Title | Dramatik 3 |
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Course | Einführung in die Literaturwissenschaft |
Institution | Pädagogische Hochschule Freiburg |
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Teil 3 von Dramatik...
Dramatik 3
Beispiel geschlossene Dramenform: synthetisches Drama •
typisches Beispiel für geschlossenes Drama = synthetisches Drama bzw. Zieldrama
•
am Beginn der Darstellung findet ein bestimmter Vorfall statt, der die Handlung vorantreibt
•
Vorgeschichte kann zwar eine gewisse Rolle spielen, aber: der Handlungsablauf richtet sich auf ein in der Zukunft liegendes Ereignis (= Ziel) aus
•
Beispiele: Sophokles' Antigone oder Schillers Kabale und Liebe
Beispiel offene Dramenform: analytisches Drama
Struktur 1. Einheit der Handlung: • thematisiert ein vergangenes Geschehen (z.B. Kriminalfall) = zweisträngig 2. Einheit der Zeit: Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart 3. Einheit des Raums: verschiedene Schauplätze (Gegenwart – Vergangenheit) -> Aufdeckung der Vergangenheit (einer Tat, Vorgeschichte wird aufgedeckt) -> PARADOXIE -> Erlebnis der Vergangenheit wird nach und nach in der Gegenwart aufgedeckt z.B. Sophokles: König Oedipus Heinrich von Kleist: Der zerbrochne Krug Gerhart Hauptmann: Vor Sonnenaufgang (1889) Henrik Ibsen: Nora oder Ein Puppenheim (1879) Beispiel offene Dramenform: Stationendrama Struktur 1. Einheit der Handlung: • lockere Abfolge von Stationen • Verbindung durch einen Protagonisten 2. Einheit der Zeit: • unterschiedliche Zeiten 3. Einheit des Raums: • unterschiedliche Orte -> Abfolge von Stationen bei denen Protagonist Bindeglied ist (Ereignisse sind nicht kausal) z.B. Schnitzler: Reigen (1897) von Dirne zum Graf -> Sex durch die Ganze Gesellschaft Strindberg: Nach Damaskus (1998/1904)
Beispiel offene Dramenform: Brechts Episches Theater Struktur 1. Einheit der Handlung: • Unterbrechung von Handlungen (innerer Monolog, Zuschauer angesprochen -> werden immer wieder rausgerissen)
• Simultaneität (Gleichzeitigkeit) • unterschiedlich lange Szenen • keine Peripetien oder Anagnorisis (nicht kausal) 2. Einheit der Zeit: • große Zeitsprünge 3. Einheit des Raums Wirkung keine Einfühlung in Figuren Brechung der Illusion durch Distanzierung und Kommentierung, Verfremdungseffekt Aufforderung zu kritischem, ‚eingreifendem‘ Denken des Theaterpublikums z.B. Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder (1941)
Brechts Episches Theater •
episch → Verfahren der Distanzierung und Kommentierung
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Kontinuität der Handlung aufbrechen, um das Menschen-gemachte der Zustände aufzuzeigen
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→ gesellschaftliche Verhältnisse nicht schicksalshaft, sondern veränderbar
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Ziel: Veränderung der Gesellschaft
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→ „politisches Lehrtheater“
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Mittel der Verfremdung: •
Schauspieltechnik, Gestus des Zeigens
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Unterbrechung der Handlung (→ Distanz, Möglichkeit zur Reflexion):
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Songs
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Publikumsansprachen
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Reflexionen
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Pantomimen
Verwendung von Prolog und Epilog (→ Möglichkeit, die Zuschauer direkt anzusprechen, um z. B. die theatralische Illusion zu zerstören oder die Wahrnehmung des Publikums in eine bestimmte Richtung zu lenken)
Loslösung vom Drama: Postdramatik
Struktur 1. Einheit der Handlung: 2. Einheit der Zeit 3. Einheit des Raums • keine geschlossenen, identifizierbaren Figuren (z.B. keine Zuordnung von Haupttext zu Figuren, sondern Sprachflächen) • Text als ein Element neben anderen Theaterzeichen wie Licht, Kostüme, Raum, Musik etc. > gesteigerte Bedeutung des Körpers > Text als Rhythmus und Klang statt Bedeutung • Präsenz statt Repräsentation; Prozess statt Resultat; Intensität statt Information Wirkung
ggf. Desorientierung, Reizüberflutung
z.B. Inszenierungen von Theatertexten von Elfriede Jelinek (seit den 70er Jahren)...