisierungsmustern -
Vorwärtsarbeiten o
Was ist gegeben?
o
Was weißt ich über das Gegebene?
o
Was kann ich daraus ermitteln
Rückwärtsarbeiten o
unbekannter Anfangswert, bekannter Endwert
o
Operationen vom Anfangs- zum Endwert sind bekannt
o
durch Umkehren der Operationen & der Operationsreihenfolge lässt sich ausgehend vom Endwert der Anfangswert ermitteln
Kombiniertes VA und RA o
besonders effektiv, um den Suchraum einzugrenzen
o
Ausgangssituation und Ziel werden permanent aufeinander bezogen
Arten des Probierens: → Probieren = in der Grundschule am häufigsten eingesetzte Lösungsstrategie o
willkürliches Probieren [Annehmen verschiedener Probierwerte]
o
systematisches Probieren [alle Probierwerte der Reihe nach]
o
eingeschränktes Probieren [Vorüberlegungen führen zur Einschränkung der Probierwerte]
o
zielgerichtetes Probieren [Probierwerte werden so verändert, dass Resultate immer näher an Lösung liegen]
o
probierbasiertes Schließen [ausgehend von Probierresultat & Lösung wird ein Probierwert einmalig passend verändert]
Analogieprinzip: → Angepasste Übertragung eines bereits bekanntem Lösungsweges/-strategie auf das neue Problem → Voraussetzung für die Nutzung des Analogieprinzips: o Es liegt eine Analogie zwischen 2 Problemen vor. o Die Analogie wird erkannt. o Für das Ausgangsproblem wurde ein sinnvoller Lösungsweg gefunden. o Die anzupassenden Elemente des Lösungsweges werden korrekt identifiziert
o Sachrechnen als Modellbildungsprozess → Bearbeitung komplexer realistischer Probleme mithilfe von Mathematik
→ Kern: Erstellung eines Modells
Warum modellieren?
Kompetenzen zum Anwenden von Mathematik ausbauen
Anwendung heuristischer Strategien & Hilfsmittel lernen
Problemlösefähigkeit fördern
Kommunikations- & Argumentationsfähigkeit fördern
soziale Kompetenz fördern
Ausgewogenes Bild von Mathematik als Wissenschaft schaffen
Motivation zur Beschäftigung mit Mathematik
Gute Modellierungsaufgaben sind:
realitätsbezogen, datenbasiert, komplex
offen, differenzierend
o Schwierigkeiten & Fehlerursachen beim Sachrechnen:
Schwierigkeitssteigernde Faktoren: → Sachlich-semantisch:
Fehlende Erfahrung und Vertrautheit mit dem Kontext
Unbekannte Begriffe
Irrelevante Aufgaben
Zu komplexer Sachverhalt
→ Sprachlich-syntaktisch:
Fremdwörter, Fachausdrücke, unbekannte Redewendung
Textlänge/Komplexität
Direkte oder indirekte Angaben
lösungsdeforme Reihenfolge (Angaben durcheinander)
Art der Frage
→ Mathematisch:
Art und Anzahl der Rechenschritte
Rechenaufwand (z.B. Größe der Zahlen, Rechenoperation)
Fehlerursachen:
Orientierung am Oberflächenmerkmalen
o Orientierung an den zahlen und dem vermuteten Rechenaufwand o Orientierung an Signalwörtern (z.B. abschneiden – Subtraktion) o Orientierung am unterrichtlichen Kontext
Fehler beim Modellieren o Beim Aufbau des Situationsmodells
Text wird durch Informationsdichte anders interpretiert
Zeitliche Abfolge der Handlung wird nicht beachtet
Situation kann nicht mit einer konkreten Handlungsvorstellung verbunden werden
o beim Überführen ins mathematische Model
schrittweise Übersetzung von Texten und Bildern
Übergeneralisierung von Standardmodellen (anhand von Signalwörtern)
Nichtberücksichtigung indirekter Angaben
o beim Umsetzen des mathematischen Modells o bei der Deutung und Überprüfung der Ergebnisse
o Bearbeitungshilfen:
Defensiver Ansatz
Verringern der Hürden o z.B durch Änderung des Aufgabentextes [Änderung der Syntax, Nutzen leichterer Sprache]
Offensiver Ansatz
Hilfen zum Überwinden der Hürden o z.B durch Nutzung von Skizzen, Info-Netzen
o Größen und Größenbereiche o Was ist eine Größe?
vergleichbar, addierbar (wobei immer eine Größe derselben Art entsteht), vervielfach- & teilbar
objektiv messbare Eigenschaft von Gegenständen oder Vorgängen
Unterscheidung in 3 Begriffsebenen:
Ebene der Repräsentanten für Größen [z.B. der Mensch als Repräsentant seiner Körperlänge]
Ebene der Größe selbst [z.B. Wegstrecken, Stäbe]
Ebene der Benennungen von Größen durch Maßzahl & Maßeinheit [z.B. 42 Meter]
o Größenbereiche, Schwierigkeiten Zeitspannen
Zeit
Hohlmaß
Unterschied Zeitpunkt und Zeitdauer/-spanne Messgeräte: Uhren und Kalender Berechnung aus zwei Zeitpunkten (Anfangs- & Endzeit) Einheiten zum Größenbereich Zeit nicht dekadisch aufgebaut Direktes Vergleichen von Repräsentanten nur bei gleichem Zeitpunkt und gleichem Ort Uhr + Uhrzeit, Kalender + Datum Maßeinheiten der Zeit: Erste Maßeinheit: meist Tag o Kinder verbinden ihren persönlichen Zeitrhythmus mit der Zeiteinteilung des Tages o 3. Schuljahr: Behandlung der Einheiten Sekunde & Minute o Selbst gefertigte Uhren zum indirekten Vergleich verwenden o Messen mit Schätzübungen
Maßeinheit für Bestimmung der Größe eines (Hohl-) Körpers Besonderheit: Kinder werden mit dem Bruchbegriff und der Bruchschreibweise konfrontiert (Messbecherskalen, Rezepte) Vergleichen von Inhaltsangaben & Ausmessen von Gefäßen
Volumen Geld
Flächeninhalt
macht deutlich 1/2l = 500 ml usw. Maß für dreidimensionale, geometrische Objekte, Festkörper, Flüssigkeiten, Gase keine Messgröße, sondern Zählgröße Geldeinheiten nicht beliebig klein wählbar (1 Cent als kleinste Einheit) keine standardisierte Maßeinheit (unterschiedl. Währungen und Wechselkurse) geometrisches Maß für Flächen zweidimensionaler geometrischer Objekte “Umlegen” von Flächenanteilen verändert den Flächeninhalt nicht (aber ggf. den Umfang der Figur) “Auszählen” von Einheitsquadraten als Messvorgang “Berechnung” von Flächeninhalten für Rechtecke “Umrechnung” von Maßen für den Flächeninhalt Schwierigkeiten: o bei der Ausbildung von Flächenvorstellungen o bei der Einsicht in das Prinzip der Flächeninvarianz o bei der Vorstellung von konventionellen Flächeneinheiten o beim Schätzen von Flächeninhalten
o Didaktisches Stufenmodell o Stützpunkt- & Größenvorstellungen o Messen als Tätigkeit o Umwandeln von Größen o Schätzen...