Einführung in das literarische Lernen PDF

Title Einführung in das literarische Lernen
Course Einführung in das literarische Lernen
Institution Pädagogische Hochschule Weingarten
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Summary

WS 2014/15
Literarisches Lernen, Lesesozialisation; Literarische Kompetenz; Aspekte des literarischen Lernens...


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Einführung in das literarische Lernen- Deutsch Modul 1 Zusammenfassung

Vorlesung 1: -Arbeitsbereiche: Literaturwissenschaft: Wie analysiert man literarische Texte? Literaturdidaktik: Wie setzt man Literatur in der Schule um? Sprachwissenschaft: Wie analysiert man Sprache? Sprachdidaktik: Wie wird Sprache im Unterricht thematisiert? Medien: Welchen Stellenwert haben Medien im Deutschunterricht?

-Unterscheidung in: Primärliteratur: Texte von Schriftstellern Sekundärliteratur: Wissenschaftliche Abhandlungen über Texte der Schriftsteller.

Intertextualität: kein Text ist ohne Bezug zur Gesamtheit der anderen Texte denkbar.

-Analysekategorien für Gedichte: 1. Metrum 2. Vers -männliche/weibliche Kadenz Enjambement Innere Struktur/Zäsur 3. Reim 4. Strophenform 5. Gedichtform 6. Semantik (z.B. Bildlichkeit, Intertextualität)

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Vorlesung 2 – Literarische Sozialisation: -Funktionen von Lesen:

=der Anderen

-Zwei Hauptfragen der Lesesozialisations- bzw. der literarischen Sozialisationsforschung: 1. Wie wird ein Kind oder Erwachsener zu einem gewohnheitsmäßigen (habituellen) Leser (von Literatur)? Sozialisation zur Literatur bzw. zum Lesen 2. Welche Rückwirkungen hat die Lektüre (von Literatur) auf den Prozess der Sozialisation bzw. der Persönlichkeitsbildung? Sozialisation durch Literatur

-Lesebiographien analysieren - Sechs Gründe für die Beschäftigung mit eigenen Geschichte des Lesens als Teil einer professionellen Qualifikation von Lehrkräften: 1. Den eigenen Fall reflektieren und darin allgemeine Tendenzen erkennen: Eigene Lesegeschichte stark subjektiv geprägt, durch Aufarbeitung der eigenen Biografie ist es möglich, sich seiner eigenen Lesegeschichte bewusst zu werden und sie mit anderen zu vergleichen. Selbstverständlichkeiten hinterfragen und eigene Lesesozialisation reflektieren.

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2. Die unreflektierte Weitergabe eigener Normen und Gewohnheiten vermeiden Reflexion der eigenen Biographie kann vorbeugen, einen durch eigene Sozialisation erworbenen hochkulturellen Lesebegriff an Schüler weiterzugeben, der gerade bei Angehörigen bildungsferner Schichten in klarem Gegensatz zu deren Lektüre- und Medienpraxen steht Lesen ist sonst für v.a. Hauptschüler fremdbestimmte, kaum sinnhaft erfahrbare, abstrakt der Lebenswelt gegenüberstehende Tätigkeit, die nur im System Schule ihren praktischen Ort hat. 3. Eine Einsicht in sich verändernde Lebenswelten gewinnen Lesebiographien sind historischen Veränderungen unterworfen. Aufarbeitung der eigenen Biographie hilft, lebensweltliche Bedingungen, die Einfluss auf eigene Geschichte hatten, zu reflektieren und veränderte Lebensbedingungen, unter denen heutige Schüler aufwachsen im Unterricht zu berücksichtigen. 4. Kindliche und Jugendliche Lektürepräferenzen kennen lernen Oft stehen Lehrer Lesefutter von Kindern und Jugendlichen kritisch gegenüber (lesen zu Triebbefriedigung, Wunscherfüllung) übersehen, dass Funktionen von Lesen nicht konstant sind, sondern sich in Altersverlauf wandeln. Auseinandersetzen mit eigenem kindlichen Lesen macht Lesepräferenzen von Kindern/Jugendlichen bewusst, befähigt zum sorgfältigen Umgang mit jenen kindlichen Leseweisen, die Bildungsansprüchen von Schule nicht genügen zu scheinen. 5. Differenzen und Gemeinsamkeiten erkennen Differenzen und Gemeinsamkeiten zwischen den schriftkulturellen Sozialisationsverläufen von Lehrern und Schülern können in Blick treten. 6. Die literarische Sozialisation von Schülerinnen aktiv unterstützen Einstellung von Lehrern zum Lesen prägt bewusst/unbewusst Auswahl und Umgang mit Texten, Aufarbeitung der eigenen Biographie kann helfen, sich über eigene Einstellung zum Lesen bewusst zu werden und somit unreflektiertem Umgang mit Texten vorzubeugen.

-Begrifflichkeiten der literarischen Sozialisationsforschung: -literarische Sozialisation: wird die Herausbildung der Persönlichkeit in Wechselwirkung mit der literarischen Kultur verstanden, d.h. mit literarischen Texten, ihrer Produktion und Rezeption in der Gesellschaft. Umfasst unterschiedliche Präsentationsformen wir Lesungen, Theater, Film u.a. Frage: Welche Menschen nutzen/lesen in welchem Alter welche Texte wie und welche Faktoren bringen dieses Leseverhalten hervor? ist angelehnt an Verständnis von Sozialisation von Klaus Hurrelmann: Sozialisation=Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit in produktiver Auseinandersetzung mit seinen natürlichen Anlagen (=Innere Realität: körperlichen

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und psychischen Grundmerkmale wie körperl. Konstitution, Intelligenz, Temperament, …) und sozialer und physikalischer Umwelt (=äußere Realität: Familie, Freunde, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, Massenmedien, Wohnbedingungen,…) bezogen auf literarische Sozialisation, also Individuum und seine Ausbildung zum Leser, bedeutet das: Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft, die beiden Pole von innerer und äußerer Realität sind Faktoren, die den Prozess der literarischen Sozialisation prägen. -Lesesozialisation: manchmal begriffliche Abgrenzung von „Lesesozialisation“ und „literarischer Sozialisation“, manchmal Lesesozialisation auch Oberbegriff für beide Bereiche. =Erwerb der Kompetenz zum Umgang mit Schriftlichkeit in Medienangeboten unterschiedlicher Provenienz (z.B. Printmedien, audiovisuelle Medien, Computermedien) und unterschiedlicher Modalität (fiktionale Texte, pragmatische Texte).

 Begriff literarische Sozialisation zum einen weiter als Lesesozialisation, weil er Rezeption verschiedener Medien umschließt.  Zum anderen enger zu sehen, weil er ausschließlich literarische Texte erfasst.  Beide Begriffe sind aber im Begriff der Mediensozialisation: Mediensozialisation

Versteht man Sozialisation als Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit, dann ergeben sich für die literarische Sozialisation interessante Fragestellungen: 1. Welche Menschen nutzen bzw. lesen in welchem Alter welche Texte?

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2. Welche Faktoren bringen dieses Leseverhalten hervor?

-Verlaufsformen literarisches Sozialisation  Welche Menschen nutzen bzw. lesen in welchem Alter welche Texte? 1. Von Baby-zum Kleinkindalter (0-3 Jahre): -schon mit Neugeborenen nehmen Bezugspersonen verbalen und nonverbalen Kontakt auf z.B. Singen, kleinere Geschichten erzählen, Fingerspiele/Reime/Sprachspielereien nutzen -sprachliche Interaktionen oft an bestimmte Situationen und Rituale geknüpft, die sich wiederholen. -Einfluss von Mütter/Väter wird geltend, die Neugeborenem Schutz bieten und es mit ersten literalen Äußerungen vertraut machen. -Fühlbücher=erste Erfahrungen mit Buch als Objekt -auch auditive Medien kommen zum Einsatz, indem Lieder, Reime,…auf Speichermedien verfügbar gemacht werden. 2. Vom Vorschul- zum Grundschulalter (3-5 Jahre): -Mündlichkeit dominiert weiterhin in Berührung mit Literatur -mediale Repräsentationsformen erweitern sich zunehmend -Bindung an visuelles tritt stärker hervor, z.B. Bilderbücher, werden Kinder von Bezugspersonen vorgelesen, um sie in angenehmer Atmosphäre in Welt der Texte und Bilder einzuführen. -in diesem Alter bei Vorlesen von Bilderbüchern darauf achten, dass Kinder genug Möglichkeiten finden, um ihre Assoziationen, Fragen und Anregungen zum Gehörten zu äußern. -lernt einfache narrative Muster kennen (Reime, Klänge) und üben sich in ersten Versuchen im Verstehen von Textelementen. -audiovisuelle Medien wie Hörbücher  Kindern lernen in medial unterschiedlicher Weise Texte und Geschichten kennen -oftmals Sendungen serielle Ausprägung  Kinder werden mit Struktur von Geschichten aufgrund medialer Erfahrung mit Serien immer vertrauter 3. Vom Grundschulalter bis zur Vorpubertät (5-10 Jahre): -mit Eintritt in Schule neue Phase der literarischen Sozialisation -Kinder lernen, Texte selbstständig zu lesen, was große Motivation für Lernen des Lesens darstellt. Welt der Schrift wird erschlossen, für viele Kinder aber Anfänge des Lesens anstrengender und mühsamer Prozess und kurze einfache Texte können mit den in medialen Kontexten gesammelten literarischen Erfahrungen nicht konkurrieren.

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-Beginn der 2. Klasse für etliche Kinder Lesekrise mit gezielter Förderung und Literaturauswahl überwinden -mit Ende der 2. Klasse sollten Kinder basale Lesekompetenz ausgeprägt haben. -im weiteren Verlauf der Grundschulzeit: Kinder lesen anspruchsvolle Literatur in Rahmen des Deutschunterrichts, -im Alter zwischen 7/8 bzw. elf Jahren  Phase der lustvollen Kinderlektüre, Kinder lesen gerne Bücher, die sie ins Reich des Imaginären führen, identifizieren sich mit Helden, meistern schwierige Situationen aufgrund besonderer Eigenschaften oder guter Freunde.  zum Teil unterschiedliche Lektürevorlieben bei Mädchen und Jungs, Jungs: spannende, phantastische Geschichten, Mädchen: auch spannende und phantastische Geschichten, aber auch Tier- und Freundschaftsgeschichten. -Neben Vermittlung basaler Lesefähigkeit steht demnach Motivation zum Lesen in Vordergrund. -bereits im Grundschulalter sollten Kinder mit einfachen Möglichkeiten der Deutung literarischer Texte vertraut gemacht werden, wie Unterscheidung in Inhalt und sprachliche Form, Erkennen von Handlungsmotiven der Figuren sowie die Botschaft eines Textes.

Primäre lit. Soz.: Reime, Fingerspiele, etc. Schriftspracherwerb Lustvolle Kinderlektüre

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Nach Lesekrise, 3 unterschiedliche Lesekriterien unterteilt nach Geschlechtern.

Vorlesung 3: -Zum Umgang mit Wissen: -Wer ist die Autorin oder der Autor des Konzeptes, der Theorie oder des Modelles? -Wie ist das Konzept, die Theorie oder das Modell zustande gekommen? a) Basiert es/sie auf theoretischen Überlegungen? Sind diese schlüssig/angemessen? b) Basiert es/sie auf einer empirischen Studie, d.h. der Sammlung und Auswertung von Daten? Wie ist die Anlage/Design der Studie? -Welche Geltungsreichweite haben die Aussagen aufgrund von a bzw. b? -Gibt es andere Theorien oder Studien, die sich mit derselben Fragestellung oder mit demselben Gegenstand beschäftigen? Komplexes Wissen ist selten objektiv verfügbar! Beispiele: 1. Welche geschlechtsspezifischen Unterschiede gibt es in Bezug auf die Lesemotivation und auf die Lektürepräferenzen von Kindern und Jugendlichen? 2. Was ist ein phantastischer Kinderroman? -Lesemodi nach Werner Graf: Definition Lesemodi: Lesemodi= in der literarischen Sozialisation erworbene Handlungsdispositionen, die spezifische Rezeptionsweisen ermöglichen, um Texte subjektbezogen zu verstehen.

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Ausdifferenzierung von Lesemodi ist Graf zufolge Ergebnis der Pubertät und Adoleszenz.  Ziel einer gelungenen Lesesozialisation: Erwerb von möglichst allen Lesemodi! 7 Lesemodi nach Werner Graf: Modus 1- Pflichtlektüren: -gehören in Schule und Beruf zu den alltäglichen Erfahrungen -eingebettet in Lehr- und Arbeitszusammenhänge -Extrinsische Motivation Modus 2 – Instrumentelles Lesen: -Informationsbeschaffung, ist auch zweckrational -Erfolgt freiwillig und ist selbstbestimmt. Modus 3 – Konzeptlesen: -dient häufig Informations- und Bildungszwecken -basiert auf Lesekonzept: Lektürenormen (literarische Bildung), Themen -Subjektiv bedeutsam, emotional befriedigend, Zweck in sich Modus 4 – partizipatorisches Lesen: -Lesen zur Teilhabe an einer sozial-kommunikativen Praxis („Mitreden“) -Transfer des Gelesenen in eine soziale oder individuelle Praxis („RatgeberLiteratur“) Modus 5 – Lesen zur diskursiven Erkenntnis: -trägt Sinn in sich selbst -analytische Durchdringung des Textes, Annäherung an zweckfreier ästhetisches Lesen -Motiviert durch Freude an analytischer Durchdringung der Texte, Suche nach Erkenntnis und Wahrheit Modus 6 – Ästhetisches Lesen: -Zweckfreie Lektüre, v.a. literar-ästhetischer Texte -Freude an ästhetischer Form steht im Mittelpunkt Modus 7 – Intimes Lesen: -Unterhaltungsorientiertes Lesen fiktionaler Texte -Subjektive Bedürfnisbefriedigung

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Beispiel Aufgabe zu Lesemodi:

-Faktoren literarischer Sozialisation: Welche Faktoren bringen dieses Leseverhalten hervor? 1. Geschlecht 2. Familie 3. Peergroup 4. Schule

Zu 1. Einflussfaktor Geschlecht: -Studie zur Literalität im medialen Umfeld von Andrea Bertschi-Kaufmann: 202 Kinder, 2-5. Jahrgangsstufe, Beobachtungszeitraum: 18 Monate, Fokus: Medien und Genderaspekt

-Erfurter Studie von Richter&Plath: Fragestellung • Welche Rolle spielen die verschiedenen Medien im kindlichen Freizeitverhalten?

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• Welche Faktoren in Familie, Schule und anderen sozialen Räumen beeinflussen die Entwicklung von Lesemotivation? • Welche Möglichkeiten hat Schule, die kindliche Literatur- und Medienrezeption positiv zu beeinflussen? Befragung von Schülern in 2-4 Klasse, deren Eltern und Lehrkräfte, Mai/Juni 2001, 24 Erfurter Grundschulen, 1188 Schüler, 907 Eltern, 52 Lehrer

 Allgemeine Befunde zum Geschlecht: -Mädchen/Frauen lesen weitaus häufiger als Jungen/Männer literarische Texte -Mädchen/Frauen bevorzugen Texte, die zwischenmenschliche Beziehungen und psychologische Prozesse darstellen -Jungen/Männer bevorzugen dagegen besonders als Erwachsene Sachliteratur. Wenn sie vor allem in Kindheit literarische Texte lesen Texte über abenteuerliche Handlungen und Lösungen von konkreten Aufgaben. -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Mädchen lesen stärker intrinsisch motiviert, höhere Wertschätzung des Lesens. -Mädchen lesen quantitativ & qualitativ anders als Jungs Unterschiede in GZ noch klein, Mehrzahl erwachsener Vielleser =weiblich -literarisches Lesen vor allem weiblich geprägte Angelegenheit

Reflexion: 1. Welche Konsequenzen für den Deutschunterricht würden sie aus den vorgestellten Befunden zum geschlechterspezifischen Lesen ziehen? 2. Worin liegen möglicherweise Gefahren einer solch geschlechterspezifischen Perspektive auf das Lesen? Zu 2. Einflussfaktor Familie: Indikatoren für ein günstiges Leseklima in der Familie:

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• Kleinkindalter: Vorlesesituation mit Anschlusskommunikation; Bedeutsamkeit von prä- und paraverbalen Kommunikationsformen • Lesevorbild der Eltern als Beitrag zur Lesemotivation • Verfügbarkeit von Printmedien und Interaktionsverhalten in der Familie (soziale Eingebundenheit des Lesens) • Zusammenhang audiovisuelle und digitale Medien: lediglich ausschließliche Nutzung von Computer und Fernsehen sind der literarischen Sozialisation abträglich; ansonsten: kompetente Büchernutzer sind kompetente Mediennutzer! • Damit zusammenhängend: Bedeutung der sozialen Schicht: bildungsnahe bzw. bildungsferne Schichte • Allgemeines Familienklima Fazit: • Früheste und wirksamste Instanz der literarischen Sozialisation • Vererbung von „kulturellem Kapital“ • Bildungsinstitutionen und Bildungspolitik fällt es schwer, in diesem Bereich für Chancengleichheit zu sorgen

zu 3. Einflussfaktor: Peergroup • Pubertät: Familie als zentrale Sozialisationsinstanz tritt zurück • Überwindung der pubertären Lesekrise für einen Teil der Jugendlichen möglich, da sie Lektüreanregungen von anderen Jugendlichen erhalten • V.a. Mädchen empfehlen sich gegenseitig Literatur! • Interesse am partizipatorischen Lesen

Zu 4. Einflussfaktor Schule: • Deutschunterricht der Grundschule: von Schüler(inne)n noch mehrheitlich als positiv empfunden • Literaturunterricht in Sek. I, v.a. in Hauptschule: mehrheitlich demotivierend • Literaturunterricht in der Oberstufe: als anregungsreich empfunden

-Zusammenspiel der Instanzen (Zusammenspiel der Einflussfaktoren auf die literarische Sozialisation: -Ko-Konstruktivismus bietet Lösungsperspektive, indem er Prozess des Kompetenzerwerbs der Person grundsätzlich als Wechselwirkung zwischen sozialen und individuellen Voraussetzungen modelliert:

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Soziale Bedingungen wirken nicht einfach auf Individuen, sondern werden von diesen interpretiert, aktiv ausgewählt und unter Umständen auch verändert. Umgekehrt entwickeln sich solche Aneignungs- und Veränderungskompetenzen erst durch die kulturell organisierte Teilnahme der Einzelnen an entsprechenden sozialen Situationen. der Einzelne wird gesehen als Konstrukteur seiner eigenen persönlichen Kultur wie auch der kollektiven Kultur.

 Konstruktion der je persönlichen Kultur (hier Lesekultur) erfolgt im Rahmen von Sozialisations- und Interaktionsprozessen mit anderen Personen und Instanzen (Familie, Schule usw.)  Zusammenspiel der drei Ebenen:

-Zusammenspiel der drei Ebenen:  Verknüpfung über drei Logiken: 1. Logik der Situation • Akteure der untergeordneten Ebene nehmen eine soziales Situation wahr (z.B. Kind nimmt viel lesende Familienangehörige wahr) 2. Logik der Selektion • Individuen wählen aus verschiedenen Handlungsalternativen eine aus (dabei Reduplikation, Modifikation, Kombination oder gegenläufiges Verhalten) 3. Logik der Aggregation • Handlungen von Individuen können auf übergeordnete Ebene zurückwirken

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-Beispiele des Zusammenspiels: Für die Grundschule:

Für die Sekundarstufe:

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Vorlesung 4: Ziele des Literaturunterrichts -Warum LU in der Schule?  Literaturunterricht wird über die von der Gesellschaft als wichtig empfundenen Funktionen von Literatur legitimiert. zentrale Funktion von Literatur: die Aneignung und Nutzung von persönlich und gesellschaftlich bedeutsamen Sichtweisen der Wirklichkeit (im Sinne von Menschenund Weltbildern), die für den Leser – oder sogar für seine Kultur – neu sein können und ihm auf literaturspezifische Weise angeboten werden.“

-Ziele und Kompetenzen im LU – Modelle  Welche Ziele und Kompetenzen sollen im Literaturunterricht vermittelt bzw. gefördert werden? 1. Drei-Säulen-Modell von Leubner/ Saupe/ Richter (2010) 2. Elf Aspekte literarischen Lernens von Spinner (2006): Sitzung vom 19.05. 3. Kompetenzmodell des Textverstehens von Leubner/ Saupe/ Richter (2010): Sitzung vom 02.06. 4. ... 5. ... -zu 1. Drei-Säulen-Modell von Leubner/Saupe/Richter:

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-Zentrales Ziel =Textverstehen hat 4 Teilziele: Aneignung und Nutzung von neuen Sichtweisen Deutung (Interpretieren) Erkennen von Textelementen und ihren Zusammenhängen Dekodieren von Wörtern und Sätzen Zudem: emotionale Beteiligung und Vorstellungsbildung (Empathie – in Figuren hineinversetzen) -Teilhabe an Handlungsfeld Literatur/Erwerb literarischer Bildung = Dach des Hauses Identitätsförderung: Wenn man Texte versteht, arbeitet man an Einstellungen/Normen, bezieht Dinge auf sich selbst Identitätsbildung -Textverstehen und Lesefreude beziehen sich wechselseitig aufeinander: nur wenn ich motiviert bin/Freude am Lesen habe, verstehe/deute ich Texte durch Textverstehen entsteht stabile Lesefreude -auch Textverstehen und Wissen über Literatur und ihre Kontexte bedingen sich wechselseitig

1. Ziel: Lesemotivation (Lesefreude): -Definition: Unter Lesemotivation versteht man zunächst einfach den Wunsch einer Person, einen bestimmten Text oder ein Buch zu lesen.

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-hinter dieser Definition verbirgt sich komplexes, vielschichtiges Konstrukt, das Faktoren des sozialen Leseumfelds ebenso einschließt wie motivationale Überzeugungen, die sich einerseits im lesebezogenen Selbstkonzept und der Selbstwirksamkeit (als Erwartungskomponente), andererseits in individuellen Interessen und lesespezifischen Zielorientierungen (als Wertkomponenten) manifestieren.“ -Modell von Möller zur Lesemotivation: Erwartungs-mal-Wert-Modell zum Lesen

zu dem Schaubild: -stellt motivationale Grundlagen der Lesekompetenz in einem Modell dar -Lesebezogenes Selbstkonzept: negatives nicht förderlich -Zielorientierung: intrinsisch orientiert  greife selber zum Buch Extrinsisch: nur wenn andere es verlangen Lesen aus Vergnügen, aus ästhetischen Gründen Text zu Erwartungs-x-Wert-Modell: Viele Studien zur Vorhersage von Motivation und Verhalten in schulischen Leistungssituationen basieren auf dem erweiterten Erwartungs-Wert-Modell von Eccles und Kollegen (1983; Eccles, 1994). Die Erweiterung besteht insbesondere darin, Aspekte der Attribuierungstheorie Weiners (1986) zu integrieren. Ec...


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