Essay Französische Sprache PDF

Title Essay Französische Sprache
Author Sina Blaschke
Course Einführung in die romanische Sprach- und Medienwissenschaft
Institution Universität Mannheim
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Summary

Einführung in die französische Sprach- und Medienwissenschaft
- Essay zum Thema französische Sprachgeschichte
- HWS 2014/15...


Description

Universität Mannheim Romanisches Seminar Abteilung Sprach- und Medienwissenschaft HWS 2014/2015 Pflichttutorium Grundlagen der französischen Sprach- und Medienwissenschaft

Die französische Sprache zählt bekanntlich zu einer der Weltsprachen, dessen ungefähr 100 Millionen Sprecher sich auf mehrere Kontinente verteilen. (vgl. Sokol, 2007: 82) Französische Sprache und Französischsprachigkeit wird häufig unterschiedlich verstanden. Aus und mit diesen Verständnissen hat sich eine Politik herauskristallisiert, die sich mit der Vorstellung von französischer Sprache im gesellschaftlichen Raum beschäftigt. Frankreich besitzt das Ansehen eines Vielsprachenstaates, welches jedoch erst durch eine Krise um 1900 entstanden ist. (vgl. Geckeler, Horst/Dietrich, Wolf, 2003: 249ff.) Zu der Zeit begann die ,crise du francais', deren Auswirkungen in geringem Maße sogar heute noch anhalten. Die, sich aus dem Vulgärlatein über mehrere Epochen entwickelte, französische Sprache, auch, ,langue universelle' genannt, ging verloren. Der Status des Französischen als internationale Verkehrssprache ist zurückgegangen und wurde vom Englischen verdrängt. Vor allem nach Ende des 2. Weltkrieges wurden etliche englischsprachige

Lexeme1

entlehnt,

die

den

französischen

Wortschatz

beeinflussten und bereicherten. Beispiele dafür sind fairplay, reservation, campus und weekend. (vgl. Kesselring,1989: 2) Auch kam es zur Emanzipation 2 in den Kolonien, da diese seit dieser Zeit unter keinen Einflüssen des Französischen mehr standen. Ausgewirkt hat sich diese Krise also auf den gesamten französischsprachigen Raum, da ihre Distanznorm 3 bedroht wurde: Die Sprache in Paris, dem Zentrum Frankreichs, verlor ihr Ansehen als einheitliche Norm und wurde durch alle einzelnen, in den Kolonien herrschenden, Sprachvarietäten 4 ersetzt. (vgl. Sokol, 2007: 82ff.) Genauer ausgedrückt, starb die klassiche literarische Einheit aus, was vor allem auf öffentliche Medien, wie Fernsehen, Radio und der Literaturproduktion in Zeitungen zurück zu führen ist.

1

Wörter

2

hier: Befreiung aus einer Abhängigkeit

3

hier: einheitlich formal festgelegte Sprache mit Regeln und Grammatik

4

Arten der Sprache

2 Diese Krise, die auch als Kampf für die Reinhaltung des Französischen und gegen Anglizismen1 benannt werden kann, löste folgende Reaktionen aus: Die in Frankreich herrschende Sprachpolitik 2 verschärfte ihre Ziele, die Antwort sollte lauten, die politischen Maßnamen der Sprachregelung zugunsten des direkten französischen Einflusses in der Welt verstärkt auszubauen und weiterhin den normierenden Zuspruch der Politik zu erhalten, um das Französische von Fremdwörtern, besonders Englischen, reinzuhalten. Das Festhalten an der deskriptiven Norm3 des, ,francais commun’, oder auch ,Durchschnittsfranzösisch’ , sollte einheitlich unter politischer Aufsicht existieren und akzeptiert werden. Desweiteren wurden Strafen bei Verwendung englischer Wörter in der Öffentlichkeit verstärkt eingeführt. (vgl. Geckeler, Horst/Dietrich, Wolf, 2003: 249ff.) Das 1932 veröffentlichte Akademiewörterbuch, welches sich gegen, mots étrangers' 4 richtet, sowie das Buch ,Parlez-vous franglais? ' von René Etiemble manifestierten sich als Reaktion auf die Macht der Anglizismen. (vgl. Geckeler/Dietrich, 2003: 252) Durch diese Schritte stoppte das Eindringen vieler englischer Wörter, in dem Maße, dass Wörter, die nach 1970 entlehnt wurden, zwar im sprachlichen Gebrauch bekannt sind, nicht aber im lexikalischen Wörterbuch Platz fanden. (vgl. Kesselring, 1989: 2) Seit 1930 haben sich internationale, politische Organisationen gebildet, die die zuvor erwähnten Vorgehensweisen zur ,Reinerhaltung und Verteidigung des Französischen’ ausführten. (vgl. Geckeler/Dietrich, 2003: 252) Ab 1960, also nach Ende des 2. Weltkrieges wurden diese Organsisationen durch Mitwirken der Sprachpolitik

zusammen

geschlossen,

um

gemeinsam

deren

Ziele

auf

wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene zu verfolgen. Folglich zählen die 1960er Jahre für Frankreich und deren Sprachpolitik zu wichtigen Daten, da sie eng mit der Geburt des Begriffes der ,Frankophonie’ in Verbindung stehen. (vgl. Stein, 2014: 160) In

diesen Jahren erreichten einige

Staaten in Übersee ihre Unabhängigkeit von Frankreich und Belgien, aber entschieden sich trotzdem französisch als offizielle Sprache zu behalten. Der Begriff Frankophonie existiert lexikalisch jedoch schon seit dem 19. Jh. und geht auf Adjektiv

den Erfinder , francophone’

Onésime Reclus Personen

,qui

zurück. Er

parle

francais’5

definierte mit dem ,

meint

1

Wörter englischer Herkunft

2

politisches Handeln, das Einfluss auf Sprache nimmt (vgl. OME Lexikon)

3

gebräuchlich

4

fremdsprachliche/fremde Wörter Personen, die französisch sprechen

5

also

die

3 Französischsprachigkeit und mit ,francophonie’ defnierte er Regionen, in denen das Französische verbreitet ist. Heute hat der Begriff mehrere Bedeutungen, die sich grundlegend in ihrer Schreibweise unterscheiden lassen: frankophonie ( mit kleinem f) beschreibt alle Völker und Sprachgemeinschaften auch außerhalb Frankreichs, die französisch sprechen. Hingegen Frankophonie ( mit großem F) umfasst die politischen, internationalen Organisationen, die untereinander kooperieren und verschiedene Aufgaben ausführen. (vgl. Erfurt, 2005: 8ff.) Herauszuheben ist also die einerseits sprachliche und andererseits politische Bedeutung und der Hintergrund der Frankophonie. (vgl. Sarcher, 1994: 15) Gemeinsam haben die Bedeutungen aber die Absicht, dass das Französische als Nationalsprache, Sprache der internationalen Kommunikation, Arbeitssprache und Kultursprache eine Einheit bilden soll, und zu betonen ist, die Ausrichung ihrer Arbeit auf internationaler Ebene. (vgl. Sarcher, 1994: 5) Diese Absicht wird von 63 Mitgliederstaaten befürwortet. (vgl. Erfurt, 2005: 11) Hervorzuheben ist Kanada, denn der französischsprachige Teil Québec ist mit 6 Millionen Sprechern, davon der größte Teil Muttersprachlern, das größte frankophone Gebiet. (vgl. Sarcher, 1994: 41) Besonders entscheidend für den Aufbau der Organisationen war die zunächst 1969 in Niamey beschlossene Gründung der ‚agence de cooperation culturelle et technique’ (ACCT), die für die Koordinierung der Aktivitäten zwischen den französischsprachigen Staaten zuständig sein sollte. Die ACCT umfasste aber nur Länder, deren offiizielle Sprache französisch war. (vgl. Erfurt, 2005:11) 1986 folgte dann auf Verlangen des französischen Präsidenten F. Mitterand das erste Gipfeltreffen, welches als offizieller Verstaatlichungsprozess der Frankophonie gesehen wird. (vgl. Sarcher, 1994: 42) Bekannt ist die Frankophonie jetzt als ,Agence intergouvernementale de la Francophonie’ (AIF). Seit diesem Jahr gelten große Veränderungen im Bezug auf die Frankophonie, da nun die Verbindung zur Französischsprachigkeit allmählich in den Hintergrund trat. Länder, in denen kein französisch gesprochen wird, wie zum Beispiel Polen, Mazedonien und Ungarn, traten den Organisationen bei und steuerten der allgemein internationalen Beziehung sowie deren Kooperation bei. Kriterien und Gründe der Aufnahme wandelten sich also von sprachlichen zu wirtschaftlichen/politischen. Dieser strukturelle Wandel war ausschlaggebend für die Umbenennung der AIF in ,Organisation internationale de la Francophonie’(OIF). (vgl. Erfurt, 2005: 8ff.)

4 In den 1990er Jahren bildete sich eine neue Sprachpolitik, deren Ziele verschärft die Verteidigung der Vielsprachigkeit auf der Welt gegenüber dem Englischen ist. Die Mitglieder der OIF verbreiteten es folgendermaßen ,défendre et promouvoir le multilinguisme, éviter l´uniformisation et l´hégémonie de l´anglais dans le monde’ (Erfurt, 2005 :22). Durch Engagement bei UNO und UNESCO für den Erhalt der Vielsprachigkeit und kultureller Differenzen, entwickelte die Sprachpolitik ihr Konzept weiter mit dem Ziel neben Verbreitung des Französischen innerhalb der Mitgliedstaaten, auch den Erhalt der Sprachenvielfalt in der Welt zu gewährleisten. (vgl. Erfurt, 2005: 23) Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Frankophonie in Konkurrenz zur Hegemonie seitens der USA und somit dem großen englischen Einfluss und deren Macht steht. Mittel der Verbreitung ihrer Ziele sind zunehmend die Medien, wie beispielsweise durch den eingeführten frankophonen Nachrichtensender TV5 1. (vgl. Erfurt, 2005: 17) Ihre Arbeit und ihre Aktivitäten werden publiziert und sollen informieren. Außerdem vermittelt beispielsweise der ,état de la francophonie dans le monde’ (Erfurt, 2005: 151) / (vgl. Storost, 2008: 152) eine französische Perspektive auf Frankreich, indem sie Fragebögen inklusive späterer Auswertung im Auftrag der französischen Regierung veröffentlichen. Hinzu kamen Studien zu Migration,

Bilinguismus,

Beziehung

zur

Zivilgesellschaft,

die

nicht

nur

Mitgliedsstaaten betreffen, sondern deren Absicht es ist, die Reaktion der französischsprachigen Kultur weltweit zu ermitteln. (vgl. Storost, 2008: 150ff.) Die Frankophonie gliedert sich in mehrere Agenturen, auch ,operateur’ genannt, innerhalb welcher sie kooperieren, um die Aktivitäten in verschiedenen Bereichen, wozu Bildung, Kommunikation und Information gehören, zu fördern. Besonderer Erfolg zeichnet sich durch die Beschleunigung der Zirkulationströme von Waren, Kapital und Dienstleistungen aus. Ebenso sind die Demokratisierungsprozesse zur Förderung von Frieden sehr erfolgreich. (vgl. Erfurt, 2005: 152f.) Im Bereich der Bildung und Erziehung greifen sie die Bildung der Jugend auf und entwerfen Programme um Mobilität und Kooperation zwischen den Institutionen zu schaffen. Dies ist zugleich als Bekämpfung der Armut und sozialen Ungleichheit zu sehen. Und auch im Bereich der Kommunikation und Information erlangt die Frankophonie Unterstützung um die Unterschiede zwischen armen und reichen Ländern zu überwinden. (vgl. Erfurt, 2005: 153ff.) Zum Abschluss gibt es noch weitere Aspekte und Ideen, neben der Frankophonie um das Französische von fremdsprachlichen Ausdrücken reinzuhalten. Die 1

internationaler, französischsprachiger Fernsehsender

5 Abschaffung internationaler Kinos, und auch die Ersetzung internationaler Speisekarten durch einheitlich Französische wären Schritte zugunsten der Erhaltung des Französischen. Ein weiterer Aspekt, der so gut wie die gesamte Arbeitswelt betrifft, wäre die verpflichtende Verwendung von Arbeitsprogrammen in französischer Sprache und nicht in standardisierter englischer Form. Dies wären Ansätze, die auch im Sinne der Frankophonie die Verteidung des Französischen gegenüber dem Englischen stützen könnten und die Sprachpolitik zugunsten Frankreichs bereichern würde. Das Prinzip der Frankophonie gefällt mir sehr gut und weist meiner Meinung nach teils Züge eines Kompromisses bezüglich der Sprachpolitik auf. Zwar zählt zu den Hauptzielen die Verbreitung des Französischen, aber auch der Erhalt der Sprachenvielfalt ist in den Vordergrund gerückt. Diese Arbeitsweise ist von politischer Art und zeigt den Willen zur Kooperation auf internationaler Ebene. Im Hintergrund

bleibt

natürlich

stets

der

engstirnige

Verteidigungs-

und

Konkurrenzkampf, insbesondere gegen die englische Sprache, und der tiefsitzende Wunsch der Dominanz des Französischen präsent. Dadurch erlangen die Franzosen auch Kritik von Staaten ausserhalb, da ihre Sichtweise und Haltung gegenüber anderen Sprachen kaum beeinflussbar ist. Der Einfluss einer anderen Sprache wird als Feind betrachtet und in keiner Weise akzeptiert. ,Französisch sprechen’ gilt als oberste Regel und soll ausnahmslos befolgt werden. Diese Einstellung ist im Vergleich zu anderen Ländern, sehr ausgeprägt und übertrieben, aber in gewissem Maße auch ihr Recht um Französisch zu verteidigen. Meine Meinung nach sollte Frankreich seinen Widerstand gegen den Anglizismus vermindern und akzeptieren, dass das Englische aufgrund der Globalisierung die erste Weltsprache ist und somit so gut wie alle Sprachen beeinflusst.

Bibliografie Erfurt, Jürgen (2014): Frankophonie. Sprache-Diskurs-Politik, Tübingen: Narr Geckeler, Horst / Dietrich, Wolf (32003): Einführung in die französische Sprachwissenschaft: ein Lehr- und Arbeitsbuch (= Grundlagen der Romanistik 18). Berlin: Erich Schmidt Kesselring, Wilhelm (1989) Dictionnaire chronologique de la langue française. Le 17eme siecle.Heidelberg: Faksim Sarcher, Walburga Christina (1994) Über Ideal und Wirklichkeit: Eine Untersuchung zum Verhältnis und zur sprachlichen Zusammenarbeit zwischen Québec und Frankreich. Bochum: Brockmeyer

6 Sokol, Monika (22007): Französische Sprachwissenschaft: Ein Arbeitsbuch mit thematischem Reader (= Narr Studienbücher). Tübingen: Narr. Stein, Achim (1998): Einführung in die französische Sprachwissenschaft (Sammlung Metzler 307). Stuttgart: Metzler. Storost, Jürgen (22008 ): Langue francaise - langue universelle. Die Diskussion über die Universalitt des Französischen an der Berliner Akademie der Wissenschaften ( Band 12), Hamburg: Kovac Dr....


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