Dramatik I PDF

Title Dramatik I
Course Einführung in die Literaturwissenschaft
Institution Pädagogische Hochschule Freiburg
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Summary

Teil 1 von Dramatik - Gottschlich...


Description

Dramatik I: Mediale Besonderheiten der Gattung

Dramatik: zentrale Begriffe -

Drama vs. Theater

-

Inszenierung vs. Aufführung

-

Haupttext vs. Nebentext

-

Plurimedialität und Intermedialität

-

Theatersemiotik

Drama vs. Theater Drama -

gr. drama: Drama; Verbalabstraktum zu dran: handeln, tun Doppelsinn des Begriffs:

1. literarisches Sprach(Kunst)Werk ‚Drama‘ -

Gegenstand der Literaturtheorie (Gattungstheorie: Lyrik – Epik – Dramatik) wichtiges Kriterium: Textgestaltung auf der Basis der Selbstäußerung personaler Rollen ohne Vermittlungsinstanz

2. theatraler Spieltext (neben anderen, z.B. Libretti, Liedtexte etc.) -

Gegenstand der Theatertheorie

Theater: Minimaldefinition von Theater (nach Schößler) -

gr. theasthai: schauen wichtiges Kriterium: Beziehung zwischen Agierenden und Schauenden Ein Drama kann Grundlage für Theater sein, muss es aber nicht!

-

Es gibt eine Person A, die X verkörpert, während B zuschaut, wobei A mit einem spezifischen Äußeren in einem Raum agiert. zwei Personengruppen A und B: zuschauen vs. handeln Gleichzeitigkeit (‚während‘) körperliche Ko-Präsenz (‚in einem Raum‘) Rolle des Körpers Darstellung von Un-Eigentlichem (A vs. X)

-

Besonderheiten dramatische Kommunikation •

keine Erzählinstanz - Regieanweisungen können als Hinweise des abstrakten Autors verstanden werden



zentral: Figurenhandeln



Kommunikation zwischen Figuren, die aber auch an Zuschauer adressiert ist → doppelte Perspektivität (selten direkt an den Zuschauer -> eher bei Épik)



Kunstwerk existiert in zweifacher Form: •

als literarischer Text



als theatralischer Text



→ erweitertes Kommunikationsmodell (Rezipient ist entweder Leser, der Text liest oder Zuschauer, der Aufführung sieht)



-> aber auch verkürzt weil es keine Erzählinstanz gibt

Aufführung vs. Inszenierung (> Theater)

Aufführung -

-

Ereignis, das aus der Konfrontation und Interaktion zweier Gruppen von Personen hervorgeht, die sich an einem Ort zur selben Zeit versammeln, um in leiblicher Ko-Präsenz gemeinsam eine Situation zu durchleben, wobei sie z.T. wechselweise, als Akteure und Zuschauer agieren Was sich in einer A. zeigt, tritt immer hier und jetzt in Erscheinung und wird in besonderer Weise als gegenwärtig erfahren

Inszenierung -

Vorgang der Planung, Erprobung und Festlegung von Strategien, nach denen die Materialität einer Aufführung performativ hervorgebracht werden soll, wodurch zum einen die von ihr hervorgebrachten Ereignisse als gegenwärtige in Erscheinung treten und zum anderen eine Situation geschaffen wird, die Frei- und Spielräume für nicht-geplante, nicht-inszenierte Handlungen, Verhaltensweisen und Ereignisse eröffnet -> alles was vor der Aufführung stattfindet (Planung)

> Einer Theateraufführung kann eine Inszenierung zugrunde liegen, muss aber nicht (Stegreiftheater)

Haupttext vs. Nebentext (> Drama) •

legt Grundlage für Theater fest (v.a. Nebentext)

Haupttext: •

Figurenrede



verbale Zeichen



Partien, in denen Figuren nicht selbst sprechen (z.B. Regiebemerkungen)



können sich auf die theatrale Umsetzung beziehen (z.B. Angaben zu Kostümen, Bühnenbild, Licht)



können sich auf Fiktion des Dramentextes beziehen (z.B. Ausdeutung des Inneren einer Figur, nicht-sprachliche Handlungen)



non verbale Zeichen

Nebentext:

Informationen des Nebentextes eines Dramas •

Kennzeichnung der Akt- und Szenen-Einteilung



Auf- und Abtreten der Figuren



Beschaffenheit der Kostüme



Beschaffenheit des Bühnenbilds



Mimik und Gestik der Figuren



Bewegung der Figuren



Stimmlage der Figuren



Zeitangaben

Nebentext und abstrakter Autor •

aA= unterschiedliche Werkintentionen, die einem literarischen Werk zugrunde liegen



Nebentext verdeutlicht Kompositionsentscheidungen der abstrakten Autorinstanz vorab, bevor es zur Aufführung des Dramas kommt



bei der Aufführung werden diese Kompositionsentscheidungen dann implizit sichtbar



die Implizitheit der Kompositionsentscheidungen entspricht der Stimmlosigkeit der aA im literarischen – hier theatralen – Werk



die Aufführung als theatrales Werk ist unter Voraussetzung eines weiten Textbegriffs ein literarischer Text, dessen aA sich ausschließlich in kompositorischen Strukturen und Indizien mitteilt

> Plurimedialität Kombination unterschiedlicher Informationen, die mithilfe verschiedener Sinnesorgane entschlüsselt werden müssen (v.a. Auge, Ohr, aber auch Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn)



Hörbare Figurenrede



Musik und Gesang



Geräusche



Licht



Visuelle Ausgestaltung des Bühnenbilds



Schauspielerbezogene visuelle Gestaltung



Film- und Bildprojektionen



Gerüche und Tasteindrücke

> Intermedialität Kombination der Bühnendarstellung mit neuen Medien (z.B. Video) und ggf. deren Thematisierung •

Zusammenwirken des Mediums Theater mit verschiedenen anderen Medien – wie Film, Fernsehen, Fotografie, Hörspiel – innerhalb einer Theateraufführung bzw. Inszenierung  Kleine Videosequenz wird abgespielt



Dabei kommt es zu intermedialen Wechselwirkungen, Modifikationen und kommentierenden Spiegelungen oder Kontrasten



Bewusstwerdung und Reflexion medialer Rezeptionsgewohnheiten werden beim Publikum gefördert



die mediale Indirektheit und zweifelhafte Authentizität von Wahrnehmung werden erfahrbar (z.B. Film -> ist indirekt, wir sind nicht dabei )

> Theatersemiotik (Erika Fischer-Lichte) - Zeichenhaftigkeit dieser unterschiedlichen Codes, Aufforderung zur Interpretation - Zeichengruppen: theatraler Code •

theatraler „Code“ = Zeichensystem eines Kunstwerks



Code kann in Untergruppen aufgegliedert werden

Codes: •

Bewegungen der Schauspieler (= kinesische Zeichen): •

mimische und gestische Zeichen (Gesichts- und Körperbewegungen ohne Positionswechsel -> Mundwinkel, Augen ohne Bewegung)

• •

proxemische Zeichen (Bewegungen im Raum)

vom Schauspieler hervorgebrachte Zeichen: •

verbale bzw. linguistische Zeichen (Worte)



non-verbale bzw. paralinguistische Zeichen (Stimmlage, Betonung, Tonhöhe, Lautstärke, Stimmfärbung etc.)



Maske, Frisur, Kostüm



Raumkonzeption, Dekoration, Requisiten, Beleuchtung



Zeichen sind zu untergliedern in: •

akustisch vs. visuell



transitorisch vs. länger andauernd



schauspielerbezogen vs. raumbezogen

Beispiel: •

Raum: realistische Darstellung einer „Kneipe“ mit Karl + Spiegelberg und weiteren Personen im Hintergrund



Requisiten: Tisch mit Stühlen, Gläser, Buch (Plutarch)



Aussehen der Schauspieler, z.B. Maske, Frisur, Kostüm: gesittetes Äußeres (gerichtete Frisur, gepflegte Kleidung)



Bewegung der Schauspieler: keine Bewegung im Raum, aber Mimik und Gestik, v.a. bei Karl (Wut, Verachtung)



vom Schauspieler hervorgebrachte Zeichen: Dialog zwischen Karl Moor und Spiegelberg: Verachtung der spießigen Gesellschaft; allerdings recht wenig Variation im Bereich Stimmlage und Lautstärke

Verhältnis der Zeichen



wichtig für theatralen Code ist, in welchem Verhältnis die Zeichengruppen zueinander stehen



z.B. kann verbale Aussage durch Gestik konterkariert, verdeutlicht oder modifiziert werden



3 Varianten: •

Zeichen bestärken und unterstützen sich gegenseitig



widersprechen einander



stehen in keiner erkennbaren Beziehung...


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