Ein einfaches Marktmodell PDF

Title Ein einfaches Marktmodell
Course Mikroökonomie I
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Summary

Inhaltliche Zusammenfassung der Vorlesung 2 mit anschaulichen Beispielen und Ergänzungen, die zum Verständnis beitragen...


Description

2 Ein einfaches Marktmodell Varian, Chapter 1: The Market; Frank, Chapter 2: Supply and Demand

06.11.2020

2.1 Der Markt für Studentenwohnungen = Modell, das den Markt extrem vereinfacht→ ermöglicht wichtige Erkenntnisse - Zwei Arten von Studentenwohnungen  Studentenwohnung in Schwabing  Studentenwohnung außerhalb Schwabings - Bei gleicher Miete zeihen alle Studenten eine Wohnung in Schwabing vor - Annahme: Außerhalb Schwabings kann jeder Student immer eine Wohnung im Wohnheim bekommen → Mietpreis 300€, exogen gegeben - Wir wollen den Mietpreis für Wohnungen in Schwabing endogen erklären

2.2 Nachfrage nach Studentenwohnungen -

Frage: Wie viel ist jeder bereit für eine Wohnung in Schwabing MAXIMAL zu zahlen Zahlungsbereitschaft (oder Reservationspreis): Der Preis, bei dem sie gerade indifferent sind zwischen einer Wohnung in und einer Wohnung außerhalb Schwabings Ermittlung der Zahlungsbereitschaft  Frage: Wenn Du die Wohnung in Schwabing für x Euro und die Wohnung außerhalb Schwabings für 300 Euro bekommen könntest, welche Wohnung würdest Du dann vorziehen?  Veränderung des Betrags x solange, bis der Betrag gefunden ist, bei dem der Studierende indifferent ist → ZB= Maximale Preis den der Studierende für die Wohnung in Schwabing zahlen würde

 Kurve der ZB= Nachfragekurve o Angenommen der Mietpreis in Schwabing beträgt 500€ o Kurve der ZB zeigt wie viele Studierende eine ZB > 500€ haben o = die Studierenden die bei diesem Preis nach Schwabing ziehen wollen Bei sehr vielen Studenten, wird die Treppenfunktion der ZB approximativ (=annähernd) zu einer stetigen Kurve

2.3 Angebot an Studentenwohnungen Annahme: - Die Wohnungen gehören vielen verschiedenen Vermieter, jeder möchte seine Wohnung möglichst teuer vermieten - Das Angebot an Studentenwohnungen ist fix. Es gibt S Studentenwohnungen

 Selbst bei starkem Preisanstieg, können keine zusätzlichen Wohnungen zur Verfügung gestellt werden  Selbst bei starkem Preisabfall, gibt es keine anderen Verwendungsmöglichkeiten für diese Wohnungen

2.4 Das Marktgleichgewicht Gleichgewichtspreis p* = Der Schnittpunkt zwischen Angebots- und Nachfragekurve - Bei Preis p* kann jeder Student mit einer ZB höher als p* eine Wohnung in Schwabing mieten - Bei Preis p* kann jeder Vermieter seine Wohnung vermieten - Keiner der Marktteilnehmer hat bei diesem Preis einen Anreiz, sein Verhalten zu ändern  Wenn ein Vermieter einen höheren Preis verlangt → Wohnung bleibt leer  Wenn ein Vermieter einen niedrigeren Preis verlangt → verschenkt Geld  Wenn ein Student mit ZB > p* aus Schwabing wegzieht → verliert er ZB – p* > 0  Wenn ein Student mit ZB < p* nach Schwabing zieht→ verliert er p* - ZB > 0

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Gleichgewicht= Situation, in der sich jeder Marktteilnehmer optimal verhält & darum keiner einen Anreiz hat sein Verhalten zu ändern Bei einem Konkurrenzmarkt mit vollkommender Markttransparenz ist eine Vermietung zu unterschiedlichen Preisen nicht möglichen  Angenommen ein Student wäre bereit p1 > p zu Zahlen 2

 Dann sollte ein anderer Vermieter dem Studenten die Wohnung für etwas weniger als p1 vermieten  Die Vermieter werden sich solange herunterkonkurrieren bis p* wieder erreicht ist.

2.5 Komparative Statistik Veränderung der exogenen Parameter des Modells: - Vergleich das Gelichgewicht vor der Veränderung mit dem Gleichgewicht danach - Wir betrachten nur den Anfangs- und Endpunkt dieser Entwicklung (nicht den Übergangsprozess) → Darum komparative Statistik - Bsp. 1: Eine Wohnungsbaugesellschaft baut eine neue Wohnanlage mit Wohnungen für Studierende in Schwabing. Dadurch erhöht sich das Wohnungsangebot um 100 Einheiten. Wie verändert sich der Mietpreis?

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 Beachte: Veränderung der exogenen Bedingungen → Verschiebung der Angebotsund/oder Nachfragekurve Bsp. 2: 100 Wohneinheiten sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden. Wir unterscheiden zwei Fälle: Fall A: Die Wohnungen werden in Praxen für Zahnärzte und Rechtsanwältinnen umgewandelt. Fall B: Die Wohnungen werden den Studierenden zum Kauf angeboten. Die 100 Studierenden mit der höchsten Zahlungsbereitschaft nehmen dieses Angebot an.

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Bsp. 3: Aufgrund der hohen Mieten zahlt die Stadt München allen Schwabinger Studierenden Wohngeld in Höhe von € 100,-. Fall A: Der Bezug von Wohngeld ist an die Bedingung geknüpft, dass der Studierende in Schwabing lebt. Fall B: Nehmen wir jetzt an, dass das Wohngeld allen Studierenden gezahlt wird, egal wo sie wohnen.

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2.6 Andere Allokationsmechanismen Allokation= Zuordnung von Gütern zu Konsumenten (bzw. Produktionsmengen zu Produzenten - In unserem Beispiel ist eine Allokation eine Zuordnung von Wohnungen zu Studierenden - Die Allokation, die sich bei einem Markt mit vollkommener Konkurrenz ergibt, ist die folgende: „Alle Studierende mit einer Zahlungsbereitschaft, die größer oder gleich p* ist, bekommen eine Wohnung in Schwabing, alle anderen bekommen keine.“ - Ein Markt mit vollkommender Konkurrenz ist ein Allokationsmechanismus (=d.h. ein Mechanismus, der eine bestimmte Zuordnung von Wohnungen zu Studenten bewirkt)

2.6.1 Ein Monopol Wohnungen gehören einer einzigen Person, die den Schwabinger Wohnungsmarkt kontrolliert -

Wenn ein Monopolist alle Wohnungen vermieten will, darf er höchstens p* verlangen In diesem Fall sind seine Mieteinnahmen p*S

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Wenn ein Monopolist seinen Preis anhebt, muss er 2 Ziele gegeneinander abwägen (Zielkonflikt, „Trade-off“)  Einige Wohnungen kann er somit nicht mehr vermieten → Einnahmen Sinken  Auf der anderen Seite bekommt er für die Vermieteten Wohnungen einen höheren Preis ➢ Der Gewinnmaximierende Preis ist derjenige, bei dem die Fläche des Rechtecks pS maximiert wird ➢ Beachte: Für Monopolisten ist es i.d.r. optimal einzige Wohnungen leer zu lassen → Treibt den Preis nach oben

2.6.2 Mietpreisbindung Der Gesetzgeber legt fest: Studentenwohnungen dürfen nicht teurer als pmax < p* vermietet werden - Überschussnachfrage: Zum Preis pmax werden mehr Wohnungen nachgefragt als vorhanden sind - Wohnungsverteilung unter Nachfragenden abhängig von Rationierungsmechanismus  Warteliste: Studierende tragen sich in Wartelisten ein und können erst im 3. 4. Semester nach Schwabing ziehen

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 Zufall: Wohnungen werden zufällig (z.B. Losverfahren) verteilt  Abstandszahlung: die jetzigen Mieter „verkaufen“ das Mietrecht an den höchst Bieter durch Abstandszahlung (z.B. Empfehlung an den Vermieter durch Ablöse der Küche)  Verschlechterung der Wohnsubstanz: Aufgrund der Überschussnachfrage haben die Vermieterinnen keinen Grund, ihre Wohnungen in Schuss zu halten. Auch heruntergekommene Wohnungen werden zum Preis pmax nachgefragt. Der Verfall hält solange an, bis sich die Zahlungsbereitschaft für das Wohnen in Schwabing soweit verringert hat, dass es keine Überschussnachfrage mehr gibt. ➢ In der Realität oft eine Kombination dieser Rationierungsmechanismen

2.7 Pareto-Effizienz Benannt nach Vilfredo Paretro (1848-1923); Zum Vergleich verschiedener Allokationen Pareto-effizient: Wenn es keine Möglichkeit gibt ein Individuum besser zu stellen, ohne gleichzeitig ein anderes Individuum schlechter zu stellen Pareto-Verbesserung: Allokation B ist eine Pareto-Verbesserung gegenüber Allokation A, wenn in Allokation B wenigstens ein Individuum besser und keines schlechter gestellt wird als in der A -

Die Wohnungsallokation in Schwabing ist Pareto- Effizient, wenn alle S Wohnungen an die S Studierenden mit den S höchsten ZB gegeben werden, da 1. Es kann nicht Pareto-effizient sein, dass ein Student außerhalb wohnt aber eine höherer ZB, als eine Studentin in Schwabing  Angenommen: Student mit ZB= 400€ wohnt in Schwabing; Student mit ZB=600 wohnt außerhalb  Beide können ihre Wohnungen tauschen → Den Überschuss untereinander aufteilen  Da kein anderer Marktteilnehmer von dem Tausch betroffen ist → Pareto-Verbesserung 2. Es kann nicht Pareto-effizient sein, dass nicht alle Wohnungen in Schwabing vermietet sind  Angenommen: Eine Wohnung bleibt leer, während ein Student mit ZB=500€ außerhalb wohnen muss  Vermieter kann an diesen Studenten für 500€ vermieten → Vermieter und Student werden bessergestellt  Da kein anderer Marktteilnehmer von dem Tausch betroffen ist → Pareto-Verbesserung ➢ Fazit: Nur die Allokation ist Pareto-effizient, bei der die S Studierenden mit der höchsten ZB in Schwabing wohnen 6

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Bedeutung für die Allokationsmechanismen  Wettbewerbsmarkt: Hier werden alle S Wohnungen an die S Studierenden mit den höchsten Zahlungsbereitschaften vermietet → Allokation Pareto-effizient.  Monopolmarkt: Hier bleiben einige Wohnungen leer stehen. Also gibt es die Möglichkeit zu einer Pareto-Verbesserung → Monopolmarkt ineffizient.  Mietpreisbindung: Hier bekommen einige Studierende mit relativ niedriger Zahlungsbereitschaft eine Wohnung in Schwabing, während einige mit hoher Zahlungsbereitschaft außerhalb wohnen müssen. Durch Tausch ließe sich eine ParetoVerbesserung erreichen → Allokation ineffizient.

2.8 Fallstudie: Überbuchte Flüge Alle Fluggesellschaften überbuchen regelmäßig ihre Flüge. Warum? Allokationsproblem: Wenn nicht genügend Plätze da sind, welche Passagiere sollen dann sofort fliegen, welche später? Allokationsmechanismus der EU: Diejenigen Passagiere der Economy Class, die als letzte einchecken, müssen warten und erhalten - € 250 bei Flügen bis 1500 km - € 400 bei Flügen von 1500 - 3500 km - € 600 bei Flügen von mehr als 3500 km Allokationsmechanismus von Delta-Airlines: Plätze werden „versteigert“. Wer ist bereit, gegen eine Prämie von $ 100 zu warten? Wenn sich nicht genügend Passagiere finden, wird der Preis in $ 50 Schritten erhöht, bis genügend Passagiere freiwillig warten. In Extremfällen kann der Preis über $ 1000 steigen. Welcher Mechanismus führt zu einer effizienten Allokation?

2.9 Langfristiges Angebot Kurzfristig ist die Menge an Wohnungen nicht veränderbar Langfristig gilt: -

Wenn Mietpreise Steigen lohnt es sich zusätzlich Dachgeschoss, Garagen oder Keller auszubauen → Mehr Wohnungen für Studierende - Wenn Mietpreise fallen lohnt es sich bestehende Studentenwohnungen in Büros, Luxusappartments, Garagen ec. Umzuwandeln ➢ Darum ist das Angebot langfristig eine steigende Funktion des Preises

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2.10 Anhang: Die Zahlungsbereitschaft ZB ist ein gut und hängt davon ab, mit welcher Alternative es verglichen wird Wenn es darum geht, ob Sie ein bestimmtes Gut kaufen sollen oder nicht, ist der Vergleich relativ einfach: - Die Zahlungsbereitschaft für das Gut ist der maximale Preis, den Sie für das Gut zu zahlen bereit sind, also der Preis, bei dem Sie gerade indifferent sind, ob Sie das Gut kaufen und konsumieren möchten, oder ob Sie das Gut nicht kaufen. - Manchmal ist der Vergleich aber etwas komplizierter. In diesem Kapitel hatten wir angenommen, dass für alle Studierenden die Alternative zu einer Wohnung in Schwabing eine Wohnung im Studentenwohnheim außerhalb Schwabings für 300 Euro ist. Beachten Sie: Es muss sich immer um die nächstbeste Alternative handeln! Die Alternative, keine Wohnung zu mieten und unter einer Isarbrücke schlafen, ist für die meisten Studierenden nicht die nächstbeste Alternative und darum nicht relevant ZB kann sich verändern, wenn sich die nächstbeste Alternative verändert - Bsp. Wenn die Miete für eine Wohnung außerhalb Schwabings von 300 auf 400 Euro steigt, wird das Ihre Zahlungsbereitschaft für eine Wohnung in Schwabing erhöhen, z.B. von 500 auf 8

550 Euro. Da die Alternative weniger attraktiv geworden ist, sind Sie bereit, mehr zu bezahlen, um diese Alternative zu vermeiden. Verschiedene Studierende können unterschiedliche nächstbeste Alternativen haben - Studentin A kommt aus Hamburg. Wenn sie keine Wohnung in Schwabing bekommt, ist die nächstbeste Alternative das Studentenwohnheim für 300 Euro. - Student B kommt aus Rosenheim. Wenn er keine Wohnung in Schwabing bekommt, ist die nächstbeste Alternative für ihn, bei seinen Eltern zu wohnen und zu pendeln ➢ Zur Bestimmung der Zahlungsbereitschaften müssen wir bei jedem Studierenden fragen, was für ihn die nächstbeste Alternative ist, also was er an Miete in Schwabing maximal zu zahlen bereit ist, um die nächstbeste Alternative zu vermeiden

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