Formale Merkmale des lyrischen Gedichts PDF

Title Formale Merkmale des lyrischen Gedichts
Course Einführung in das Studium der Neueren deutschen Literaturwissenschaft
Institution Universität Trier
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Summary

Wintersemester, Zusammenfassung eines Teils des Kapitels S. 81-93 und eigener Recherche...


Description

Formale Merkmale des lyrischen Gedichts: 1. Metrum oder Versmaß: fest geregelte Abfolge von betonten und unbetonten Silben, Hebungen und Senkungen ( → Rhythmus: Abfolge von betonten und unbetonten Silben). Diese Unterscheidung bezieht sich auf die Dichtung in deutscher Sprache. Das Griechische und das Lateinische differenzieren stattdessen lange und kurze Silben, und erst im 17. Jahrhundert erkannte Martin Opitz, dass das Deutsche eben nicht quantierend, sondern akzentuierend verfährt: die Silben werden hier gewogen (tragen sie einen Akzent oder nicht?) und nicht nach ihrer länge gemessen. Die metrische Ordnung im Französischen richtet sich nach der Anzahl der Silben in einem Vers. Jede sprachliche Äußerung im Deutschen weist eine bestimmte Folge von betonten und unbetonten Silben auf, die man als ihren Rhythmus bezeichnen kann. Ein Metrum liegt jedoch nur dann vor, wenn diese Abfolge einer übergreifenden Regel gehorcht und sich somit gleichartige Kombinationen von Hebungen und Senkungen wiederholen. Z.B. die metrische Einheit/der Versfuß “Jambus”, der immer aus einer unbetonten und einer betonten Silbe besteht (x X). Das Gegenstück zum Jambus bildet der Trochäus, der aus einer betonten und einer unbetonten Silbe besteht (X x). Jambus und Trochäus werden alternierende Versmaße genannt, weil sie Silbe um Silbe Hebung und Senkung abwechseln lassen. Dreisilbige Versfüße: Daktylus → eine Hebung und zwei Senkungen (X x x) und Anapäst → zwei Senkungen und eine Hebung (x x X). (Amphibrachys → Senkung, Hebung, Senkung (x X x)). 2. Zahl der Hebungen/ der betonten Silben: Häufig ist die Hebungszahl in sämtlichen Versen identisch, ansonsten wechselt sie nach einem bestimmten Prinzip. Es gibt auch Gedichte, deren Verse zwar eine konstante Hebungszahl, aber keine Regelmäßigkeit bei den Senkungen und somit kein festes Metrum erkennen lassen, man spricht in diesen Fällen von Füllungsfreiheit (Zahl der Senkungen kann beliebig gewählt werden). Eine Versform, die Füllungsfreiheit gewährt, ist der Knittelvers, der für gewöhnlich vier Hebungen besitzt. 3. Versform: → Blankvers → Verszeile, die ungereimt ist und einen fünfhebigen Jambus aufweist, wobei es männliche und weibliche Kadenzen geben kann (wird entweder aus zehn oder elf Silben gebildet und hat eine bewegliche Zäsur) , Alexandriner → jambisch alternierender, sechshebiger Reimvers, Hexameter → antiker Vers aus sechs Versfüßen, deren letzter um eine Silbe verkürzt ist, besteht aus Daktylen (außer der letzte Versfuß), Pentameter → antiker Vers aus sechs Versfüßen, besteht aus sechs Daktylen, wobei nach dem dritten und dem sechsten beide Senkungen entfallen etc. 4. Versanfang und Versende: Auftakt → davon spricht man, wenn der Vers mit einer oder sogar zwei unbetonten Silben beginnt (z.B. Jambus, Anapäst), auftaktloser Vers → Vers beginnt mit betonter Silbe (z.B. bei Trochäus oder Daktylus), Kadenz → Versende, man unterscheidet männliche und weibliche Kadenz, schließt der Vers mit einer betonten Silbe, so ist die Kadenz

männlich oder stumpf, ist die letzte Silbe unbetont, nennt man die Kadenz weiblich oder klingend. 5. Zeilenstil und Zeilensprung (Enjambement): Beim Zeilenstil sind die einzelnen Verse des Gedichts mit Satzteilen oder ganzen Sätzen identisch, so dass das Versende jeweils mit einem syntaktischen Einschnitt zusammenfällt, den üblicherweise auch ein entsprechendes Satzzeichen markiert. Ein Zeilensprung oder Enjambement liegt dagegen vor, wenn die grammatikalische Einheit über das Versende hinausgeht → größere Spannung zwischen Vers- und Satzstruktur und größere Dynamik. Bei einem Enjambement geht der Satz und Sinn von einem Vers in einen anderen über. 6. Reim: Gleichklang zweier Verse vom letzten betonten Vokal/Buchstaben an. Während der Gleichklang beim reinen Reim vollkommen ist, realisiert er sich beim unreinen Reim nur näherungsweise, z.B. weil nur die Vokale, nicht aber die Konsonanten übereinstimmen → Assonanz. Beispiele von Reimen: der Paarreim (a a b b c c), der Kreuzreim (a b a b), der umarmender oder umgreifender Reim (a b b a), der Schweifreim (a a b c c b) etc. Verse, die keinen Reimpartner haben, nennt man Waisenzeilen und werden mit x markiert. Der Reim stellt kein Definitionsmerkmal von Lyrik dar (die Dichtung der Antike kannte ihn noch nicht, und auch in deutschsprachiger Poesie gibt es viele Spielarten reimloser Lyrik). In zahlreichen Gedichten fungiert er aber doch als wichtiges ästhetisches Gestaltungsmittel (bestimmt die Klangwirkung des Textes mit und verstärkt seine Einprägsamkeit). 7. Strophenform/Gedichtform: → das Sonett → vierzehnzeiliges Gedicht, das aus zwei vierzeiligen (Quartette) und drei dreizeiligen (Terzette) Strophen besteht, und ist meist jambisch, die Stanze (acht fünfhebige-jambische Verse und Reimschema a b a b a b c c), vierzeilige Volksliedstrophe (mit Paar- oder Kreuzreim, meist jambisch und mit drei oder vier Hebungen in den einzelnen Versen), die Odenstrophe → weist einen hochkomplexen metrischen Bau auf und wird meist für feierliche Gedichte in gehobener Sprache verwendet, das Distichon → wird aus einem Hexameter und einem Pentameter gebildet, Volkslied etc. Seit dem Sturm und Drang wurden in Deutschland schließlich auch freirhythmische Gedichte geschrieben. Ihre Verse sind nicht metrisch gebunden, reimlos und von unterschiedlicher Länge und treten eher zu unregelmäßigen Abschnitten als zu gleichgebauten Strophen zusammen. Der freie Rhythmus bricht damit die Zwänge einer strengen Verslehre auf und schafft variablere Ausdrucksmöglichkeiten....


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