Erzählanalyse „Leyla“ - Feridun Zaimoglu Abitur 2013 Bayern PDF

Title Erzählanalyse „Leyla“ - Feridun Zaimoglu Abitur 2013 Bayern
Course Deutsch
Institution Gymnasium (Deutschland)
Pages 2
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Summary

Erzählanalyse „Leyla“ - Feridun Zaimoglu Abitur 2013 Bayern, Übung für Abitur...


Description

Abi 2013

„Leyla“ - Feridun Zaimoglu Erzählanalyse: Der vorliegende Textausschnitt wird von der Titelheldin Leyla in der personalen Ich-Form erzählt. Dies hat den Sinn, dass sich der Leser besser in den Hauptcharakter hineinversetzen kann und ihre Gefühle bei der Reise nach Deutschland mit ihrer Mutter und ihrem Kind, - beispielsweise ihre Bedenken über die Ankunft („Als die Türen schließlich aufgehen, lasse ich vor Angst meiner Mutter den Vortritt [...]“, V. 61ff.) , nachvollziehen kann. Dies wird durch das Benutzen der Innenperspektive verstärkt, indem man erfährt, was Leyla denkt und fühlt: „[…] sage ich und schäme mich sofort meiner Worte“ (vgl. V. 68-69). Durch den Gedankenbericht der Protagonistin und ihrer Beschreibung der Umgebung („weites verdorrtes Land“, V. 6) am Anfang des Textes kann sich der Leser die schweren Umstände der Reise, die verzweifelte Lage, ausgelöst durch das Ausgehen des Reiseproviants, besser vorstellen (vgl. V. 1-6). Dabei zeigt Leylas Kommentar, „bestimmt hat er sich zu einer seiner vielen Mittagspausen zurückgezogen“ (vgl. V. 4-5), ihre negative Haltung gegenüber des Schaffners, die höchstwahrscheinlich durch die Anstrengung der Reise verursacht ist. Ihre Erläuterung in V. 20-22 „aber wir müssen geduldig sein, wie wir immer Geduld aufbringen mußten, um einen Brocken dessen zu bekommen, das wir uns gewünscht hatten“ gibt zu erkennen, wie das Patriarchat des Vaters sowohl sie als auch ihre Mutter immer unterdrückt hat. Durch die Beschreibungen von Deutschland, „Mir fallen die Frauen auf, die ohne männliche Begleitung in der großen Bahnhofshalle unterwegs sind [...]“ V. 81-86, zeigen sich die kulturellen Unterschiede: Leyla ist es nicht gewöhnt, unabhängige Frauen aufzutreffen, und derartig viele im Bahnhof zu sehen, löst bei ihr Verwunderung aus. Ihr letzter Kommentar zu dem ganzen Ankommen in Deutschland zeigt, dass ihr einerseits bewusst ist, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit Deutschland nach geraumer Zeit wieder verlassen wird, andererseits bereit ist, sich den Herausforderungen der neuen Heimat, allen voran der Integration, zu stellen (vgl. V. 96-98). Durch die zeitliche Gestaltung ist erkennbar, auf was beim Erzählen Fokus gelegt wird. So ist eines der Hauptprobleme beim Reisen die Versorgung mit Proviant, wodurch die Beschaffung dessen zeitdeckend erzählt wird (vgl. V. 7-17). Ebenfalls zeitdeckend ist der Dialog zwischen Leyla und ihrer Mutter, in dem Leyla versucht, ihren Frust und ihre Panik auszudrücken, wobei ihre Mutter sich einem Gespräch über ihre Familie, die sie in der Türkei zurückgelassen hat, entzieht (vgl. V. 25-47). Dies hat den Zweck, dass der Leser erkennt, wie unterschiedlich Mutter und Tochter sind. Durch den Zeitsprung, verursacht durch Leylas Einschlafen, wird die restliche, für die Handlung unwichtige Reise ausgespart und der eigentliche Knackpunkt, die Ankunft in Deutschland, wieder in den Vordergrund gestellt (vgl. V. 48-56). Dabei wird das Wiedersehen mit ihren Mann

Abi 2013 zeitdehnend erzählt, wodurch deutlich wird, wie unangenehm ihr einerseits ihre Beschwerde über die Zugfahrt und der Austausch von Vertraulichkeiten vor ihrer Mutter ist andererseits, wie erleichtert sie über die Ankunft in Deutschland ist. Wie bereits erwähnt werden Leylas Beschreibungen des Bahnhofs und seiner Menschen ebenfalls zeitdehnend erzählt, was verdeutlicht, wie überwältigt Leyla von den deutschen, unabhängigen Frauen ist (vgl. V. 81-86). Im Text werden auch Tochter und Mutter indirekt charakterisiert. So ist Leyla zurückhaltend und stört ihre Mitmenschen nicht einmal in einer Notlage (vgl. V. 1-2), nichtsdestoweniger ist sie abschätzig gegenüber Menschen, die ihren Erachtens faul sind („bestimmt hat er sich zu einer seiner vielen Mittagspausen zurückgezogen“ (vgl. V. 4-5)). Auch zeigt sie einen naiven Charakterzug, den sie sich sogar selbst eingesteht, indem sie im Gespräch mit ihrer Mutter sagt, dass sie dachte, die Drei-Tages-Reise würde nicht so lange dauern (vgl. V. 26-34). Ihre Mutter ähnelt Leyla, sie ist aufopferungsvoll („Erst habe ich mein Leben einem Mann geopfert, sagt sie, jetzt schenke ich mein Leben einem Enkelkind“, V. 40-41), reagiert aber auf die Anspielung auf ihren verstorbenen Mann gereizt, was zeigt, dass sie trotz seiner Tyrannei ihm loyal gegenüber geblieben ist und nichts schlechtes über ihn sprechen will (vgl. V. 4547). Insgesamt repräsentieren Leyla und ihre Mutter die typischen türkischen Ehefrauen und Mütter, wobei zu erkennen ist, dass Leyla bei ihrer Befreiung aus dem Patriarchat des Vaters deutlich fortgeschrittener ist, beispielsweise mit ihren Vorhaben, alleine in ein „Zuckerpastetenhaus“ (V. 89) zu gehen und „deutsche Damen [ihres] Alters kennen[zulernen]“ (V. 90). Ihren Mann Metin charakterisiert Leyla lediglich durch ihren Kosenamen für ihn, den „Schönen“ (V. 66)....


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